Nicolas-Fabian Schweizer, ZVEI-Vorstandsmitglied.

„Wenn sich Europa tatsächlich resilient in der Mikroelektronik aufstellen will, muss es die gesamte Elektronik-Wertschöpfungskette in den Blick nehmen“, erklärt Nicolas-Fabian Schweizer, ZVEI-Vorstandsmitglied. (Bild: Schweizer Electronic)

Wenn sich Europa tatsächlich resilient in der Mikroelektronik aufstellen will, müssen laut ZVEI-Vorstandsmitglied Nicolas-Fabian Schweizer sowohl die Verbindungstechnik als auch die Elektronikfertigung eindeutig als Netto-Null-Technologien anerkannt und als förderfähig eingestuft werden. Er verweist auf andere Weltregionen der Mikroelektronikbranche, die die strategische Bedeutung von Verbindungstechnik (Leiterplatten) und Elektronikfertigung (EMS Electronic Manufacturing Services) erkannt haben und gezielt fördern: In China erhalten die Unternehmen über alle Wertschöpfungsstufen hinweg bedeutende Zuwendungen, von Finanzhilfen über Steuererleichterungen bis hin zu vergünstigten Energiepreisen. Auch in den USA werden unter anderem durch den Inflation Reduction Act (IRA) bedeutende Mittel für die Industrie bereitgestellt. In Kombination mit den hohen Produktionskosten in Europa stellt diese Förderpolitik hiesige Leiterplattenhersteller und Elektronikfertiger vor immer größere Herausforderungen, von einem globalen ‚Level-Playing-Field‘ sei keine Rede.

Deshalb fordert der ZVEI, dass die EU gegensteuert und auch diese Technologien im Rahmen der „Transformationstechnologien für die Dekarbonisierung“ unter den "Net-Zero Industry Act" fallen sowie als förderfähig eingestuft werden. Schließlich sei der klimaneutrale Umbau der Industriegesellschaft ohne Leiterplatten und Elektronikfertigung nicht zu schaffen, im Zusammenspiel mit Halbleitern etwa sind sie unverzichtbar für die Erzeugung von Solar- und Windenergie.

Asien dominiert Weltmarkt

Europas Weltanteil bei Leiterplatten steht unter Druck – bei Produktion und Markt: Seit dem Jahr 2000 ist der Marktanteil von zwanzig auf drei Prozent zurückgegangen. Davon beträgt der Produktionsanteil etwa zwei Drittel. Im gleichen Zeitraum reduzierte sich die Anzahl der größtenteils mittelständischen Hersteller um zwei Drittel auf 160. Asiens Weltanteil allein beim Markt liegt heute schon bei 85 Prozent.

Auch bei elektronischen Baugruppen hat Europa deutlich nachgelassen. Allein der europäische Marktanteil hat sich im selben Zeitraum auf elf Prozent halbiert – der asiatische Anteil beträgt 56 Prozent.

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