Technologie trifft Realität

Future-Packaging-Linie auf der productronica

Auf der productronica wird Elektronikfertigung greifbar: Die Future-Packaging-Linie zeigt als Reallabor unter Live-Bedingungen, wie Prozesse, Maschinen und Daten in der industriellen Produktion intelligent zusammenwirken.

Im Rahmen der live produzierenden »Future Packaging«-Linie werden die Linienpartner verschiedenste Verbräuche messen und unter anderem Effekte bei Ramp-up und Ramp-off der Fertigung detektieren. Tägliche Führungen finden um 10:00 Uhr („Berliner-Bouletten-Frühstücksführung“ – Treffpunkt am Bouletten-Point) und 14:00 Uhr statt.
Im Rahmen der live produzierenden »Future Packaging«-Linie werden die Linienpartner verschiedenste Verbräuche messen und unter anderem Effekte bei Ramp-up und Ramp-off der Fertigung detektieren. Tägliche Führungen finden um 10:00 Uhr („Berliner-Bouletten-Frühstücksführung“ – Treffpunkt am Bouletten-Point) und 14:00 Uhr statt.

Die „Future Packaging“-Linie kehrt als Reallabor zur productronica zurück – passend zum 50-jährigen Jubiläum. Neben Live-Demonstrationen der kompletten Fertigungskette setzt das Projekt erstmals auf hybride Formate und Nachhaltigkeit: Besucher erleben nicht nur aktuelle Maschinen im Betrieb, sondern erfahren auch mehr zu ihrem CO₂-Fußabdruck.

Auf einen Blick

  1. Live-Reallabor auf der productronica: Die Future-Packaging-Linie zeigt direkt auf der Messe eine vollfunktionsfähige Elektronikfertigung – von der Bestückung bis zum Test.

  2. Praxisnahe Demonstration vernetzter Prozesse: Moderne Automatisierung, smarte Maschinenkommunikation und durchgängige Datenflüsse werden unter realen Bedingungen demonstriert.

  3. Kooperation von Industrie und Forschung: Die Linie entsteht durch die Zusammenarbeit führender Technologieunternehmen und Forschungseinrichtungen als Blaupause für die Produktion von morgen.

Aller guten Dinge sind bekanntlich drei: Nachdem die Future Packaging-Linie bereits 2017 und 2019 Teil der productronica war, bietet sich zum 50-jährigen Jubiläum der Messe ein passender Rahmen für die Rückkehr. In enger Abstimmung mit der Messe München wurde ein inhaltlicher Fokus entwickelt, der den Besuchern einen echten Mehrwert bieten soll. Die internationale Plattform der productronica eröffnet den beteiligten Unternehmen dabei die Möglichkeit, ihre Lösungen zu präsentieren und neue Besuchergruppen zu gewinnen.

Die Art und Weise, wie sich Interessierte über neue Maschinen, Geräte und Prozesse informieren, hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Auf der einen Seite konnten sich virtuelle oder webbasierte Angebote durch eine breitere Akzeptanz von entsprechenden Tools eine immer größer werdende Basis an Nutzern erarbeiten, was sicherlich auch mit einem Generationenwechsel in der gesamten Industrie zu tun hat: Die jungen Ingenieure sehen den Besuch einer Messe mit anderen Augen, da für sie vor allem der Informationsgewinn an erster Stelle steht und der „Erlebnisfaktor“ gar nicht mehr so viel Gewicht hat wie in früheren Jahren. Aussteller sollten diese Veränderungen nutzen und auch auf hybride Angebote setzen. So wird dies auch mit der „Future Packaging“-Linie in diesem Jahr umgesetzt: Die Führungen werden live gestreamt und Ausschnitte davon im Anschluss auf allen relevanten Kanälen veröffentlicht.

Parallel zu dieser Entwicklung setzten in den vergangenen Jahren viele Hersteller vermehrt auf dezentrale Vor-Ort-Angebote wie Technologietage und Demo-Tage, um eine direktere Kundengewinnung zu erzielen und durch räumliche Nähe zu den potenziellen Kundengruppen ein zeitlich niedrigschwelliges Angebot zu

realisieren. Denn auch die An- und Abreisezeit zu einer Messe fällt für die nach immer höherer Effizienz strebenden Unternehmen, neben den zu Messezeiten oftmals exorbitanten Hotelkosten, ins Gewicht.

Übersicht der Linienteilnehmer

  • ATEcare Service
  • ATN Automatisierungstechnik Niemeier
  • ATN Produktionstechnik Niemeier
  • Brady
  • Ekra Automatisierungssysteme (Asys Group)
  • F&K Delvotec Bondtechnik
  • Fraunhofer IZM
  • Fuji Europe Corporation
  • IBL-Löttechnik
  • IPTE Factory Automation NV
  • LPKF Laser & Electronics AG
  • Nordson Electronic Solutions (Asymtek)
  • Optimum datamanagement solutions
  • Smartlink-SMT
  • Teknek

Veränderte Fertigungslandschaft – veränderte Messelandschaft

Eine sich konsolidierende Fertigungslandschaft in Deutschland und Europa, daraus resultierende verringerte Bedarfe an Fertigungsequipment sowie veränderte Messebesuchgewohnheiten: All dem tragen Aussteller Rechnung, indem sie Kommunikation und Informationsangebot an die potenziellen Besucher anpassen. Sie bringen die Informationen dorthin, wo die Adressaten sind – ob vor Ort oder rein digital.

Zu allem Wandel in der Geschichte der »Future Packaging«-Linie gehört auch immer wieder das Setzen neuer Ziele und der Versuch, wichtige Schwerpunkte vorauszuahnen. Es lässt sich unschwer erkennen, dass neue Regularien kommen werden, die die Aufzeichnung und Dokumentation sämtlicher CO₂-äquivalenter Verbräuche betreffen. Teil der Ökodesign-Richtlinie der EU ist die Einführung des digitalen Produktpasses DPP. Ab 2027 wird dieser für verschiedene Produktgruppen verpflichtend, darunter auch Elektronik. Inhaltlich ist der DPP ein elektronischer Datensatz mit verschiedensten Informationen zur elektronischen Baugruppe wie etwa Herkunft, Herstellung, Materialien, Zusatzstoffe, Reparatur- und Entsorgungsmöglichkeiten.

Hier setzt die Idee der »Future Packaging«-Linie als erstes „Reallabor“ in der Geschichte der productronica an. Aber was bedeutet das? Da vor, während und nach den täglichen Führungen um 10 und 14 Uhr die gesamte Linie hochgefahren, betrieben und wieder runtergefahren werden muss, sind alle erdenklichen Zustandsänderungen und ihre damit einhergehenden Änderungen der Verbräuche detektierbar. Hierzu werden an täglich wechselnden Stationen digitale Verbrauchsmessgeräte in die Versorgungsstränge eingebracht und so Stück für Stück während der Messe ein CO2-Fußabdruckrechner generiert. Zudem kann an einem eigens erstellten Dashboard abgelesen werden, welche Zustandsänderungen der Linie welchen Effekt auf die Realverbräuche haben. Während der Messe entstehen etwa 300 Mehrfachnutzen und es besteht die Möglichkeit, sich nach der Messe eines davon, eine digitale Wasserwaage, zusenden zu lassen. Darauf wird der CO2-Verbrauch vermerkt sein, der für die Produktion benötigt wurde.

Keine Herausforderungen scheuen

Es soll aber auch nicht verschwiegen werden, welcher Aufwand hinter der Errichtung der temporären Fertigungslinie für dieses Reallabor steckt. Bedingt durch die Teilnahme von 14 verschiedenen Partnern ist die Koordination immer eine große Herausforderung. Auch die Messen selber entwickeln sich weiter, sodass zusätzlich zu den Herausforderungen der Zusammenstellung der Linie im Vorfeld und dem Aufbau vor der Messe auch die Logistik, z. B. durch Buchungen von Einfahrtsslots für die Transportunternehmen, das Gesamtvorhaben immer fragmentierter und kleinteiliger macht. All das lässt sich nur durch eine enge Abstimmung aller Akteure und ein professionelles Zeitmanagement realisieren.

Der Kern aller Organisation dreht sich um das zu fertigende Produkt und die Linienzusammenstellung: alles im Hinblick auf eine möglichst reibungslose, eindrucksvolle Live-Vorführung der jeweiligen Maschinenhersteller und ihren Lösungen. Dabei wird in allen Bereichen mit einer tiefgreifenden Virtualisierung gearbeitet.

Das Design des zu fertigenden Nutzens wird bereits Monate im Vorfeld erstellt und die Funktionalität simuliert. Danach gehen die Daten des Nutzens an die Aussteller zur individuellen Vorbereitung jedes einzelnen Prozessschrittes und des Tool-Setups, sodass alle Maschinen und Geräte in einem einsatzbereiten Zustand auf der Messe eintreffen und dann in einem durchaus herausfordernden Aufbauprozess innerhalb von zwei Tagen zu einer funktionierenden Linie zusammengefügt werden. Dafür bedarf es vor allem einer detaillierten Planung, einer im Vorfeld schon komplett virtualisierten Linie sowie jeder Menge Erfahrung und Ruhe. Und auch die Vorbereitungen vor Ort, wie etwa alle nötigen Anschlüsse für Energieversorgung, Druckluft, Vakuum und Kühlwasser, müssen im Vorfeld durchgeplant, digitalisiert und an die Messebauunternehmen weitergeleitet werden, damit sie dann im besten Fall zu einem Stichtag anschlussfertig vorliegen. Ein großer Vorteil bei der Vorbereitung und Planung ist neben der jahrelangen Erfahrung die Bereitschaft aller Beteiligten, sich agil an jede neue sich ergebende Situation anzupassen.

Die Vorführungen der »Future Packaging«-Linie verbinden Wissensvermittlung zu Maschinen und Technologien mit Freundlichkeit und tiefgreifendem Fachwissen. Alle Fragen werden versucht zu beantworten und die Besucher können ihren Messeweg bestimmt mit neuen Erkenntnissen fortsetzen.

Autor
Ulf Oestermann

Fraunhofer IZM, Berlin