Nicolas Denis - CEO Asteelflash
„Wir erleben zurzeit eine sehr spannende Marktsituation. Auf der einen Seite wächst die Wirtschaft kaum, und einige Marktsegmente sind klar rückläufig, und auf der anderen Seite ist der Wettbewerb, insbesondere von Asien, so stark wie nie. In diesem Rahmen sind wir darauf fokussiert, unsere Kosten so viel wie möglich zu senken, um wett-
bewerbsfähig zu bleiben. Wir investieren in neue, gezielte digitale Tools, die uns dabei helfen.
Dank neuer Aufträge und einer besseren Marktentwicklung in einigen Segmenten erwarten wir wieder ein Wachstum in 2025.“
Janik Becker - Geschäftsführer Becker & Müller Schaltungsdruck
„Das laufende Jahr war geprägt vom Abbau eines hohen und weitreichenden Auftragsbestandes. Als Quick-Turn PCB-Hersteller reagieren wir flexibel und schnell, die Auftragsreichweite beträgt gewöhnlich wenige Wochen. Diese Umstände hatten sich in Zeiten von gestörten Lieferketten geändert, Local Sourcing war gefragt, mit dem globalen Nachfragerückgang kehren ursprüngliche Prioritäten zurück. Wir dagegen setzen trotz Kostendruck weiterhin auf den Faktor „Made in Germany“ und spielen Stärken gezielt aus – ein temporäres Tief lässt Raum für Optimismus.“
Michael Hannusch - Geschäftsführer Hannusch Industrieelektronik
„Die Lage im Jahr 2024 lässt sich aus unserer Sicht am besten als diffus bezeichnen. Die Herausforderungen lagen und liegen immer noch im Bereich des Personals sowie auch noch in Teilen am Material. Dazu kommt noch eine sehr schwankende Auftragslage in manchen Branchen. Nach Jahren mit Verschiebungen aufgrund des Materialflusses wird wieder eine höhere Flexibilität gefragt sein. Durch die teilweise Neuaufstellung der Fertigung sehen wir uns hier sehr gut gewappnet und freuen uns auf das Jahr 2025. Wir erwarten eine Stabilisierung Mitte des Jahres.“
Magnus Michael - CEO Holtkamp Electronics
„Durch die großen Verunsicherungen aus den letzten 24+ Monaten über klare politische Vorgaben, haben sich Investitionen in Erneuerungen, Industriesegment übergreifend, zurückgehalten. Diese Investitionslücke zu überbrücken, ist derzeit die größte Herausforderung, der wir uns stellen. Der Oktober hat sich angefühlt wie ein Dezember.
Alle Kunden bauen die Lager ab, verschieben Neubestellungen in das nächste Jahr und hoffen nur noch auf einen Abschluss des Jahres.
Unsere Erwartungen an 2025 sind positiv. Wir haben dieses Jahr deutlich in die Zukunft investiert und gehen von einer guten Erholung der Auftragseingänge aus, sodass wir für die kommenden Jahre mit einem Wachstum rechnen.“
Carsten Ellermeier - CEO Prettl Electronics Group
„Die EMS-Branche steht derzeit immer noch vor Herausforderungen wie einem hohen Lagerbestand und einer stagnierenden Marktentwicklung. Wir blicken vorsichtig auf 2025 und setzen auf Stabilität. Unsere Stärken liegen in den Bereichen Medizintechnik, Automotive, Luftfahrt und Energiespeicher – daher sind wir breit aufgestellt. Als Familienunternehmen in der dritten Generation und bewährter Partner am Markt zeichnen wir uns durch hohe Qualität und flexible Fertigung aus. Wir sind spezialisiert auf Low-Volume-High-Mix-Produktionen und meistern eine breite Variantenvielfalt, die uns von vielen Wettbewerbern abhebt.“
Klaus Schuster - CEO SG Automotive
„Liquidität, Kosten, Produktivität, Lagerbestand und vor allem der Verkauf werden meiner Einschätzung zufolge die zentralen Elemente sein, nach denen sich erfolgreiche EMS-Provider im kommenden Jahr von anderen unterscheiden werden. Wer seine Hausaufgaben also bereits gemacht hat, wird sehr viel entspannter ins neue Jahr gehen.
Optimistische Stimmen gibt es mittlerweile ja zuhauf. Persönlich tue ich mir allerdings schwer zu glauben, dass ab dem 1. Januar schon alles besser sein wird. Darüber hinaus sehe ich Anzeichen für eine weitere Konsolidierung des europäischen EMS-Marktes. Der eine oder andere kleine Player wird entweder von einem Großen übernommen oder vom Markt verschwinden. Und da es zurzeit weniger neue Projekte am Markt gibt, wird auch der Preisdruck auf die einzelnen Anbieter steigen.“
Markus Hofmann - CSO Werap Group
„Trotz globaler Krisen steht die Werap Gruppe dank diversifizierter Branchen- und Produktionsstrategie weiterhin robust da und kann 2024 sogar mit Wachstum rechnen. Gleichwohl erschweren volle Lager bei Kunden und ein gedämpfter Absatzmarkt das Gewinnen neuer Kunden. Unsere Branche muss sich flexibel und geographisch strategisch positionieren, um agil und nachhaltig zu beliefern. Die Erweiterung von Serviceleistungen entlang des Produktlebenszyklus und eine weiterhin konsequente globale Vernetzung, ohne Block-ideologie sind entscheidend für nachhaltige Alleinstellungsmerkmale.
Angesichts der derzeitigen Entwicklungen ist 2025 kaum mit einer Rückkehr zu den „goldenen“ Zeiten der letzten Dekade zu rechnen. Die gesamte Branche muss weitgehend von stagnierenden oder leicht rückläufigen Zahlen ausgehen. Dennoch verzeichnen wir bei Werap in einigen Industriezweigen sowie der Militärtechnik ein ungebrochenes Wachstum, das sich auf absehbare Zeit fortsetzen oder sogar erhöhen dürfte. Ab dem 3. Quartal 2025 sehe ich das Ende der Talsohle, mit einer potenziellen Rückkehr zu starkem Wachstum – jedoch vor dem Hintergrund globaler Krisenherde, deren Wechselwirkungen eine genaue Prognose erschweren.“
Die Autorin: Dipl. Ing. Dipl. Wirt. Ing (FH) Petra Gottwald
Die Doppel-Ingenieurin (Textiltechnik und Wirtschaft) hat nur ein Ziel: Sie möchte Menschen für technische Themen begeistern - ob sie wollen oder nicht. So kommt es schon 'mal vor, dass sie ihren Freunden die komplexe Herstellung einer Leiterplatte in einer packenden Story erzählt oder wie man Elektronik in Textilien einbaut. Privat düst sie auf leisen Sohlen durch die Gegend, denn sie hat seit 2016 ein Faible für Elektromobilität und will mit ihrem Wissen Interessierten die Reichweitenangst beim voll-elektrischen Fahren nehmen.