Bestückungslinie bei Bruns Elektronik

Die jüngste bei Bruns Elektonik installierte Bestückungslinie, im Vordergrund der Schablonendrucker vom Typ Hit 520 L, Board Handling von Achat5 und der Bestücker Yamaha i-Pulse S10 (Bild: ANS Answer)

Die 1983 gegründete Bruns Elektronik in Bad Pyrmont hat sich als Auftragsfertiger im Bereich Leiterplattenbestückung, Einzelteil- und Baugruppenmontage einen soliden Ruf als kompetenter, zuverlässiger Partner erworben. Anfänglich nur im Bereich THT-Fertigung aktiv, stieg das Unternehmen 2000 auch in die SMD-Bestückung ein. Aufgrund kontinuierlich wachsender Auftragsvolumina fiel 2019 die Entscheidung, die bereits mehrfach erweiterte Produktionsfläche durch den Bau einer neuen Halle erneut zu vergrößern.

Mit der Fertigstellung 2020 trat auch die Frage auf, in welche der am Markt verfügbaren Bestückungstechnik zukünftig investiert werden sollte. Die seit 2004 favorisierten Mimot-Automaten liefen durchaus zufriedenstellend, erwiesen sich jedoch Forderungen nach höheren Bestückleistungen und Packungsdichten nicht als gewachsen. Ziel war eine Verdopplung der Bestückungsleistung, nennt Dirk Jungmann, der sich mit Marc Jungmann die Geschäftsführung teilt, eine der Hauptforderungen. „Wir wollten vom Dreischichtbetrieb mindestens auf zwei-, besser auf nur anderthalb Schichten umstellen.“

Dirk Jungmann (rechts im Bild) und Marc Jungmann, Bruns Elektronik
„Die Taktzeit wurde mehr als verdoppelt und wir können heute im Ein- bis Zweischichtbetrieb produzieren.“, Dirk Jungmann (rechts im Bild, links neben ihm Dipl. Ing. Marc Jungmann), Geschäftsführer bei Bruns Elektronik. (Bild: Bruns Elektronik)

Zeitdruck durch Marktdynamik

Nicht zuletzt die hohe Dynamik, mit der die Kundenanforderungen stiegen, verlangten nach einer schnellen Innovation und vor allem nachhaltigen Technologieentscheidung. Zu diesem Zeitpunkt kam Marc Jungmann durch das Interesse an Bestückungsautomaten von Yamaha mit dem bereits seit längerem persönlich bekannten Bernd Seggel, Vertriebsmitarbeiter bei ANS Answer, in Kontakt. ANS mit Sitz in Limeshain vertritt als Spezialist für komplette Bestückungslösungen im DACH-Raum exklusiv viele namhafte Hersteller von Systemen zur Bestückung in SMD- oder THT-Technik – unter anderem auch Yamaha. Die besondere Stärke von ANS liegt in der Zusammenstellung individuell zugeschnittener Linien, inklusive Software.

Bruns Elektronik hatte in der Vergangenheit immer den direkten Kontakt zu den Herstellern der anvisierten Maschinen gesucht. Dass sich der „Umweg“ über einen Systemlieferanten alles andere als nachteilig erwies, bestätigt Dirk Jungmann gerne: „Es ging ja nicht nur um Bestückung, wir wollten auch von der bisherigen, kostenintensiven Softwarelösung weg.“

Produktionsstart fünf Tage nach Lieferung

So kamen sich Bruns Elektronik und ANS schnell näher, Ende Januar 2020 folgte der Projektstart: ANS stellte ein Gesamtpaket für eine komplette Linie vor, basierend auf zwei Yamaha-Bestückern in Reihe, inklusive Software. Es folgte die Prüfung bei Bruns, die von ANS erstellten Taktsimulationen untermauerten die Erwartungen an die Leistung. Mitte Februar schaute sich Marc Jungmann bei ANS die Technik bei einer Demovorführung an. Bereits drei Tage später kam es zur Bestellung.

Die Lieferung der kompletten Linie erfolgte bereits am dritten März, keine zwei Wochen später. „Eine beachtliche Leistung“, zollt Dirk Jungmann noch im Nachhinein Respekt. Bereits eine Stunde zuvor waren zwei ANS-Techniker eingetroffen, hatten die Platzverhältnisse in Augenschein genommen und die Aufstellung der Anlage vorgeplant. So konnte die Installation noch am gleichen Tag abgeschlossen werden. Zwei Tage später begann vor Ort die Schulung der Mitarbeiter. „Weitere drei Tage später haben wir mit der Anlage bereits produziert“, erinnert sich Dirk Jungmann.

Bernd Seggel, Gebietsvertriebsleiter Nord-Ost bei ANS Answer, Limeshain
„Im Regelfall können wir Anlagen komplett aus unserem Lagerbestand zusammenstellen, das ermöglicht uns extrem kurze Lieferzeiten“ (Bild: ANS Answer)

Software-Anbindung der Bestandstechnik inklusive

Parallel zur Anlageninstallation wurde auch auf die von ANS entwickelte Everes-Software umgestellt. Sie bietet weitreichende Möglichkeiten des Prozess-Monitorings und -Zugriffs sowie umfassende Speicherung aller Prozess- und Traceability-Daten in einer SQL-Datenbank. Darüber hinaus kann die Software alle erfassten Daten an gängige ERP-Systeme weitergeben. Durch die offenen Schnittstellen lassen sich auch Fremdmaschinen einbinden, in diesem Fall die vorhandenen Mimot-Maschinen.

Um in einem so kurzen Zeitrahmen eine Anlage dieser Art und Leistungsklasse planen und in Betrieb zu nehmen zu können, dafür müssen alle Randbedingungen stimmen. Das fängt damit an, dass ANS als Distributor mit seinem Portfolio nicht nur über Linienkompetenz verfügt, sondern auch über ein Team aus erfahrenen Spezialisten zum Planen und Umsetzen solcher Projekte. Und – ANS hält in seinem Lager einen Großteil der Produkte vorrätig, wodurch lange Lieferzeiten entfallen.

Schnelle Finanzierung mit Spezialist für B2B-Bereich

Ein maßgeblicher Zeitfaktor war auch die schnelle Klärung der Finanzierung. Bernd Seggel von ANS: „Wir vermitteln hier auf Wunsch den Kontakt zu Siemens Financial Services, einem internationalen Anbieter von Finanzierungen im B2B-Bereich.“ Bruns Elektronik hat diese Vermittlung gerne in An-spruch genommen, wie Dirk Jungmann bestätigt: „Man hatte einen Partner, der die Technik versteht, wodurch das bei anderen Finanzierungspartnern notwendige, mitunter zeitintensive Erbringen umfangreicher Informationen über die Produkte entfiel. Das war ein wirklicher Zeitgewinn.“

Aus technologischer Sicht ist Marc Jungmann von der Yamaha-Maschine auch heute noch begeistert: „Als eine Maschine der neuesten Generation wartet der Yamaha-Bestücker mit Features auf, die wir so noch nicht kannten, etwa das IQ-Vision-System zur vollautomatischen Imageerstellung.“

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Ein- bis Zwei- statt Dreischichtbetrieb

Auch die Leistung stimmt, wie Dirk Jungmann resümiert: „Die Taktzeit wurde mehr als verdoppelt und wir können heute im Einschichtbetrieb produzieren.“ Kürzere Stillstandszeiten, einen Gewinn an Flexibilität und die höhere Prozessgenauigkeit zählt Marc Jungmann ebenfalls zu den positiven Aspekten. Durch die im Projektumfang enthaltenen, einmaligen Kosten für die Everes-Software entstehen auch keine fortlaufenden Abo- oder Lizenzkosten für Software mehr.

Mit der neuen Anlage ist Bruns Elektronik heute optimal aufgestellt, wie Dirk Jungmann sehr zufrieden feststellt. Zudem wurde inzwischen noch eine weitere neue Bestückungslinie installiert – wenig überraschend – wieder in Zusammenarbeit mit ANS und wieder mit einem Yamaha-Bestücker. Die alten Maschinen sind ausgemustert und die Produktion ist mit den neuen Systemen bestens für die Anforderungen der Zukunft aufgestellt.


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Petra Gottwald
(Bild: Hüthig)

Petra Gottwald

Chefredakteurin productronic und all-electronics.de

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