Elektronik-Fertigung

24. Jun. 2025 | 11:00 Uhr | von Petra Gottwald

Reinraum oder Reinigungsprozess?

Technische Sauberkeit in der SMT-Fertigung

Wer elektronische Baugruppen nach VDA 19 fertigt, denkt schnell an den Bau eines Reinraums. Doch ist das immer nötig? Es gibt kostenoptimierte Alternativen, mit denen sich Technische Sauberkeit auch ohne hohe Investitionen ermöglichen lässt.

modern industrial factory for the production of electronic components - machinery, interior and equipment of the production hall

(Bild: Zestron/firefly)

Ob Automotive, Medizintechnik oder Industrieelektronik – die Anforderungen an Technische Sauberkeit steigen stetig. Um Verunreinigungen zu vermeiden, scheint die Einrichtung eines Rein- oder Sauberraums oft alternativlos. Doch ist das wirklich der wirtschaftlichste Weg?

Ein Reinraum der Klasse 3 kann zwar Partikel wirksam fernhalten und die Produktqualität steigern, bringt aber erhebliche Investitions- (CapEx) und Betriebskosten (OpEx) mit sich. Wer sich näher mit dem Thema beschäftigt, erkennt schnell: Reinräume sind teuer, unflexibel und setzen umfangreiche Infrastruktur voraus.

Alternative: Reinigungsprozesse statt Reinraumklasse 3

Ein pragmatischer und oft wirtschaftlich sinnvollerer Ansatz kombiniert einen einfachen Sauberraum (z. B. Klasse 1 oder 2 nach VDA 19, ohne spezielle Reinlufttechnik) mit einem nasschemischen Reinigungsprozess für elektronische Baugruppen. Das Ergebnis: Partikel werden zuverlässig entfernt, die Baugruppenqualität steigt – und das bei deutlich geringeren Kosten.

In einen Reinigungsprozess zu investieren und komplett auf einen Sauberraum - egal welcher Klasse - zu verzichten, stellt kostenseitig die attraktivste Variante dar. Neben den finanziellen Vorteilen, die hinsichtlich der Einsparungen im höheren zweistelligen Prozentbereich liegen können, entstehen durch den Reinigungsprozess auch eine Reihe von Zusatznutzen. Die spezifischen Anforderungen und Gegebenheiten an die Produktionsstätte und des Fertigungsprozesses sind in der Evaluierung jedoch zu berücksichtigen.

Natürlich gibt es auch Vorbehalte gegenüber der nasschemischen Reinigung, die vor allem auf die generelle Waschbarkeit der Baugruppen und das Prozessmanagement abzielen. Diese können jedoch meist durch unkomplizierte Maßnahmen entkräftet werden.

Zusätzlicher Reinigungsprozess in der Elektronikfertigung
Verglichen mit einer Standardproduktion, stellt ein zusätzlicher Reinigungsprozess die kostenseitig attraktivste Alternative dar, gefolgt von einem Sauberraum (Klasse 1 / 2) kombiniert mit einem Reinigungsprozess. Der Sauberraum Klasse 3 ist mit den höchsten Kosten verbunden. (Bild: Zestron)

Der Reinigungsprozess als Schlüssel zur Kostenkontrolle

Für manche Anwendungen reicht ein einfacher Sauberraum allein aus – in Kombination mit Reinigung sogar besser als ein teurer High-End-Reinraum. Diese Lösung eignet sich sowohl für Unternehmen, die einen Neubau planen, als auch für Betriebe, die bereits über Reinraumtechnik verfügen und ihre laufenden Kosten senken möchten.

Wichtig: Die individuellen Anforderungen der Produktion müssen bei der Auswahl und Integration von Reinigungsverfahren berücksichtigt werden. Denn nicht jede Baugruppe ist ohne Weiteres waschbar. Mit entsprechender Prozessführung lassen sich jedoch auch hier praktikable Lösungen realisieren.

Fazit: Sauberkeit effizient und flexibel denken

Wer Technische Sauberkeit erreichen will, muss nicht zwangsläufig zum teuersten Mittel greifen. Die Kombination aus einfacher Partikelkontrolle im Sauberraum und gezielter nasschemischer Reinigung eröffnet neue Wege zu hoher Produktqualität – bei deutlich geringeren Kosten. Damit wird Technische Sauberkeit zur machbaren Größe, selbst für mittelständische Fertigungen.

Petra Gottwald
(Bild: Hüthig Medien / Petra Gottwald)

Petra Gottwald

Chefredakteurin Elektonik-Titel, nach Unterlagen von Zestron, Baar-Ebenhausen

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