Viele Auftragsfertiger aus dem Bereich des Prototypenbaus und der Losgröße 1 kennen es: die gesamte Fertigung sowie die Mitarbeiter und die internen Strukturen sind ganz auf die flexible Herstellung von Kleinserien und Einzelstücken ausgelegt. Doch das, was der Endkunde an Daten und eventuellen Beistellungen liefert, ist oftmals alles andere als fertigungstauglich.
Wohl dem, der in seinem EMS-Team Mitarbeiter hat, die diese Hindernisse frühzeitig erkennen und dem Auftraggeber Lösungen aufzeigen, wie eine automatisierte Fertigung doch noch möglich ist. Denn oftmals sind die eingereichten Designdaten dafür nicht ausgelegt. Minimalabstände zwischen Leiterbahnen und Bauteilen wurden auf ein Maß gesenkt, dass diese sowohl in der Leiterplattenherstellung, im SMD-Druck und der Bestückung sowie in den ersten Funktionstests erheblichste Schwierigkeiten verursachen. Auch wenn der EMS-Dienstleister mit möglichen Lösungsvorschlägen auf den Kunden zugeht, heißt dies nicht, dass danach eine problemlose Herstellung möglich ist.
Natürlich stehen auch die Elektronikdesigner unter erheblichem Druck: Elektronik muss immer kleiner sein und immer mehr leisten können. Zudem kommt hinzu, dass sie die Kosten ebenfalls reduzieren sollen. Und hier liegt des Pudels Kern: in dem Moment, wo eine reibungslose Prototypen- und Losgröße 1-Fertigung nicht möglich ist, wird über das Thema Redesign nachgedacht werden müssen, welches schlussendlich ein weiterer Kostenfaktor ist. Hinzu kommt, dass das Redesign in der Regel auch ein Zeitfaktor ist, der die Time-to-Market des Endprodukts strapaziert. Besser ist es also, das Redesign nicht zu benötigen.
Durch das möglichst frühe Einbinden des EMS-Dienstleisters in die Produktneu- oder -weiterentwicklung kann ein Unternehmen dies erreichen. Denn die Fachleute des EMS-Dienstleisters können dem Entwicklungsteam mit Rat und Tat zur Seite stehen und auf mögliche Fertigungsherausforderungen aufmerksam machen. Die Entwicklungsunterstützung stellt u.a. sicher, dass ein sinnvoller Lagenaufbau stattfindet, die Leiterbahnen im richtigen Winkel verlegt werden, alle Bauteile einwandfrei auf der Leiterplatte platziert werden, die Footprints der Bauteile richtig angebracht werden und der jeweiligen Bauteilgröße entsprechen, sowie eine homogene Kupferverteilung stattfindet. Natürlich wird auch diese Dienstleistung Geld kosten, aber diese Kosten werden in keinem Vergleich zum Redesign stehen.
Ein solcher Dienstleister ist die 2002 gegründete High Q Electronic Service GmbH mit Sitz in München. Anton Hacklinger ist geschäftsführender Gesellschafter und erläutert im Gespräch die umfangreichen Kompetenzen des Dienstleisters.
HighQ Electronic ist ein mittelständisches Unternehmen, das Elektronik von den Prototypen bis zur Serienreife im Herzen von München produziert. Fokussieren Sie sich somit auf den bayerischen Markt?
Anton Hacklinger: Mit EMS-Dienstleistungen „100 % Made in Munich“ konzentrieren wir uns tatsächlich insbesondere auf den bayerischen Markt. Schließlich garantiert die räumliche Nähe einen einfachen Austausch von Waren und Informationen. Allerdings fertigen wir Prototypen und Kleinserien nicht nur „Local for Local“, sondern auch für Kunden, die deutschlandweit ansässig sind. Dabei profitieren Kunden umso mehr, je frühzeitiger sie uns in die Neu- oder Weiterentwicklung von Produkten einbinden. Als Experte für EMS-Dienstleistungen stehen wir den Entwicklungsteams der Kunden mit Rat und Tat zur Seite, um ein serienoptimiertes und risikominimiertes Endprodukt herzustellen. Dazu weisen wir frühzeitig auf mögliche Herausforderungen in der Fertigung hin. Ferner überprüfen wir CAD-Daten auf Machbarkeit in der Serienfertigung und zeigen Optimierungsmöglichkeiten mit dem Ziel auf, Prototypen und Serien schnellstmöglich und ohne Qualitätsverluste zu bestücken.
Damit sind Sie tief in die Projekte beim Kunden eingebunden. Das ermöglicht es Ihnen sicherlich, weitere Dienstleistungen anzubieten…
Anton Hacklinger: Selbstverständlich, so können Kunden beispielsweise Beistellungen liefern. Grundsätzlich übernehmen wir die vollständige Beschaffung aller erforderlichen elektronischen und mechanischen Komponenten als auch der Leiterplatten. Außerdem bieten wir die MSL-konforme Lagerung von Komponenten und Services wie etwa die Kabelkonfektionierung und die Gerätemontage an, wobei die finale Dienstleistung in der Inbetriebnahme, Programmierung und Funktionsprüfung der gefertigten Produkte liegt.
Sie decken die gesamte Prozesskette von der Prototypenfertigung über die Entwicklung und Fertigung bis hin zur Serienreife ab. Mit welchen Herausforderungen sind Sie dabei im Detail konfrontiert?
Anton Hacklinger: Um viele schnelle Produktwechsel in kurzer Zeit durchführen zu können, haben wir unseren Maschinenpark und unsere Planungsstrukturen entsprechend ausgelegt. Das erlaubt es uns, die Bestückung von Prototypen ab 1 Stück bis zu 10.000 Stück durchzuführen. Dabei ist es nicht erforderlich, eine Serienfertigung mit bis zu 10.000 Baugruppen durch eine Prototypenfertigung zu stören oder zu unterbrechen. Vielmehr können wir Kleinserien und Prototypen häufig separat auf Insellösungen fertigen. Weil diese Maschinen nicht in die Inline-Serienfertigung involviert sind, agieren wir sehr flexibel und zeiteffiziert. Schließlich ist es insbesondere in der Phase der Neuentwicklung erforderlich, Design- und Entwicklungsschritte verlässlich umzusetzen und zu testen. Weil dies oftmals schnell gehen muss, bieten wir unseren Kunden neben maßgeschneiderten Fertigungskonzepten verstärkt die SMD- und THT-Prototypenbestückung ab Losgröße 1 im Eilservice an. Zudem erlauben es unsere hochflexibel dimensionierte Fertigungsausstattung und ein effizientes Materialmanagement, Eilaufträge jederzeit kurzfristig umzusetzen und unabhängig von der Serienbestückung abzuarbeiten. Auf Wunsch sind wir außerdem in der Lage, weitere Dienstleistungen in den Arbeitsauftrag zu integrieren und eine Mischbestückung anzubieten. Je nach Materialverfügbarkeit und Projektumfang kann die Bestückung der Prototypen inklusive der SMD-Schablonenanfertigung innerhalb weniger Arbeitstage erfolgen. Übrigens profitieren unsere im Großraum München ansässigen Kunden auch von unserem hauseigenen Lieferservice. Lieferungen innerhalb von Deutschland erfolgen durch zuverlässige Versanddienstleister.
Immer kleiner werdende Elektronik muss gleichzeitig immer mehr leisten können und zudem Kosten reduzieren. Wie unterstützen Sie als EMS-Dienstleister, wenn über ein Redesign nachgedacht wird?
Anton Hacklinger: Dass wir anspruchsvolle Aufgaben meistern können, haben wir unseren Kunden in der Vergangenheit wiederholt bewiesen. Das gilt auch für die komplexen Aufgabenstellungen, die mit der Nacharbeit elektronischer Baugruppen bei der heutigen Packungsdichte und der fortschreitenden Miniaturisierung einhergehen. Auch hier erfordert die Elektronikfertigung viel Know-how und Erfahrung. Diese Expertise bieten wir unseren Kunden. Etwa wenn Reparaturen, Fädelarbeiten und Nachbestückungen oder auch Baugruppenreinigungen und Systemprüfungen durchzuführen sind. Des Weiteren legen wir Wert auf einen modernen Maschinenpark. Somit profitieren unsere Kunden von vollumfänglicher manueller und maschineller Dienstleistung aus einer Hand.
Und zum Schluss noch einen Blick in die Zukunft. Welche Schritte kommen als Nächstes?
Anton Hacklinger: Insbesondere im Bereich der SMD- und THT-Prototypenbestückung ab einem Stück und der Serienbestückung bis 10.000 Stück sehen wir einen Wachstumsmarkt. Gerade hier profitieren unsere Kunden von kurzen Kommunikationswegen, effizienten Dienstleistungen ‚aus einer Hand‘ und kurzen Produktentwicklungszeiten. Dabei zahlen sich die vielfältigen Umbauarbeiten aus, die wir in den letzten Jahren vorgenommen haben. Überdies stimmen wir unsere Prozesse für reibungslose Abläufe fortwährend intensiv mit dem Ziel ab, Wartezeiten weiter zu minimieren. Außerdem lässt sich die Kabelkonfektionierung mit der Baugruppenfertigung verbinden. Kunden, die bislang lediglich unsere Bestückungsdienstleistungen in Anspruch genommen haben, greifen bereits vielfach auf diese Option zurück. Und zu guter Letzt wollen wir fortan sich gegenseitig befruchtende Prozesse von Bestands- und Neukunden noch intensiver anbieten.
eMS-Anbieter mitten in München
Der 2002 gegründete inhabergeführte EMS (Electronics Manufacturing Services)–Dienstleister High Q Electronic Service GmbH übernimmt die gesamte Auftragsfertigung elektronischer Baugruppen, Geräte und Systeme in Losgrößen von 1 – 10.000. Das Unternehmen erwirtschaftet einen Umsatz von 5,5 Mio. Euro.