Auto von Cruise an einer belebten Straße

GM stopp die Finanzierung des Robotaxi-Diensts Cruise. (Bild: Cruise)

Mit einer Ankündigung hat General Motors (GM) die Richtung für die Zukunft seiner autonomen Fahrtechnologie neu justiert. Wie das Unternehmen am 10. Dezember 2024 bekanntgab, wird es die Arbeiten an Cruise, seiner Robotaxi-Sparte, einstellen. Stattdessen will GM sich auf die Weiterentwicklung von Fahrerassistenzsystemen (ADAS) für private Fahrzeuge konzentrieren. Dieser Schritt markiert das Ende eines ehrgeizigen Projekts, das einst als Meilenstein in der Entwicklung autonomer Mobilität galt.

Offizielle Stellungnahme von GM

In einer Pressemitteilung erklärte GM, dass die Entscheidung im Einklang mit den eigenen Prioritäten der Kapitalallokation steht. Mary Barra, Vorsitzende und CEO von GM, betonte: „Cruise war ein früher Innovator im Bereich der Autonomie, doch die tiefergehende Integration unserer Teams wird es uns ermöglichen, unsere Vision für die Zukunft des Transports effizienter voranzutreiben.“

Der OEM plant, seine Strategie für autonomes Fahren neu auszurichten und die Entwicklung fortschrittlicher Fahrerassistenzsysteme auf dem Weg zu vollständig autonomen Privatfahrzeugen zu priorisieren. GM werde auf den Fortschritten von Super Cruise, der Fahrfunktion des Unternehmens, aufbauen. Diese Funktion, die aktuell in mehr als 20 GM-Fahrzeugmodellen verfügbar ist, erlaubt es, die Hände vom Steuer zu nehmen, während die Augen auf der Straße bleiben. Die Kehrtwende soll eine Milliarde US-Dollar jährlich einsparen. Dave Richardson, Senior Vice President of Software and Services Engineering, hob hervor: „Als größter Automobilhersteller der USA setzen wir uns vollständig für autonomes Fahren ein. Dabei liegt unser Fokus auf verbesserter Sicherheit, effizienterem Verkehrsfluss und reduziertem Fahrerstress.“

Cruise, eine Tochterfirma von GM, arbeitete lange daran, einen fahrerlosen Taxi-Dienst aufzubauen. Das Projekt verschlang rund zehn Milliarden US-Dollar und beinhaltete ambitionierte Pläne für den Markteintritt in Tokio. Bereits getestete Fahrzeuge kamen sogar ganz ohne Lenkrad und Pedale aus. Ein Unfall im Herbst 2023 führte jedoch zu einem abrupten Stillstand. Eine Frau wurde an einer Kreuzung angefahren und vor ein fahrerloses Cruise-Fahrzeug geschleudert. Die Software bemerkte die Situation nicht, das Auto fuhr weiter, und die Frau wurde schwer verletzt. Dieser Vorfall hatte schwerwiegende Folgen: Cruise verlor seine Lizenz für Beförderungsdienste in San Francisco, stellte den Betrieb ein und musste die Unternehmensführung austauschen.

„GM ist bestrebt, seinen Kunden das beste Fahrerlebnis auf disziplinierte und kapitaleffiziente Weise zu bieten“, sagte Mary Barra. GM, das rund 90 Prozent von Cruise besitzt, hat Vereinbarungen mit anderen Anteilseignern getroffen, um den Anteil auf über 97 Prozent zu erhöhen. Abhängig von der Zustimmung des Cruise-Vorstands strebt GM eine vollständige Übernahme und eine Restrukturierung des Unternehmens an.

Hintergründe: Die Perspektive aus den sozialen Medien

Ein Social-Media-Post brachte die Bedeutung dieser Entscheidung in einen breiteren Kontext. Cruise wurde 2013 gegründet und 2016 von GM für eine Milliarde US-Dollar übernommen. Seitdem flossen über 10 Milliarden US-Dollar in das Unternehmen – finanziert nicht nur von GM, sondern auch von Investoren wie SoftBank, Microsoft und Honda. Trotz beachtlicher technologischer Fortschritte und der Einführung autonomer Flotten in Städten wie San Francisco endeten die Operationen abrupt nach dem erwähnten Unfall im Oktober 2023.

Die Analystenmeinung ist eindeutig: GM stand vor einer Mammutaufgabe. Der weitere Ausbau der Technologie hätte zusätzliche Milliarden erfordert, mit einem Rentabilitätshorizont von 5 bis 10 Jahren. Gleichzeitig sah sich GM mit günstigeren Alternativen aus China, Versorgungsengpässen und geopolitischen Unsicherheiten konfrontiert. Die Entscheidung, Cruise zu schließen, ist daher eine pragmatische Wahl, um sich auf profitablere Bereiche zu konzentrieren.

Interessant ist der Hinweis, dass GM ähnlich wie Ford und andere Hersteller nun verstärkt auf ADAS-Systeme setzt. Diese Systeme, die teilweise autonome Fahrfunktionen bieten, entwickeln sich zu einem globalen Markt für Innovationen. Besonders China treibt die Nachfrage nach solchen Technologien voran, wodurch internationale OEMs gezwungen sind, unterschiedliche Versionen für verschiedene Märkte zu entwickeln.

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In Cruise hat GM in den letzten Jahre Milliarden investiert und das Unternehmen aufgebaut. (Bild: https://www.linkedin.com/posts/friedel_mobility-ad-adas-activity-7272490302681079808-BASe?utm_source=share&utm_medium=member_desktop)

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Was bleibt von Cruise?

Ein Teil der Technologie und des Teams von Cruise wird voraussichtlich in GMs Super-Cruise-Programm aufgehen, das sich auf Fahrerassistenzsysteme spezialisiert hat. Diese strategische Verschiebung spiegelt einen allgemeinen Trend wider: OEMs ziehen sich aus dem kostenintensiven und margenschwachen Geschäft mit autonomen Flotten zurück und konzentrieren sich stattdessen auf profitablere Segmente mit unmittelbareren Erträgen.

Fazit: Eine lehrreiche Wende in der autonomen Revolution

GMs Entscheidung, Cruise einzustellen, markiert das Ende eines Kapitels, das mit großen Ambitionen begann. Es zeigt jedoch auch, wie komplex und kapitalintensiv die Entwicklung autonomer Mobilität ist. Die Zukunft gehört offenbar nicht den Robotaxis, sondern den intelligenten Fahrerassistenzsystemen für private Fahrzeuge. Der Wettkampf um diese Technologien dürfte in den kommenden Jahren für spannende Entwicklungen sorgen.

Der Autor: Dr. Martin Large

Martin Large
(Bild: Hüthig)

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.

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