Robert Kraus, Geschäftsführer von Inova Semiconductors, zeigte sich nach der ersten Iseled-Konferenz sehr zufrieden mit der Veranstaltung: „Nicht nur die Allianzpartner und die Interessenten an Iseled waren anwesend. Wir hatten viele sehr gute Gespräche und konnten förmlich das Knistern in der Luft spüren, denn nicht nur die Allianz selbst hat kontinuierlich an Moment gewonnen.“ Zu der gemeinsam von Inova Semiconductors und dem Hüthig-Verlag organisierten Veranstaltung, die am 27.4.2018 im Konferenzzentrum des Süddeutschen Verlags in München stattfand, waren gut 180 Besucher gekommen, darunter zahlreiche CTOs, VPs und Geschäftsführer der Lichtbereiche von führenden OEMs sowie diversen Tier-1s und Tier-2s.
Eckdaten
Die Besucher der ersten Iseled-Konferenz erhielten viele Hintergrund-Informationen rund um diese Technologie/Technik, die aus der mimosenhaften analogen LED eine quasi digitale LED macht, die sich nicht nur über einen seriellen Bus individuell adressieren und ansteuern sondern auch in ihrem Farbwert auf einen exakt reproduzierbaren Farbwert einstellen lässt.
Der Name Iseled
Robert Isele, Manager Interior Lighting bei BMW gab in seiner Einführungs-Keynote „The Vision Iseled“ zunächst einmal bekannt, wofür die einzelnen Buchstaben des Akronyms „ISELED“ stehen – nämlich für Integrated, Serial/Smart, Embedded, Light, Emitting, Diode. Gleichzeitig räumte er ein, dass die Ähnlichkeit mit seinem Nachnamen nicht ganz zufällig ist, weil er (neben Robert Kraus und Roland Neumann) einer der Urväter der Iseled ist.
Nach einer Vorstellung der Iseled-Allianz durch Manuel Alves (VP und GM bei NXP), TB Low (CTO bei Dominant Opto Technologies), Yan Lee-Dajoux (CEO von Lucielabs), Denis Manceau (Director bei Valeo), Roland Neumann (CTO von Inova Semiconductors), Hajo Wetzel (Direktor bei TE Connectivity) sowie Karlheinz Blankenbach (Professor an der Hochschule Pforzheim) und einem entsprechenden Status-Update erklärten dann diverse Gastredner, warum die Iseled-Technologie für ihr jeweiliges Unternehmen beziehungsweise für das von ihnen bediente Marktsegment so interessant ist. Ergänzend informierten Frank Hallitschke (Olsa) und Dr. Kay Essig (ASE Group) sowie Luca De Ambroggi (IHS Markit) über technische Aspekte sowie über den Markt für Beleuchtungssysteme im Fahrzeug.
Im Video erklärt: Die ISELED-Technologie
Interior Lighting aus Sicht der Gastredner
Dr. Martin Gall, CTO von Dräxlmaier, legte dar, wie sein Unternehmen die Iseled-Technologie dazu nutzen könnte, um die Fahrzeug-Systemkosten sowie den Platzbedarf zu senken – und zwar bei Anwendungen in Instrumenten-Panel, Türpanel und der Mittelkonsole, aber auch ganz allgemein bei Beleuchtungsanwendungen, die sowohl am Tag als auch in der Nacht zum Einsatz kommen und daher eine entsprechende Dynamik mit Dimm-Funktion aufweisen müssen. Licht, das aus mikroperforiertem Leder austritt sei nur ein Beispiel, um Innenraumbeleuchtung mit einer ganz besonderen Anmutung zu realisieren. Auch diffuse Linien, die von RGB-LEDs hinterleuchtet werden, seien ein probates Mittel zur Inszenierung. Zudem biete adäquate Beleuchtung die Möglichkeit, einer konsistenten Raumwahrnehmung beziehungsweise zur virtuellen Erweiterung des Raumgefühls. Gerade für das autonome Fahren sieht er viele attraktive Applikationen von Licht, zumal die einzelnen Passagiere in ihrem individuellen Bereich jeweils unterschiedliche Lichtstimmungen benötigen. Wichtig sei dabei auch, eine gute Kommunikation innerhalb des Fahrzeugs zu ermöglichen. Hierzu müssten Silhouetten aufgehoben werden, indem die hohen Kontraste von erheblich über 1:10 am Tage aufgehoben werden. Damit steigt die visuelle Leistung, während die Ermüdung sinkt.
Aufmerksame Zuhörer erkannten, dass es einen wesentlichen Trend hin zu mehr „Well-Being“ also zur Erhöhung des Wohlbefindens der Passagiere gibt. Ein wesentliches Element dabei ist biologisch wirksames Licht, das morgens und abends wärmeres Licht abgibt, mittags aber kälteres Licht, das entsprechend neue Möglichkeiten bietet.
So arbeiteten Everlight und Dominant an Zweikammer-LEDs mit warm- und kaltweißer Komponente, die speziell für farbtemperatursteuerbare Kfz-Innenraumbeleuchtungen konzipiert sind und eine Grundfläche von etwa 1,2 mm × 1,6 mm aufweisen. Auch wenn Dr. Gall es absolut nicht explizit erwähnte, war doch jedem im Raum klar, dass die Iseled-Technologie ein ganz wesentlicher Enabler zur zielpreisgerechten Umsetzung derartiger Systeme ist. In seinem Fazit konstatierte Dr. Gall unter anderem: „Physiologische und psychologische Aspekte des Lichts werden an Bedeutung gewinnen“ sowie „die Lichtqualität wird ein Faktor der Premiumanmutung.“
Wolfgang Lex, VP und GM Automotive bei Osram, rief zu Beginn die OEMs auf, passende Frühindikatoren an die Zulieferer zu senden, denn schließlich müssten diese vier bis fünf Jahre F&E-Power mit den entsprechenen Investitionen aufwenden, um adäquate Lösungen zu entwickeln. Dabei würdigte er auch BMWs Rolle im Rahmen der Entwicklung von Iseled.
Er konstatierte, dass Displays im Fahrzeug-Innenraum omnipräsent werden und je nach Applikation unterschiedliche Anforderungsprofile aufweisen werden. Da es keine gerade Oberfläche im Fahrzeuge gebe, ist für ihn klar, dass auch die leuchtenden Elemente gebogen sein müssen – und das lässt sich nicht immer einfach erreichen. Nicht nur seine Frage-Antwort „Wer ist der natürliche Feind der Opto-Supplier? Es ist der Designer“ löste bei den Anwesenden ein herzhaftes Lachen aus, weil er damit die Problematik im Fahrzeug exakt auf den Punkt brachte.
Auch Wolfgang Lex betonte die Bedeutung von „Tunable Light“ im Fahrzeug, ohne dabei seinen Vorredner (Dr. Gall) zu wiederholen. Er ging aber auch auf sensorgesteuertes gerichtetes Licht ein, bei dem beispielsweise das Leselicht dem Papier folgt (und nicht das Papier zum Licht muss). Kernelement hierfür ist die passende Kombination aus Sensor und Licht.
Die Opto-Branche müsse ihre Kompetenzen in den folgenden Bereichen erweitern: Verständnis des System-Design in der Applikation, IC-Design, Software-Entwicklung sowie Interface-Materialien, um die Siliziumwelt an die Optowelt anzupassen.
Dr. Herbert Wambsganß, Director R&D bei Hella, bemerkte zu Beginn seiner Rede, dass es nicht leicht sei, als letzter Redner auf eine Wiederholung der zuvor bereits erwähnten Themen und Aspekte zu verzichten. Indirekt sagte er damit, dass diese Aspekte auch aus Sicht von Hella eine sehr große Rolle spielen. Er betonte aber, dass dynamisches Innenraumlicht exakt der Grund dafür sei, warum die Anwesenden die Iseled-Konferenz besuchten.
Iseled schließt die Lücke jenseits von LIN
Ausgehend von „einer Art semi-dynamischen Applikation“ wie im GM Camaro und im Audi A8, die Dr. Wambsganß erklärte, spannte er den Bogen weiter in die Zukunft, in der die Grenzen von LIN weit überschritten werden. Wer ihm zuhörte, erkannte, dass die Iseled-Technologie wirklich exakt die Lücke füllt, die jenseits von LIN in Beleuchtungsapplikationen klaffte. Wie sonst sollte es beispielsweise noch im angestrebten preislichen Zielkorridor möglich sein, RGB-Matrix-Beleuchtung im Innenraum zu realisieren?
Mit Michael Bender, Product Line Manager Embedded Lighting and Communication bei Melexis, hatte zuvor bereits einer der Vorredner die Grenzen von Licht konstatiert und sich offen bekannt: „Wir werden dabei helfen, den Iseled-Standard so weit zu bringen, dass er für die Verkabelung über das gesamte Fahrzeug hinweg zum Einsatz kommt.“ Ein entsprechender Standard sei ein Must-Have: „OEMs, Tier-1s und Halbleiterhersteller müssen zusammenkommen, um Iseled im ganzen Fahrzeug nutzen zu können.“
Die Vielfalt der Positionen auf der abschließenden Podiumskussion zum Thema „Vom Ambiente-Licht zum funktionalen Licht“ zeigt sich in diesen Zitaten:
„Wir werden vorab definierte Szenarios im Fahrzeug haben.“ (Robert Isele, BMW)
„Wer besitzt das Fahrzeug?“ (Dr. Martin Gall, Dräxlmaier, als er das Thema individuell buchbare Pakete im Rahmen von Carsharing ansprach)
„Wir müssen Flexibilität anbieten – und leichte Anwendbarkeit für Entwickler; dazu gehören auch entsprechende Presets.“ (Lars Reger, NXP)