typische Netzwerktopologie eines ADXpress-Systems im Auto

So könnte die typische Netzwerktopologie eines ADXpress-Systems im Auto aussehen. Alfred Vollmer gibt in seinem Kommentar seine persönliche Sicht auf die Dinge wieder. (Bild: Inova Semiconductors)

Die technischen Features von ADXpress lesen Sie im Fachbeitrag, aber bekanntlich entscheidet nicht nur die Technik darüber, ob sich eine Architektur auch durchsetzt. Deshalb erhalten Sie hier ein paar Hintergrundinfos.

Von Anfang an hat sich der 1999 gegründete Fabless-Halbleiterhersteller Inova Semiconductors mit der Entwicklung von sehr schnellen Kommunikationsbausteinen beschäftigt. Das erste Produkt, Gigastar, war ein universeller 1,2-Gbit/s-Baustein, der erstmals als Display-Link in der Industrie zum Einsatz kam. Auf dieser Basis entstand dann 2005 die APIX-Baureihe, wobei Inova für die Entwicklung und Fertigung zuständig war und BMW die entsprechenden Automotive-Anforderungen bzw. Inputs einbrachte. Mittlerweile sind rund 170 Millionen APIX-Chips in Fahrzeugen verbaut, APIX3 überträgt Daten aktuell mit bis 12 Gbit/s.

Die Grundidee hinter ADXpress ist ähnlich wie bei Ethernet, nämlich die Datenübertragung in Form kleiner Pakete, aber während Ethernet die Pakete per Software erzeugt, geschieht dieses „Packen der Datenpakete“ bei ADXpress extrem schnell per Hardware. „Unser Kern-Know-how ist einerseits die serielle High-Speed-Datenübertragung aber andererseits auch das Wissen darüber, wie man diese Produkte herstellt, testet und zur Marktreife bringt“, betont Roland Neumann, CTO von Inova. „Wir sind keine reine IP-Schmiede, die sich irgendetwas ausdenkt, sondern wir bringen Gbit-SerDes wirklich als robustes, zuverlässiges Produkt auf den Markt und können die Funktionalität beim Kunden auch zur Umsetzung bringen.“ Obwohl er ganz klar das technische Mastermind hinter den Inova-Produkten ist, betont Roland Neumann stets, dass nur die Zusammenarbeit innerhalb des Inova-Teams aber auch mit der Foundry, den Testhäusern etc. sowie besonders mit den Leitkunden erst die Produkte ermöglichten.

Der CTO selbst hat das Halbleiterdesign Anfang der 1990er Jahre bei Siemens gelernt, bei Motorola unter anderem im Projekt „Autobahn“ verfeinert und gehörte dann, im Jahre 1999, gemeinsam mit CEO Robert Kraus zu den Gründervätern von Inova Semiconductors. Für Roland Neumann ist es wichtig, „dass der Chip auch testbar ist“. Er betont, dass ADXpress „aus den Learnings aus APIX3“ entstanden ist. Learning heißt für ihn hier, das „System so modular zu designen, dass man es leicht erweitern kann“, und so entstand mit ADXpress „eine Systemarchitektur, die so modular ist, dass man alles erweitern kann – sogar den Physical Layer“. Als Erfolgsfaktor nennt Neumann „richtig guten Kundensupport“: „Wir hören den Kunden ausführlich zu, denn das Verstehen der Applikation ist mindestens so wichtig wie das Design selbst.“

Dass Inova gut zuhören kann und ein Gespür für die Bedürfnisse des Marktes hat, beweist neben APIX auch die (Historie der) Iseled/ILAS-Technologie, die nicht nur das Binning-Problem bei LEDs löst sondern auch mit ihrem speziellen Protokoll die serielle Ansteuerung vieler LEDs über einen seriellen, robusten und automotive-tauglichen Bus ermöglicht. CEO Robert Kraus hat dazu mit der Iseled-Allianz bisher 42 (bald 45) sehr namhafte, oft direkt miteinander konkurrierende Unternehmen aus allen Teilen der Zulieferkette zusammengebracht und so eine komplette Infrastruktur rund um die Technologie ermöglicht. Vermutlich wird Robert Kraus auch bei ADXpress wieder mit einer Allianz dafür sorgen, dass die Hi-Speed-Architektur in kurzer Zeit ihren Weg in Kundendesigns findet. Schauen wir mal, was das Unternehmen dazu auf der electronica verlauten lässt…

Der Autor: Alfred Vollmer

Alfred Vollmer
(Bild: Hüthig)

Alfred Vollmer interessiert sich nicht nur für Technik per se in vielen Facetten und Einzelheiten sondern auch dafür, wie sich diese Technik im wirtschaftlich-gesellschaftlichen Rahmen sinnvoll anwenden, umsetzen und nutzen lässt. Der Dipl.-Ing. hat bereits während des Studiums der Elektrotechnik sein Faible fürs Schreiben entdeckt und ist mit über 30 Jahren Branchenerfahrung ein bestens vernetztes Urgestein der europäischen (Automobil-)Elektronik-Fachpresse. Er fragt gerne detailliert nach und lässt dabei auch die ökologischen Aspekte nicht aus. Mit vielen seiner (Elektrotechnik-)Prognosen lag er richtig, aber manchmal sorgten auch sehr spezifische Marktmechanismen dafür, dass es ganz anders kam…

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