
Der Versicherungsgigant Allstate steht im Kreuzfeuer der Kritik. Heimlich gesammelte Bewegungsdaten, Millionen von Dollar, drohende Millionenstrafen – dieser Fall könnte die Spielregeln für den Datenschutz in der Mobilitätsbranche neu definieren. (Bild: Dalle 3 / OpenAI)
Texas sorgt aktuell für Aufsehen in der Versicherungsbranche: Der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates, Ken Paxton, hat Klage gegen den Versicherungsgiganten Allstate und dessen Tochterunternehmen Arity eingereicht. Der Vorwurf: Allstate soll ohne Zustimmung der Nutzer sensible Daten gesammelt und für eigene Zwecke sowie zum Verkauf an Dritte genutzt haben. Dieser Fall wirft nicht nur Fragen zum Datenschutz auf, sondern könnte ein Präzedenzfall für die Umsetzung von Datenschutzgesetzen in den USA werden.
TL;DR: Versicherer Allstate wegen Datenskandal verklagt
Texas hat den Versicherungskonzern Allstate und dessen Tochter Arity wegen illegaler Datensammlung verklagt. Durch ein eingebettetes Software Development Kit (SDK) in Apps wie Life360 und GasBuddy sammelte Allstate sensible Nutzerdaten ohne Zustimmung, darunter Geostandort- und Fahrverhaltensdaten. Diese wurden genutzt, um Versicherungsprämien anzupassen und Produkte wie Risikoprofile zu verkaufen. Der Fall könnte als erster umfassend vor Gericht ausgetragen werden und setzt ein starkes Zeichen für die Durchsetzung von Datenschutzgesetzen in den USA. Die Klage fordert Millionenstrafen und unterstreicht die Notwendigkeit einer Balance zwischen Innovation und Verbraucherschutz.
AI Assurance in Mobility

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Hintergrund: Was wird Allstate vorgeworfen?
Die Klage basiert auf der Behauptung, dass Allstate und Arity seit 2015 ein Software Development Kit (SDK) entwickelt haben, das in mobile Apps wie GasBuddy, Fuel Rewards und Life360 eingebettet wurde. Dieses SDK sammelte umfangreiche Daten, darunter:
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Geostandortdaten: Informationen über die Bewegungen der Nutzer, inklusive Start- und Endpunkte von Fahrten.
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Sensorbasierte Daten: Daten von Beschleunigungssensoren und Gyroskopen.
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Fahrverhalten: Informationen über Geschwindigkeitsübertretungen, abruptes Bremsen oder Ablenkungen.
Dazu Ken Paxton: „Unsere Untersuchung ergab, dass Allstate und Arity mobile Apps Millionen von Dollar zahlten, um ihre Tracking-Software zu installieren. Die persönlichen Daten von Millionen Amerikanern wurden ohne ihr Wissen oder ihre Zustimmung an Versicherungen verkauft – ein klarer Gesetzesverstoß.“
Diese Daten sollen verwendet worden sein, um Produkte wie Drivesight und ArityIQ zu entwickeln, die Fahrverhalten analysieren und Risikoprofile erstellen. Versicherungen könnten damit Prämien gezielt anpassen oder Deckungen verweigern.
Verstöße gegen Datenschutzgesetze
Laut der Klage verletzte Allstate das Texas Data Privacy and Security Act (TDPSA), indem die Nutzer weder ordnungsgemäß über die Datenerfassung informiert noch ihre Zustimmung eingeholt wurden. Besonders heikel: Selbst wenn Nutzer lediglich als Beifahrer in einem Fahrzeug saßen, konnte das System ihnen fehlerhaft „schlechtes“ Fahrverhalten zuschreiben.
Ein weiterer Vorwurf betrifft die gezielte Nutzung des Rechts auf Nachbesserung (Right-to-Cure). Trotz der gesetzlichen Frist von 30 Tagen, in der Unternehmen die Möglichkeit haben, Verstöße zu beheben, unterließ Allstate laut den Vorwürfen notwendige Anpassungen.
Millionenschwere Forderungen gegen den Versicherer
Die Klage fordert neben Schadenersatz für betroffene Verbraucher auch hohe Strafzahlungen:
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7.500 US-Dollar pro Verstoß gegen das TDPSA.
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10.000 US-Dollar pro Verstoß gegen das Versicherungsgesetz von Texas.
Angesichts der geschätzten Zahl der Betroffenen könnten die Strafzahlungen leicht in die Millionen gehen. „Texaner verdienen besseren Schutz, und wir werden diese Unternehmen zur Rechenschaft ziehen,“ betonte Paxton.
Der breitere Kontext: Datenschutz und Innovation
Die Problematik endet nicht bei Allstate. Im August 2024 reichte der texanische Generalstaatsanwalt Klage gegen General Motors ein. Der Vorwurf: GM habe in mehr als 14 Millionen Fahrzeuge Technologie integriert, die Daten über das Fahrverhalten der Nutzer sammelte und diese ohne Zustimmung an Dritte verkauft. Diese Daten dienten dazu, sogenannte "Driving Scores" zu erstellen, die unter anderem „schlechtes“ Fahrverhalten wie schnelles Bremsen, scharfes Abbiegen oder das Fahren zu später Stunde dokumentierten. Versicherer nutzten diese Informationen, um Prämien zu erhöhen, Policen zu kündigen oder Versicherungsanträge abzulehnen.
Auch andere Bundesstaaten greifen vermehrt durch. Der Fall Allstate könnte als erster umfassend vor Gericht ausgetragen werden und so zum Prüfstein für die Durchsetzung moderner Datenschutzgesetze werden.
Auf der anderen Seite zeigen solche Fälle, wie wichtig Innovationen in der Datenanalyse für Branchen wie die Versicherungswirtschaft sind. Datenbasierte Technologien können helfen, Verkehrssicherheit zu verbessern und Prämien gerechter zu gestalten. Doch wie dieser Fall zeigt, ist eine Balance zwischen Innovation und Datenschutz unerlässlich.
Ein Wendepunkt im Umgang mit Daten?
Die Klage gegen Allstate und Arity unterstreicht die Notwendigkeit klarer Regeln und Transparenz in der Datennutzung. Unternehmen, die Verbraucherdaten verwenden, müssen nicht nur den gesetzlichen Rahmen einhalten, sondern auch das Vertrauen der Verbraucher bewahren. Die Zukunft der Mobilitätsdaten liegt in verantwortungsbewusster Nutzung und einem ethischen Umgang mit persönlichen Informationen.
Vor allem von dem Hintergrund, dass es in den vergangenen Jahren es in den USA vermehrt zu Klagen gegen Unternehmen wegen Datenschutzverletzungen kam, insbesondere im Zusammenhang mit der unrechtmäßigen Erhebung und Verarbeitung personenbezogener Daten. Diese Zunahme ist auf ein sich wandelndes regulatorisches Umfeld und die steigende Sensibilisierung für Datenschutzthemen zurückzuführen.
Der Autor: Dr. Martin Large

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.