Seit 2021 führt Berylls ein jährliches E-Mobility Ranking durch und beobachtet die Fortschritte der verschiedenen Märkte. Neben den BEV-Zuwächsen in den Flotten, den Zulassungszahlen der E-Autos, wird auch die Infrastruktur analysiert. Das Jahr 2022 war immer noch geprägt von erheblichen Lieferproblemen, weil sich vor allem die konjunkturelle Erholung in der Mikrochip-Industrie hinzog, die Energiekosten in Europa nahezu explodierten und gleichzeitig die Inflation als Folge des russischen Angriffskriegs sprunghaft zunahm.
Auf das Ranking hatten diese Verwerfungen keinen großen Einfluss: Wie in den Vorjahren zeigt sich ein stabiles Bild, die überwiegende Mehrheit der untersuchten Länder hat die Position nicht oder nur geringfügig verändert. Die nordischen Nationen sind weiterhin die Spitzenreiter mit einer BEV-Quote in der Flotte von mehr als drei Prozent. Es folgen westeuropäische Länder wie Deutschland, Frankreich und Co. mit BEV-Quoten in der Bestandsflotte von einem bis zwei Prozent. Als einziges asiatisches Land spielt China in der Führungsgruppe des Rankings mit und liegt mit drei Prozent auf Augenhöhe mit Schweden. 40 Prozent des chinesischen BEV-Bestands gehen auf die Neuzulassungen im vergangenen Jahr zurück. Die USA liegen bei den E-Fahrzeugen in der Bestandsflotte weiterhin abgeschlagen auf einem der letzten Plätze. Ein gutes Drittel der US-BEV-Bestandsflotte wurde im vergangenen Jahr zugelassen.
Zuwächse bei den Neuzulassungen
Während die Bestandszahlen klein wirken, zeigen die Anteile bei den Neuzulassungen, dass 2022 das Durchbruchsjahr für die E-Mobilität war: In Nord- und West-Europa sowie in China ist im Schnitt ist jedes fünfte verkaufte Auto ein BEV; in den USA ist es nur jedes 16.
Trotz der guten Zahlen war die Automobilindustrie 2022 extrem stark von Lieferproblemen geprägt. Vor allem in Europa erreichten die Pkw-Verkäufe einen jahrzehntelangen Tiefstand (-28,5 Prozent im Vergleich zu 2019). BEV-Neuverkäufe haben indes wie in den Vorjahren stark zugenommen, wobei die meisten Länder in der Rangliste ein zweistelliges Wachstum verzeichneten. Verlierer waren die Plug-in-Hybride. Sie haben, teilweise bedingt durch das Auslaufen von Förderprämien, an Dynamik verloren und die Zulassungszahlen waren und sind in vielen europäischen Ländern rückläufig.
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Ladenetz wächst rasant
Positive Zeichen setzte die Infrastruktur. 2022 hat sich die Einführung neuer Ladestationen deutlich beschleunigt und die Mehrzahl der Länder erweitert das öffentliche Lade- und Schnellladenetz rasant - teilweise liegen die Wachstumszahlen bei über 40 Prozent. Spitzenreiter ist China mit einem gut ausbalancierten Wachstum von BEV-Flotte und Infrastruktur. Das Verhältnis BEV zu DC Charger blieb gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert. Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit, denn in China leisten DC-Ladesäulen meist weniger als 60 kW und viele Ladesäulen sind schlecht geplant und selten genutzt, weil sie beispielsweise in Fußgängerzonen stehen.
Dagegen konnten die nordischen Länder ihre BEV-Flotten zwar signifikant ausbauen, aber die Erweiterung der öffentlichen Infrastruktur hielt nicht Schritt. Tatsächlich sei dieses scheinbare Ungleichgewicht einer für Skandinavien typischen Situation geschuldet. Denn dort besitzen wesentlich mehr Haushalte private Lademöglichkeiten und die E-Autofahrer sind nicht unbedingt auf die öffentliche Infrastruktur angewiesen so wie in Ballungsräumen in Deutschland oder Frankreich. Tatsächlich haben beide Länder 2022 massiv in den Ausbau der Infrastruktur investiert.
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Skandinavien mit meisten BEV-Neuzulassungen
Skandinavien sei ein Musterbeispiel für nachhaltigen Erfolg der E-Mobilität, denn die nordischen Länder folgen Norwegen auf dem Weg zu 100 Prozent BEV mit lediglich vier oder fünf Jahren Verspätung. Dazu gehören Schweden, Dänemark, Island, aber auch Finnland mit einem BEV-Anteil bei den Neuzulassungen, der im Q1 2023 bei über 30 Prozent lag. Laut Berylls werden alle nordischen Länder 2023 einen BEV-Anteil von über 30 Prozent und bis 2030 einen BEV-Anteil von über 80 Prozent erreichen.
Die großen europäischen Drei (Deutschland, Frankreich, Großbritannien) sind ebenfalls auf dem Weg nach vorn, allerdings nicht mit dem gleichen Tempo. Die Experten gehen davon aus, dass die Drei im Jahr 2023 im Bereich von 15 bis 20 Prozent BEV bei den Neuzulassungen bleiben und ihren BEV-Anteil bis 2030 auf etwa 60 bis 70 Prozent erhöhen werden.
Südeuropa entwickelt sich langsamer als der Norden
Mit weniger Elan geht es im europäischen Süden voran. Spanien und Italien hinken wie in den Vorjahren hinterher und zumindest in diesem Jahr gibt es keine Anzeichen für eine Beschleunigung der Transformation.
Ganz anders sieht es in Asien aus. Für China prognostiziert Berylls weiteres Wachstum, wenn auch verhaltener als bisher erwartet. Das Land dürfte 2023 immer noch einen Neuzulassungs-BEV-Anteil von 20 bis 25 Prozent erreichen, im Jahr 2030 sollen etwa drei von vier in China verkauften Autos BEVs sein.
Selbst der Blick in die Zukunft der USA lässt einen positiven Trend erwarten. Denn dort geht es nach Jahren des Desinteresses an E-Mobilität, ausgenommen Kalifornien, endlich spürbar aufwärts. Der IRA auf der einen Seite und die Notwendigkeit für die heimische Industrie, sich an den BEV-Trend in China und der EU anzupassen, treiben den Wandel voran. Dennoch dürften sich die neu zugelassenen E-Autos im Jahr 2023 immer noch im einstelligen Bereich bewegen. Bis 2030 ist immerhin ein BEV-Anteil von 40 bis 50 Prozent möglich.