Ansgar Hein, erster Vorsitzender der SGET, erläutert, warum Entwickler auf den OSM-Standard setzen sollten.

Ansgar Hein, erster Vorsitzender der SGET, erläutert, warum Entwickler auf den OSM-Standard setzen sollten. (Bild: SGET)

Herr Hein, nennen Sie bitte die wesentlichen Ziele der Standardization Group for Embedded Technologies (SGET).

Ansgar Hein: Unser Ziel ist es, eine internationale Plattform zur Entwicklung und Vermarktung offener Industriestandards für Embedded-Systeme bereitzustellen. Wir laden alle Unternehmen und Organisationen, die im Embedded-Bereich tätig sind, dazu ein, in der SGET mitzuarbeiten, um offene Standards für Embedded-Hard- und Software zu entwickeln, zu verbessern und zu vermarkten.

Wie viele verschiedene Standards für Embedded-Technologien der SGET gibt es bis jetzt? Handelt es sich dabei um reine Hardware-Standards?

Ansgar Hein: Aktuell gibt es fünf verschiedene Standards unter dem Dach der SGET. Vier davon (SMARC, Qseven, embeded NUC und OSM) sind reine Hardware-Standards. Mit dem Universal IoT Connector (UIC) gibt es aber auch einen Software-Standard, der aktuell allerdings nicht weiterentwickelt wird.

Wo liegen die Hauptvorteile von OSM? Warum ist ein weiterer Computer-on-Module-Standard wie OSM nötig?

Ansgar Hein: Es geht nicht um einen weiteren CoM-Standard, sondern um Evolution. Wir haben heute andere Möglichkeiten als vor zehn Jahren, als die SGET gegründet wurde. Und genau hier setzt OSM an: Der neue Standard für Auflötmodule bietet zahlreiche Vorteile, sowohl auf technischer als auch auf wirtschaftlicher Ebene. Die größten Vorteile liegen sicherlich in signifikanten Kosteneinsparungen gegenüber Aufsteckmodulen sowie in der Automatisierung, von der Bestückung bis zum Initialisieren und Testen von Open-Standard-Modulen. Da OSM-Module keinen Steckverbinder benötigen, sondern direkt auf die Platine aufgelötet werden, bezeichnen wir sie auch gerne als Module der zweiten Generation.

Welche Verbesserungen bzw. Erweiterungen bietet die OSM-Version 1.1 im Vergleich zur Vorgängerversion 1.0?

Ansgar Hein: Im Wesentlichen sind es Detailverbesserungen, keine neuen Features. Die hatten wir mit der initialen Veröffentlichung, die noch kein Jahr zurückliegt. Jetzt geht es darum, den Standard punktuell zu verbessern und weiterzuentwickeln. Konkret gibt es einige rückwärtskompatible Verbesserungen und zukunftssichere Erweiterungen, um eine Langzeitverfügbarkeit von 10+ Jahren sicherzustellen.

Bietet OSM Kostenvorteile?

Ansgar Hein: Zunächst einmal sind OSM-Module besonders platzsparend. Ein Size-L-Modul ist rund 51 Prozent kleiner als ein SMARC-Modul, bietet aber beispielsweise die doppelte Anzahl an Pins. Das erlaubt geringere Baseboard-Abmessungen und weniger Lagen, ergo einen Kostenvorteil. Darüber hinaus sind keine teuren Steckverbinder erforderlich, die derzeit zum Teil auch nur schwer zu allokieren sind. Hinzu kommen zahlreiche Vorteile bei der Produktion und beim Testen, die automatisiert ablaufen können – das sind mehrere Euro pro Stück, die hier eingespart werden können im Vergleich zu Aufsteckmodulen. Auch in Punkto Logistik sind OSM-Module kosteneffizienter und platzsparender: Während OSM-Module auf einem Reel geliefert werden, erfordern Aufsteckmodule eine aufwendige und voluminösere Verpackung. Dadurch bietet OSM auch einen Nachhaltigkeitsvorteil.

Gibt es bei der OSM-Spezifikation verschiedene Größen? Welche Gemeinsamkeiten oder Unterschiede haben die verschiedenen Größen?

Ansgar Hein: Eine Besonderheit des OSM-Standards ist, dass er in vier verschiedenen und aufeinander aufbauenden Größen verfügbar ist:

-> Size-0 (30 mm × 15 mm / 188 Pins)
-> Size-S (30 mm × 30 mm / 332 Pins)
-> Size-M (30 mm × 45 mm / 476 Pins)
-> Size-L (45 mm × 45 mm / 662 Pins)

Es gibt reservierte Bereiche, die vom Size-0- bis zum Size-L-Modul identisch sind, wie beispielsweise den Anschlussbereich für RF-Antennen. Mehrheitlich sind es aber gerade die Unterschiede, die den Charme der vier Modulgrößen ausmacht. Während ein Size-0 für Microcontroller, wie STM32, vorgesehen ist, können auf einem Size-L-Modul theoretisch auch x86-Architekturen realisiert werden. Dazwischen gibt es viele Optionen, von denen die Entwickler Gebrauch machen können, aber eben nicht immer müssen.

Der OSM-Standard ist in vier verschiedenen und aufeinander aufbauenden Größen verfügbar.
Der OSM-Standard ist in vier verschiedenen und aufeinander aufbauenden Größen verfügbar. (Bild: SGET)

Sind OSM-Boards bereits verfügbar? Falls ja, welche Prozessoren können sie haben?

Ansgar Hein: Inzwischen gibt es bereits einige OSM-Module und auch Eval-Kits im Markt, die auch im Bereich der „Member Products“ auf unserer Website ständig aktualisiert werden. Daneben sind aktuell weitere Module in Entwicklung und werden in Kürze verfügbar sein. Dann werden wir neben i.MX 8M und Rockchip PX30 Cortex-A35 sowie ESP 32 Xtensa DualCore x32 LX6 auch i.MX93 sehen. Wir wissen aber schon jetzt, dass es weitere Entwicklungen geben wird, über die wir aber noch nicht sprechen dürfen.

Welche Unterstützung erhalten Entwickler durch den vor kurzem herausgebrachten Design Guide 1.0?

Ansgar Hein: Entwickler und Integratoren finden im Design-Guide praktische Ansätze, um OSM-Module in eigene Boards einzudesignen. Baseboard-Entwickler profitieren dabei von den Synergien innerhalb der SGET, wo in den Standard-Entwicklungsteams bereits ein intensiver Austausch zwischen Halbleiterherstellern, Integratoren und Anwendern stattgefunden hat. Dadurch ist der Design Guide besonders praxisorientiert und liefert Entwicklungsansätze und Blaupausen für zukünftige OSM-Baseboards.

Wird der Entwickler auch beim Übergang von 1.0 auf 1.1 unterstützt?

Ansgar Hein: Eines unserer Ziele innerhalb der SGET ist es, möglichst praxisnah mit unseren Standards zu unterstützen. Dazu zählt auch die Unterstützung beim Übergang von einer Version zur nächsten. Entsprechend gibt es im Anhang zur Version 1.1 eine Übersicht der Änderungen zwischen beiden Versionen. So können Änderungen auch langfristig zurückverfolgt werden.

Aus wie vielen Mitgliedern besteht die OSM-Arbeitsgruppe?

Ansgar Hein: Momentan besteht das Standard Development Team für OSM aus 19 aktiven Mitgliedsunternehmen mit stark wachsender Tendenz.

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