Das Stapeln von zylindrischen Geräten und das Verbinden ihrer empfindlichen elektrischen und kryotechnischen Leitungen (hier ein Bild aus Iter) erfordert eine besondere Aufmerksamkeit.(Bild: Iter)
Ohne Elektronik kein Fusionswunder: Von Plasmakontrolle über Hochleistungssensoren bis hin zu kryogener Präzision – Fusionsreaktoren sind eine orchestrierte Meisterleistung der Technologie.
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Die Hoffnung, saubere, unerschöpfliche Energie aus Kernfusion zu gewinnen, rückt dank fortschrittlicher Elektronik immer näher – auch wenn es noch viele Herausforderungen gibt, die es zu überwinden gilt. Ein Fusionsreaktor, wie er im ITER-Projekt oder dem Sparc-Programm von MIT und CFS entwickelt wird, ist ein technisches Meisterwerk, das von hochentwickelten elektronischen Systemen abhängt. Diese Systeme sind die stillen Helden, die den komplexen Betrieb überhaupt erst ermöglichen. Hier eine Auswahl der eingesetzten Technologien:
Steuerung und Überwachung der Plasma-Kontrolle
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Der Kern jedes Fusionsreaktors ist das Plasma, ein extrem heißes und ionisiertes Gas, das Temperaturen von bis zu 150 Millionen Kelvin erreichen muss. Das Plasma muss stabil gehalten werden, um mit den Reaktorwänden keinen Kontakt aufzunehmen, da ein Kontakt zu einer rapide abfallenden Reaktion führen würde. Präzise Elektronik steuert magnetische Felder, die das Plasma einschließen, und überwacht in Echtzeit seine Parameter. Diese Steuerung erfolgt durch Systeme, die ein hohes Maß an Regelungstechnik erfordern. Sensoren, Magnetspulen und hochspezialisierte Algorithmen arbeiten zusammen, um die magnetische Einschließung zu optimieren. Diese Echtzeitüberwachung erfolgt mithilfe ultraschneller Datenerfassungs- und Verarbeitungsysteme, die hunderte bis tausende von Signalen in Mikrosekunden analysieren, um Störungen sofort entgegenzuwirken.
Wie liefert die Mess- und Sensortechnik verlässliche Daten aus einem Fusionsreaktor?
Ein Fusionsreaktor ist eine harsche Umgebung für jede Art von Technologie. Sensoren, die Temperatur, Druck oder Magnetfeldstärken messen, müssen daher äußerst robust sein. Neben extremen Temperaturen sind auch starke Strahlung und hohe elektromagnetische Felder eine Herausforderung für die eingesetzte Messtechnik. Diese Elektronikkomponenten halten nicht nur den Bedingungen von Millionen °C stand, sondern liefern auch Echtzeitdaten, um den Reaktor stabil zu betreiben. Ein weiteres Beispiel für die notwendige Messtechnik sind die Spektrometer, die verwendet werden, um die Zusammensetzung und Temperatur des Plasmas zu bestimmen. Dabei kommen oft supraleitende Magneten ins Spiel, die, gekühlt auf Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt, die gewaltigen Magnetfelder erzeugen, die das Plasma stabil halten. Die zuverlässige Funktion der Sensoren und Detektoren wird durch den Einsatz von speziellen Abschirmtechniken gewährleistet, die die empfindliche Elektronik vor Strahlung schützen. Fun Fact: Im Wendelstein-7-X-Stellarator herrschen die sowohl tiefsten (knapp über 0 K) als auch höchsten Temperaturen (100 Millionen °C) in unserem bekannten Universum – auf einer Entfernung von nur wenigen Zentimetern
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Die Rolle der Elektronik bei der Energieumwandlung und -management in einem Fusionsreaktor
Die Kernfusion erzeugt Energie in Form von hochenergetischen Neutronen. Diese Neutronen tragen keine elektrische Ladung, weshalb ihre Energie zunächst in Bewegungsenergie und später in Wärme umgewandelt wird. Diese Wärme kann dann zur Dampferzeugung genutzt werden, die wiederum eine Turbine antreibt. Hier kommt die Leistungselektronik ins Spiel: Sie sorgt dafür, dass die erzeugte elektrische Energie stabilisiert und ins Stromnetz eingespeist werden kann. Ohne effiziente Energiewandler und Steuergeräte wäre der Traum von der Kernfusion als Energiequelle nur eine Illusion. Die Herausforderung besteht darin, die hohe Energiedichte effizient zu konvertieren und dabei Verluste zu minimieren. Transformatoren, Gleichrichter und Wechselrichter müssen daher speziell für die hohe Belastung und Dauerbetriebsfähigkeit ausgelegt sein, um die Energie sicher und stabil ins Netz einzuspeisen. Zudem sind hier Hochtemperatur-Supraleiter von großer Bedeutung, um die Stromtransportverluste so gering wie möglich zu halten.
Ohne Laser keine Trägheitsfusion
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Neben dem magnetischen Einschluss spielt die Trägheitsfusion eine zentrale Rolle in der Fusionsforschung. Hier kommen leistungsstarke Laser zum Einsatz, die millimetergroße Brennstoffpellets aus Deuterium und Tritium mit extrem hohen Energien beschießen. Die dabei entstehende Kompression und Erhitzung führt zur Zündung der Fusionsreaktion. Die Laseranlage des National Ignition Facility (NIF) ist ein Beispiel für eine der größten Laseranlagen der Welt, bei der 192 Laserstrahlen synchronisiert auf ein einzelnes Pellet fokussiert werden. Diese Lasersysteme müssen mit einer unglaublichen Präzision arbeiten, da kleinste Abweichungen zu einer unvollständigen Kompression und damit zum Scheitern der Fusion führen können. Die Steuerung der Laser sowie die zeitliche Synchronisation erfolgen über hochentwickelte elektronische Systeme, die eine Genauigkeit im Nanosekundenbereich sicherstellen.
Wofür sind Diagnose- und Analysegeräte entscheidend?
Um die Effizienz der Fusionsreaktionen zu bewerten, werden hochentwickelte Analysegeräte eingesetzt. Diese basieren auf elektronischen Systemen, die Signale aus dem Reaktor verarbeiten. Die Datenanalyse gibt Aufschluss darüber, ob das Plasma die gewünschten Reaktionsbedingungen erfüllt oder ob Anpassungen nötig sind. Beispiele für solche Systeme sind Neutronendetektoren, die die Menge der bei der Fusion freigesetzten Neutronen messen, oder Bolometer, die die gesamte abgestrahlte Leistung des Plasmas erfassen. Diese Detektoren müssen nicht nur extrem präzise arbeiten, sondern auch in der Lage sein, in Echtzeit zu reagieren, damit bei Abweichungen unmittelbar Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können. Auch optische Diagnosemethoden liefern wichtige Informationen über die Dichte und Temperatur des Plasmas. Beispielweise wird die Thomson-Streuung in Fusionsreaktoren genutzt, um die Elektronendichte und -temperatur im Plasma zu messen. Dazu schickt man vereinfacht gesprochen Laserstrahlen ins Plasma und analysiert das gestreute Licht, um wichtige Plasmaparameter wie Dichte und Temperatur zu bestimmen. Diese Methode ist präzise, nicht-invasiv und hilft dabei, den Plasmazustand für eine optimale Reaktorleistung zu überwachen.
Sicherheitssysteme in einem Fusionsreaktor: Schutz vor dem Unvorstellbaren
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Die potenzielle Gefahr eines Fusionsreaktors erfordert ausgeklügelte Sicherheitsmechanismen. Zugegeben, die Gefahren sind deutlich kleiner als in einem Kernkraftwerk, bei dem es zu einer unkontrollierbaren Kettenreaktionen kommen kann. Trotzdem bedarf es einer entsprechenden Wachsamkeit. Daher erkennen elektronische Überwachungssysteme frühzeitig Anomalien und lösen bei Bedarf automatisch Notabschaltungen aus. Diese Systeme minimieren das Risiko von Fehlfunktionen und sorgen für die notwendige Betriebssicherheit. Die Sicherheitsarchitektur eines Fusionsreaktors umfasst mehrere redundante Systeme, die dafür sorgen, dass selbst bei einem Ausfall einzelner Komponenten der Reaktor sicher heruntergefahren werden kann. Dazu gehören neben der Überwachung von Druck und Temperatur auch spezielle Strahlungsdetektoren, die das Austreten radioaktiver Partikel verhindern. Die Reaktionszeiten dieser Systeme müssen extrem kurz sein, da bereits eine geringe Verzögerung zu schwerwiegenden Folgen führen könnte.
Ohren auf bei der Fusionsforschung!
Die Forschung an der Kernfusion erfordert höchste Präzision, denn ein Reaktor wie der kürzlich stillgelegte Joint European Torus (JET) erreicht Temperaturen von hundert Millionen Grad Celsius. Neben den ausgeklügelten Computersystemen, die ständig überwachen und bei Unregelmäßigkeiten blitzschnell reagieren, ist auch der menschliche Instinkt ein unverzichtbares Sicherheitsmerkmal. Ingenieure können kleinste, subtile Geräusche wahrnehmen, die Maschinen überhören, und daraus wichtige Schlüsse ziehen. So half im JET-Kontrollraum ein verdächtiges Geräusch, eine lockere Rohrhalterung rechtzeitig zu entdecken und zu reparieren. Diese Mischung aus High-Tech und menschlichem Gespür zeigt, dass Evolution und Technik Hand in Hand gehen, um die Sicherheit einer der ehrgeizigsten wissenschaftlichen Unternehmungen zu gewährleisten.
Warum ist die Kryotechnik und Kühlung für Fusionsreaktoren so wichtig?
Magnetische Einschlusskonzepte, wie der Tokamak, benötigen supraleitende Magneten, die unter extrem niedrigen Temperaturen arbeiten. Die Steuerung dieser kryotechnischen Systeme ist eine Wissenschaft für sich. Elektronik sorgt hier für die exakte Temperaturregelung und garantiert die Funktion der Magneten, die das Plasma einschließen. Ohne eine zuverlässige Kühlung würden die supraleitenden Magneten ihren Zustand verlieren und die Fusionsreaktion könnte nicht aufrechterhalten werden. Hier kommen komplexe Kühlkreisläufe zum Einsatz, die mit flüssigem Helium arbeiten, um die notwendigen Temperaturen unterhalb von 4 Kelvin zu erreichen. Diese Kühlsysteme müssen ständig überwacht werden, da bereits geringfügige Temperaturänderungen die magnetische Einschließung gefährden könnten. Die Steuerung dieser Kryosysteme erfolgt über eine Kombination aus Temperatursensoren, Kühlmittelpumpen und Regelventilen, die in einem hochkomplexen Regelkreis miteinander verknüpft sind.
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Überblick über ausgewählte Fusionsreaktoren: Wo sie stehen, was sie machen und wie weit sie sind.
Das deutsche Start-up Proxima Fusion mit Sitz in Münchenentwickelt innovative Stellaratoren als Fusionskraftwerke. Mit rund 30 Mitarbeitern, KI-gestützten Designs und Hochtemperatursupraleitern will das Unternehmen bis 2031 einen energiepositiven Prototyp fertigstellen.(Bild: Proxima Fusion)
Proxima Fusion befindet sich aktuell in der Entwicklungsphase. Mithilfe von 27 Millionen Euro privater Investitionen und öffentlichen Mitteln wird der erste Prototyp vorangetrieben. Die Technologie basiert auf dem Wendelstein 7-X-Experiment in Greifswald, das bereits mehrere Rekorde in der Fusionsforschung aufgestellt hat. Der Einsatz von KI und Hochtemperatursupraleitern optimiert den Designprozess und beschleunigt die Realisierung.(Bild: Screenshot aus https://www.youtube.com/watch?v=ymu8PhsrIJY)
ITER ist ein internationaler Tokamak-Fusionsreaktor, der den Ansatz der magnetischen Einkapselung verfolgt. Der Reaktor befindet sich in Cadarache, Frankreich, und rund 2.000 Mitarbeiter aus verschiedenen Ländern sind am Projekt beteiligt.(Bild: ITER)
Der aktuelle Projektstatus von ITER sah eigentlich vor, dass der erste Plasma-Versuch im Jahr 2025 stattfinden soll. Allerdings wird sich der Plan aufgrund von Problemen mit Schweißnähten und Rissen in der Fusionskammer verzögern.(Bild: Iter)
Der – im Vergleich zu Iter deutlich kleinere – Stellarator Wendelstein 7-X nutzt einen innovativen Ansatz zur magnetischen Einkapselung und Stabilisierung von Plasmen. Er befindet sich in Greifswald, Deutschland, und wird von etwa 400 Mitarbeitern des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik betrieben.(Bild: MPI für Plasmaphysik, Anja Ullmann)
2018 gelang es Wendelstein 7-X, ein Plasma für 100 Sekunden stabil zu halten, was als Durchbruch für die Stellarator-Technologie gilt. Nach einer Wartungsphase nahm der Kernfusions-Reaktor im September 2024 den Versuchsbetrieb mit deutlichen Verbesserungen wieder auf. Im Februar 2023 erreichte Wendelstein 7-X dann einen neuen Rekord: Ein Energieumsatz von 1,3 Gigajoule wurde für 480 Sekunden (8 Minuten) aufrechterhalten.Dies übertraf den vorherigen Bestwert um das 17-fache. Die Wissenschaftler planen, den Energieumsatz in den kommenden Jahren auf 18 Gigajoule zu steigern und das Plasma für eine halbe Stunde stabil zu halten.(Bild: MPI für Plasmaphysik, Jan Michael Hosan)
Die National Ignition Facility (NIF) nutzt den Trägheitseinschluss-Ansatz mit Hochleistungslasern, um Brennstoffpellets zur Fusion zu komprimieren. Die Anlage steht in Livermore, Kalifornien, USA, und beschäftigt über 1.000 Mitarbeiter.(Bild: National Ignition Facility)
Im Bild: Die Targetkammer, in der 192 Laserstrahlen mehr als 2 Millionen Joule ultravioletter Energie auf ein winziges Brennstoffpellet lieferten, um am 5. Dezember 2022 eine Fusionszündung in der NIF zu erzeugen. Dabei wurde mehr Energie durch die Fusion erzeugt, als durch die Laser eingebracht wurde.(Bild: Lawrence Livermore National Laboratory)
Das Large Helical Device (LHD) ist ein Stellarator, der seit 1998 zur Erforschung der Plasmaphysik und Fusionsenergie dient. Der Reaktor befindet sich in Toki, Gifu, Japan, und etwa 300 Wissenschaftler und Ingenieure arbeiten daran.(Bild: National Institutes of Natural Sciences, National Institute for Fusion Science)
2023 konnte im Large Helical Device (LHD) in Japan erstmals die Kernfusion von Wasserstoff und Bor in einem Magneteinschluss-Plasma erfolgreich nachgewiesen werden, ein bedeutender Schritt in Richtung sauberer, nicht-radioaktiver Fusionskraftwerke. Durch das Einbringen von Borkörnchen ins Plasma und das Beschießen mit energiereichen Protonen gelang es, eine signifikante Menge an Heliumkernen zu erzeugen, was die Fusionsreaktion bestätigte. Die Forscher sehen in diesen Ergebnissen eine Basis für die Entwicklung sichererer und umweltfreundlicherer Fusionsreaktoren. TAE Technologies plant bis 2030, Prototypen für Reaktoren zu entwickeln, die auf diesem Konzept basieren und möglicherweise mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen.(Bild: National Institutes of Natural Sciences, National Institute for Fusion Science)
Der OMEGA-Laser, der zur Erforschung der Trägheitsfusion verwendet wird, steht in Rochester, New York, USA. Über 1.000 Mitarbeiter, darunter 450 Wissenschaftler und Ingenieure, arbeiten an diesem Projekt des Laboratory for Laser Energetics (LLE).(Bild: Laboratory for Laser Energetics)
Das OMEGA-Lasersystem der University of Rochester hat erfolgreich neue Fortschritte in der Trägheitsfusion erzielt und damit als potenzieller "Zündfunke" für größere Fusionsreaktionen gedient. Mit nur 28 Kilojoule Laserenergie wurden winzige Kapseln mit Deuterium und Tritium so komprimiert, dass ein Plasma entstand, das Fusionsreaktionen ermöglichte.(Bild: Laboratory for Laser Energetics)
Der Korea Superconducting Tokamak Advanced Research (KSTAR) verfolgt den supraleitenden Tokamak-Ansatz zur Untersuchung der Plasmaphysik und Fusionsenergie. Die Anlage befindet sich in Daejeon, Südkorea, und es sind rund 150 Wissenschaftler und Ingenieure beteiligt.(Bild: Von Michel Maccagnan -Eigenes Werk,CC BY-SA 3.0,Link)
Im Jahr 2020 gelang es KSTAR – „Koreas künstliche Sonne“ – , ein Plasma für 20 Sekunden bei über 100 Millionen Grad Celsius aufrechtzuerhalten, was als großer Meilenstein in der Plasmaphysik gilt. Ende März 2024 brannte das Plasma im Reaktor sogar für 48 Sekunden bei 100 Millionen Grad Celsius.)(Bild: Korea Institute of Fusion Energy (KFE))
Der Experimental Advanced Superconducting Tokamak (EAST) verwendet ebenfalls supraleitende Technologie, um Langzeit-Plasmaentladungen zu erforschen. Der Reaktor steht in Hefei, China, mit mehr als 200 Forschern und Technikern im Team.(Bild: Institute of Plasma Physics at Hefei Institutes of Physical Science, Chinese Academy of Sciences)
Im Mai 2023 erreichte EAST einen bedeutenden Durchbruch: Es gelang, ein Plasma für 403 Sekunden (etwa 6,7 Minuten) bei einer Temperatur von 120 Millionen °C aufrechtzuerhalten.. "Key issues for long-pulse high-βNoperation with theExperimental Advanced Superconducting Tokamak(EAST)". Nuclear Fusion 57 (5): 056021.DOI:10.1088/1741-4326/aa626c.ISSN0029-5515. Figure 5,CC BY 3.0,Link)(Bild: Modifiziert nach Xiang Gao, Yao Yang, Tao Zhang, Haiqing Liu, Guoqiang Li, Tingfeng Ming, Zixi Liu, Yumin Wang, Long Zeng, Xiang Han et al. - (2017-03-24). "Key issues for long-pulse high-βNoperation with theExperimental Advanced Superconducting Tokamak(EAST)". Nuclear Fusion 57 (5): 056021.DOI:10.1088/1741-4326/aa626c.ISSN0029-5515. Figure 5,CC BY 3.0,Link)
SMART (SMall Aspect Ratio Tokamak) ist ein neu entwickelter, kompakter Tokamak-Fusionsreaktor an der Universität Sevilla in Spanien.Entwickelt und betrieben wird er vom Plasma Science and Fusion Technology Laboratory unter der Leitung von Professor Manuel García Muñoz und Professorin Eleonora Viezzer. Mit einem geringen Aspektverhältnis und den Abmessungen von nur 1,6 × 1,6 Metern stellt SMART eine innovative Plattform für die Erforschung neuer Plasmageometrien dar, insbesondere der negativen Triangularität.(Bild: Universität Sevilla)
Im Januar 2025 gelang dem SMART-Tokamak erstmals die Erzeugung von Plasma, ein bedeutender Meilenstein in der Fusionsforschung. Durch den Einsatz negativer Triangularität testet der Reaktor ein neuartiges Design, das den Weg zu kleineren und effizienteren Fusionskraftwerken ebnen könnte. Die gewonnenen Daten aus den ersten Plasmatests werden mit Hochgeschwindigkeitskameras im sichtbaren Spektrum aufgezeichnet und analysiert, um die Stabilität und Leistungsfähigkeit des Plasmas zu bewerten.(Bild: https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1741-4326/ad8a70)
Zap Energy ist ein in Everett, Washington, ansässiges Unternehmen, das an einer kostengünstigen und kompakten Fusionslösung arbeitet. Das Team um die Gründer Benj Conway, Brian A. Nelson und Uri Shumlak setzt auf die Sheared-Flow-Stabilized Z-Pinch-Technologie, die ohne supraleitende Magnete auskommt und eine wirtschaftlich tragfähige Fusion ermöglichen soll.(Bild: Zap Energy)
Der aktuelle Entwicklungsstand von Zap Energy sieht mit dem Century-Projekt die erste vollintegrierte Demonstration relevanter Fusionskraftwerk-Technologien vor. Während wichtige Meilensteine wie eine stabile Plasmaerzeugung und hohe Neutronenausbeuten erreicht wurden, stehen noch weitere Herausforderungen bevor, darunter die Skalierung der Technologie und die Entwicklung robuster Materialien für den Langzeitbetrieb.(Bild: Zap Energy)
Wie das Plasma in einem Fusionsreaktor auf Temperatur kommt
Ein weiteres Schlüsselthema bei der Kernfusion ist die Heizung des Plasmas. Hier kommen sogenannte Hochfrequenzheizsysteme zum Einsatz, die elektromagnetische Wellen im Radiofrequenzbereich nutzen, um das Plasma weiter zu erhitzen und die notwendige Fusionsbedingung zu erreichen. Diese Systeme arbeiten ähnlich wie eine Mikrowelle, die Wassermoleküle erhitzt, nur dass sie gezielt die ionisierten Partikel im Plasma anregen. Die Frequenz der Wellen muss dabei exakt an die Resonanzfrequenz der Plasmapartikel angepasst werden, um eine möglichst effiziente Energieübertragung zu gewährleisten. Die Steuerung und Modulation der Hochfrequenzleistung erfolgt durch spezielle Elektronik, die eine hohe Präzision und Zuverlässigkeit erfordert.
Der Autor: Dr. Martin Large
(Bild: Hüthig)
Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.