Röntgenzählung einer Rolle mit Bauelementen mittels Bildauswertung

Röntgenzählung einer Rolle mit Bauelementen mittels Bildauswertung - Die Conrad Tochter Electronic Direct ist Spezialist für die Beschaffung elektronischer Bauteile. (Bild: Electronic Direct)

Nach einer Zeit mit Lieferprobleme im Bauteile-Bereich ist eine gegenläufige Entwicklung beobachtbar. Was bedeutet das für Anbieter und Kunden?

Ralf Bühler: Nach den vorangegangenen Allokationen sind bei vielen Unternehmen die Lager gut gefüllt und sogar übervoll. Somit rückt das Excess Inventory Management, also das Management überschüssiger Bauteile, in den Fokus. Viele kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland stehen durch die hohe Kapitalbindung in überschüssigen Beständen unter Druck, da ihre liquiden Mittel gebunden sind.

Während wir also vor Kurzem unsere Kunden noch vor Lieferengpässen bewahren mussten und es unsere Aufgabe war, die pünktliche Lieferung erforderlicher elektronischer Bauteile teilweise auch mit Sonderbeschaffung sicherzustellen, agieren wir heute als Lösungsanbieter in die exakt andere Richtung.

Wie unterstützen Sie Unternehmen beim Management überschüssiger Bauteile?

Ralf Bühler: Unser Tochterunternehmen Electronic Direct ist auf diese Aufgabe spezialisiert. In Zeiten von Materialknappheit haben sie ihr weltweites Netzwerk und ihre erprobten Marktanalysetools genutzt, qualitativ hochwertige elektronische Komponenten aus verlässlichen Quellen zu beschaffen. Jetzt unterstützt das Team unsere Kunden in beratender Rolle und bietet maßgeschneiderte Unterstützung bei der Vermarktung von Lagerüberbeständen an.

Die Optionen reichen dabei vom Ankauf der Bestände bis hin zur Vermarktung ohne Bestandsübernahme. Auch klassisches Kommissionsgeschäft mit Zwischenlagerung ist möglich, um den Kunden größtmögliche organisatorische Flexibilität zu geben.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit der Digitalisierung?

Ralf Bühler: Wir wollen Geschäftskunden dabei unterstützen, ihre Beschaffung deutlich digitaler zu gestalten, um damit Versorgungssicherheit, Komplexitätsreduzierung und natürlich auch Ressourcenschonung herbeizuführen. Gerade was die mittleren und großen Kunden und deren Warenwirtschaftssysteme betrifft, hat das Thema E-Procurement Luft nach oben. Aus diesem Grund haben wir die Initiative Procure-Plus ins Leben gerufen.

Mit Procure-Plus unterstützt Conrad seine Geschäftskunden
Mit Procure-Plus unterstützt Conrad seine Geschäftskunden, bis zu 30 Prozent bei der indirekten Beschaffung zu sparen. (Bild: Kristof Lemp)

Mit diesem ganzheitlichen Ansatz wollen wir Unternehmen dabei unterstützen, die Beschaffung indirekter Bedarfe noch effizienter zu machen und so bis zu 30 % ihrer Kosten einzusparen. Neben Lieferantenkonsolidierung und der damit verbundenen Verschlankung von Einkaufsprozessen spielt E-Procurement eine entscheidende Rolle. Über die Conrad-Sourcing-Platform sind wir in der Lage, maßgeschneiderte Anbindungslösungen anzubieten. Erfolgreichen Plattformen gelingt es, angepasste Lösungen zu entwickeln, die aber keine Einzellösungen sind. Es geht darum, unsere Systeme mit den Systemen unserer Kunden derart zu vernetzen, dass Transaktionen idealerweise komplett automatisiert laufen können, um Beschaffung so einfach und reibungslos wie möglich zu gestalten.

Welche Ansätze verfolgt Conrad Electronic im Bereich Nachhaltigkeit?

Ralf Bühler: Lassen Sich mich zunächst ganz konkret etwas zur Ressourcenschonung sagen. Als entscheidende Stellschraube für nachhaltiges Handeln in diesem Bereich sehe ich die Möglichkeiten des Crossborder-Commerce. Häufig beobachten wir Folgendes: Es gibt Ware am Markt, nur eben nicht am richtigen Ort beziehungsweise nicht in dem Land, wo sie dringend benötigt wird. Ziel zukunftsweisender Distribution muss es sein, diese Ware sichtbar, transaktierbar und damit überall verfügbar zu machen. Für Konsumenten hört sich das einfach an, weil ich doch mittlerweile überall auf der Welt bestellen kann. Im B2B-Umfeld ist das nicht so einfach, denn es gilt, Fallstricke in Sachen Mehrwertsteuer, transaktive sowie legislative Themen zu lösen. Conrad ist neben Deutschland mittlerweile mit einem eigenen Online-Marktplatz in Österreich, Italien, Frankreich und den Niederlanden aktiv und offeriert Crossborder-Commerce von Deutschland in diese Länder und zurück. Hier weiter aktiv zu bleiben und die Internationalisierung bei der Beschaffung von technischem Bedarf weiter voranzutreiben ist und bleibt eine unserer dringlichsten Aufgaben.

Welche weiteren Maßnahmen verfolgt Conrad für ökologisch verantwortungsvolles Wirtschaften?

Ralf Bühler: Nachhaltiges Wirtschaften ist nur möglich, wenn wir es gemeinsam schaffen, unseren Ressourcenverbrauch durch die Vermeidung von Abfällen und das konsequente Recycling wertvoller Rohstoffe zu reduzieren. Unser Umweltmanagement ist bereits seit 2006 EMAS-zertifiziert. Durch Photovoltaikanlagen, die Nutzung von Ökostrom und einer klimafreundlichen Hackschnitzelheizung arbeiten wir konsequent an der Senkung unseres CO2-Fußabdrucks. Auch den Übergang zur Kreislaufwirtschaft gestalten wir aktiv mit. Dazu gehören der Verkauf wiederaufbereiteter Geräte, die kontinuierliche Optimierung unserer Verpackungsmaterialien, professionelles Retourenmanagement oder die Möglichkeit, Geräte zu mieten statt sie zu kaufen. (bs)

Ralf Bühler, Conrad
(Bild: Daniel Tkatsch)

Ralf Bühler

CEO bei Conrad Electronic

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