
Eröffnung des European Test and Reliability Center (ETRC) in Chemnitz: Prof. Dr. Harald Kuhn, Institutsleiter des Fraunhofer ENAS (Mitte, am Buzzer), gibt gemeinsam mit führenden Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Forschung das Startsignal für das neue Zentrum. Mit dabei (v. l. n. r.): Laith Altimime, Präsident SEMI Europe; Clemens Otte, Leiter Fachverband Mikroelektronik im ZVEI; Rose Hu, Senior Director Application Engineering, Advantest Europe GmbH; Prof. Dr.-Ing. Albert Heuberger, Institutsleiter Fraunhofer IIS und Sprecher der Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland (FMD); Dr. Tim Gutheit, Vice President Technology and Innovation Automotive, Infineon Technologies AG; Heike Vocke, Geschäftsführerin von iSAX und Mitglied im Kuratorium des Fraunhofer ENAS; Dr. Manfred Horstmann, General Manager und Senior Vice President, GlobalFoundries; Volker Herbig, Vice President, X-FAB Group. (Bild: Fraunhofer ENAS)
Das Fraunhofer-Institut für Elektronische Nanosysteme ENAS hat in Chemnitz das »European Test and Reliability Centers« (ETRC) eröffnet, um strategische Kompetenzen für Tests und Zuverlässigkeitsbewertungen von Halbleiterbauelementen zu bündeln und Sachsens Rolle als Hightech-Standort im europäischen Halbleiterökosystem zu stärken. Ziel des neuen Kompetenzzentrum ist es, eine industrie- und anwendungsnahe Infrastruktur für neue Teststrategien und Zuverlässigkeitsroutinen von Halbleitertechnologien aufzubauen.
Hierzu erhält das ETRC mehreren Millionen Euro durch die EU aus Mitteln des »Europäischen Fonds für regionale Entwicklung« (EFRE) und des »Just Transition Fund« (JTF) sowie vom Freistaat Sachsen. Der weitere Ausbau der Forschungs- und Entwicklungskapazitäten erfolgt im Rahmen der Pilotlinie für »Advanced Packaging and Heterogeneous Integration for Electronic Components and Systems« (APECS), für die EU, BMFTR und das Bundesland Sachsen zusätzliche Fördermittel bereitstellen. APECS ist ein zentraler Baustein des European Chips Act, koordiniert von der Fraunhofer-Gesellschaft und umgesetzt von der Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland (FMD).
Chance für kleine und mittlere Unternehmen
Im Zentrum des ETRC stehen neue Schlüsseltechnologien wie Wide-Bandgap-Halbleiter (etwa Siliziumkarbid und Galliumnitrid), modulare Chip-Architekturen (Chiplets), Mikrosysteme (MEMS) sowie photonisch-elektronische Co-Designs. Dafür entwickelt das Zentrum maßgeschneiderte Prüfstrategien und bietet ein anwendungsnahes Umfeld, um Chips, Module und komplette Systeme unter realitätsnahen Bedingungen zu prüfen. Mithilfe KI-gestützter Fehleranalytik, thermisch-elektrischer Belastungssimulation und einer modernen Testdateninfrastruktur können Unternehmen und Forschungseinrichtungen die Serienfähigkeit neuer Halbleiterprodukte schneller, sicherer und nachhaltiger erreichen.
Zudem agiert das ETRC als Transfer- und Kollaborationsplattform. Es bietet OEMs, Zulieferern, kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sowie Forschungseinrichtungen einen gemeinsamen Raum, um neue Prüfstandards zu entwickeln und Technologien zusammen zur Marktreife zu bringen. Für KMU ist besonders der niederschwellige Zugang zu Highend-Testinfrastruktur über Shared Facilities ein wichtiger Hebel zur Demokratisierung von Innovation.
Europäische Innovation fördern
Der gezielte Aufbau unabhängiger Test- und Zuverlässigkeitskompetenz am Standort Chemnitz trägt dazu bei, eine Lücke im europäischen Halbleiterökosystem zu schließen. Denn während die Fertigung und das Design von Halbleitern in den vergangenen Jahren verstärkt von politischen Förderprogrammen profitierten, fehlte es bislang an neutralen, industrietauglichen Test- und Verifikationsplattformen, die Entwicklungen von der Idee bis zur Serienreife begleiten. Zudem findet ein Großteil der Halbleitertests bislang außerhalb Europas statt, was mit langen Lieferwegen und geopolitischen Unsicherheiten verbunden ist.
Mit starker Anbindung an die Technische Universität Chemnitz, die Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland (FMD) und die europäische Pilotlinie APECS steht das ETRC auch für ein neues Modell europäischer, standortintegrierter Innovationsförderung.