Stromversorgung zu entwickeln, ist keine triviale Aufgabe. Anforderungen an Leistungsdichte und Wirkungsgrad sind zu bewältigen, insbesondere bei batteriebetriebenen Geräten. Hochzuverlässige Stromversorgungen für den Outdoor-Bereich sowie für Luft-/Raumfahrt-Anwendungen erhöhen den Entwicklungsaufwand noch einmal deutlich, denn sie müssen unter extremen Umgebungsbedingungen funktionieren und besonders strenge EMV-Standards erfüllen, teilweise auch anwendungsspezifische Sonderanforderungen.
Solche Systeme müssen möglichst leicht sein, was oft in Konflikt mit anderen Anforderungen steht. So kann beispielsweise eine höhere Leistungsdichte zu Problemen beim Temperaturmanagement führen.
Verluste identifizieren und minimieren
Für eine Größen- und Dichteoptimierung von Stromversorgungssystemen sind Schaltungsbereiche und Bauteile zu identifizieren, an denen Leistungsverluste auftreten. Der Fokus liegt dann darauf, Ineffizienzen zu minimieren oder zu eliminieren. Bild 1 zeigt die wichtigsten Funktionsblöcke einer typischen Stromversorgung herkömmlicher Bauart. In jeder dieser sieben Schaltungsstufen treten Leistungsverluste auf.
Der Entwickler hat keinen Einfluss darauf, an welcher Energiequelle das Gerät bei späterer Benutzung arbeiten wird. Durch universelle Dimensionierung der ersten Stufe (Störfilter, Bild 1) entstehen hier Verluste durch den ohmschen Widerstand der Induktivitäten; sie sind proportional zu I2⋅R und lassen sich nur durch einen größeren Drahtquerschnitt verringern. Eine Halbierung der Spannungen in dieser Stufe bedingt – bei gegebener Leistung – zwangsläufig eine Verdoppelung der Stromstärke und somit eine Vervierfachung des Leistungsverlustes. Deshalb sollte die Versorgungsspannung möglichst hoch sein.
Auch der Brückengleichrichter in der zweiten Stufe der Stromversorgung verursacht Leistungsverluste aufgrund des Spannungsabfalls über jeder der vier Dioden. Ein Vollwellengleichrichter hat den zusätzlichen Nachteil, dass zwei Dioden in Reihe geschaltet sein müssen, um beide Halbwellen gleichzurichten. Die damit verbundenen Verluste lassen sich durch Verwendung von Hochleistungsdioden wie beispielsweise Wide-Bandgap-Typen (weite Bandlücke) aus Siliziumkarbid (SiC) reduzieren.
Ineffizienz durch Spannungsabfälle und Schaltvorgänge
Die dritten Stufe, die Leistungsfaktorkorrektur (PFC, Power Factor Correction), setzt die Eingangsspannung auf einen höheren Wert im Zwischenkreis, üblicherweise 360 bis 400 VDC. Innerhalb der PFC-Schaltung treten in mehreren Bereichen Leistungsverluste auf: resistive Verluste in der Speicherinduktivität; resistive und Schaltverluste durch den RDS(on) des Q-FET-Schalters sowie Schalt- und Durchlassspannungsverluste in der Gleichrichterdiode. Eine Erhöhung der Arbeitsspannung reduziert die Verluste in dieser Stufe, die im Wesentlichen proportional zu I2⋅R sind.
Eckdaten
On-Systems hat neue Schaltnetzteile für die Versorgung von Kleinspannungsgeräten entwickelt, die bemerkenswerte Vorteile bieten und unter rauen Einsatzbedingungen hochzuverlässig arbeiten. Die Entwickler besprechen sämtliche Leistungsverluste schaltender Stromversorgungen mit überschlägiger Berechung und erläutern einige wirksame Optimierungsmaßnahmen.
Stufe vier ist die Treiberschaltung für den Haupttransformator, der die galvanische Trennung zwischen Eingang und Ausgang bewirkt. Die Verluste in dieser Stufe setzen sich zusammen aus Schaltverlusten in den FETs sowie resistiven und Schaltverlusten durch den RDS(on) der FETs. In der fünften Stufe (Transformator) entstehen Verluste in den Primär- und Sekundärwicklungen des Transformators. In Stufe sechs (Gleichrichter) gibt es zwei Arten von Schaltverlusten: den Durchlassspannungsverlust und die Schaltverluste der Gleichrichter. Die Verluste in der letzten Stufe (Glättung und Filterung) sind bei geschickter Dimensionierung der Stromversorgung gut zu verringern.
Leistungsverluste überschlägig berechnen
Bei den meisten einfachen Spannungswandlertopologien sind Halbleiterverluste die dominierenden Faktoren, die den Wirkungsgrad verringern. Hier sind es Durchlass- und Schaltverluste, die einen Teil der Energie in Wärme umwandeln. Wenn ein Strom durch einen MOSFET fließt, der sich im On-Zustand befindet, ist dessen Durchlassverlust näherungsweise gleich dem Produkt aus RDS(on), dem Tastverhältnis und dem Quadrat der Stromstärke im On-Zustand (Gleichung 1):
- PDurchlass_MOSFET = IMOSFET(on)_Mittelwert2 × RDS(on) × T
wobei IMOSFET(on)_Mittelwert der über das ON-Intervall gemittelte MOSFET-Strom ist und T das Tastverhältnis (tOFF / tON).
Während der Durchlassverlust eines MOSFETs proportional zur Verlustleistung über dem relativ kleinen RDS(on) ist, ist er bei einer Diode proportional zu ihrer relativ hohen Durchlassspannung (VF). Allerdings ist auch das Tastverhältnis zu berücksichtigen. Da Diode und MOSFET abwechselnd schalten, berechnet sich der Diodendurchlassverlust näherungsweise nach Gleichung 2:
- PDurchlass_Diode = IDiode(on)_Mittelwert × VF × (1-T)
wobei IDiode(on)_Mittelwert der über das ON-Intervall gemittelte Diodenstrom ist.
Bei einem Abwärtswandler lässt sich PDurchlass_Diode näherungsweise nach Gleichung 3 berechnen:
- PDurchlass_Diode = IOUT × VF × (1 – T)
Aus diesen Gleichungen geht hervor, dass Größe der Durchlassverluste von der Einschaltdauer der Halbleiter abhängt. Bei einem Abwärtswandler ist der Anteil der Dioden-Durchlassverluste am Gesamtverlust umso größer, je niedriger (bei gegebener Eingangsspannung) die Ausgangsspannung eingestellt ist, weil dann die Diode während eines längeren Abschnitts des Schaltintervalls leitet.
Parasitäre Kapazitäten
Zum Gesamtenergieverlust der Stromversorgung tragen die Schaltverluste von MOSFETs und Dioden den größten Anteil bei. Abhängig von der Schaltcharakteristik des jeweiligen Bauteils erzeugen die Übergänge vom sperrenden in den leitenden Zustand und umgekehrt Wärmeverluste.
Die Schaltverluste eines MOSFETs gehen aus dem zeitlichen Verlauf der Drain-Source-Spannung (VDS) und des Drain-Source-Stroms (IDS) hervor. Die obere Kurve in Bild 2 zeigt, dass Änderungen beider Größen mit gewissen Anstiegzeiten (tSW(on) und tSW(off)) einhergehen. Das liegt an den Lade- und Entladevorgängen der parasitären Kapazitäten im Leistungshalbleiter.
Wie aus Bild 2 ersichtlich ist, fließt beim Einschalten bereits der volle Laststrom (ID) durch den MOSFET, noch bevor VDS auf ihren endgültigen On-Wert (= ID × RDS(on)) absinkt. Umgekehrt steigt VDS beim Ausschalten auf ihren endgültigen Off-Wert an, noch bevor der Laststrom auf Null abfällt. Die resultierende Verlustleistung ist im unteren blauen Signalverlauf dargestellt.
Hohe Frequenz, hohe Verluste
Die Schaltzeiten eines MOSFETs sind konstant und weitgehend unabhängig von der Schaltfrequenz. Das bedeutet, dass bei einer Erhöhung der Schaltfrequenz die Schaltverluste zunehmen. Bei höherer Schaltfrequenz (also einer kürzeren Übergangsperiode) machen die konstanten Übergangszeiten einen größeren Teil einer Schaltperiode aus. Wenn die Schaltzeit beispielsweise nur 1/20 des Tastverhältnisses beträgt, ist ihr Einfluss auf den Wirkungsgrad wesentlich geringer, als wenn sie 1/10 des Tastverhältnisses beträgt.
Wegen dieser Frequenzabhängigkeit dominieren die Schaltverluste bei hohen Schaltfrequenzen gegenüber den Durchlassverlusten. Die Schaltverluste (PSW_MOSFET) eines MOSFET pro Schaltperiode entsprechen dem Flächeninhalt der beiden dreieckigen blauen Flächen in Bild 2 und lassen sich näherungsweise über Gleichung 4 bestimmen:
- PSW_MOSFET = 0,5 × VD x ID × (tSW(on) + tSW(off)) × fs
Dabei ist VD die Drain-Source-Spannung des MOSFETs während der Off-Zeit; ID der Drain-Strom während der On-Zeit; tSW(on) oder tSW(off) die Einschalt- oder Ausschaltzeit; und fS die Schaltfrequenz. Bei einem Abwärtsregler liegt VIN während des On-Zustands am MOSFET an; während des Off-Zustands fließt IOUT.
Verbesserung der Effizienz
Beim Gleichrichten von Wechselströmen können alternativ zu Dioden aktive Schalterelemente mit einem vergleichsweise geringen RDS(on) den Durchlassspannungsabfall merklich verringern. Auch hier kann der Einsatz von Wide-Bandgap-Transistoren von Vorteil sein. Bei der aktiven Leistungsfaktorkorrektur (APFC) machen die hohen Schaltverluste der Diode den größten Anteil an den Gesamtverlusten aus. Die einfachste Lösung ist auch hier, auf Wide-Bandgap-Alternativen auszuweichen.
Ein probates Mittel zur Steigerung des Systemwirkungsgrades einphasiger Systeme ist eine kombinierte Lösung, bestehend aus Gleichrichtung und brückenloser Leistungsfaktorkorrektur. Im Bereich der Leistungsmagnetik sind durch Resonanzwandler- und Planartransformator-Topologien signifikante Verbesserungen erzielbar.
Die Migration zu Wide-Bandgap-Bauteilen ermöglicht höhere Schaltfrequenzen, ohne eine signifikante Zunahme der Schaltverluste in Kauf nehmen zu müssen. Galliumnitrid-Halbleiter (GaN) weisen im Vergleich zu Silizium-FETs sehr geringe Schaltverluste auf und ermöglichen einen Betrieb mit höheren Schaltfrequenzen wie auch die Verwendung kleinerer induktiver Bauteile. Eine Verringerung des Bauvolumens von Induktivitäten und Transformatoren erhöht nicht nur die Leistungsdichte einer Schaltung, sondern reduziert auch die ohmschen Verluste der kleineren Induktivitäten.
Vorteile durch einstufige Topologie
Durch den Übergang von einer mehrstufigen zu einer einstufigen Topologie entfallen die Blöcke 4 und 5 aus Bild 1 und die damit einhergehenden Verluste. Bei einer solchen Topologie enthält die Leistungsfaktorkorrekturschaltung einen Transformator anstelle einer Speicherinduktivität, wodurch ein galvanisch getrennter Sekundärkreis entsteht. Für den Entwurf von Schaltnetzteilen empfiehlt sich eine einstufige Leistungsfaktorkorrekturschaltung. Begonnen mit Silizium-Halbleitern für normale Schaltfrequenzen, können Entwickler später auf Wide-Bandgap-Bauteile und eine höhere Schaltfrequenz umsteigen.
Kürzlich hat On-Systems eine PSU-Plattform (Power Supply Unit) vorgestellt, die in Kombination aus neuer Topologie, kundenspezifischen FET-Treibern und hoher Schaltgeschwindigkeit eine Reihe bemerkenswerter Vorteile bietet. Die robusten, extrem emissionsarmen Stromversorgungen (Bild 3) basieren auf neuesten Materialien und bieten im Vergleich zu herkömmlichen Stromversorgungen die gleiche oder eine höhere Leistung bei weniger als einem Viertel des Bauvolumens, einem Drittel des Gewichts und weniger als der Hälfte der Kosten. Das erste Produkt Pebble ist eine Laptop-PSU mit einer Größe von nur 115 × 52 × 36 mm3 und einem Gewicht von nur 180 g, die alle einschlägigen MIL-STD- und DEF-STD-Vorschriften erfüllt – und das zu 20 Prozent der Kosten bisheriger Lösungen. Im Vergleich dazu sind herkömmliche emissionsarme Stromversorgungen für Anwendungen in sicheren Umgebungen mit rauen Einsatzbedingungen etwa so groß wie der Laptop, den sie versorgen, und wiegen um die zwei bis drei Kilo.
Die robuste, sehr störstrahlungsarme Laptop-Stromversorgung COTS-Pebble bietet durch eine Kombination aus proprietären FET-Treibern und hoher Schaltgeschwindigkeit signifikante Vorteile. Die Zusammenfassung dreier Schaltungsstufen zu einer einzigen reduziert den Designumfang und steigert den Wirkungsgrad. Zudem ermöglichen die hochentwickelten, extrem schnellen FET-Treiber bis zu vierzigfach höhere Schaltgeschwindigkeiten als üblich, was den Einsatz entsprechend kleinerer EMV-Filterbauteile erlaubt.
Die neue Laptop-PSU erfüllt alle einschlägigen EMV-Standards, darunter MIL-STD 1275A-E, MIL-STD 704A-F, DEF-STAN 59-411 und MIL-STD 461 E-F EMC. Das Schaltnetzteil hat einen Wirkungsgrad von 96 Prozent und ist in Versionen mit Wechselspannungs-Universaleingang und mit Weitbereichs-Gleichspannungseingang erhältlich; sie ist kurzschlussfest und gegen Überlastung wie auch Überspannung geschützt.
Ausblick in die Zukunft
Die Weiterentwicklung der Kerntechnologien und -materialien bringt eine wachsende Anzahl neuartiger Energiewandler-Techniken hervor, die es ermöglichen, Herausforderungen in Bezug auf Leistungsdichte, Energieeffizienz und Performance in Luft-/Raumfahrt/Freifeld-Anwendungen zu meistern. Neuesten Wide-Bandgap-Bauteile und die Topologien schaffen die Voraussetzungen dafür und versprechen höhere Betriebseffizienzen, höhere Wirkungsgrade wie auch verbesserte Performance.
Mike Harvey
(jwa)