Einordnung der EMS-Scout-Umfrage

EMS-Branche 2025: Zwischen Krisenmodus und Hoffnungsschimmer

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Infografik zur EMS-SCOUT-Branchenumfrage 2025 mit zentralen Kennzahlen zur wirtschaftlichen Lage der deutschen EMS-Industrie. Enthalten sind Daten zu Umsatzentwicklung, Kapazitätsauslastung, Personalmaßnahmen und Umsatzprognosen für 2026. Die Grafik enthält Icons für Umsatz, Personal, Wachstum und Auslastung sowie ein Zitat von Michael Künsebeck, der die Ergebnisse im Kontext der Branche kommentiert. Darstellung im Querformat mit hellgrauem Hintergrund im Leiterplatten-Stil und farblicher Hervorhebung wichtiger Werte (z. B. 61 % Umsatzrückgang, 78 % Wachstumserwartung 2026). Ideal für Fachmedien, Elektronikindustrie, Marktanalysen und Wirtschaftsberichterstattung.
Trotz schwacher Auslastung und angespannter Auftragslage rechnet ein Großteil der EMS-Unternehmen laut der Umfrage des EMS Scout mit Wachstum im Jahr 2026.

Die EMS-Scout-Umfrage 2025 zeigt: Auftragslage und Auslastung bleiben schwach. Michael Künsebeck, Mitverantwortlicher der Erhebung, ordnet die Ergebnisse ein, erklärt, warum 2026 dennoch Hoffnung macht und wo er den größten Nachholbedarf sieht.

Die Elektronikfertiger in Deutschland kämpfen weiter mit einer zähen Marktlage. Das zeigt die aktuelle Marktumfrage des EMS Scout, an der im Juli 2025 121 Unternehmen teilgenommen haben – so viele wie nie zuvor. Umsatzrückgänge, geringe Auslastung und unsichere Auftragslage prägen das Bild. Doch die Erwartungen an das Jahr 2026 fallen deutlich positiver aus.

Wir haben mit Michael Künsebeck vom EMS Scout über die Umfrageergebnisse gesprochen. Er ordnet die Stimmungslage aus Sicht der Praxis ein und nennt konkrete Problemfelder.

Geschäftsentwicklung bei EMS bleibt unter Druck

Die Zahlen sind eindeutig:

  • 61 % der EMS-Unternehmen erzielten im ersten Halbjahr 2025 weniger Umsatz als im Vorjahreszeitraum.
  • 55 % werden ihre Umsatzziele für 2025 nicht erreichen.
  • Bei 50,4 % liegt der erwartete Jahresumsatz unter dem Niveau von 2024.

Diese Bild ist zwar nicht neu, daher aber trotzdem nicht weniger belastend. Und ein echter Aufschwung? Zumindest aktuell ist er nicht in Sicht. Stattdessen setzt sich die Flaute fort, die seit 2024 anhält. Viele hoffen zwar auf Besserung (und auf Zahlen wie in 2022 und 2023), doch bislang fehlt der Rückenwind. Besonders kleinere EMS-Anbieter spüren den Druck deutlich. Auch Michael Künsebeck bestätigt im Gespräch: „Die täglichen Gespräche mit den Unternehmen spiegeln die Ergebnisse der Umfrage wider. Die Branche befindet sich in einem langdiskutierten Wandel und insbesondere die kleineren Unternehmen haben es immer schwerer.“

Auslastung und Auftragsbestand: Luft nach oben

Die Auslastung liegt bei 79 % der Firmen unter 90 %, 32 % sogar unter 70 %. Nur 6 % arbeiten über ihrer Kapazitätsgrenze – ein Wert, der eher an Boomzeiten erinnert, derzeit aber klar die Ausnahme bleibt. Ähnlich kritisch sieht es beim Auftragsbestand aus: 81 % der Unternehmen verfügen über weniger als 250 Tage Reichweite – also unter einem vollen Produktionsjahr. Das erschwert nicht nur Investitionen, sondern auch die mittelfristige Personalplanung und den strategischen Einkauf.

Die deutsche EMS-Branche steckt 2025 weiterhin in der Bredouille. Das zeigen die aktuellen Zahlen der jährlichen Marktumfrage des EMS SCOUT, an der 121 Unternehmen teilnahmen – ein Rekordwert. Die wirtschaftliche Großwetterlage bleibt angespannt, doch zwischen Preis- und Wettbewerbsdruck, Fachkräftemangel und politischer Unwägbarkeit blitzt erstmals wieder so etwas wie Optimismus auf: 78 % der Befragten erwarten für 2026 steigende Umsätze, ein Drittel davon sogar ein Wachstum von über 10 %
Die deutsche EMS-Branche steckt 2025 weiterhin in der Bredouille. Das zeigen die aktuellen Zahlen der jährlichen Marktumfrage des EMS Scout, an der 121 Unternehmen teilnahmen. Die wirtschaftliche Großwetterlage bleibt angespannt, doch zwischen Preis- und Wettbewerbsdruck, Fachkräftemangel und politischer Unwägbarkeit blitzt erstmals wieder so etwas wie Optimismus auf.

Branchenvergleich: Kein eindeutiges Muster

In letzter Zeit war vor allem das Wachstum der Verteidigungsbranche ein Thema. Dabei geht es um viel Geld – kein Wunder, dass die Hoffnungen auf eine gute Auftragslage in diesem Segment groß sind. Doch die Umfrage zeigt, dass es keinesfalls ein Selbstläufer ist. Zwar gibt es Unternehmen mit diesem Fokus, die gut dastehen, aber auch solche mit genau diesen Kunden, die trotzdem Verluste melden. Ähnlich sieht es in den Branchen Luft- und Raumfahrt sowie Medizintechnik aus. Umgekehrt erzielen einige Anbieter mit Industriekunden solide Ergebnisse. „Die Zahlen geben keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Branche und dem wirtschaftlichen Erfolg“, so Michael Künsebeck. „Entscheidend ist eher das konkrete Produktportfolio der Kunden.“

Hoffnung auf 2026 – aber nicht aus Prinzip

Trotz der verhaltenen Zwischenbilanz keimt Hoffnung für das kommende Jahr:

  • 78 % der Befragten erwarten für 2026 steigende Umsätze,
  • 43 % gehen von einem Wachstum über 10 % aus,
  • nur 5 % rechnen mit einer weiteren Verschlechterung.

Diese Erwartungen basieren laut EMS Scout nicht bloß auf einem Bauchgefühl. oder dem Prinzip Hoffnung Zwar wurde nicht konkret nach den Gründen für den Optimismus gefragt, doch in den offenen Antworten zeigen sich deutliche Hinweise: Einige Unternehmen berichten von ersten konkreten Anfragen und wachsendem Interesse auf Kundenseite. Ein Signal, dass sich der Markt zumindest in Teilen wieder in Bewegung setzt.

Ausgewählte Ergebnisse der EMS-Umfrage in Bildern

EMS-Scout-Umfrage 2025 zum aktuellen Auftragsbestand in der EMS-Branche: Balkendiagramm mit vier Kategorien von „0–150 Tage“ bis „mehr als 400 Tage“, Vergleich 2025 zu 2024. Ergebnisse: 81 % der Unternehmen haben einen Auftragsbestand unter 250 Tagen (2024: 83 %), 19 % über 250 Tage (2024: 17 %). Auffällig: Der größte Teil der Unternehmen liegt in der Kategorie 151–250 Tage, gefolgt von 0–150 Tagen.
Die meisten EMS-Unternehmen verfügen 2025 über einen Auftragsbestand von weniger als 250 Tagen. Längere Auftragsreichweiten über 400 Tage bleiben die Ausnahme.
EMS-Scout-Umfrage 2025 zur Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr: Balkendiagramm mit Umsatzveränderungen in fünf Kategorien von „>20 % unter Vorjahr“ bis „>20 % über Vorjahr“. Ergebnisse: 61 % der Unternehmen liegen unter Vorjahresniveau (2024: 60 %), 15 % gleichauf (2024: 18 %), 24 % über Vorjahr (2024: 22 %). Kommentar: In 2025 bislang weiterer Rückgang.
Die Hälfte der EMS-Unternehmen kämpft 2025 mit niedrigeren Umsätzen als im Vorjahr, nur knapp ein Viertel kann zulegen. Der Abwärtstrend hat sich gegenüber 2024 leicht verschärft.
EMS-Scout-Umfrage 2025 zu den Erwartungen für das zweite Halbjahr: Ringdiagramm im Vergleich zu 2024, unterteilt in „schlechter“, „gleich“, „besser“ und „extrem besser“ als das erste Halbjahr. Ergebnisse: 20 Unternehmen erwarten ein schlechteres zweites Halbjahr (2024: 36), 47 % erwarten ein besseres bis extrem besseres Ergebnis (2024: 24 %), 44 Unternehmen rechnen mit gleichbleibendem Niveau (2024: 51).
Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen erwartet 2025 ein besseres zweites Halbjahr, während ein Fünftel pessimistisch gestimmt ist. Gegenüber 2024 ist der Anteil optimistischer Einschätzungen deutlich gestiegen.
EMS-Scout-Umfrage 2025 zu den Umsatzerwartungen für 2026: Kreisdiagramm mit fünf Kategorien von „Umsatzsteigerung >10 %“ bis „Rückgang um >10 %“. Ergebnisse: 43 % erwarten Wachstum von über 10 %, insgesamt 78 % eine Umsatzsteigerung, 17 % gleiches Niveau, 5 % schlechter als 2025.
Für 2026 herrscht in der EMS-Branche vorsichtiger Optimismus: Mehr als drei Viertel der Unternehmen erwarten steigende Umsätze, viele davon zweistellig. Nur eine kleine Minderheit rechnet mit einem Rückgang.

Fachkräfte: Engpass bleibt bestehen

Beim Personal zeigt sich ein geteiltes Bild: Während 18 Unternehmen Stellen abbauen wollen, planen 40 Neueinstellungen. Der Bedarf ist da – doch passende Bewerber sind schwer zu finden. „Es wird immer schwerer, Personal in der Fertigung zu finden, das bereits Vorerfahrungen in der Elektronik hat“, so Künsebeck. „Auch die Leistungsbereitschaft und Einsatzbereitschaft werden häufig kritisiert. Zudem nehmen wir aus den Gesprächen mit, dass qualifizierte Einkäufer fehlen.“

Vertrieb: Versäumnisse aus der Materialkrise wirken nach

Dabei ist zentrales Thema die Neukundengewinnung oder besser gesagt: deren Versäumnis. Viele EMS-Unternehmen stehen heute laut Künsebeck mit Auftragsbüchern, die nicht so voll sind, wie sie sein könnten, weil die Firmen in den Hochzeiten der Materialknappheit den Vertrieb vernachlässigt haben. Aber „Aufträge in der EMS-Industrie liegen nicht rum!“, warnt Künsebeck. „Wir haben schon während der Materialkrise gewarnt, dass der Vertrieb nicht aufhören darf, nur weil die Bücher voll sind. Leider haben viele Dienstleister genau das getan.“ Das Ergebnis heute: viele Unternehmen suchen neue Kunden – oft ohne klare Strategie. Und wenn dazu noch das Problem mit den fehlenden (qualifizierten) Einkäufern kommt, ist das eine schlechte Ausgangslage für eine mögliche Erholung.

Herausforderungen 2025: Komplex, aber nicht neu

Der fehlende Vertrieb ist jedoch nicht die einzige Baustelle, mit der sich EMS-Anbieter konfrontiert sehen – und die bekannten Herausforderungen verlieren dabei nicht an Schärfe. In der Umfrage genannt werden:

  • Unsichere Auftragslage und fehlende Planbarkeit
  • Preisdruck und steigende Kosten
  • Wettbewerbsdruck, insbesondere auch aus Asien
  • Politische Rahmenbedingungen in der EU und Deutschland
  • US-Zollpolitik als neue Belastung
  • Kurzfristige Kundenbestellungen mit kleinen Losgrößen

FAQ: EMS-Scout-Umfrage 2025 – Kurzüberblick

Wie ist die Lage 2025?
61 % melden Umsatzrückgang im ersten Halbjahr, 55 % verfehlen ihre Jahresziele. Die Auslastung liegt bei 79 % der Firmen unter 90 %.

Wie sieht der Auftragsbestand aus?
81 % der Unternehmen haben weniger als 250 Tage Bestand.

Was erwarten die Firmen für 2026?
78 % rechnen mit Wachstum, 43 % sogar mit mehr als 10 %.

Wo fehlt Personal?
Vor allem in der Fertigung und im Einkauf – mit Elektronik-Erfahrung.

Was läuft im Vertrieb schief?
Viele haben während der Materialkrise mit vollen Auftragsbüchern keine Akquise betrieben – das rächt sich jetzt.

Größte Probleme?
Preisdruck, schlechte Planbarkeit, Fachkräftemangel, Politik, US-Zölle.

Expertenfazit von Michael Künsebeck (EMS Scout):
Wir sehen die Ergebnisse von zu wenig Vertrieb in der Vergangenheit. Wer jetzt nicht konsequent gegensteuert, wird es schwer haben, den Aufschwung 2026 zu nutzen.

Stimmen aus der Praxis: Zwischen Frust und Realismus

Abschließend gab es in der Umfrage die Möglichkeit zu Freitextantworten. Diese geben einen gewissen Einblick in die Gemütslage:

  • „Risikobereitschaft im Markt bei nahe Null.“
  • „Alles nur noch kurzfristig, aber bitte sofort lieferbar.“
  • „Die Politik hat nicht verstanden, wie globalisiert unser Markt ist.“

Gleichzeitig gibt es auch Stimmen, die Aufbruch signalisieren:

  • „Wir kompensieren die Schwäche im Bestandsgeschäft durch neue Kunden.“
  • „Es geht langsam wieder besser.“

Hoffnung ja – aber mit klaren Hausaufgaben

Die EMS-Umfrage 2025 verdeutlicht, wie sehr die Branche noch mitten in der Krise steckt, doch die Kurve könnte sich langsam drehen. Die exklusive Einschätzung von Michael Künsebeck bringt es auf den Punkt: Wer die letzten Monate genutzt hat, um sich strategisch aufzustellen, wird 2026 profitieren. Wer das verschlafen hat, muss jetzt dringend handeln. Denn eins ist klar: Ein „Weiter so“ wird – mal wieder – nicht reichen.

Der Autor: Dr. Martin Large

Martin Large

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.

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