Börse Crash Rezession Abschwung Markt Index Entwicklung

Laut der neuesten EMS-Studie von in4ma und IPC schrumpfte der Markt in Europa um durchschnittlich 14 %. Doch das war abzusehen. (Bild: eflstudioart – Adobe Stock)

Die europäische EMS-Industrie ist in Bewegung. Mit 427 teilnehmenden Unternehmen an der aktuellen Marktstudie von in4ma und IPC wurde ein neuer Rekord erreicht, wobei die internationale Beteiligung weiter wächst. Aber der Schein trügt: noch 2021 und 2022 verzeichnete die europäische EMS-Branche zweistellige Wachstumsraten. Doch bereits damals war klar: Diese Entwicklung war nicht nachhaltig. Der sogenannte "Chip-Mangel" führte zu einer massiven Überproduktion, die nichts mit realer Endkundennachfrage zu tun hatte. Besonders betroffen sind große Unternehmen, die mit sinkender Nachfrage, gestiegenen Energiekosten und geopolitischen Risiken kämpfen.

Was sagen die aktuellen Zahlen?

Laut der neuesten EMS-Studie von in4ma und IPC schrumpfte der Markt in Europa um durchschnittlich 14 %. In Deutschland fiel der Rückgang mit 17,6 % besonders hoch aus, während Westeuropa im Mittel um 13 % nachgab. In Osteuropa fehlen noch Zahlen großer EMS-Anbieter wie Foxconn, aber erste Daten zeigen bereits einen Rückgang von 15,3 %. Besonders betroffen sind Flex und Jabil in Polen, die Umsatzeinbrüche von 37,8 % bzw. 20,9 % meldeten.

Bild 1: Umsatzveränderung 2024 der befragten 427 europäischen EMS-Unternehmen im Vergleich zu 2023.
Bild 1: Umsatzveränderung 2024 der befragten 427 europäischen EMS-Unternehmen im Vergleich zu 2023. (Bild: in4ma)

Der Bull-Whip-Effekt und die "Chip-Krise"

Viele Experten hatten es erwartet, doch kaum jemand sprach offen darüber: Das zweistellige Umsatzwachstum der Jahre 2021 und 2022 war eine Anomalie. Branchenexperten warnten frühzeitig: Die "Chip-Krise" war keine reale Knappheit, sondern eine künstlich erzeugte Welle überhöhter Bestellungen. OEMs horteten Bauteile in Erwartung weiter steigender Preise und langer Lieferzeiten. 2024 zeigt nun das unvermeidliche Gegenstück dieses Effekts: Ein Einbruch der Bestellungen, der in seiner Dynamik dem vorherigen Anstieg gleicht.

Wer übersteht die Krise?

Nicht alle EMS-Unternehmen sind gleichermaßen betroffen. 27 % der Unternehmen konnten ihre Umsätze stabil halten oder sogar steigern. 66 % mussten Rückgänge hinnehmen, und knapp 7 % gaben auf – sei es durch Insolvenz, Liquidation oder Übernahmen durch OEMs. Besonders kleine Unternehmen mit weniger als 5 Mio. € Jahresumsatz waren gefährdet, aber auch größere Akteure wie Fabrinet UK oder Plexus Engineering Services in Deutschland mussten schließen.

Bild 2: TOP 30 EMS/ODM in Deutschland 2025
Bild 2: TOP 30 EMS/ODM in Deutschland 2025 (Bild: in4ma)

Wer bleibt, wer geht?

Während die west- und mitteleuropäischen Märkte schrumpfen, zeigen sich in Osteuropa und Asien neue Dynamiken. Einige asiatische EMS-Anbieter erkennen die Chance und investieren gezielt in europäische Standorte. Ein Beispiel ist die Übernahme von All Circuits in Frankreich durch DBG Technology aus China. Auch Compal hat in Polen ein neues Werk eröffnet, um Marktanteile in Europa zu gewinnen.

Wie geht es weiter mit der EMS-Branche?

Trotz der Krise gibt es positive Signale: Die Lagerbestände an Roh- und Hilfsstoffen haben sich normalisiert, und Unternehmen, die ihre Prozesse anpassen, haben eine realistische Chance, gestärkt aus der Krise hervorzugehen.

Bild 3: Vorläufige TOP 25 EMS/ODM in Europa 2025
Bild 3: Vorläufige TOP 25 EMS/ODM in Europa 2025 (Bild: in4ma)

Welche Veränderungen sich konkret abzeichnen, wird auf dem EMS & PCB-Forum am 25./26. Juni 2025 im Maritim Hotel in Bonn diskutiert. Die Veranstaltung bietet tiefe Einblicke in Marktveränderungen und Strategien für die kommenden Jahre.

Dieter G. Weiss
(Bild: Archivbild)

Dieter G. Weiss

Geschäftsführer in4ma, Königswinter

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