Elektronik-Fertigung

10. Jun. 2025 | 13:00 Uhr | von Jessica Mouchegh

Europäische Sicherheit und Souveränität bedroht

ZVEI: Leiterplatten- und EMS-Fertigung geht zurück

Der ZVEI fordert eine De-Risking-Strategie, um den Rückgang der Leiterplattenindustrie und Elektronikfertigungs-Dienstleister in Deutschland und Europa zu stoppen. Die sichere Versorgung von kritischen Infrastrukturen und Verteidigung sei gefährdet.

Computer board with chips at the factory for the production of computer components.

Europa deckt nur noch 2 % der weltweiten Leiterplattenproduktion und 10 % der EMS-Fertigung ab – der ZVEI fordert eine gezielte De-Risking-Strategie zum Schutz kritischer Infrastrukturen und der Verteidigungsindustrie. (Bild: franz12 @ AdobeStock)

Mittlerweile werden nur noch 2 % der global produzierten Leiterplatten in Europa gefertigt, bei der Elektronikfertigung hält Europa aktuell nur noch 10 % Prozent des globalen Marktvolumens. Leiterplatten und EMS-Fertigung aber sind unverzichtbar für den Betrieb kritischer Infrastrukturen und für die Verteidigungsindustrie. Ohne eigene Kapazitäten und Kompetenzen in Deutschland und Europa könnten Lieferungen zurückgehalten oder gar manipuliert werden. Deshalb fordert der ZVEI eine De-Risking-Strategie, die europäische Interessen sichert.

Da Leiterplatten und EMS-Fertigung (Electronic Manufacturing Services) eine maßgebliche Rolle für das Mikroelektronik-Ökosystem spielen, müsse sich auch die neue Bundesregierung dieser Thematik annehmen. Eine zunehmende Abhängigkeit von wenigen Anbietern aus Fernost im gegenwärtigen geopolitischen Kontext sei mit Risiken verbunden, die die europäische Sicherheit infrage stellen. Schlimmstenfalls könne es zu Manipulationen technischer Infrastrukturen und Verteidigungstechnologie kommen. Diese ließen sich zum Beispiel durch Hardware-Trojaner oder versteckte Hintertüren in elektronischen Systemen mit wenig Aufwand in jeder Phase der Fertigung vornehmen und wären extrem schwierig zu entdecken.

Europa verliert Kapazitäten und Kompetenzen

Zudem droht eine weitere Verschärfung der Lage durch die von Präsident Trump verhängten Zölle auf chinesische Produkte. Leiterplatten aus günstiger chinesischer Produktion könnten verstärkt auf den europäischen Markt kommen – zulasten der Wettbewerbsfähigkeit heimischer Anbieter. Europa müsse deshalb die eigene Unabhängigkeit und Resilienz entschieden verteidigen. Dazu gehöre insbesondere auch eine Stärkung der Leiterplatten- und EMS-Fertigungsindustrie durch eine Kombination aus Handels- und Industriepolitik. Handelspolitische Schutzinstrumente wie Antisubventions- oder Antidumpingmaßnahmen seien zu prüfen und gegebenenfalls auch zu verhängen.

Außerdem gelte es, vertrauenswürdige Bezugsquellen zu etablieren. Auch solle man über einen Zollabbau beim Basismaterial nachdenken: Europäische Leiterplattenhersteller müssen Basismaterialien importieren, die jedoch mit Zöllen belegt sind. Gleichzeitig sind Leiterplatten aus China zollbefreit. Das erzeuge einen widersinnigen Wettbewerbsnachteil für die europäische Produktion.

Industriepolitisch müsse gezielte Förderung die Wettbewerbsfähigkeit der Leiterplattenhersteller und Elektronikfertigung im internationalen Wettbewerb verbessern und bei der Fortführung des European Chips Act seien insbesondere die nachgelagerten Fertigungsschritte (PCB, Packaging, Advanced Packaging, EMS) zu berücksichtigen.

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