Zheren Wang verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Leichtbau, Batterieintegration und Materialstrategie.(Bild: Zheren Wang)
Zheren Wang von Forward Engineering plädiert für ein Umdenken bei Batteriegehäusen. Im Interview dazu erklärt er, wie eine ganzheitliche Composite-Strategie Leistung, Sicherheit und Gestaltungsfreiheit neu definiert.
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Zheren Wang, Leiter des Battery Teams bei Forward Engineering, ist überzeugt: Das wahre Potenzial von Verbundwerkstoffen in Batteriegehäusen für Elektrofahrzeuge wird bislang nicht annähernd ausgeschöpft. In seinem Vortrag Rethinking Design for EV Battery Enclosures auf der Automotive Battery Conference 2025 stellte er etablierte Entwicklungsansätze infrage und forderte ein Umdenken auf Systemebene.
Mit über zehn Jahren Erfahrung in den Bereichen Leichtbau, Batterieintegration und Materialstrategie für führende OEMs und Zulieferer verfolgt Wang einen klaren Standpunkt: Nur eine ganzheitliche Betrachtung – eine, die bestehende Architekturen neu denkt und gezielt die Stärken von Composite-Materialien integriert, – kann den nächsten Technologiesprung bei Batteriegehäusen ermöglichen. Im Interview schildert er zentrale Erkenntnisse und Learnings aus der Praxis.
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Herr Wang, was sind die notwendigen Designänderungen, um das volle Potenzial von Verbundwerkstoffen in Batteriegehäusen für Elektrofahrzeuge auszuschöpfen?
Ein klares Verständnis davon, „wo Verbundwerkstoffe echten Mehrwert bieten – etwa bei Designflexibilität, Isolierung, Brandschutz und Leichtbau – und wo Metalle weiterhin eine essenzielle Rolle spielen“, ist notwendig, aber nicht ausreichend. Ihre Vorteile können nur dann vollständig ausgeschöpft werden, wenn die Systemarchitektur darauf ausgelegt ist. Da jeder Batteriepack unterschiedlich ist, müssen wir uns ständig hinterfragen: Gibt es innerhalb der bestehenden Systemgrenzen Bereiche, in denen die Eigenschaften von Verbundwerkstoffen voll genutzt werden können – also dort, wo kein anderes Material eine realistische Alternative darstellt? Und falls nicht: Können wir die Systemgrenzen neu definieren oder sogar neue schaffen, damit die entscheidenden Vorteile zur Geltung kommen? Um genau das zu ermöglichen, haben wir einen spezifischen Engineering-Ansatz entwickelt.
The Automotive Battery Congress
Die Elektromobilität wird in den nächsten Jahren einer der Haupttreiber in der Automobilindustrie sein. Dabei spielt die Batterie eine der wichtigsten Rollen bei der weltweiten Verbreitung von Elektrofahrzeugen, wobei die entscheidenden Faktoren die Reichweite der Batterie, die Lademöglichkeiten und die Finanzierung der Produktionskosten sind. Alle diese Themen vereint die nächste Ausgabe der „The Automotive Battery“ vom 1. Juli bis 2. Juli 2026 in München.
Worin unterscheidet sich Ihr Engineering-Ansatz von der herkömmlichen Entwicklung von Gehäusen?
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Ich glaube, unser Ansatz unterscheidet sich vor allem dadurch, dass wir uns ständig selbst hinterfragen – also prüfen, ob und wo die aktuellen Rahmenbedingungen eine vollständige Nutzung von Verbundwerkstoffen zulassen. Gleichzeitig versuchen wir, neue Systemgrenzen zu definieren, die die Nutzung von Composites begünstigen – etwa durch ein Umdenken in der funktionalen und physischen Segmentierung des Batteriegehäuses. Darüber hinaus bringen wir Praxiserfahrung aus Anwendungen mit, in denen Metall schlicht an seine Grenzen stößt – etwa beim Einbetten intelligenter Funktionen wie Sensoren und Antennen in Composite-Bauteile („Smart“), bei der Integration mehrerer Materialien und Funktionen in extrem begrenzten Bauräumen, wo Metalle nicht einsetzbar sind („Xtreme Integration“), oder beim Design des gesamten Batteriegehäuses und der internen Strukturen rund um die Zelle mit Verbundwerkstoffen („Cell-Centric Design“).
Können Sie Erkenntnisse aus realen Projekten mit Composite-Strategien teilen?
Auch der Einsatz von Composites erfordert „Zusammenarbeit mit Metall“. Anstatt Metalle vollständig ersetzen zu wollen, setzen wir auf einen ausgewogenen, anwendungsorientierten Ansatz – bei dem die jeweiligen Stärken beider Werkstoffklassen kombiniert werden, um eine optimale Systemleistung zu erzielen. Zusammenarbeit ist entscheidend. Anders als bei Metallen – wo OEMs, Tier-1s und Materiallieferanten über Jahrzehnte an gemeinsamen Erfahrungen verfügen – fehlt diese Vertrautheit bei Composites noch weitgehend. Um die Akzeptanz zu beschleunigen, braucht es Geduld und enge Kooperation entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Unsere gemeinsamen Projekte mit Branchenführern wie Sabic und Coleitec zeigen, wie durch kooperative Entwicklung kosteneffiziente und sichere Lösungen für Batteriegehäuse entstehen können.
Benjamin Müller mag Texte. Gesprochene und geschriebene, deutsche und fremdsprachliche, dialektische und dialektale. Pälzer halt. Sein Interesse für Lyrik und Prosa, Rhetorik und Semantik führten ihn an den Germersheimer FTSK. Dort (und an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau) lernte er u.a. das Simultan- und Konsekutivdolmetschen, dass Amerikanistik von Hollywood bis Hawthorne reicht, dass Sprechakttheorien auch für Kundenkontakte interessant sind und dass es ohne Newton und Leibniz keine Autos gäbe. Seit 2025 lebt er sein technisches Interesse nun bei Ultima Media Germany aus, wo er in englischer und deutscher Sprache für Automotive Digital Transformation, automotiveIT, AUTOMOBIL PRODUKTION und all-electronics tätig ist.