Ladebordstein von TankE und Rheinmetall in Köln

Der Ladebordstein ermöglicht das Laden von Elektrofahrzeugen direkt am Fahrbahnrand. (Bild: Rheinmetall)

Nach gut einem Jahr Laufzeit ist das Pilotprojekt zum Ladebordstein von Rheinmetall in Zusammenarbeit mit TankE und der Stadt Köln abgeschlossen. Im Fokus stand die Erprobung eines neuartigen Ladesystems für Elektroautos, das direkt in den Bordstein integriert ist. Nun liegen die Ergebnisse der begleitenden Nutzerbefragung und technischen Auswertung vor. Das Fazit fällt insgesamt positiv aus – doch bei aller Euphorie ist auch Zurückhaltung angebracht.

Pilotprojekt mit begrenztem Umfang – vier Ladepunkte, rund 100 Rückmeldungen

Zwischen April 2024 und März 2025 wurden vier Ladebordsteine an zwei Standorten in Köln-Lindenthal installiert. Ziel war es, die Alltagstauglichkeit und Nutzerakzeptanz dieser bislang unkonventionellen Ladeinfrastruktur zu evaluieren. Insgesamt nahmen laut Fallstudie 100 Personen an der begleitenden Nutzerbefragung teil – überwiegend Männer mit batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV), im Durchschnitt 48 Jahre alt.

Die Zahl der Rückläufe ist für eine erste Evaluation solide, aber vergleichsweise gering, um verallgemeinernde Aussagen zu treffen. Auch die Tatsache, dass sich die Teststandorte ausschließlich in urbanem Wohnumfeld befanden, lässt eine Übertragung auf andere Nutzungsszenarien – etwa in gemischt genutzten Stadtvierteln oder ländlicheren Regionen – nur eingeschränkt zu.

Ladebordstein im Praxistest: 10 Erkenntnisse, die E-Auto-Fahrer interessieren

1. Laden direkt am Bordstein spart Platz und ist unauffällig

Der Ladebordstein integriert die komplette Ladeelektronik in die Form eines herkömmlichen Bordsteins. Dadurch entsteht kein zusätzlicher Platzbedarf auf Gehwegen, es werden keine Poller benötigt, und das Stadtbild bleibt weitgehend unverändert

2. Hohe technische Zuverlässigkeit im Alltag

Während des einjährigen Feldtests in Köln zeigte das System eine Verfügbarkeit von über 99 %. Technische Probleme traten nur vereinzelt auf und konnten innerhalb eines Tages behoben werden – ein Beleg für hohe Stabilität im Straßenalltag

3. Sehr gute Akzeptanz bei Nutzerinnen und Nutzern

In der Befragung von 100 Personen erhielt der Ladebordstein im Schnitt die Note 4,38 von 5 Punkten. Besonders geschätzt wurden die einfache Bedienung, die Erreichbarkeit von der Straße aus sowie das harmonische Einfügen in die Umgebung.

4. Barrierearme Nutzung auch für mobilitätseingeschränkte Personen

Dank bodennaher Bauweise und Einhandbedienung ist das System gut zugänglich – auch für Personen mit Bewegungseinschränkungen. Eine spezielle Einsteckhilfe wurde zusätzlich entwickelt und erfolgreich getestet.

5. Hohe Auslastung – auch ohne App-Sichtbarkeit

Trotz fehlender Sichtbarkeit in gängigen Lade-Apps (wegen nicht finaler Eichrechtszulassung) wurden 2.829 valide Ladevorgänge erfasst – das entspricht 2,15 Ladevorgängen pro Tag und Ladepunkt. Die Auslastung lag bei starken 65 %.

6. Unkomplizierter Ladevorgang – besonders intuitiv

Das Öffnen der Ladebuchse, Einstecken und Starten des Ladevorgangs wurde durchweg positiv bewertet, insbesondere der einfache Ablauf mit gängigen Methoden (App, RFID, QR-Code) und die beleuchtete Ladebuchse.

7. Vergleich zu klassischen Ladesäulen fällt meist zugunsten des Ladebordsteins aus

In Bereichen wie Platzbedarf, Sichtachsen, Vandalismusschutz und Stadtbildintegration schnitt der Ladebordstein deutlich besser ab als klassische Säulen. Einziger Nachteil: Die Sichtbarkeit/Auffindbarkeit, die jedoch durch App-Integration lösbar ist.

8. Längere Standzeiten in Wohngebieten – Nutzer parken durchgehend

In reinen Wohnstraßen wie der Klosterstraße lag die durchschnittliche Ladedauer bei 9,2 Stunden – häufig wurde der Ladepunkt nach Ladeende weiter als Stellplatz genutzt. Dies kann durch eine Begrenzung der Parkdauer gelöst werden.

9. Sauberkeit und Beleuchtung wurden während des Tests optimiert

Frühe Kritikpunkte an Verschmutzung und ungenügender Beleuchtung im Ladebereich wurden technisch überarbeitet (z. B. Antihaftbeschichtung, stärkere LEDs) – das führte zu deutlich besseren Bewertungen nach der Umstellung.

10. Einfacher Austausch bei Defekten spart Kosten und Zeit

Die modulare Bauweise ermöglicht es, defekte Ladeeinheiten ohne Tiefbauarbeiten in wenigen Minuten auszutauschen. Das reduziert Servicefahrten, Ausfallzeiten und schont das Stadtbild.

Technik im Test: zuverlässig, aber noch mit Verbesserungspotenzial

Die technische Verfügbarkeit der Ladepunkte lag laut Rheinmetall bei über 99 %. Störungen traten nur vereinzelt auf und konnten meist kurzfristig behoben werden. Die modulare Bauweise, bei der sich defekte Module austauschen lassen, bewährte sich im Praxistest. Auch unter winterlichen Bedingungen funktionierten die Ladepunkte durchgehend, was für die Robustheit der Lösung spricht.

Allerdings wurde in der ersten Phase Kritik an der Beleuchtung und Verschmutzung der Ladebuchse laut – Punkte, die später durch bauliche Anpassungen (z. B. Antihaftbeschichtung, stärkere LEDs) verbessert wurden. Die Wirkung dieser Maßnahmen zeigt sich laut Studie in einer verbesserten Bewertung der Sauberkeit und Bedienfreundlichkeit.

Nutzerfeedback zeigt hohe Zufriedenheit, aber auch Lücken in der Sichtbarkeit

Die durchschnittliche Nutzerbewertung lag bei 4,38 von 5 Punkten. Besonders gut schnitt die einfache Bedienung, die Einhandöffnung der Klappe und das Erscheinungsbild des Systems ab. Personen mit Bewegungseinschränkungen konnten den Ladevorgang ebenfalls gut bewältigen – insbesondere durch eine speziell entwickelte Einsteckhilfe.

Kritisch angemerkt wurde hingegen die geringe Sichtbarkeit der Ladepunkte, die in keiner gängigen Lade-App aufgeführt waren (bedingt durch die noch ausstehende Eichrechtszulassung). Dies führte zu einer eingeschränkten Auffindbarkeit im Straßenraum, die laut Nutzern in einem späteren Flächenbetrieb durch bessere Markierungen und App-Integration behoben werden sollte.

Trotz dieser Einschränkung wurden 2.829 valide Ladevorgänge dokumentiert – im Schnitt etwa 2,15 pro Tag und Ladepunkt, bei einer durchschnittlichen Energiemenge von 19 kWh pro Ladevorgang. In Summe wurden rund 50 MWh Energie geladen, was einem Reichweitenbedarf von etwa 120 Kilometern pro Vorgang entspricht. Die ermittelte Auslastung von 65 % ist für ein Pilotprojekt beachtlich – darf aber angesichts der begrenzten Anzahl an Standorten nicht überinterpretiert werden.

TL;DR – Schnellüberblick zum Rheinmetall-Ladebordstein

Was ist der Ladebordstein und warum ist er relevant für die Elektromobilität?

Der Ladebordstein ist ein straßenseitig integrierter Ladepunkt für E-Autos, bei dem die Ladeelektronik in einen handelsüblichen Bordstein eingebaut ist. Er ermöglicht das Laden direkt am Fahrbahnrand – ohne Poller, Ladesäulen oder Eingriffe in den Gehweg. Damit adressiert er den Flächenmangel in dicht besiedelten Städten.

Wie funktioniert das Laden am Bordstein technisch?

Die Ladeklappe lässt sich per App, RFID oder QR-Code aktivieren. Der Ladeanschluss befindet sich bündig in Bodennähe und erlaubt eine Einhandbedienung. Dank modularer Bauweise kann das Lademodul bei Defekten schnell getauscht werden.

Welche Erfahrungen wurden im Kölner Pilotprojekt gemacht?

Mit über 2.800 Ladevorgängen und einer technischen Verfügbarkeit von über 99 % lief das System stabil. Nutzer:innen bewerteten vor allem Bedienkomfort, Barrierefreiheit und Optik positiv. Die Sichtbarkeit und App-Integration wurden jedoch als Schwachpunkte benannt.

Welche Vorteile hat der Ladebordstein gegenüber klassischen Ladesäulen?

Er spart Platz, fügt sich unauffällig ins Stadtbild ein und reduziert Stolperfallen. Außerdem entfällt der Bedarf an Schutzpollern. Klassische Säulen sind jedoch leichter sichtbar und derzeit noch weiter verbreitet.

Welche Herausforderungen bestehen für den breiten Einsatz?

Derzeit fehlen noch eine eichrechtskonforme Zulassung sowie die Integration in öffentliche Ladeverzeichnisse. Auch die Sichtbarkeit im Straßenraum muss verbessert werden. Die geringe Stichprobengröße der Studie begrenzt zudem die Aussagekraft.

Wie geht es mit dem Ladebordstein weiter?

Die getesteten Ladepunkte wurden in den Regelbetrieb überführt. Rheinmetall bietet die Lösung nun als Serienprodukt an – auch in vorgerüsteten Varianten („Hohlbordsteine“) für spätere Nachrüstung. Ein größerer Flächentest steht jedoch noch aus.

Vergleich zur klassischen Ladesäule: Vorteile bei Stadtbild und Barrierefreiheit

In der direkten Nutzerbewertung schnitt der Ladebordstein in mehreren Punkten besser ab als klassische Ladesäulen – vor allem bei der Einbindung ins Stadtbild, dem Schutz vor Vandalismus, der Barrierefreiheit sowie beim Platzbedarf auf Gehwegen. Die ergonomische Handhabung von der Straße aus wurde von vielen als angenehmer empfunden, insbesondere weil keine zusätzlichen Poller oder breiten Sockel notwendig sind.

Ein Nachteil bleibt jedoch auch im Vergleich zur klassischen Ladesäule bestehen: die Sichtbarkeit. Hier sehen sowohl weibliche als auch ältere Nutzergruppen Verbesserungsbedarf – eine Herausforderung, die Rheinmetall im Regelbetrieb noch lösen muss.

Was Nutzern beim Laden wichtig ist – und wie der Bordstein abschneidet

In einer gesonderten Umfrage nach allgemeinen Anforderungen an Ladelösungen nannten die Teilnehmenden vor allem:

  • Sauberkeit des Ladeorts
  • Nähe zum Aufenthaltsort
  • Einfache Bedienung
  • Sicherheit (z. B. durch Beleuchtung)
  • Günstiger Strompreis

Der Ladebordstein konnte bei den meisten dieser Kriterien punkten – insbesondere bei Bedienkomfort und Nähe zum Wohnort. Eine Preisbewertung war im Projektkontext jedoch nicht vorgesehen.

Alle Infos zur ChargeTec

Die Elektromobilität nimmt immer mehr Fahrt auf. Analysten erwarten bis 2025 europaweit einen elektrischen Marktanteil von 15 bis 20 Prozent. Doch was nützt eine große Vielfalt an E-Fahrzeugen, wenn sie nicht entsprechend und flächendeckend geladen werden können? Buchen Sie ein Ticket und informieren Sie sich auf der 6. ChargeTec vom 28. bis 29. April 2026 über die Bedeutung der Ladeinfrastruktur für die Umsetzung einer weitgehend CO2-neutralen Mobilität.

Alle Infos zur nächsten ChargeTec und zum Programm finden Sie hier!

Praxisbericht eines Youtubes zum Ladebordstein

Vorsichtiger Ausblick: Marktreife in Reichweite – flächendeckender Ausbau noch offen

Nach Abschluss des Pilotprojekts wurden die Ladepunkte in den Regelbetrieb überführt. Rheinmetall sieht die Lösung als serienreif an und bietet sie ab sofort als Produkt an. Perspektivisch sollen auch sogenannte Hohlbordsteine als Infrastrukturreserve verbaut werden, die bei steigendem Bedarf ohne großen baulichen Aufwand nachgerüstet werden können.

Für Kommunen bietet der Ansatz potenziell Vorteile: einfache Integration in vorhandene Straßenzüge, niedriger Platzbedarf, geringere Installations- und Wartungskosten. Allerdings sind viele Fragen zum Rollout, zur Standardisierung, zur App-Integration und zur rechtlichen Zulassung bislang offen oder in Vorbereitung.

Die Ergebnisse aus Köln zeigen: Der Ladebordstein ist ein funktionierender Ansatz für öffentliches, flächenschonendes Laden im Straßenraum. Die Nutzererfahrungen sind überwiegend positiv, insbesondere in Bezug auf Alltagstauglichkeit, Designintegration und Handhabung. Dennoch ist die Studie mit 100 Teilnehmenden nur ein erster Schritt – technische Weiterentwicklungen und ein belastbarer Praxistest in größerem Maßstab bleiben für den breiten Einsatz erforderlich.

Der Autor: Dr. Martin Large

Martin Large
(Bild: Hüthig)

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.

Weitere Artikel von Martin Large

Sie möchten gerne weiterlesen?