The Automotive Battery

04. Jul. 2025 | 08:59 Uhr | von Dr. Martin Large

3 Fragen an… Dr. Dominik Lembke, Librec

„Black Mass ist der Gamechanger für Europas Batterierecycling.“

Wie lassen sich Batterie-Rohstoffe effizient zurückführen? Dr. Dominik Lembke, einer der Redner auf der kommenden Automotive Battery Conference, erklärt, welche Rolle Black Mass spielt – und welche Modelle Europas Recyclingwirtschaft skalierbar machen.

Foto von Dr. Dominik Lembke, Chief Business Development Officer bei Librec. Er erläutert im Vorfeld der Automotive Battery Conference 2025, wie sich Batterierohstoffe effizient zurückführen lassen. Im Fokus steht die Rolle von Black Mass aus recycelten Batterien als Schlüsselkomponente für eine nachhaltige Wertschöpfungskette. Durch ihre Nutzung lassen sich bis zu 80 % der Treibhausgasemissionen im Vergleich zu primären Rohstoffen einsparen. Der langfristige Branchentrend zielt auf Direct Recycling – die direkte Wiederverwendung von Kathodenmaterialien mit minimalem Aufwand. Innovationen konzentrieren sich auf maximale Rückgewinnung von Nickel, Kobalt und Lithium bei gleichzeitiger Reduktion von Störstoffen und Energieverbrauch. Besonders vielversprechend ist das Spoke-and-Hub-Modell, bei dem Altbatterien regional vorverarbeitet und zentral im industriellen Maßstab weiterverwertet werden. Für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft in Europa braucht es strategische Partnerschaften zwischen OEMs, Zell- und CAM-Herstellern sowie Recyclern. Dr. Lembke, Physiker mit Stationen bei Porsche und Svolt, referiert auf der Konferenz über geschlossene Kreisläufe und Skalierbarkeit der Recyclingwirtschaft.

"Closing the Loop of Battery Materials: The Contribution of Black Mass Production" lautet das Vortragsthema von Dr. Lembke am 10. Juli auf der Automotive Battery Conference. (Bild: Dominik Lembke)

Auf der diesjährigen Automotive Battery Conference vom 9. und 10. Juli in München referiert Dr. Lembke am zweiten Veranstaltungstag. Im Fokus stehen Geschäftsmodelle für das Batterierecycling in Europa, Innovationen in der Black-Mass-Verarbeitung und eine langfristige Vision für eine nachhaltige Rohstoffversorgung. Vorab haben wir ihm hierzu drei Fragen gestellt:

Dr. Lembke, welche Rolle spielt Black Mass beim Aufbau einer nachhaltigen Wertschöpfungskette für Batteriematerialien?
Black Mass aus recycelten Batterien spielt eine zentrale Rolle beim Aufbau einer nachhaltigen Lieferkette für Batteriematerialien. Sie ersetzt abgebautes Material aus Spodumen oder Sole und ermöglicht dabei bis zu 80 % geringere Treibhausgasemissionen. Grundsätzlich könnte eine künftige Lieferkette weitgehend auf Recycling basieren, wobei der Bergbau nur noch Prozessverluste ausgleicht. Robin Zeng, Gründer von CATL, prognostiziert, dass China bereits 2042 vollständig mit recyceltem Batteriematerial versorgt werden könnte.

Was sind die derzeitigen Innovationsschwerpunkte in der Black-Mass-Verarbeitung und Qualitätskontrolle?
Aktuelle Innovationen in der Black-Mass-Produktion zielen darauf ab, die Rückgewinnungsraten wertvoller Materialien wie Nickel, Kobalt und Lithium zu maximieren und gleichzeitig Verunreinigungen wie Aluminium, Kupfer, organische Rückstände und Feuchtigkeit zu minimieren. Ein weiteres Ziel ist die Senkung des Energieverbrauchs bei Vorbehandlung und Produktion. Zudem laufen Entwicklungen zur weiteren Minimierung organischer Reststoffe in nachgelagerten Behandlungsschritten. Die langfristige Vision der Branche ist das Direct Recycling – also die direkte Wiederverwendung von Kathodenmaterialien (CAM) mit minimalem Vorbehandlungsaufwand.

The Automotive Battery Congress

Was braucht die Batterie der Zukunft für Elektrofahrzeuge? Antworten gibt es auf „The Automotive Battery“. Hier erfahren Sie die Details zur Veranstaltung.
Was braucht die Batterie der Zukunft für Elektrofahrzeuge? Antworten gibt es auf „The Automotive Battery“. Hier erfahren Sie die Details zur Veranstaltung.

Die Elektromobilität wird in den nächsten Jahren einer der Haupttreiber in der Automobilindustrie sein. Dabei spielt die Batterie eine der wichtigsten Rollen bei der weltweiten Verbreitung von Elektrofahrzeugen, wobei die entscheidenden Faktoren die Reichweite der Batterie, die Lademöglichkeiten und die Finanzierung der Produktionskosten sind. Alle diese Themen vereint die nächste Ausgabe der „The Automotive Battery“ vom 9. Juli bis 10. Juli 2025 in München. Mit dem Code "82510111-AE15" sparen Sie 15% auf den regulären Preis.

Weitere Infos zum Automotive Battery Congress finden Sie hier.

Welche Geschäftsmodelle sind für den Recyclinghochlauf in Europa am vielversprechendsten?

Das ideale Geschäftsmodell im Batterierecycling wird oft als Spoke-and-Hub-System beschrieben. Dabei sammeln und behandeln kleinere regionale Standorte Altbatterien in einem Umkreis von wenigen Hundert Kilometern vor, um lokal Black Mass zu gewinnen. Diese wird dann zu zentralen Hubs transportiert, wo sie im industriellen Maßstab zu batteriefähigen Metallsalzen weiterverarbeitet wird. Der Vorteil: Der logistische Aufwand für den Transport kompletter Batteriesysteme wird minimiert, während sich in der Weiterverarbeitung Skaleneffekte erzielen lassen. Erfolgskritisch ist dabei die Sicherung großer Mengen an Altmaterial, um eine effiziente Skalierung zu ermöglichen – ebenso wie die Integration der Vorstufenproduktion (pCAM) und der Kathodenmaterialherstellung (CAM) in Europa, wo die Margen höher sind. Der vielversprechendste Ansatz ist der Aufbau geschlossener Wertstoffkreisläufe durch strategische Partnerschaften zwischen Fahrzeugherstellern, Zell- und CAM-Produzenten sowie Recycler – mit dem Ziel, Versorgungssicherheit, ökologische Nachhaltigkeit und die EU-Ziele zur Kreislaufwirtschaft miteinander zu verbinden.

Zum Interviewpartner

Dr. Dominik Lembke ist seit Januar 2025 Chief Business Development Officer bei Librec. Zuvor war er von 2021 bis 2024 Director of Product Development bei Svolt Europe. Von 2014 bis 2021 war er in verschiedenen Funktionen in der Batterientwicklung bei Porsche tätig – unter anderem als Fachbereichsleiter BEV-Batteriesysteme, Produktmanager für die Macan-Batterie und Testmanager für die Taycan-Batterie. Er studierte Physik an der LMU München, promovierte an der EPFL Lausanne und absolvierte ein MBA-Studium am Collège des Ingénieurs in Paris.

Der Autor: Benjamin Müller

Autorenbild von Benjamin Müller

Benjamin Müller mag Texte. Gesprochene und geschriebene, deutsche und fremdsprachliche, dialektische und dialektale. Pälzer halt. Sein Interesse für Lyrik und Prosa, Rhetorik und Semantik führten ihn an den Germersheimer FTSK. Dort (und an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau) lernte er u.a. das Simultan- und Konsekutivdolmetschen, dass Amerikanistik von Hollywood bis Hawthorne reicht, dass Sprechakttheorien auch für Kundenkontakte interessant sind und dass es ohne Newton und Leibniz keine Autos gäbe. Seit 2025 lebt er sein technisches Interesse nun bei Ultima Media Germany aus, wo er in englischer und deutscher Sprache für Automotive Digital Transformation, automotiveIT, AUTOMOBIL PRODUKTION und all-electronics tätig ist.

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