Die Abwrackprämie soll Deutschlands Klimaziele unterstützen, doch kritische Fragen bleiben: Werden die riesigen Mengen an Altmaterialien effizient recycelt oder drohen sie, als ungenutzter Schrott zu enden?

Die Abwrackprämie soll Deutschlands Klimaziele unterstützen, doch kritische Fragen bleiben: Werden die riesigen Mengen an Altmaterialien effizient recycelt oder drohen sie, als ungenutzter Schrott zu enden? (Bild: pusteflower9024 @ AdobeStock)

Deutschland läuft Gefahr, die Klimaziele für 2030 ohne zusätzliche Maßnahmen zur Emissionsminderung im Verkehrssektor zu verfehlen: Hochrechnungen deuten auf eine erhebliche Lücke von 34 Millionen Tonnen CO2-äquivalenter Emissionen (CO2e) bei Pkws hin. Eine Studie der unabhängigen, gemeinnützigen Forschungsorganisation International Council on Clean Transportation (ICCT) zeigt, dass die Einführung einer freiwilligen Abwrackprämie für alte Diesel- und Benzinfahrzeuge dazu beitragen könnte, die Emissionslücke um ein Drittel zu verringern und gleichzeitig die öffentliche Gesundheit zu verbessern.

Die deutsche Regierung diskutiert derzeit verschiedene Maßnahmen, um die Emissionen im Verkehrssektor zu reduzieren und die angeschlagene Autoindustrie zu unterstützen. Zu diesen Optionen gehört die Einführung einer Abwrackprämie, bei der Autobesitzer einen Zuschuss erhalten, wenn sie von einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor auf ein Elektroauto umsteigen. Eine Analyse des ICCT beleuchtet die potenziellen Kosten und Emissionsreduktionen einer Abwrackprämie, die sich auf die Verschrottung älterer Diesel- und Benzinfahrzeuge konzentriert, und vergleicht diese mit Alternativen wie E-Fuels sowie Vermeidungs- und Verlagerungsstrategien.

Abwrackprämie übertrifft E-Kraftstoffe

Die Studie untersucht die Optionen und stellt ein kosteneffizientes Abwrackprogramm vor. Dieses Programm konzentriert sich auf Dieselfahrzeuge, die mindestens 15 Jahre alt sind, und auf Benzinfahrzeuge, die mindestens 25 Jahre alt sind. Teilnehmende Fahrzeughalter würden 80 % des Restwerts ihres Fahrzeugs erhalten. Durch ein solches Programm ließen sich bis zu 11 Millionen Tonnen CO2e einsparen. Dabei ist der gesamtgesellschaftliche Nutzen der Verschrottung älterer Dieselfahrzeuge größer als der von Benzinern, da Dieselfahrzeuge höhere Schadstoffemissionen haben. Der gesundheitliche Nutzen macht etwa 40 % des Gesamtnutzens der Verschrottung von Dieselfahrzeugen aus, gegenüber etwa 16 % bei Benzinfahrzeugen.

Die Studie vergleicht diese Ergebnisse mit der Einführung von E-Kraftstoffen. E-Fuels sind synthetische Kraftstoffe, die mit Wasser und CO2 aus der Luft hergestellt und in Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor verwendet werden können. Im Jahr 2030 sollen die Kosten für in Deutschland hergestellte E-Kraftstoffe sich auf etwa 910 € pro vermiedener Tonne CO2e belaufen und auf etwa 619 € pro vermiedener Tonne, wenn sie aus Brasilien eingeführt werden, einem Land mit hohem Anteil an erneuerbaren Energien. Das Potenzial von E-Kraftstoffen zur Verringerung der Emissionen von Personenkraftwagen beträgt nur etwa 190.000 Tonnen CO2e. Die freiwillige Abwrackprämie würde die Emissionen um 11 Millionen Tonnen verringern, wobei die Kosten für die Abwrackung von Dieselfahrzeugen 313 € pro vermiedener Tonne und für Benzinfahrzeuge 255 € betragen würden. Berücksichtigt man ebenfalls den gesundheitlichen Nutzen, hat das Programm sogar einen positiven Nettonutzen.

Schwerpunktthema: E-Mobility

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(Bild: Adobe Stock, Hüthig)

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Hürden Finanzierung und Beteiligung

Hindernisse für die Umsetzung einer Abwrackprämie sind vor allem die staatliche Finanzierung und die Ungewissheit über die freiwillige Beteiligung der Fahrzeughalter. Eine unzureichende Beteiligung könnte sich aus einem möglichen Mangel an alternativen Verkehrsmitteln oder der finanziellen Unfähigkeit einiger Haushalte ergeben, sich ein Ersatzfahrzeug zu leisten. Zusätzliche Strategien wie die verstärkte Finanzierung öffentlicher Verkehrsmittel und die Einführung von Geschwindigkeitsbegrenzungen könnten dazu beitragen, die verbleibende Emissionslücke im Verkehr zu schließen. Eine verstärkte Finanzierung des öffentlichen Verkehrs könnte auch die Teilnahme an der Abwrackprämie fördern. Politische Maßnahmen wie eine einkommensabhängige Abwrackprämie könnten sowohl die soziale Gerechtigkeit als auch die Kosteneffizienz des Programms verbessern.

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