Bosch_6G-Projekt_autonomesFahrzeug

Lidarsensoren sind neben Radar und Kamera die dritte Sensortechnologie des automatisierten Fahrens. (Bild: Bosch)

Kommunikations- und Sensorsysteme in vernetzten Fahrzeugen laufen in der Regel unabhängig voneinander, obwohl sie etwa bei der Signalverarbeitung oder der Systemarchitektur viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Ziel des Projektes 6G-ICAS4Mobility ist es, die bislang getrennt betriebenen Kommunikations- und Radarsysteme enger miteinander zu koppeln und in ein gemeinsames 6G-System zu integrieren. Das Projekt wird in den kommenden drei Jahren Grundlagen für den zukünftigen 6G-Standard entwickeln. Unter Leitung des Konsortialführers Bosch hat das Konsortium aus Hochschulen, Automobilzulieferern, Kommunikations- und Radarspezialisten sowie Drohnenanbietern die Forschungsarbeit aufgenommen.

Mobilfunk koordiniert Sensordaten

Zukünftig werden die in Echtzeit fließenden Sensordaten verschiedener mobiler Endgeräte (etwa Fahrzeuge) über den 6G-Mobilfunk koordiniert und kombiniert, um ein genaueres Abbild der Umgebung zu erstellen. Das kann die Verkehrssicherheit und die Effizienz der Straßennutzung steigern. Gleichzeitig sollen Radarfunktionen auch direkt in zukünftige Kommunikationsmodule integriert werden, was zu Kosteneinsparungen und einer effizienteren Nutzung der knappen Funkressourcen führt.

Neben der Betrachtung relevanter Szenarien für den Straßenverkehr sollen Erkenntnisse aus der Projektarbeit insbesondere auch als technische Grundlage für Anwendungen im Bereich vernetzter Drohnen sowie im Bereich Industrie 4.0 (z. B. für fahrerlose Transportsysteme) dienen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert 6G-ICAS4Mobility mit rund zehn Millionen Euro und trägt damit 70 Prozent der Projektkosten.

Direkter Datenaustausch als Grundlage

Die engere Kopplung und die Integration von Kommunikations- und Radarfunktionen (Integrated Communication and Sensing, ICAS) gilt als eine Schlüsseltechnologie für künftige 6G-Systeme und verspricht Möglichkeiten, die weit über das Potenzial aktueller Funktechnologien hinausgehen. Das Projekt soll nun die praktische Leistungsfähigkeit der Technologie nachweisen, um sie dann in den zukünftigen Mobilfunkstandard einzubringen. Durch eine gemeinsame Nutzung des Funkspektrums, der Hardware und der Signalverarbeitung lassen sich alle Systeme insgesamt effizienter bei deutlich niedrigeren Kosten und geringem Energieverbrauch realisieren.

Eine wichtige Rolle nimmt hierbei der sogenannte Sidelink ein, der eine direkte Kommunikation zwischen zwei Fahrzeugen ermöglicht. Der Clou: Sidelink ist unabhängig von der bestehenden Mobilfunkinfrastruktur nutzbar. Auf diese Weise ist sicheres autonomes Fahren auch in Regionen mit schlechter Mobilfunkanbindung möglich.

Weltweit nimmt die 6G-Forschung an Fahrt auf. Allein die deutsche Bundesregierung fördert entsprechende Aktivitäten bis 2025 mit rund 700 Millionen Euro; im EU-Haushalt sind für den Zeitraum von 2021 bis 2027 nochmals etwa 900 Millionen Euro eingeplant. Analog gibt es riesige Investitionsprogramme auch in den anderen Weltregionen, allen voran den USA, Japan, Südkorea und China. Dies spiegelt unter anderem die geopolitische Bedeutung von 6G sowie den erwarteten Stellenwert bei der technologischen Souveränität wider. Experten gehen davon aus, dass der erste 6G-Standard etwa im Jahr 2028 fertiggestellt sein wird.

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