Automotive

24. Jun. 2025 | 14:02 Uhr | von Martin Probst
Aktualisiert am: 25. Jun. 2025

Autoindustrie startet Software-Offensive

Eclipse S-CORE startet offene Software-Ära im Auto

Mit einer offenen Softwarebasis wollen elf führende Unternehmen die Fahrzeugentwicklung neu aufstellen. Im Zentrum steht Eclipse S-CORE – ein Open-Source-Projekt, das den Wandel zur softwaredefinierten Mobilität technisch und strategisch beschleunigen soll.

Vertreter der Automobilindustrie beim AEK 2025 in Ludwigsburg: Elf führende Unternehmen unterzeichneten ein Memorandum of Understanding zur Gründung eines offenen, herstellerübergreifenden Open-Source-Software-Ecosystems auf Basis von Eclipse S-CORE.

Vertreter der Automobilindustrie beim AEK 2025 in Ludwigsburg: Elf führende Unternehmen unterzeichneten ein Memorandum of Understanding zur Gründung eines offenen, herstellerübergreifenden Open-Source-Software-Ecosystems auf Basis von Eclipse S-CORE. (Bild: Matthias Baumgartner)

Die Automobilbranche läutet eine neue Ära der Softwareentwicklung ein: Elf führende Unternehmen, darunter BMW, Mercedes-Benz, Porsche, Bosch, Continental, ZF und HELLA, haben im Rahmen des 29. Internationalen Automobil-Elektronik-Kongresses ein gemeinsames Memorandum of Understanding (MoU) unterzeichnet. Ziel der Vereinbarung ist die vorwettbewerbliche Zusammenarbeit an einem offenen Software-Ecosystem auf Open-Source-Basis – ein Schritt, der als wegweisend für die Digitalisierung der Fahrzeugarchitektur gilt. Koordiniert wird die Initiative vom Verband der Automobilindustrie (VDA), technische Grundlage ist das Open-Source-Projekt Eclipse S-CORE.

Vertreter folgender Unternehmen unterzeichneten das Memorandum of Understanding für gemeinsame Open-Source-Softwareentwicklung: BMW Group, Continental AG, ECLIPSE Foundation, ETAS GmbH, HELLA, Mercedes-Benz, Qorix, Bosch, Valeo, Vector Informatik, Porsche und ZF Friedrichshafen. Ziel der Initiative ist ein offenes, kollaboratives Software-Ökosystem als Grundlage für zukünftige Fahrzeugplattformen.
Vertreter folgender Unternehmen unterzeichneten das Memorandum of Understanding für gemeinsame Open-Source-Softwareentwicklung: BMW Group, Continental AG, ECLIPSE Foundation, ETAS GmbH, HELLA, Mercedes-Benz, Qorix, Bosch, Valeo, Vector Informatik, Porsche und ZF Friedrichshafen. Ziel der Initiative ist ein offenes, kollaboratives Software-Ökosystem als Grundlage für zukünftige Fahrzeugplattformen. (Bild: VDA)

Hintergrund der Initiative ist die zunehmende Komplexität von Fahrzeugsoftware, deren Entwicklung immer mehr Ressourcen verschlingt, während gleichzeitig der Marktdruck auf Innovation und Time-to-Market steigt. Ein erheblicher Teil dieser Software ist für den Endkunden nicht direkt sichtbar oder differenzierend – etwa Middleware, Basisdienste oder Kommunikationsschnittstellen. Genau hier setzt das Projekt an: Statt diese Komponenten mehrfach und isoliert zu entwickeln, sollen sie künftig gemeinschaftlich in einem offenen, interoperablen Framework entstehen – herstellerunabhängig, transparent und sicher.

Code-First-Strategie beschleunigt Softwareentwicklung im Auto

Besonders interessant ist dabei der eingeschlagene „Code-first“-Ansatz: Statt sich auf Spezifikationen und langwierige Abstimmungen zu stützen, wird lauffähiger, standardisierter Code zum Ausgangspunkt der Zusammenarbeit. Das verspricht nicht nur mehr Geschwindigkeit und geringeren Entwicklungsaufwand, sondern auch eine bessere Grundlage für funktionale Sicherheit und Zertifizierbarkeit nach Branchenstandards wie ISO 26262. Die Eclipse Foundation bietet dafür die notwendige Infrastruktur und ein erprobtes Governance-Modell, das die Zusammenarbeit zwischen OEMs, Zulieferern und Tech-Playern absichert.

Eclipse S-Core: Erste serientaugliche Software ab 2026

Die Initiative ist offen für weitere Partner – sowohl aus Europa als auch international. Bereits 2026 soll ein erster modularer Softwarestack zur Verfügung stehen, der sich für die Serienentwicklung autonomer Fahrfunktionen eignet. Die beteiligten Unternehmen wollen auf dieser Grundlage eigene, differenzierende Funktionen entwickeln, während grundlegende Software-Bausteine gemeinsam gepflegt werden. So entsteht ein belastbares Fundament für die softwaredefinierte Mobilität der Zukunft – und gleichzeitig mehr Freiraum für echte Innovation.

Die Beteiligten zeigen sich überzeugt vom Potenzial des Projekts. Dr. Christoph Grote (BMW) sieht darin den Schlüssel zu künftigen Funktionsinnovationen, Magnus Östberg (Mercedes-Benz) spricht von einem klaren Bekenntnis zu offenen Standards, Karsten Michels (Continental) betont die Rolle des Stacks beim Übergang zum Software-defined Vehicle, und Dr. Mathias Pilin (Bosch) unterstreicht die Notwendigkeit nahtloser Integrationen über Plattformgrenzen hinweg. Auch Porsche, Vector Informatik, Valeo, ETAS, Qorix und HELLA bringen sich aktiv ein – etwa mit eigenen Stack-Komponenten wie dem Valeo vOS oder Sicherheitszertifizierungs-Know-how.

Der Autor: Martin Probst

Martin Probst
(Bild: Hüthig)

Zunächst mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann in eine ganz andere Richtung gestartet, fand Martin Probst aber doch noch zum Fachjournalismus. Aus dem Motto „Irgendwas mit Medien“ entwickelte sich nach ein wenig Praxiserfahrungen während des Medienmanagement-Studiums schnell das Ziel in den Journalismus einzusteigen. Gepaart mit einer Affinität zu Internet und Internetkultur sowie einem Faible für Technik und Elektronik war der Schritt in den Fachjournalismus – sowohl Online als auch Print – ein leichter. Neben der Elektronik auch an Wirtschafts- und Finanzthemen sowie dem Zusammenspiel derer interessiert – manche Sachen wird man glücklicherweise nicht so einfach los. Ansonsten ist an ihn noch ein kleiner Geek verloren gegangen, denn alles was irgendwie mit Gaming, PCs, eSports, Comics, (Science)-Fiction etc. zu tun hat, ist bei ihm gut aufgehoben.

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