Pop-up-Werbung in Jeep-Modellen verärgert Fahrer

Die Automobilbranche steckt mitten in einer digitalen Transformation. Vernetzte Fahrzeuge, Over-the-Air-Updates und softwaregesteuerte Features sind mittlerweile Standard. Doch nicht jede Innovation stößt auf Begeisterung. Ein aktuelles Beispiel liefert Stellantis mit der umstrittenen Pop-up-Werbung in Jeep-Fahrzeugen. Diese blendet sich ein, sobald das Fahrzeug anhält, und zwingt Fahrer dazu, sie manuell zu schließen.

Ein technisches Novum mit weitreichenden Implikationen – und erheblichen Nachteilen für die Nutzer. Ablenkung zählt zu den häufigsten Unfallursachen im Straßenverkehr. Statistiken zeigen, dass Ablenkung bei 30 % aller Unfälle eine Rolle spielt – das entspricht knapp 800.000 Fällen allein im Jahr 2020. Studien belegen zudem, dass bestimmte Tätigkeiten das Unfallrisiko drastisch erhöhen – beispielsweise das Eingeben einer Telefonnummer um das Zwölffache oder die Bedienung von Bordgeräten um das 4,6-Fache. Wo wir beim Thema wären...

Wie funktioniert die Werbeeinblendung in Jeep-Fahrzeugen?

Besitzer verschiedener Jeep-Modelle berichten, dass bei jedem Stopp eine bildschirmfüllende Anzeige erscheint, die für Mopars erweiterte Fahrzeugpflegeoptionen wirbt. Die Werbung überlagert das gesamte Infotainment-System, wodurch Navigations- oder Klimaeinstellungen temporär blockiert werden. Zugegeben, dabei steht das Auto zwar, aber eine Ablenkung ist es dennoch.

Laut Stellantis handelt es sich dabei um eine "fahrzeuginterne Nachricht", die Kunden über Serviceangebote informieren soll. Doch Nutzer sind vor allem darüber verärgert, dass diese Pop-ups nicht einfach deaktiviert werden können. Zwar behauptet der Hersteller, dass es sich um einen Softwarefehler handelte, der mittlerweile behoben wurde, doch die grundsätzliche Werbeschaltung bleibt bestehen. Interessanterweise gab Stellantis an, dass diese Werbeeinblendungen Teil einer Vereinbarung mit SiriusXM sind. Das Unternehmen bietet verschiedene Abonnementdienste für Fahrzeuge an, wodurch die Werbung als Zusatzfinanzierung dienen könnte.

Technischer Hintergrund: Warum ist das Problem so gravierend?

Die Basis für diese Art von Werbung bildet das Uconnect-Infotainmentsystem, das in vielen Stellantis-Fahrzeugen verbaut ist. Uconnect nutzt eine permanente Internetverbindung, um Over-the-Air-Updates bereitzustellen – und offenbar auch, um Werbeinhalte gezielt auszuspielen.

Das Problem daran ist nicht nur der Komfortverlust, sondern auch sicherheitsrelevante Aspekte. Fahrer könnten in kritischen Situationen abgelenkt werden, wenn sie erst eine Werbeanzeige schließen müssen, um beispielsweise wichtige Fahrzeugdaten oder Navigationshinweise abzurufen.,

Kundenreaktionen: Von Frustration bis technische Gegenmaßnahmen

Die Community reagiert empört. Zahlreiche Jeep-Besitzer haben sich in Online-Foren wie Reddit und auf sozialen Medien zu Wort gemeldet. Ein Jeep 4xe-Fahrer berichtete, dass er auf einer 19 km langen Strecke insgesamt vier Mal die gleiche Werbeanzeige wegklicken musste. Andere Nutzer vergleichen die Situation mit Werbeeinblendungen in kostenlosen Smartphone-Apps – nur dass sie für ihr Fahrzeug bereits mehrere zehntausend Euro bezahlt haben.

In einschlägigen Foren kursieren bereits erste Anleitungen, wie sich die Werbeeinblendungen technisch blockieren lassen: “AdBlock for Jeeps?”. Dazu gehören Manipulationen an der Software des Infotainmentsystems oder Workarounds über Drittanbieter-Software. Ob diese Lösungen langfristig funktionieren, bleibt jedoch unklar.

Automobilhersteller setzen verstärkt auf Werbung

Jeep ist nicht der erste Hersteller, der Werbeeinblendungen im Auto testet. Bereits in der Vergangenheit experimentierten Hersteller wie BMW und Mercedes mit zusätzlichen Kosten für Software-Features. BMW sorgte für Aufsehen, als es Sitzheizungen per Abo-Modell anbot, während Mercedes eine leistungsstärkere Motorsoftware hinter einer Bezahlschranke platzierte.

Die zunehmende Kommerzialisierung von Infotainmentsystemen zeigt, dass Automobilhersteller immer stärker auf digitale Einnahmequellen setzen. Werbeeinblendungen könnten dabei zur Norm werden, insbesondere wenn Kunden auf Software-Updates oder vernetzte Dienste angewiesen sind.

Meine Meinung:

Stellantis mag die Pop-up-Werbung als harmloses Feature deklarieren, doch die Nutzer sehen das verständlicherweise anders. Die massiven Beschwerden zeigen, dass Verbraucher wenig Begeisterung für Werbung in einem hochpreisigen Produkt haben (oh Wunder). Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnten künftige Autokäufer gezielt Marken meiden, die solche Praktiken forcieren. Ein modernes Fahrzeug sollte sich an den Bedürfnissen seiner Nutzer orientieren – und nicht an den Gewinnstrategien der Werbeindustrie. Wer hinter dem Lenkrad sitzt, will fahren – und nicht das Gefühl haben, in einer interaktiven Reklamefläche gefangen zu sein.

Auf der anderen Seite war der Aufschrei am Anfang gegen Werbung immer groß. Ein Beispiel der jüngeren Geschichte ist Amazon. Aber: 2024 titelte beispielsweise Golem: Amazon will ab 2025 mehr Werbeunterbrechungen in Prime Video einbauen- Begründung? Es gab es nur minimale Abonnentenverluste bei der Einführung. Hier hat die Abstimmung mit dem Geldbeutel also nicht funktioniert.