"Fisker Auto verliert die Verbindung zum Server und wird dadurch unbrauchbar, symbolisiert durch ein gestörtes WLAN-Signal und digitale Elemente."

Fiskers Insolvenz zeigt die Schattenseite der Abhängigkeit von aktueller Software fürs Auto: Hightech-Fahrzeuge verwandeln sich ohne Cloud-Anbindung in wertlose Statussymbole. (Bild: Dalle 3 / OpenAI)

Update vom 23.10.2024: Fisker-Besitzer können auf Erstattung von Rückrufkosten hoffen

Trotz der Insolvenz des Elektroautoherstellers Fisker gibt es nun positive Nachrichten für die Besitzer seiner Fahrzeuge. Ein Insolvenzgericht in Delaware hat laut Berichten von TechCrunch dem Liquidationsplan zugestimmt, der auch die Rückrufproblematik umfassend regelt. Von den fünf offenen Rückrufen bei Fiskers Ocean-SUVs betreffen drei lediglich Software-Updates, während zwei schwerwiegendere Rückrufe Ersatzteile erfordern. Besitzer, die ihre Fahrzeuge vor dem offiziellen Inkrafttreten des Liquidationsplans reparieren lassen, müssen zunächst die Arbeitskosten selbst übernehmen, können diese aber beim Treuhänder des Insolvenzverfahrens zur Erstattung einreichen.

Für alle, die nach diesem Stichtag die Rückrufe in Anspruch nehmen, übernimmt Fisker die Kosten direkt. Diese Reparaturen werden in autorisierten Servicezentren durchgeführt, welche die Arbeitskosten dann wiederum bei der Liquidationsverwaltung geltend machen können. Der Liquidationsplan regelt den Verkauf von Fiskers Vermögenswerten im Wert von etwa 1 Milliarde US-Dollar. Dazu gehören auch Produktionsanlagen, die zur Herstellung der Elektro-SUVs verwendet wurden.

Cloud-Dienste sichern langfristigen Betrieb der Fahrzeuge

Neben den Rückrufregelungen konnte Fisker ein weiteres wichtiges Problem lösen: die Sicherstellung der Cloud-Dienste, die für den Betrieb der Fahrzeuge essenziell sind. American Lease, ein Leasingunternehmen aus New York, das Fiskers verbliebene Flotte von rund 3.000 Ocean-SUVs für 46,25 Millionen US-Dollar erworben hat, stellte fest, dass die Dateninfrastruktur des Unternehmens von einem Serverwechsel betroffen war. Ohne den Zugriff auf diese Daten wäre der Betrieb der Fahrzeuge beeinträchtigt worden.

American Lease einigte sich mit Fisker auf eine zusätzliche Zahlung von 2,5 Millionen US-Dollar, um die Kontrolle über die Cloud-Dienste zu übernehmen, die für die Kommunikation und den Betrieb der Fahrzeuge notwendig sind. Damit können Fisker-Besitzer beruhigt sein, denn die digitalen Dienste, die für den Betrieb der Elektrofahrzeuge unverzichtbar sind, bleiben weiterhin verfügbar. Auch die Fisker Owners Association erhält Zugang zu den Cloud-Daten, um den Fahrern in den kommenden Jahren Unterstützung bieten zu können.

Stand zum Fisker-Desaster vom 17.10.2024

Die Insolvenz des Elektroautoherstellers Fisker im Jahr 2024 hat erhebliche Folgen für Zulieferer, Besitzer und potenzielle Käufer der (gebrauchten) Fahrzeuge. Fisker, einst als „Tesla-Herausforderer“ gehandelt, setzte auf das aktuell viel diskutierte software-defined Vehicle (SDV) als Konzept. Was auf den ersten Blick nach einer guten Idee klingt, entpuppt sich nun als erheblicher Nachteil, da der Hersteller seine Server abgeschaltet hat. Ohne diese zentrale Infrastruktur sind viele der Wagen nicht mehr funktional, was sie zu teuren, nutzlosen Objekten macht.

Bekannt ist diese Problem aber nicht erst seit Fisker. Schon im Internet of Things (IoT) gab es Anbieter, deren Produkte nicht mehr nutzbar waren, da Server und damit die Funktion abgestellt wurden. Beispiele sind Revolv, dessen Smart-Home-Hub nach der Übernahme durch Nest funktionslos wurde, und Logitech, das seinen Harmony Link einstellte, was die Steuerung von Heimkinosystemen unmöglich machte. Auch Pebble-Smartwatches verloren nach dem Fitbit-Aufkauf viele Funktionen, als die Server abgeschaltet wurden. Das brachte dem IoT den wenig schmeichelhaften Spitznamen "Internet of Shit" einbrachte.

Was kann zum Problem bei softwarebasierten Fahrzeugen werden?

Fisker setzte auf ein softwarezentriertes Fahrzeugdesign, das eine ständige Verbindung zur Hersteller-Cloud erforderte, um grundlegende Funktionen wie das Batteriemanagement und sogar das Öffnen und Schließen der Türen zu steuern. Diese Entscheidung führte dazu, dass selbst kleinere Probleme nicht ohne die Serververbindung behoben werden können. Nach der Abschaltung dieser Server im Zuge der Insolvenz bleiben viele Fahrzeuge schlicht „gebrickt“, also unbrauchbar. Besitzer berichten, dass ihre Autos zu teuren „Rasenornamenten“ verkommen sind, da sie keine Möglichkeit haben, diese wieder in Gang zu setzen.

Zusätzlich zu den bestehenden Problemen plant Fisker, die Kosten für Rückrufe auf die Kunden abzuwälzen. Das insolvente Unternehmen hat vorgeschlagen, dass Fahrzeugbesitzer für die Behebung der bekannten Mängel zahlen sollen, um die verbliebenen finanziellen Mittel des Unternehmens für die Gläubiger zu sichern. Ein solcher Schritt wäre jedoch rechtlich bedenklich und unzulässig, da Rückrufe normalerweise auf Kosten des Herstellers erfolgen müssen.

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Zudem gab es 2025 auch die 2. ACC in Amerika, die dritte folgt am 25. und 26. März 2024 in Detroit.

Fiskers „Capital Light“-Modell: Risiken und Folgen

Fisker betrieb ein sogenanntes „Capital Light“-Geschäftsmodell. Das Unternehmen fokussierte sich auf das Design und die Vermarktung seiner Fahrzeuge, während die Produktion ausgelagert wurde. Das sparte Investitionskosten, führte jedoch auch dazu, dass Fisker keine Kontrolle über die Produktion hatte. Diese Struktur erwies sich als problematisch, denn viele Fahrzeuge waren bereits vor der Insolvenz von Problemen geplagt, darunter Softwarefehler und unzuverlässige Zulieferer.

Eigentümer von Fisker-Autos sind die Leidtragenden

Besonders betroffen sind die Eigentümer der Fahrzeuge. Sie haben hohe Summen investiert, teilweise zwischen 40.000 und 70.000 US-Dollar pro Auto, und stehen nun vor der Herausforderung, ein technisch fortschrittliches, aber unbrauchbares Produkt zu besitzen. Ein Versuch, die verbleibenden Fahrzeuge an das Unternehmen American Lease zu verkaufen, scheiterte. Der Grund: Fisker konnte die notwendigen Daten nicht auf einen neuen Server migrieren, sodass die Fahrzeuge ohne funktionierende Infrastruktur nicht reaktiviert werden konnten.

Warum ein Besitzer seinen Fisker Ocean verkauft hat

Wie wiederholt sich Fiskers Scheitern? Ein Rückblick

Es ist nicht das erste Mal, dass Fiskers Pläne in die Binsen gingen. Bereits 2014 ging das Unternehmen Fisker Automotive in Konkurs, nachdem das Modell „Karma“ für Schlagzeilen gesorgt hatte – und das nicht nur positiv. Die Fahrzeuge waren berüchtigt für ihre Unzuverlässigkeit und das Risiko, in Flammen aufzugehen. Trotz dieser Geschichte erhielt Firmengründer Henrik Fisker erneut Investitionen, was zeigt, wie sehr die Hoffnung auf das Potenzial „softwarebasierter“ Fahrzeuge die Realität überschatten kann.

Welche Auswirkungen hat Fiskers Pleite auf die Autobranche?

Fiskers Pleite sollte ein Warnsignal für die gesamte Automobilindustrie sein: Softwarezentrierte Fahrzeuge bieten zwar Vorteile wie Updates und zusätzliche Funktionen, doch die Abhängigkeit von zentralisierten Servern und die Komplexität solcher Systeme birgt enorme Risiken. Ohne klare Regelungen und Notfallpläne zur Sicherstellung der Funktionsfähigkeit bei Insolvenz oder Marktveränderungen sind solche Fahrzeuge anfällig für Ausfälle.

Es besteht regulatorischer Handlungsbedarf für Software-definierte Fahrzeuge

Um zu verhindern, dass sich solche Szenarien wiederholen, gibt es Forderungen nachdem Regulierungsbehörden Anforderungen für „Living Wills“ – also Notfallpläne – auch für Automobilhersteller einführen, die ihre softwarebasierten Fahrzeuge absichern. Nur so soll verhindert werden, dass Kunden mit nutzlosen Produkten zurückbleiben und dass innovative Technologien durch negative Erfahrungen diskreditiert werden.

Der Autor: Dr. Martin Large

Martin Large
(Bild: Hüthig)

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.

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