Warum reicht KI für autonomes Fahren nicht aus? Regelbasierte Leitplanken sichern Szenarien, verhindern Fehler und garantieren Validierung.Fortellix
Rein KI-gesteuerte Fahrsoftware stößt bei Validierung, Genauigkeit und physikalischer Konsistenz an ihre Grenzen. Erst die Kombination aus KI-gestützter Simulation und regelbasierter Verifikation ermöglicht sichere, skalierbare AV-Entwicklung.
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Künstliche Intelligenz verändert überall die Spielregeln,
und autonome Fahrzeuge (auf Englisch „autonomous vehicles“, kurz AVs) bilden hierbei
keine Ausnahme. Statt sich auf manuell programmierte Entscheidungslogik zu
verlassen, wird das KI-zentrierte autonome Fahrsystem darauf trainiert,
Verkehrssituationen vorherzusagen, zu planen und darauf zu reagieren. Für
AV-Entwickler eröffnet „Physical AI“ schnellere und kostengünstigere
Möglichkeiten autonome Fahrsoftware zu entwickeln und zu testen. Beispiele
dafür wären fotorealistische Sensordaten, intelligentere Datenaufbereitung und
-kennzeichnung, das Erkennen unsicherer Verhaltensweisen, trainierte
Verkehrsmodelle und vieles mehr.
Die Entwicklung schreitet dadurch schneller voran, die
Systeme sind anpassungsfähiger und die Teams können weitaus mehr
Verkehrsszenarien abdecken als je zuvor. All dies ist entscheidend, um einer
echten fahrerlosen Autonomie näher zu kommen.
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Allerdings gibt es dabei einen Haken: KI bringt zwar eine
Menge Vorteile mit sich, aber Entwickler können sich nicht darauf verlassen,
dass die KI ihre eigene Arbeit vollständig überprüft. Das ist in etwa so, als
würden Schüler ihre eigene Prüfung benoten, oder Künstler ihre Gemälde selbst
beurteilen. Die von KI erstellte autonome Fahrsoftware ist immer noch anfällig
für blinde Flecken, Halluzinationen, versteckte Vorurteile und subtile Fehler,
wenn er sich selbst validieren muss.
Dieser Artikel beleuchtet, warum es riskant und unzureichend
ist, sich bei autonomen Fahrzeugen allein auf KI zu verlassen, warum Sicherheit
die zentrale Herausforderung für Physical AI ist und wie die Kombination von KI
mit regelbasierter Validierung einen Arbeitsablauf schafft, der nicht nur
sicherer, sondern auch strukturiert und systematisch ist. Dies kann man sich
wie Leitplanken für KI vorstellen: Sie verhindert, dass KI vom Kurs abkommt,
und führt sie gleichzeitig auf einen zuverlässigen Weg.
KI bringt zwar eine Menge Vorteile mit sich beim autonomen Fahren, aber Entwickler können sich nicht darauf verlassen, dass die KI ihre eigene Arbeit vollständig überprüft.maxximmm - stock.adobe.com
Deshalb ist KI die Hoffnung für selbstfahrende Autos
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Als selbstfahrende Autos zum ersten Mal in die Schlagzeilen
kamen, klang die Geschichte fast wie Science-Fiction. Artikel malten eine
Zukunft mit sichereren Straßen, auf denen Menschen einfacher zur Arbeit fahren
können. Unternehmen stürzten sich darauf, um als Erste fahrerlose Fahrzeuge auf
den Markt zu bringen. Aber der Weg dorthin erwies sich als schwieriger als
erwartet, viele Projekte verpassten ihre Fristen und eine Vielzahl der
Unternehmen mussten schließen.
In den letzten zehn Jahren wurde künstliche Intelligenz ein immer
wichtigerer Bestandteil. Anfangs wurde KI vor allem für die Wahrnehmung
eingesetzt, um Objekte rund um das Auto zu erkennen und zu klassifizieren. Neue
vielversprechende Ansätze verschafften der KI jedoch auch eine größere Rolle in
der Planungsphase des autonomen Systems: Sie hilft nun dabei, das Verhalten
anderer Verkehrsteilnehmer vorherzusagen und zu entscheiden, wie das Auto darauf
reagieren soll. Anstatt jede einzelne Verkehrsregel manuell zu programmieren, trainieren
Ingenieure neuronale Netze, um sicheres Fahrverhalten zu imitieren (Imitation
Learning) oder durch das Konzept von Belohnung und Bestrafung zu lernen (Reinforcement
Learning).
KI eröffnet zudem eine weitere entscheidende Möglichkeit:
die Simulation. Das Sammeln von realen Fahrdaten ist langsam, teuer und
manchmal gefährlich. KI kann jedoch unendlich viele virtuelle Verkehrsszenarien
generieren, damit autonome Fahrzeuge in einer sicheren digitalen Umgebung üben
können, bevor sie sich der realen Welt stellen. In vielerlei Hinsicht hat sich
KI von einem Teil des Puzzles zu einem Motor entwickelt, der das gesamte Feld
vorantreibt.
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Ist das Problem damit gelöst? Nicht ganz. Die Komplexität
bleibt bestehen. Aber der schwierigste Teil des Problems ist mittlerweile nicht
mehr das Erstellen von Software-Regeln, sondern das Trainieren und Validieren von
KI-Modellen mit ausreichend vielfältigen Verkehrsszenarien.
Warum bei der Software-Entwicklung nicht einfach auf KI
verlassen?
In realen Fahrsituationen sind die Kosten für Fehler bei AVs enorm. Immerhin geht es um das Leben realer Menschen im Straßenverkehr.Metamorworks
Wenn Unternehmen ein LLM nutzen, um sich intensiv mit einem
Thema zu beschäftigen, bringt das viele Vorteile. Es ist schnell, intelligent
und kann eine Fülle von Informationen liefern. Allerdingt gibt es auch zwei
große Probleme:
Die Genauigkeit ist nicht garantiert: Nicht jede Antwort ist zuverlässig. Sie könnten Halluzinationen, schmeichelhafte oder übertrieben zustimmende Antworten oder sogar erfundene und veraltete Verweise erhalten.
Forschung braucht Struktur: Die Antworten sind oft über mehrere Suchanfragen verstreut. Um sie zu verstehen, müssen Entwickler die Ergebnisse sammeln, filtern und zu etwas Kohärentem und Vollständigem zusammenfassen.
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Auch beim Training und der Validierung eines autonomen
Fahrzeugs zeigen sich ähnliche Probleme. KI kann auf Anfrage Verkehrsszenarien
generieren oder das Verhalten von autonomen Fahrzeugen abschätzen, aber es
treten dieselben Herausforderungen auf, nur mit viel höheren Risiken.
Genauigkeit: KI kann ihre eigene Arbeit nicht zuverlässig bewerten. Sie benötigen weiterhin regelbasierte Überprüfungen, um sicherzustellen, dass ein Szenario sicher ist. Außerdem sehen KI-generierte Szenen zwar sehr realistisch aus, sind aber nicht immer physikalisch korrekt, und die Anpassung kleiner Details kann schwierig sein.
Struktur und Vollständigkeit: Wenn ein Szenario nicht im Trainingssatz enthalten ist, kann KI ins Straucheln geraten. Ein strukturierter Workflow ist unerlässlich, um die KI durch die gesamte Operational Design Domain (ODD) zu führen und sowohl bekannte Herausforderungen als auch versteckte Randfälle abzudecken.
Im Gegensatz zur Forschung sind die Kosten für Fehler hier
enorm – es geht um das Leben realer Menschen im Straßenverkehr. Zusätzlich ist
die Vielfalt der Verkehrssituationen enorm, was einen systematischen Prozess
unverzichtbar macht.
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KI produktionsreif machen: Der Ansatz von Foretellix
KI ist leistungsstark, aber sie in eine produktionsreife
Lösung zu verwandeln, ist eine enorme Herausforderung. Foretellix hat eigene
KI-Systeme entwickelt, ist sich jedoch bewusst, dass Künstliche Intelligenz
allein nicht ausreicht. Deshalb wird sie mit einer formalen, genauen und
skalierbaren Pipeline kombiniert, die die KI-Fähigkeiten von Foretellix ergänzt
und verstärkt.
Und so funktioniert es: Wenn ein Benutzer ein bestimmtes Verkehrsszenario
anfordert, erstellt der Szenario-Generator von Foretellix dieses und passt das
Verhalten jedes Fahrzeugs und Objekts in Echtzeit an, um den Zielen des
Benutzers gerecht zu werden. Im Gegensatz zur KI allein ist bei diesen
Szenarien garantiert, dass sie wie vorgesehen funktionieren und physikalisch
korrekt bleiben – ohne Überraschungen und Abkürzungen.
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Dann kommt die Synergie ins Spiel: Sobald ein validiertes
Szenario auf Objekt- und Trajektorien-Ebene erstellt wurde, wird dieses an
KI-Tools übergeben, um realistische Sensordaten zu generieren. Diese
Kombination bietet das Beste aus beiden Welten: die physikalische Präzision formaler
Szenarien gepaart mit der Realitätsnähe KI-generierter Sensordaten. Darüber
hinaus wird jedes KI-Ergebnis validiert, um die Vertrauenswürdigkeit und
Anforderungskonformität aller Tests gewährleisten.
Um diesen Prozess gründlich und überschaubar zu gestalten, hat
Foretellix zudem eine Management- und Automatisierungsebene entwickelt. Diese
wandelt Projektziele in messbare Abdeckungsziele um und stellt sicher, dass
alle relevanten Fahrverhalten, Anforderungen und Randfälle berücksichtigt
werden. Erkannte Lücken werden automatisch geschlossen, während ein
übersichtliches Dashboard Teams dabei hilft, den Fortschritt zu verfolgen und
gezielt zu steuern.
Das Ergebnis ist ein nahtloser Workflow, der sowohl die formale
Technologie von Foretellix als auch KI nutzt und die Entwicklung beschleunigt,
während strenge Sicherheits- und Zuverlässigkeitsstandards eingehalten werden.
Vertrauenswürdige Szenarien und Ergebnisse
Was leistet diese Toolchain also tatsächlich? Hier ein
genauerer Blick darauf:
1. Formale, genaue und skalierbare
Szenarioerstellung und Bewertung der AV-Performance
Abstrakte Szenarien, klare Absicht: Foretellix
stützt sich auf die Sprache OpenSCENARIO, den ASAM-Industriestandard zur
Beschreibung von Verkehrsszenarien. Die Teams beginnen mit einem klaren
Verhaltensziel (z. B. „ein Auto schert aggressiv auf der nassen Fahrbahn ein“)
und generieren dann Tausende von parametrisierten, physikalisch konformen
Variationen des Szenarios. Die vorvalidierten Bibliotheken erleichtern die
Erweiterung der Testabdeckung, ohne die Kontrolle darüber zu verlieren, was
getestet wird und warum.
Kontrollierte Variationen: Mit Foretellix
können Nutzer reale Fahrten in der Simulation wiederholen und dabei
intelligente Umwelt- und Verhaltensvariationen hinzufügen. Dies ermöglicht
End-to-End-Tests von KI-Systemen mit vielfältigen und physikalisch plausiblen Daten.
Dies ist besonders nützlich, wenn reale Daten rar sind oder wenn bestimmte
Fälle zu riskant sind, um sie auf öffentlichen Straßen zu erfassen.
Integrierte Validierung: Unabhängig
davon, ob ein Szenario manuell erstellt, durch KI generiert oder aus realen
Fahrprotokollen abgeleitet wurde, durchläuft es eine integrierte Validierung.
Jeder Test muss seinen Zweck erfüllen, physikalischen Gesetzen entsprechen und
den Sicherheitsstandards entsprechen. Das Ergebnis: Fehler haben tatsächlich
eine Bedeutung, und bestandene Tests spiegeln die tatsächliche Systemleistung
unter wohldefinierten Bedingungen wider.
2. Prozessautomatisierung und -management
Strukturierte Workflows: Aus
Projektzielen werden automatisch Tests generiert, die Lücken in der Abdeckung
und Performance identifizieren.
Einheitliche Tests: On-Road-Tests und
virtuelle Simulationen werden in einem einzigen nahtlosen Workflow kombiniert.
Dadurch kann die Toolchain die Simulation auf der Grundlage realer
Beobachtungen optimieren und ein vollständiges Bild der Einsatzreife und
Sicherheit des autonomen Fahrsystems erstellen.
Erstklassige Integrationen: Eine
Toolchain mit offenem Ökosystem, die sich in die besten Tools und Simulatoren
der Branche integrieren lässt, ermöglicht eine vielseitige und zukunftssichere
Lösung.
Warum diese Lösung in Betracht ziehen?
Bei der Entwicklung autonomer Entscheidungsalgorithmen
(Planungs- und Steuerungsoftware) beschleunigt Foretellix die Entwicklung und
Tests bei reduzierten Kosten.
Für Projekte, die Wahrnehmungsalgorithmen oder
End-to-End-Stacks umfassen und deshalb Sensordaten benötigen, empfiehlt
Foretellix maßgeschneiderte Workflows, um die Entwicklung zu beschleunigen. Da
sich KI-Technologien rasant weiterentwickeln, brauchen Sie eine zukunftsfähige
Validierungsstrategie: flexibel für zukünftige KI-Entwicklungen, aber ohne
Kompromisse bei Sicherheit oder Systematik. (na)
Autor
Sharon Rosenberg, Engineering
Fellow bei Foretellix, verantwortlich für Entwicklungs- und Verifizierungsmethoden in ADAS- und AV-V&V-Projekten