Ein neues Leistungsmodul mit doppelseitiger Kühlung und SiC-Halbleitern ermöglicht deutlich höhere Stromdichten, verbesserte Wärmeableitung und kompakte Bauformen – zentrale Voraussetzungen für effiziente und wirtschaftliche Elektroantriebe.
Nicole AhnerNicoleAhner
Wie erhöht doppelseitige Kühlung die Stromdichte? Das Eagle-Delta-Modul setzt neue Maßstäbe.BorgWarner
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Warum doppelseitige Kühlung die Stromdichte drastisch erhöht
Doppelseitige Kühlung senkt den thermischen Widerstand um ~45 % und ermöglicht >30 % höhere Stromdichte.
SiC-MOSFET-Module arbeiten kühler, effizienter und zuverlässiger; neue Verbindungstechniken eliminieren Drahtbond-Schwachstellen.
Eagle-Delta reduziert Bauraum, steigert Performance gegenüber Wettbewerbern (>20 %) und senkt Systemkosten dank geringerer Chipfläche.
Leistungsmodule
stellen das Herzstück der Umrichter moderner Elektro- und Hybridfahrzeuge dar.
Sie übernehmen die Transformation des von der Traktionsbatterie
bereitgestellten Gleichstroms in dreiphasigen Wechselstrom für den
Antriebsmotor. Steigende Anforderungen an Effizienz, Leistungsdichte und
Bauraumrestriktionen erfordern eine kontinuierliche Optimierung dieser Module.
Insbesondere ein höherer Wirkungsgrad bei gleichzeitig reduzierten Abmessungen
führt zu einer signifikanten Erhöhung der Stromdichte.
Der
Einsatzbereich umfasst typischerweise Nennspannungen von 400 V und 800 V.
Verwendet werden überwiegend Halbleiter mit großer Bandlücke, vor allem
SiC-MOSFETs, die gegenüber klassischen Si-IGBTs niedrigere Schaltverluste und
höhere Wirkungsgrade ermöglichen. Neben der elektrischen Performance stellt die
Wärmeabfuhr die kritischste Kenngröße dar. Die Verlustleistung der Schalter –
bestehend aus Leitungs- und Schaltverlusten – muss über mehrere
Materialschichten hinweg abgeführt werden, deren thermische Widerstände sich
addieren und somit die Wärmeabgabe limitieren.
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Zudem
erfordern fahrzeugseitige Integrationsbedingungen Module mit definierter
Geometrie und elektrischer Anschlussarchitektur. Flexibilität hinsichtlich
unterschiedlicher Chipkonfigurationen sowie Herstellerunabhängigkeit sind für
OEMs zunehmend entscheidend. Vor diesem Hintergrund hat BorgWarner die
Eagle-Delta-Plattform entwickelt, die für den überwiegenden Teil aktueller
Elektrofahrzeuganwendungen ausgelegt ist.
Wie doppelseitige Kühlung den thermischen Widerstand halbiert
Ein
wesentliches Designmerkmal der neuen Generation ist die konsequente Umsetzung
einer doppelseitigen Kühlung (Double-Sided Cooling, DSC). Während herkömmliche
Single-Sided-Cooling-Module (SSC) Wärme nur über eine Seite abführen, wird beim
DSC-Prinzip die Verlustwärme gleichzeitig nach oben und unten abgegeben. Dies
führt zu einer nahezu verdoppelten effektiven Kühlfläche, wodurch die
Sperrschichttemperatur der Halbleiter signifikant sinkt. Der resultierende
thermische Widerstand reduziert sich typischerweise um etwa 45 % im Vergleich
zu SSC-Systemen.
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Ein
weiterer Innovationsschritt ist der Verzicht auf Drahtbondverbindungen. Diese
galten in der Vergangenheit als Hauptursache für Ausfälle durch Delaminierung,
Rissbildung oder Korrosion. Durch alternative Verbindungstechnologien steigt
die Zuverlässigkeit signifikant, gleichzeitig lassen sich höhere Ströme sicher
führen.
Die
Vorteile des DSC-Konzeptes manifestieren sich in gesteigerter Stromdichte,
erhöhter Lebensdauer der Bauelemente und einer insgesamt höheren Robustheit der
Module. Insbesondere bei MOSFET-Strukturen, die Schaltverluste nahe der
Oberfläche erzeugen, ermöglicht die beidseitige Wärmeabfuhr eine wesentlich
schnellere und gleichmäßigere Temperaturverteilung.
Aufbau des doppelseitig gekühlten Leistungsmoduls. Für die thermische Schnittstelle werden hochleitfähige Materialien mit minimaler Schichtdicke eingesetzt.BorgWarner
Aufbau des Eagle-Delta-Moduls: Materialien, Klemmtechnik, Kühlkörper
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Das
Eagle-Delta-Modul besteht aus drei Halbbrücken-Schaltern der Viper-Serie, die
beidseitig zwischen Kühlkörper eingespannt und durch ein Klemmsystem fixiert
werden. Die Kühlkörper – wahlweise aus Aluminium oder Kupfer – sind über
Dichtungen verbunden und bilden einen geschlossenen Kühlkreislauf.
Für
die thermische Schnittstelle werden hochleitfähige Materialien mit minimaler
Schichtdicke eingesetzt, darunter metallische Verbindungen und wärmeleitfähige
Elastomere. Diese gewährleisten eine geringe thermische Impedanz bei
gleichzeitig hoher mechanischer Stabilität. Ein neu entwickelter
Klemmmechanismus stellt den erforderlichen homogenen Druck über die drei Viper-Schalter
inklusive der Chips sicher.
Die
Modulabmessungen betragen in der Standardversion ca. 174 × 50 × 22 mm³, womit
eine deutliche Reduktion gegenüber Vorgängergenerationen erreicht wird. Eine
kompaktere Variante für geringere Strombereiche weist eine Länge von etwa 147 mm
bei identischer Höhe und Breite auf.
Leistungscharakteristik: 30 Prozent höhere Ströme durch optimierte Wärmeabfuhr
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Die
Eagle-Delta-Baureihe ist für Dauerströme von 200 A bis über 750 A (rms) bei
einer Betriebsspannung von 800 V spezifiziert. Bei 400 V Betriebsspannung
erhöhen sich die maximal möglichen Ströme entsprechend. Der Zuwachs an
Stromdichte ist primär auf die optimierte Wärmeabfuhr zurückzuführen, wodurch
die Halbleiter bei signifikant niedrigeren Sperrschichttemperaturen betrieben
werden können.
Neben
der thermischen Optimierung tragen auch die Kühlkörpergeometrien zur
Effizienzsteigerung bei. Durch speziell ausgeformte Rippenstrukturen verbessert
sich der Wärmeaustausch, wodurch Temperaturgradienten um bis zu 66 % reduziert
werden. Trotz erhöhter Kühlleistung bleibt der hydraulische Druckverlust gering
(unter 80 mbar bei 10 l/min Durchfluss und 65 °C Kühlmitteltemperatur).
Vergleichsmessungen
zeigen, dass doppelseitig gekühlte BorgWarner-Module bei identischer Chipfläche
rund 30 % höhere Ströme ermöglichen als einseitig gekühlte Systeme. Gegenüber
Wettbewerbsprodukten liegt der Vorsprung bei durchschnittlich über 20 %.
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Warum SiC-Halbleiter trotz höherer Kosten günstiger werden können
SiC-Leistungshalbleiter
sind gegenwärtig die kostenintensivsten Komponenten leistungselektronischer
Baugruppen. Da eine höhere Stromdichte unmittelbar mit einer reduzierten
Chipfläche korreliert, ergibt sich ein direkter Kostenvorteil für doppelseitig
gekühlte Module. Während die Investitionskosten für komplexere Kühlkörper
vergleichsweise gering ausfallen, resultiert die Einsparung an Halbleiterfläche
in deutlichen Kostensenkungen auf Systemebene.
Besonders
im volumenstarken Segment kleiner und mittelgroßer Elektrofahrzeuge ist diese
Relation entscheidend. Hier bietet das Eagle-Delta-Modul nicht nur technische
Überlegenheit, sondern zugleich signifikante Wirtschaftlichkeitsvorteile.
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Während die Investitionskosten für komplexere Kühlkörper vergleichsweise gering ausfallen, resultiert die Einsparung an Halbleiterfläche in deutlichen Kostensenkungen auf Systemebene.BorgWarner
Zusammenfassung
Mit
der Einführung des Eagle-Delta-Leistungsmoduls stellt BorgWarner eine neue
Referenz im Bereich Automotive Leistungselektronik vor. Die Kombination aus
doppelseitiger Kühlung, innovativer Verbindungstechnologie und kompakter
Modularchitektur ermöglicht:
eine
über 30 % höhere Leistungsdichte gegenüber SSC-Modulen,
eine
durchschnittlich > 20 % bessere Performance im Vergleich zu Wettbewerbern,
eine
signifikante Steigerung von Effizienz, Zuverlässigkeit und Lebensdauer,
sowie
eine nachhaltige Reduktion der Systemkosten durch geringeren Halbleiterbedarf.
Damit
adressiert BorgWarner zentrale Herausforderungen der Elektromobilität:
Effizienzsteigerung, Bauraumoptimierung und Kostensenkung. Die
Eagle-Delta-Generation stellt somit einen entscheidenden Fortschritt für die
nächste Entwicklungsstufe elektrischer Antriebe dar. (na)
Der Beitrag beruht auf Unterlagen von Borg Warner.
Warum sind doppelseitig gekühlte Leistungsmodule so viel effizienter?
Durch Wärmeabfuhr über Ober- und Unterseite verdoppelt sich die effektive Kühlfläche.
Das senkt den thermischen Widerstand um rund 45 %, reduziert Sperrschichttemperaturen
und ermöglicht deutlich höhere Ströme bei gleicher Chipfläche.
Welche Vorteile bringen SiC-MOSFETs im Automotive-Bereich?
SiC-MOSFETs arbeiten bei hohen Spannungen mit geringeren Schaltverlusten und höherem
Wirkungsgrad als Si-IGBTs. Sie erlauben kompaktere Module, bessere Stromdichte und höhere
Effizienz in 400-V- und 800-V-Systemen.
Was verbessert die Zuverlässigkeit im Eagle-Delta-Modul?
Der Verzicht auf Drahtbonds eliminiert typische Ausfallmechanismen wie Risse und
Delamination. Neue Verbindungstechnologien und ein homogener Klemmmechanismus erhöhen die
Lebensdauer der Module deutlich.
Wie beeinflussen Kühlkörpergeometrien die Stromtragfähigkeit?
Optimierte Rippenstrukturen verbessern den Wärmeaustausch und reduzieren Temperaturgradienten
um bis zu 66 %. Dadurch steigt die Dauerstromfähigkeit um mehr als 30 %.
Warum führen doppelseitige Module zu Systemkostenvorteilen?
Geringere Chipfläche pro Stromleistung senkt die Kosten von SiC-Halbleitern, die den größten
Anteil an den Materialkosten ausmachen. So entstehen trotz komplexerer Kühlkörper niedrigere
Gesamtkosten.
Für welche Fahrzeugklassen eignet sich das Eagle-Delta-Modul?
Die Plattform deckt den Großteil heutiger E-Fahrzeuganwendungen ab – von kompakten
Elektroautos bis hin zu leistungsstarken 800-V-Systemen – und bietet modulare Variationen
für unterschiedliche Strombereiche.