Mobilitätsmonitor 2024: Bevölkerung bewertet Infrastruktur und Elektromobilität kritisch

Mobilitätsmonitor 2024: Bevölkerung bewertet Infrastruktur und Elektromobilität kritisch (Bild: Acatech)

Im Energie- und Mobilitätssektor gibt es aus Sicht der deutschen Bevölkerung viele Ansatzpunkte, um den Klimaschutz zu verbessern. Das zeigt der Mobilitätsmonitor 2024. Für fast zwei Drittel der Befragten (62 %) ist der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs eine wichtige Stellschraube, 60 Prozent setzen auf darauf, den Güterverkehr verstärkt auf Schienen- und Wasserwege umzuleiten. In der reduzierten Nutzung fossiler Brennstoffe sieht jeder zweite Befragte (51 %) einen wichtigen Hebel für den Klimaschutz (Mobilitätsmonitor 2020: 6 %).

Veränderungen sind auch bei anderen Themen zu beobachten: Dass die Umstellung der Stromversorgung auf erneuerbare Energien einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leistet, glauben heute nur noch 44 Prozent der Bürger – 2020 waren es noch 56 Prozent, beim letzten Mobilitätsmonitor im Jahr 2022 zwischenzeitlich sogar 63 Prozent.

Nach wie vor ist das Auto das wichtigste Verkehrsmittel: 76 Prozent nutzen es mehrmals in der Woche oder täglich – genauso wie 2020. Entsprechend können mehr als drei Viertel von ihnen (78 %) nicht auf das Auto verzichten. Fahrrad und Öffentlicher Nahverkehr (ÖN) sind dagegen nur für 55 beziehungsweise 41 Prozent unverzichtbar (2022: 51 bzw. 42 %).

Unterschiede im Stadt-Land-Vergleich

Große Unterschiede bei der Bewertung der Infrastruktur zeigt ein Vergleich zwischen Stadt und Land. So wird in Dörfern das Angebot an Lebensmittelmärkten oder Hausärzten in der direkten Umgebung um durchschnittlich zehn Prozentpunkte schlechter eingeschätzt als in Städten; das Angebot an Restaurants, Bars und Cafés um fast 20 Prozentpunkte schlechter. Während 84 Prozent der Großstadtbewohner das ÖN-Angebot als gut oder sehr gut einschätzen, liegt dieser Anteil in Dörfern bei nur 32 Prozent.

Je nach Wohnort stehen andere Themen auf der Agenda: 69 Prozent der Dorfbewohner wünschen sich, dass der ÖN häufiger fährt, wohingegen nicht mal die Hälfte (44 %) der Menschen in Groß-, Mittel- oder Kleinstädten diesen Wunsch äußert. In Städten steht das Fahrrad mehr im Fokus: Hier wünscht sich ein Drittel (34 %) der Menschen mehr Radwege, in Dörfern sind es nur 23 Prozent.

Insgesamt betrachtet die Bevölkerung eine Stärkung und Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur als wichtige Aufgabe und nimmt dabei aktuell vor allem das Schienennetz kritisch wahr: 65 Prozent sehen es in einem sehr schlechten oder schlechten Zustand. Autobahnen kommen dagegen deutlich besser weg, nur 28 Prozent bewerten deren Zustand als sehr schlecht oder schlecht. Schwächer schneidet das lokale Straßennetz ab: hier sehen 41 Prozent einen sehr schlechten oder schlechten Zustand.

Vorbehalte gegenüber E-Autos

In Sachen Elektromobilität sind die Deutschen aber nach wie vor skeptisch: Nur noch 17 Prozent ziehen aktuell die Anschaffung eines E-Autos in Erwägung, 2020 lag dieser Anteil noch bei 24 Prozent. Stabil sind dabei auch die Vorbehalte: Wie schon 2022 halten 60 Prozent der Befragten die Reichweite von E-Autos für zu gering; ein gleich hoher Prozentsatz stellt zudem damals wie heute infrage, ob Elektroautos wirklich umweltfreundlicher sind. Fast der Hälfte der Befragten (48 %) ist es weniger oder gar nicht wichtig, ob ihr E-Auto von einem deutschen Hersteller kommt.

Insgesamt zeigt der Mobilitätsmonitor 2024 deutlich, dass viele beim Thema E-Mobilität noch weitere Informationen benötigen. Fast die Hälfte der Befragten traute sich bei der Frage nach der geschätzten Ladezeit eines E-Autos keine Angabe zu. Auch Fortschritte bei der Ladeinfrastruktur und Reichweite nimmt die Bevölkerung scheinbar nicht wahr.

Mobilitätsmonitor 2024: Was ist den Deutschen wichtig bei der Entwicklung der Infrastruktur?

Mobilitätsmonitor 2024

Die regelmäßige Untersuchung stützt sich in diesem Jahr auf 1027 Face-to-Face-Interviews mit einem repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung ab 16 Jahren. Die Interviews wurden zwischen dem 1. und dem 14. März 2024 durchgeführt. Der acatech Mobilitätsmonitor erscheint jährlich seit 2020.

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