Rohstoffmangel trifft Elektronikindustrie
FBDi fordert Kurswechsel hin zur Kreislaufwirtschaft
Der FBDi sieht in der konsequenten Umsetzung der Kreislaufwirtschaft den Schlüssel zur Zukunft der Elektronikindustrie in Europa. Digitalisierung soll dabei die einzelnen Phasen effizient verknüpfen und Ressourcen gezielt schonen.
(Bild: m.malinika @ Shutterstock, FBDi)
Wachsende Rohstoffengpässe und geopolitische Risiken setzen die Elektronikindustrie unter Druck. Der FBDi warnt vor einem Strukturversagen und fordert den schnellen Übergang zur Kreislaufwirtschaft als strategische Antwort für Europas Zukunft.
Der Fachverband der Bauelemente-Distribution (FBDi) fordert eine rasche und konsequente Neuausrichtung der Elektronikindustrie in Richtung Kreislaufwirtschaft. Angesichts geopolitischer Spannungen, knapper Rohstoffe und steigender ökologischer Anforderungen sieht der Verband im zirkulären Wirtschaften eine zentrale Zukunftsaufgabe für Europa. „Die Technologien sind vorhanden, das Know-how auch – jetzt fehlt es am Willen“, betont FBDi-Geschäftsführer Andreas Falke. Die bisher vorherrschende lineare Wirtschaftsweise sei nicht mehr tragfähig, doch viele kreislauforientierte Ansätze seien bislang nicht skalierbar. Gründe dafür sieht der Verband unter anderem in unzureichender Verfügbarkeit von Sekundärrohstoffen, begrenzter Rezyklierbarkeit vieler Materialien und fehlender digitaler Infrastruktur zur Steuerung entsprechender Prozesse.
Als Schlüsselfaktor für die Transformation nennt der FBDi die Digitalisierung. Sie ermögliche es, Materialdaten über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg zu erfassen und transparent zu machen – eine Grundvoraussetzung, um ökologische Produktwerte sichtbar zu machen und zirkuläre Geschäftsmodelle wie Reparaturdienste, Sharing-Plattformen oder Sekundärrohstoffmärkte überhaupt umsetzen zu können. Nur mit digitaler Rückverfolgbarkeit lassen sich Produkte ressourcenschonend konzipieren, effizient wiederverwenden oder recyceln. Perspektivisch sieht der Verband auch Potenzial in KI-basierten Systemen, um Produktionsprozesse zu optimieren, Produktlebensdauern zu verlängern und damit die Ressourcenabhängigkeit Europas gezielt zu reduzieren.
Falke warnt ausdrücklich davor, die Dringlichkeit der Entwicklung zu unterschätzen. Europa dürfe nicht den Fehler wiederholen, wie bei der Energieversorgung zu lange auf bestehende Strukturen zu vertrauen. Rohstoffe seien noch schwieriger zu substituieren – ihre Knappheit könnte weite Teile der Produktion in Europa gefährden oder zur Abwanderung ganzer Industriezweige führen. „Wir sollten unser Dach decken, solange sich der Starkregen noch nicht mit den allerdunkelsten Wolken am Horizont abzeichnet“, mahnt Falke.
Der FBDi ruft daher nicht nur die Industrie, sondern auch die Politik zum Handeln auf. Es brauche gezielte Förderung, verlässliche Rahmenbedingungen und ein regulatorisches Umfeld, das Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft nicht als Widerspruch, sondern als gemeinsame Lösung begreift. Als Verband, der rund drei Viertel des Distributionsumsatzes mit elektronischen Komponenten im DACH-Raum vertritt, sieht sich der FBDi in einer zentralen Rolle, um diese Entwicklung markt- und praxisnah zu begleiten. Über die internationale Vernetzung im Distributionsverband IDEA bringt er seine Expertise auch auf europäischer Ebene ein.