Kabelverarbeitung für Bordnetze

(Bild: Bild_phaisarnwong2517_Winai Tepsuttinun_AdobeStock)

Laut dem "Electromobility Report" des Center of Automotive Management (CAM) der Fachhochschule Bergisch Gladbach wurden demnach 2021 rund 350.000 Neuzulassungen von rein batteriebetriebenen Fahrzeugen (Battery Electric Vehicle/BEV) realisiert. Damit hat sich der Marktanteil gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt, er stieg von 6,7 auf 13 Prozent. Setzt sich dieses rasante Wachstum fort, wird das von einigen Herstellern avisierte Ziel, 2030 einen Elektroanteil von 30 bis 40 Prozent am Gesamtmarkt zu erreichen, wider Erwarten plötzlich realistisch. Für die Bordnetzhersteller bedeutet das: Die Produktion von Hochvoltkabeln wird schneller als gedacht ein Niveau annehmen, das ohne weitere Automatisierung und den Einsatz von Spezialmaschinen nicht profitabel erreicht werden kann.

Trend 1: Automatisierte Herstellung

Der Durchbruch der E-Mobilität führt zu einem schnell steigenden Bedarf an Hochvolt-Kabeln. Die Productronica 2021, Weltleitmesse für Entwicklung und Fertigung von Elektronik, hat gezeigt, dass Bordnetzhersteller nach Möglichkeiten suchen, diese komplexen, mehradrigen und mit zusätzlichen Abschirmungen versehenen Kabel automatisiert zu verarbeiten. (auch interessant: Kabelfertigung von Hand bringt verschiedene Nachteile) Entsprechende Anlagen, die über mehrere verkettete Verarbeitungsstationen verfügen, stießen auf großes Interesse. Neben dem Durchsatz spielt bei diesen Anlagen die automatische Qualitätskontrolle beispielsweise mit Vision-Systemen eine wichtige Rolle. Zudem müssen sich die Anlagen an Manufacturing-Execution-Systeme (MES) anbinden lassen, um sie effizient mit Aufträgen zu versorgen und Qualitätsdaten nachvollziehbar vorzuhalten.

Trend 2: Standardisierte Schnittstellen

Grundsätzlich definieren die Hersteller von Maschinen für die Kabelverarbeitung nach wie vor eigene Schnittstellen-Spezifikationen. Die Integration der Maschinen in eine MES-Lösung ist deshalb in den meisten Fällen mit erheblichem Aufwand verbunden. Da bis dato in der kabelverarbeitenden Industrie ohnehin nur wenige Maschinentypen zum Einsatz kommen, war das in der Vergangenheit noch tolerierbar. Mit der zunehmenden Automatisierung ist dieser Zustand aber nicht länger tragbar. Die Zeiten proprietärer Schnittstellen müssen auch in der kabelverarbeitenden Industrie endgültig vorbei sein. Deshalb hat sich Ende 2021 ein VDMA-Arbeitskreis mit dem Ziel konstituiert, auf Basis des Industriestandards OPC/UA einen Branchenstandard zu entwickeln.

Trend 3: Durchgängige Digitale Zwillinge

Viele Bordnetzhersteller arbeiten bereits mit Digitalen Zwillingen. Sie kommen auf fast jeder Stufe des Engineerings- und Herstellungsprozesses zum Einsatz. Was dabei bislang allerdings fehlt, ist Durchgängigkeit. Jede Stufe nutzt einen eigenen, von den anderen unabhängigen Digitalen Zwilling. Um eine durchgängige Rückverfolgung und Qualitätssicherung zu ermöglichen, muss das Informationsmodell eines Bordnetzes aber über sämtliche Stufen hinweg anwendbar sein – vom Engineering über Herstellung und Einbau und idealerweise sogar bis zum Einsatz des Bordnetzes im Fahrzeug. Im Forschungscampus Arena2036 einer Innovationsplattform für die Mobilität und Produktion der Zukunft, haben sich nun namhafte Fahrzeughersteller, Kabelkonfektionäre, Maschinenhersteller, Softwarehäuser und andere Unternehmen zusammengetan, um durchgängige Digitale Zwillinge voranzubringen.

„Die Elektromobilität verspricht Bordnetzherstellern eine glänzende Zukunft“, erklärt Bernd Jost, Geschäftsführer von DiIT. „Um daran teilzuhaben, müssen sie aber ihre Hausaufgaben machen. Ohne weitere Automatisierung, Standardisierung und Digitalisierung kann die Branche die steigenden Anforderungen, die mit dem Bedeutungswandel ihrer Produkte einhergehen, nicht erfüllen.“

Die Autorin

Petra Gottwald
(Bild: Hüthig)

Petra Gottwald, Chefredakteurin productronic, nach Unterlagen von DiIT

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