Der Innotruck des BMBF hinter einem fetten CLOSE in roten Lettern

Ein Truck, der Innovation greifbar machte - und nun selbst Opfer mangelnder Weitsicht wird. Das Aus für den InnoTruck zeigt, wie Deutschland Zukunftschancen verspielt. Ein Blick auf das, was war und was hätte bleiben sollen. (Bild: Martin Large / Redaktion all-electronics.de / theerakit – Adobe Stock)

Erstens kommt es anders zweitens als man denkt...

Als ich auf der electronica 2024 den InnoTruck des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) erneut stehen sah (er stand auch schon auf der productronica 2023), kam mir die Idee, ein Interview über den Truck zu führen. Was ist die Idee des Trucks? Wie wird er angenommen? Wie sieht die Zukunft des Trucks aus? Ein paar Fragen fielen mir direkt ein. Doch dann die böse Überraschung: Nach ein paar Minuten des Gesprächs eröffnete mir mein Gegenüber, dass dies die allerletzte Station des Trucks sein sollte. Nach der Messe folgt der Abbau des Truck-Innenlebens. Puh...das hatte ich so nicht erwartet und das prangere ich an! #Referenz

Was war die Mission des InnoTrucks?

Als der InnoTruck im Jahr 2017 von der damaligen Forschungsministerin Johanna Wanka auf der Hannover Messe feierlich vorgestellt wurde, versprach er genau das, was Deutschland damals – wie heute – braucht: Innovation sichtbar machen, Kinder und Jugendliche für Technik begeistern, Zukunft erlebbar machen.

Das Projekt fuhr über die Jahre hinweg quer durch die Republik, hielt an Schulen, Messen und Veranstaltungen und brachte über 400.000 Menschen die Möglichkeiten der modernen Technologie näher. Gerade in ländlichen Regionen, in denen Zugang zu Hightech und Spitzenforschung rar ist, ermöglichte der Truck kostenlose Workshops und zeigte Perspektiven auf, die viele Schülerinnen und Schüler sonst nie erlebt hätten. Das Team des InnoTrucks schaffte es, in jungen Menschen Begeisterung für Berufe im MINT-Bereich zu wecken – und genau das brauchen wir in Zeiten des Fachkräftemangels.

Aber all diese Erfolge zählten am Ende nichts. Das vor dem Aus der Ampel noch FDP-geführte Bildungsministerium hat dem Projekt die Förderung gestrichen. Trotz voller Auftragsbücher und regen Interesses aus den Schulen – der Truck wird abgebaut, die Forschung zurück auf die Werkbank geholt.

Ein Blick in den InnoTruck

Kinder an die Macht...

Es ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Deutschland bei genau den Investitionen spart, die es so dringend braucht. Innovationen möchte man, aber die Grundlagen für den Nachwuchs legt man ad acta. Der großartige Kabarettist Volker Pispers sagte einmal: „Das Geld muss in die Schulen, wenn dieses Land überhaupt noch eine Zukunft haben soll. Wenn Sie noch eine Rente sehen wollen, müssen alle Ressourcen, die wir jetzt haben, in die nächste Generation gepumpt werden.“ Der Satz hat an seiner Aussagekraft auch 2025 nichts verloren.

Wir müssen uns nicht wundern, wenn die Zahl der Ingenieure sinkt und Deutschland nicht mehr so wie früher mit Zukunftstechnologien überzeugt. Wenn man mit Worten von "Innovationsland Deutschland" wirbt, aber ein Vorzeigeprojekt wie den InnoTruck auf der Strecke lässt, dann zeigt das nur, dass die echten Prioritäten woanders liegen. Herzlichen Glückwunsch an die "Fortschrittspartei" FDP – das war wirklich ein Fortschritt in die falsche Richtung.

Mir ist bewusst, dass das BMBF mittlerweile in „grüner Hand“ liegt. Eine entsprechende Presseanfrage zum Ende des Innotrucks inklusive Fragen zur Evaluation des Projekts und einer möglichen Zukunft beziehungsweise Alternative bleibt seit Mitte Dezember unbeantwortet.

Mir bleibt nur zu hoffen, dass es zeitnah ein Umdenken gibt. Die Seite des Projekts (https://www.innotruck.de) ist jedoch schon nicht mehr zu erreichen...

Genug gemeckert

Natürlich ist nicht alles schlecht und es gibt weiterhin Programme, die den Nachwuchs von der Faszination Technik überzeugen. Hier einige Beispiele:

 

Der Autor: Dr. Martin Large

Martin Large
(Bild: Hüthig)

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.

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