Low-Code- und No-Code-Anwendungen sind heute bereits in verschiedensten Anwendungsgebieten Standard. Sei es bei der Einrichtung von Chatbots, der Erstellung von Websites oder im Workflow-Management zur Automatisierung von Freigabe- und Verwaltungsprozessen: Programmieren können müssen Anwender für diese Zwecke nicht mehr.
Vorteile von Low-Code überwiegen
Auch in der industriellen Fertigung findet Low-Code immer weitere Verbreitung. Gemeinsam mit sich immer schneller ändernden Kundenanforderungen sorgt der chronische Mangel an Entwicklern für ausreichend Leidensdruck, so dass sich auch konservative Branchen auf das neue Gebiet einlassen.
Die Vorteile für Unternehmen sind offensichtlich: Low-Code-Tools haben eine niedrige Lernkurve, und die mit ihnen entwickelten Anwendungen zeichnen sich durch eine hohe Wiederverwendbarkeit und Skalierbarkeit bei gleichzeitiger Sicherheit auf Unternehmensniveau aus. Wer beispielsweise Roboter mit Low- oder gar No-Code (LCNC) „umprogrammieren“ kann, hat weniger Schulungsaufwand, weniger Entwicklungsbedarf in der ohnehin immer überlasteten IT und zudem können die Mitarbeiter die Einrichtung der Roboter übernehmen, die sich mit den Prozessen im Shopfloor am besten auskennen: Diejenigen, die in der Fertigung arbeiten.
Allerdings sind auch die Nachteile der Technologie für Unternehmen oft echte Blocker: Hohe Kosten in der Anschaffung der Entwicklungs-Tools bremsen die Freude, und zudem ist es schwierig, Lösungen zu finden, die herstellerübergreifend einsetzbar sind.
In Kürze
- Mit Low-Code/No-Code-Tools können auch Nicht-Programmierer Anwendungen entwickeln.
- In der Robotik sind diese Software-Umgebungen schon weit verbreitet.
- Der Trend zur Digitalen Fabrik treibt die Entwicklung weiter voran.
Alle Daten in einem Tool – zu schön, um wahr zu sein?
Langfristig wird es allerdings für Unternehmen keinen Weg vorbei geben an LCNC-Anwendungen. Denn auf dem Weg zur intelligenten Fabrik helfen diese Anwendungen, die Datenflut zu bewältigen. Oft genug setzen Unternehmen noch alte IT-Systeme ein, die je als Silo ihre Daten-Informationen für sich behalten. Diese müssen dann, meist in Excel-Dateien, miteinander in Verbindung gesetzt werden.
Genau diese Organisation der Produktionsdaten kann mit Low-Code oder No-Code drastisch vereinfacht werden. Low-Code-Systeme helfen dabei, diese Altsysteme schneller wiederherzustellen oder zu automatisieren, indem sie APIs verwenden, um die Daten besser zu strukturieren. Daraus ergibt sich daraus ein beachtliches Potenzial für Unternehmen.
Ein Beispiel für die konkrete Anwendung von Low-Code liefert Siemens-Tochter Mendix. Der Wunschtraum einer einzigen Software für die industrielle Produktion scheiterte in der Vergangenheit regelmäßig an inkompatiblen Fertigungsverfahren, verschiedenen lokalen Voraussetzungen und Anforderungen. Mendix hat nun eine Software entwickelt, die einen Katalog an Widgets, Services und Konnektoren bietet. So werden ihre Funktionen ohne besondere Programmierkenntnisse für verschiedene Einsatzgebiete anpassbar gemacht.
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Paradigmenwechsel: Entwickelt für den Shopfloor
Besonders ist hier vor allem der Paradigmenwechsel: Im Zentrum der Entwicklung der Software stehen die Anwender, und zwar die auf dem Shopfloor. Vorarbeiter, Schichtleiter, Maschinenführer. Gibt es also eine Fehlermeldung bei einer Maschine, kann direkt am Shopfloor entschieden werden: Wer repariert, lohnt sich die Reparatur, und haben wir überhaupt die richtigen Ersatzteile da? Das gibt zum einen diesen Akteuren neue Verantwortung und Möglichkeiten – Akteuren, die die betreffenden Prozesse, Maschinen und Anlagen im Tagesgeschäft besser als jeder IT-Entwickler kennen – und entlastet außerdem letztere beträchtlich.
Auch der Hersteller Outsystems setzt darauf, Daten sichtbar zu machen und Bots aufeinander abzustimmen. Im Bereich Robotic Process Automation lassen sich mit Low-Code so genannte Orchestrierungsanwendungen erstellen, mit denen Unternehmen den Überblick über ihre Roboter behalten. RPA-Bots verfügen üblicherweise nicht über eigene Benutzeroberflächen. Deshalb können Anwender auf dem Shopfloor selbst kleinere Anpassungen nicht ohne Hilfe der IT umsetzen. Die Low-Code-Lösung von Outsystems soll genau das nun ermöglichen, um Menschen und auch anderer Software die Interaktion mit Bots zu erleichtern.
Heute schon Realität: No-Code für die Konfiguration von Cobots
Die Robotik hat teilweise bereits den Status „No-Code“ erreicht: Das Versprechen ist, dass hier gar keine Programmierkenntnisse beim Anwender erforderlich sind. Die Low-Code- und No-Code-Robotik kann für verschiedene Prozesse in der Fertigungsindustrie eingesetzt werden, von der Materialhandhabung bis zum Schweißen. Mit No-Code-Plattformen können Roboter beispielsweise durch die Einstellung ihres Arms leicht für verschiedene Aufgaben umprogrammiert werden. Das Ziel: Mit einer intuitiven Bedienbarkeit die Zugänglichkeit von Robotik zu vereinfachen und die Implementierung von Robotikanwendungen zu beschleunigen.
Während Unternehmen früher mehrere Roboter für diese unterschiedlichen Anwendungsfälle benötigten, kann jetzt eine einfache Anpassung von einer Person ohne technischen Hintergrund vorgenommen werden, was den Unternehmen Zeit, Platz und Geld spart. Universal Robots etwa bietet bereits eine Art Appstore für Cobots an. Dort können Anwender verschiedene Applikationen auswählen und diese dann direkt selbst installieren und an den Cobots konfigurieren. Laut Herstellerangaben sind Programmierkenntnisse für diese Funktion gar nicht mehr erforderlich.
LCNC-Anwendungen: Erleichterung für alle Beteiligten
Low-Code-Lösungen für die Fertigung werden bereits von verschiedenen Anbietern ermöglicht und erleichtern sowohl Entwicklern als auch den Handelnden auf dem Shopfloor das Tagesgeschäft. Auch erste No-Code-Lösungen sind schon auf dem Markt. Bis diese jedoch die Produktion erobern und gar keine Programmierkenntnisse mehr nötig sein werden, braucht es noch weiteren Einsatz der Anbieter.
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Studie: Low-Code-Anwendungen in der Fertigung bereits weit verbreitet
- Die Modernisierung veralteter IT-Systeme ist eines der drängendsten Probleme, das in der Fertigung mit Low-Code-Anwendungen gelöst werden soll – neben Produktionsüberwachung, der Erfassung von Kundenbedarfen sowie der Integration von IoT. Das gaben in einer von der Siemens-Tochter Mendix in Auftrag gegebenen Studie je 32 % bzw. 31 % der Befragten an.
- Low-Code-Anwendungen ermöglichen die Abstimmung von Daten verschiedener Quellen miteinander. Entsprechend haben 42 % der Befragten Low-Code bereits eingesetzt, um Daten mit entwicklungsfernen Abteilungen zu teilen, 41 % konnten dank Low-Code externe Partner in ihre PLM-Anwendungen integrieren.
- Als hilfreich würden die Befragten es erachten, wenn es mehr fertigungsspezifische Anwendungsvorlagen gäbe (43 %) und außerdem Verbindungen sowohl mit Geräten in der Fertigung möglich wäre (41 %) als auch mit kommerzieller Software (39 %).
- Interessant ist das Ergebnis, dass nur 23 % der Befragten den größten Bedarf für Low-Code auf dem Shopfloor sehen. Stattdessen ist nach dem offensichtlich größten Bedarf in der IT besonders die Produktentwicklung (43 %) im Fokus der Befragten.