Auto Explosionszeichnung

Seit 2011 analysiert Berylls Strategy Advisors die Entwicklung der 100 größten Automobilzulieferer weltweit. Dabei haben sich auch industrieprägenden Trends herauskristallisiert. (Bild: adimas - Adobe Stock)

Mit der Studie TOP 100 Zulieferer 2023 beleuchtet Berylls in diesem Jahr zum zwölften Mal in Folge die zentralen Entwicklungen und Herausforderungen der 100 weltweit größten Automobilzulieferer. Zu den positiven Nachrichten gehört, dass die Branche die Folgen der Corona-Pandemie überwunden hat. Und die Annäherung an die Vor-Corona-Normalität schlägt sich erneut in einem kräftigen Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahr nieder. Grund zum Jubeln gibt es aber nur bedingt: Steigende Erzeugerpreise lassen die Margen schrumpfen, die Zulieferindustrie steht weiter unter Druck. Allerdings ist dieser Druck weltweit ungleich verteilt.

Während Europa unter den hohen Energiekosten litt, waren chinesische Unternehmen davon kaum betroffen. Besonders stark war dieser Effekt in Deutschland, wo die Erzeugerpreise im Vergleich zum Vorjahr um 32,9 % stiegen, vor allem getrieben durch die Energiepreise, die um 86,2 % zulegten.

Tatsächlich konnte knapp die Hälfte der TOP 100-Zulieferer ihre Margen verbessern, auch weil sie weniger von höheren Erzeugerpreisen abhängig waren als die in Deutschland ansässigen Unternehmen und die Preissteigerungen an die Hersteller weitergeben konnten. Höhere Materialkosten, Probleme in der Lieferkette und gestiegene Energiekosten werden sich voraussichtlich noch bis ins nächste Jahr auswirken.

In Kürze: Die Situation der Zulieferindustrie im Jahr 2022

Die Zulieferindustrie im Jahr 2022 ist geprägt von Sonderfaktoren wie dem Krieg in der Ukraine, steigender Inflation und anhaltend hohen Rohstoffpreisen. Obwohl 95 der Top 100 Zulieferer im Geschäftsjahr 2022 steigende Umsätze verzeichnen, sinkt bei mehr als der Hälfte die Profitabilität. Nach einem Gesamtumsatz von 899 Milliarden Euro im Jahr 2021 steigerten die Top 100 ihr Ergebnis um 18,3 % auf 1.064 Milliarden Euro und durchbrachen damit erstmals die Umsatzschallmauer von einer Billion Euro.

Der Beitrag chinesischer Anbieter zur internationalen Umsatzentwicklung steigt kontinuierlich. Lag er 2018 noch bei 5 %, können die Chinesen 2022 bereits einen Anteil von 9 % für sich verbuchen. Das Wachstum geht zu Lasten deutscher und japanischer Anbieter. Deutschland war 2018 mit stolzen 23 % am Gesamtumsatz beteiligt, Japan steuerte 28 % bei. Beide Nationen verzeichnen seitdem schmerzhafte Rückgänge. Deutsche Zulieferer tragen nur noch 21 % zum weltweiten Gesamtumsatz der Branche bei, japanische 22 %.

Dass 2022 ein durchwachsenes Jahr für die Branche war, zeigt sich auch daran, dass trotz des starken Umsatzwachstums die durchschnittliche Profitabilität von 6,3% auf 5,6% gesunken ist. Höhere Materialkosten, Störungen in der Lieferkette und steigende Energiekosten dürften sich auch im kommenden Jahr bemerkbar machen. Auf der anderen Seite sind die Halbleiterhersteller die klaren Gewinner. Die drei profitabelsten Unternehmen kommen in diesem Jahr aus dieser Branche. Und: Die allgegenwärtige Elektromobilität wird auch 2022 die Richtung vorgeben.

Das sind die Top 10 der Automobilzulieferer [2022] (nach Umsatz)

Mit dem modernen Neubau in Hannover-Marienwerder weiht Forvia seinen ersten Standort weltweit ein.
(Bild: Forvia)

Platz 10: FORVIA

Den Auftakt für die Top 10 macht der französische Zulieferer FORVIA, das sich mit einer Umsatzsteigerung von 15,6 auf 25,4 Milliarden Euro stolze sieben Plätze nach vorne schiebt. Hintergrund ist, dass das Unternehmen aus einer Fusion von Faurecia und Hella entstanden ist.

Platz 9 Michelin
(Bild: Michelin)

Platz 9: Michelin

Trotz einem Umsatzplus von 20,2 % von 23,8 auf 28,6 Milliarden Euro geht es für Michelin einen Platz nach hinten.

Platz 8: Aisin  Auch Aisin büßt trotz Wachstum im Umsatz einen Platz ein. Allerdings konnte der japanische Zulieferer auch "nur" um 3,5 % zulegen (29,8 auf 30,8 Milliarden Euro)
(Bild: Aisin)

Platz 8: Aisin

Auch Aisin büßt trotz Wachstum im Umsatz einen Platz ein. Allerdings konnte der japanische Zulieferer auch "nur" um 3,5 % zulegen (29,8 auf 30,8 Milliarden Euro)

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Contemporary Amperex Technology Thuringia GmbH (CATT)
(Bild: CATL)

Platz 7: CATL

Weiter geht hingegen die Erfolgsgeschichte von CATL. Nach Platz 71 (!) im Jahr 2018 und dem Neueinstieg in die Top 10 in 2021, reicht es 2022 für Platz 7 mit einem ungeschlagenen Umsatzplus von 84,5 % (18,1 auf 33,4 Milliarden Euro).

magna Logo
(Bild: Magna)

Platz 6: Magna

Ein Umsatzwachstum von 32 auf 35,9 Milliarden Euro (12,3 %) reicht für Magna nicht aus, um Platz 5 halten.

In Kürze: Was sind Automobilzulieferer, welche Typen gibt es und was ist die Zulieferpyramide?

"Pyramidendiagramm der Zulieferhierarchie im Automobilbereich. An der Spitze steht 'OEM'. Darunter in absteigender Reihenfolge: 'System-/ Modullieferanten', 'Komponentenlieferanten' und am untersten Level 'Teilelieferanten'."
Die Zulieferpyramide in der Automobilindustrie visualisiert die Hierarchie der Zulieferer. An der Spitze steht der OEM (Original Equipment Manufacturer), gefolgt von den System-/Modullieferanten, den Komponentenlieferanten und schließlich den Teilelieferanten an der Basis. Sie zeigt den Fluss vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt in der Automobilproduktion.

Automobilzulieferer sind Unternehmen, die Teile und Komponenten für die Automobilherstellung produzieren und liefern. Diese Teile können von kleinen Elementen wie Schrauben bis hin zu großen Baugruppen wie vormontierten Türmodulen reichen. Die Zulieferer spielen eine entscheidende Rolle in der Lieferkette der Automobilindustrie.

Es gibt zwei Haupttypen von Automobilzulieferern:

  • die Zulieferer im engeren Sinne, die die Automobilhersteller (auch Original Equipment Manufacturer (OEM) genannt) direkt mit automobilspezifischen Teilen beliefern  und
  • die Zulieferer im weiteren Sinne, die allgemeine Dienstleistungen für die Wertschöpfungskette erbringen, aber oft nicht direkt zur Automobilbranche gezählt werden.

Die Beziehungen zwischen den Automobilherstellern und ihren Zulieferern lassen sich anhand der Zulieferpyramide veranschaulichen, die eine hierarchische Ordnung der Zulieferer bis hin zum Endprodukt, dem Auto, darstellt. An der Spitze der Pyramide steht der OEM. Darunter folgen die Tier-1-Zulieferer, die den OEM direkt beliefern, und darunter die Tier-2- und Tier-3-Zulieferer. Einige Zulieferer können jedoch eine Stufe überspringen und den OEM direkt beliefern.

Platz 7 Hyundai Mobis
(Bild: Hyundai Mobis)

Platz 5: Hyundai Mobis

Den schnappt sich dieses Jahr Hyundai Mobis mit einem Umsatz von 35,2 Milliarden Euro und damit 23,3 % mehr als im Vorjahr (30,9 Milliarden Euro).

Platz 3 continental-hauptverwaltung1-2c4e5d41
(Bild: Continental)

Platz 4: Continental

Conti kann zwar seinen Umsatz auch steigern, allerdings nur um 3,2 % von 38,2 auf 39,4 Milliarden Euro. Damit verliert der Konzern, dessen skalierbares Kühlsystem für ECUsim Juni unser Top-Artikel des Monats  war, seine Bronzemedaille.

Wolfspeed und ZF eröffnen im Raum Nürnberg Forschungszentrum für Siliziumkarbid-Technologie
(Bild: ZF)

Platz 3: ZF

Neuer Träger der Bronzemedaille ist ZF mit einem Umsatz von 39.905 Millionen Euro. Das entspricht einem Plus von 14,5 % und damit ist der dritte Platz hart verdient.

Platz 2 Denso
(Bild: Denso)

Platz 2: Denso

Nachdem bisher in den Top 10 kein Stein auf dem anderen geblieben ist, kehrt unter den Top 2 Ruhe ein. Denso behält seinen 2. Platz mit einem Umsatz von 44,5 Milliarden Euro nach 41,7 Milliarden im letzten Jahr (6,7 %).

Platz 1 bosch
(Bild: Bosch)

Platz 1: Bosch

Das siebte Jahr ist überstanden und auch im achten Jahr in Folge thront der Platzhirsch an der Spitze der Top 100 der Automobilzulieferer. Der Umsatz des Konzerns stieg von 45,4 auf 52,6 Milliarden Euro und damit um 15,9 %.

Automobilzulieferer mit Rekordjahr 2022 – zumindest beim Umsatz

Aber auch der Rückblick auf die Zahlen des Jahres 2022 zeigt einen beeindruckenden Rekordwert. Die TOP 100 Zulieferer konnten ihren Umsatz im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 dank Preiserhöhungen und einer gestiegenen Automobilproduktion um 16 % steigern. Der kumulierte Umsatz aller betrachteten Unternehmen lag mit 1.064 Milliarden Euro erstmals über der Schallmauer von einer Billion Euro. Dennoch ist die Profitabilität der Anbieter mit durchschnittlich 5,6 % (Vorjahr: 6,3 %) deutlich eingebrochen, sie war nur auf dem Höhepunkt der Pandemie noch niedriger. Ganz anders die Situation bei den OEM, deren Höhenflug anhält.  Die Top 10 OEMs konnten ihre durchschnittliche Marge auf beachtliche acht % steigern und damit den hohen Vorjahreswert von 7,4 % übertreffen.

Ein Blick auf die Profitabilität zeigt, dass vor allem chinesische Zulieferer besser dastehen als ihre Wettbewerber. Zwischen 2012 und 2022 liegt die durchschnittliche Profitabilität chinesischer Unternehmen bei 7,8 % und damit deutlich über dem Branchendurchschnitt von 6,8 %. Lediglich die US-amerikanischen Anbieter können mit durchschnittlichen Margen von acht % ein ähnliches Glanzlicht setzen. Deutlich abgeschlagen sind Unternehmen aus Japan, Korea und Deutschland mit vergleichsweise niedrigen Margen von 6,3 %, 5,7 % bzw. 5,8 %.

Seit 2011 analysiert Berylls Strategy Advisors die Entwicklung der 100 weltweit größten Automobilzulieferer. In diesem Zeitraum hat sich die Zulieferindustrie stark verändert. Die prägenden Branchentrends der letzten 12 Jahre sind:

  • Die Branche hat sich zunehmend konsolidiert und etablierte Player haben ihre Position anorganisch durch Zukäufe ausgebaut. Prominente Beispiele sind die Übernahmen von Wabco und TRW durch ZF, die Übernahme von Federal Mogul durch Tenneco oder die Integration von ZF Lenksysteme in die Bosch-Gruppe.
  • Die Abspaltung ganzer Sparten und Geschäftsbereiche mit dem Ziel, das bisherige Kerngeschäft, häufig im Bereich des Antriebsstrangs, von technologischen Wachstumsfeldern zu trennen. Continental und Vitesco, Johnson Controls und Adient oder Aptive und Delphi Technologies sind bekannte Beispiele.
  • Insolvenzen unter den weltweit größten Zulieferern sind selten. Einziges trauriges Beispiel ist der japanische Zulieferer Takata, der nach seiner Insolvenz 2017 von Joyson Electronics übernommen wurde.
  • China interessiert sich zunehmend für die Automobilindustrie. So war Weichai Power in 2011 der einzige chinesische Zulieferer unter den weltweit größten Zulieferern. Im Jahr 2020 sind es mittlerweile 11 chinesische Zulieferer.
  • Die Eintrittsbarriere unter die 100 größten Zulieferer zu kommen ist gestiegen. Waren in 2011 noch 1,6 Mrd. Euro Umsatz notwendig, um den 100. Platz zu belegen, sind es in 2022 knapp 3,1 Mrd. Euro Umsatz. Ein stolzes Wachstum von +85%!

Im Jahr 2011, befand sich die Branche nach der vorangegangenen weltweiten Finanzkrise im Aufschwung. Seitdem sind die Umsätze Jahr für Jahr gestiegen, von 2011 (663 Milliarden Euro) bis 2019 (914 Milliarden Euro) um insgesamt 38 % oder durchschnittlich 4,1 % pro Jahr. Auch die Profitabilität der 100 größten Anbieter verbesserte sich bis 2017 jedes Jahr und lag von 2012 bis 2018 konstant über 7 %. Im Jahr 2020 lagen die Top 100 mit einem Gesamtumsatz von knapp 800 Milliarden Euro noch rund 20 % über dem Niveau von vor zehn Jahren. Die Profitabilität lag dagegen mit nur rund 3 % auf einem historischen Tiefstand. Im Vorpandemiejahr 2019 lag die Marge noch bei 6 % und damit auf dem Niveau von 2011 (6,7 %).

Verschiebungen zugunsten chinesischer Anbieter zu erwarten

Alexander Timmer, Partner bei Berylls Strategy Advisors: „Auch in den nächsten Jahren erwarten wir, dass sich die Umsatz- und Margenverschiebungen der großen Zulieferermärkte zugunsten chinesischer Zulieferer weiter fortsetzen werden. Maßgebliche Treiber dafür sind die fortschreitende Elektrifizierung und Digitalisierung der Fahrzeuge.“ Dass nicht alle chinesischen Zulieferer von dieser Entwicklung profitieren werden, zeigt das Beispiel Weichai Power. 2020 sorgte das Unternehmen für Aufsehen. Als erster chinesischer Zulieferer überhaupt schaffte Weichai Power den Sprung in die Phalanx der Top 10 der Berlitz TOP 100. Das Unternehmen, das aus einem Dieselmotorenhersteller hervorgegangen ist, kann sich jedoch nicht im oberen Segment halten und rutscht 2021 auf Platz 12 ab und liegt in diesem Jahr auf Platz 25. Kein anderes Unternehmen muss einen so starken Umsatzrückgang (-30,1 %) hinnehmen.

Das andere Extrem stellt der Batteriehersteller CATL dar, der seit 2018 im Ranking vertreten ist. Der Batteriehersteller verbessert sich im Ranking um drei Plätze auf Rang sieben und steigert seinen Umsatz um 84,5 %. Innerhalb der TOP 100 kommt kein anderer Anbieter auch nur annähernd an diesen herausragenden Erfolg heran. CATL war 2022 der größte Nutznießer eines Trends, der Batterien und Halbleiter zu den zentralen Wachstumstreibern und Profitabilitätsgaranten der Zulieferindustrie gemacht hat.
Dieser Trend ist allerdings nicht neu. Halbleiterhersteller verzeichnen seit 2015 ein jährliches Wachstum von 44,3 %, Batteriehersteller seit 2017 sogar von 84,1 %. Einen großen Anteil daran hat CATL, flankiert von Batterieherstellern wie SK on, Samsung SDI und LG Energy Solution. Allein im Jahr 2022 konnten die Batteriehersteller eine durchschnittliche Profitabilität von 10,6 % erzielen, während der Branchendurchschnitt mit 5,6 % nur etwas mehr als halb so hoch war.

Beeindruckende Dynamik in technologiegetriebener Branche

Die zunehmende Bedeutung von Batterien und Halbleitern in aktuellen und zukünftigen Fahrzeugarchitekturen zeigt sich deutlich in der sich stetig verändernden Zusammensetzung der Berylls TOP 100: Nie zuvor war die Dynamik in der technologiegetriebenen Branche so groß. Im Vergleich zu 2012 sind allein zwölf neue Zulieferer durch den Technologiewandel hin zu elektrischen und softwaredefinierten Fahrzeugen in die TOP 100 aufgestiegen. Diese kamen 2022 auf einen Umsatzanteil von neun % unter den 100 größten Zulieferern. Im Jahr 2017 lag der Anteil noch bei rund einem %.

Dennoch sind die Hersteller von Legacy-Komponenten nicht abgeschrieben. Denn in den letzten zehn Jahren haben es zusätzlich zwölf weitere Zulieferer aus traditionellen Produktgruppen wie Glas, Bremsen und Lampen in die TOP 100 geschafft. Dazu zählen Zulieferer wie CIE-Automotive, Fuyao Glass oder SL Corporation. Weitere neun Neuzugänge sind auf Transaktionen zurückzuführen. Beispiele hierfür sind die Neugründungen von Aptiv, Adient und Vitesco Technologies.

Damit hat sich die Zusammensetzung der TOP 100 in der jüngeren Vergangenheit deutlich verändert. Vor dem Hintergrund des fortschreitenden technologischen Wandels ist davon auszugehen, dass die Dynamik in der Zulieferindustrie weiter zunehmen wird. Allerdings profitieren davon nicht alle Automobilnationen gleichermaßen. Der Marktanteil der größten Zulieferländer Japan und Deutschland sinkt weiter und liegt 2022 zusammen bei 42 %. Deutliche Zuwächse und Marktanteilsgewinne verzeichnen dagegen koreanische und chinesische Zulieferer. In den USA sorgt der IRA (Inflation Reduction Act) für eine ganz eigene Marktentwicklung. Es wird also weiterhin viel Bewegung in der Zulieferindustrie geben. Mehr als manchem Unternehmen lieb ist.

Die ausführliche Tabelle mit einem Überblick über die Kennzahlen der größten Automobilzulieferer der letzten 12 Jahre finden Sie hier.

Wie sich die Autozulieferer-Branche entwickeln könnte

Geht es nach Berylls, werden die nächsten 10 Jahre zu deutlich stärkeren Umwälzungen führen. Zulieferer mit hohem Verbrenneranteil wie Mahle, BorgWarner, Tenneco oder Eberspächer werden ohne Gegensteuerung zurückfallen. Elektrik-/Elektronikkonzerne mit hoher Softwarekompetenz wie Continental, Bosch oder Hella werden überproportional wachsen. Die Asiaten, allen voran die chinesischen Zulieferer sowie die Player aus der IT- und Unterhaltungselektronik, Huawei, Samsung und LG, werden durch Zukäufe (auch) von Traditionsunternehmen weiter an Bedeutung gewinnen. Die Gewichte werden sich weiter nach Asien verschieben. Die deutschen Zulieferer sind jedoch gut gerüstet, um die nächste Phase der harten Transformation zu meistern.

Top 100 Autozulieferer

Platzierung Name
1 Bosch
2 Denso
3 ZF Friedrichshafen
4 Continental
5 Hyundai Mobis
6 Magna
7 CATL
8 Aisin
9 Michelin
10 FORVIA
11 Bridgestone
12 HASCO
13 Cummins
14 Valeo
15 Lear
16 Goodyear
17 Tenneco
18 Aptiv
19 BorgWarner
20 Sumitomo Electric
21 Panasonic
22 Adient
23 Hitachi
24 Mahle
25 Weichai Power
26 Schaeffler
27 Yazaki
28 Toyota Boshoku
29 LG Energy Solution
30 Gestamp
31 Marelli
32 Motherson Group
33 Dana
34 Plastic Omnium
35 BHAP
36 Vitesco Technologies
37 TE Connectivity
38 Autoliv
39 JTEKT
40 Flex-N-Gate
41 Brose
42 Benteler
43 Clarios
44 Joyson
45 Infineon
46 Sumitomo Rubber Industries
47 Pirelli
48 Toyoda Gosei
49 NXP Semiconductors
50 Harman (Samsung)
51 LG Electronics
52 Hanon Systems
53 Hankook Tires
54 Koito Manufacturing
55 CITIC Dicastal
56 Mitsubishi Electric
57 Eberspächer
58 ST Micro
59 SK on
60 HL Mando
61 American Axle
62 Hyundai WIA
63 Samsung SDI
64 Dräxlmaier
65 ThyssenKrupp Automotive
66 IAC
67 GKN
68 Texas Instruments
69 Renesas
70 Freudenberg
71 ZC Rubber
72 Grupo Antolin
73 Nemak
74 NTN
75 Linamar
76 Webasto
77 Yokohama Rubber
78 Leoni
79 Mann + Hummel
80 Fuyao
81 Futaba Industrial
82 Tokai Rika
83 CIE-Automotive
84 Knorr-Bremse
85 NSK Group
86 Nexteer Automotive
87 Brembo
88 Toyo Tire Corporation
89 Visteon
90 Martinrea International Inc.
91 Garrett Motion Inc.
92 Aunde
93 Sumitomo Riko
94 TI Fluid Systems
95 Eaton
96 Onsemi
97 NGK Spark Plug
98 Iochpe-Maxion
99 Flex
100 SL Corporation

Das waren die Top 100 der Automobilzulieferer [2021]

Im Rahmen der großen Top 100-Zuliefererstudie hat Berylls Strategy Advisors die 100 weltweit größten Automobilzulieferer bereits im elften Jahr in Folge analysiert. Nicht anders als 2020, das durch den Sondereffekt Corona seinen Stempel aufgedrückt bekam, wurde auch 2021 durch die anhaltende Pandemie, durch die Chipkrise und durch die verschärfte Situation auf den Rohstoffmärkten massiv beeinflusst. Dennoch können viele Zulieferer im Geschäftsjahr 2021 wieder deutliche Umsatz- und Profitsteigerungen ausweisen. Sie nähern sich Schritt für Schritt dem Vorpandemie-Niveau an. Groß angelegte Kostenoptimierungsprogramme tragen ihren Teil dazu bei. So liegen die Umsätze der 100 weltweit größten Automobilzulieferer im Jahr 2021 mit 899 Milliarden Euro (+13,4 % gegenüber 2020) deutlich über dem Niveau des von Covid-19 geprägten Vorjahres, allerdings nur knapp zwei Prozent unter dem bis dato stärksten Jahr 2019. Auch die durchschnittliche Profitabilität kann mit 6,3 % wieder deutlich gesteigert werden und liegt damit auf dem Niveau der Jahre 2018/2019. An dieser positiven Entwicklung nimmt auch die Gruppe der deutschen Zulieferer teil, allerdings weniger stark als die chinesischen Konkurrenten, die vor wenigen Jahren ihren Aufstieg begannen.

Top 10 der Automobilzulieferer verändert sich kaum

Bosch verteidigt im siebten Jahr in Folge den ersten Platz in der weltweiten Aufstellung der 100 größten Automobilzulieferer, insgesamt bewegt sich unter den Top 5 nichts. Wie im Vorjahr liegen zwei weitere deutsche Unternehmen auf den Plätzen 3 (Continental) und 4 (ZF Friedrichshafen). Magna behauptet sich auf Platz 5. Auch für die Reifenhersteller Michelin und Bridgestone lief das Jahr 2021 gut, sie behalten ihre Platzierungen und damit die Plätze 8 und 9.

2020 sorgte Weichai Power noch für eine echte Sensation. Denn Weichai Power war der erste chinesischer Zulieferer überhaupt, der in die Phalanx der Top 10 vordringen konnte. Das Unternehmen, entstanden aus einem Hersteller für Dieselmotoren und heute im Segment der Software für Lkw und Pkw tätig, kann sich im Topsegement aber nicht halten, rutscht in 2021 auf den immer noch sehr respektablen Platz 12 ab. Doch damit ist keinesfalls Schluss mit den aufstrebenden Zuliefern aus China: Mit CATL ist weiterhin ein chinesisches Unternehmen in den Top 10 vertreten. Der Akkuhersteller springt, mit einer Umsatzexplosion von 184 % im Vergleich zum Vorjahr, erstmals in die Spitzengruppe und schreibt damit innerhalb der Top 50 eine einmalige Erfolgsgeschichte. Berylls Partner und Zuliefererexperte Alexander Timmer: „Das ein Batterieproduzent in die Top 10 aufrücken würde, ist wenig überraschend. Denn die Nachfrage nach Akkus war selbst im schwierigen Jahr 2021 so groß, dass CATL in der logischen Folge zu den ganz großen Gewinnern zählt. Ohnehin ist der chinesische Konzern ein guter Bekannter innerhalb der Top 100. Im Ranking für das Jahr 2018 lag CATL noch auf Platz 71, hat allerdings seither eine beeindruckende Entwicklung gezeigt.“ Die vollständige Liste der Top 100 finden Sie hier.

Wie sehr chinesische Zulieferer wachsen – und wer darunter leidet

Aber Chinas Zulieferer sind nicht nur im Bereich der neuen Antriebstechnologien stark, wie das Abschneiden von Citic Dicastal belegt. Das Unternehmen, dessen Kernprodukte Leichtmetallfelgen für Pkw und Lkw sind, schoss im Top 100-Ranking um 26 Positionen nach oben und findet sich in der diesjährigen Übersicht auf dem 62. Platz. Insgesamt haben es neun chinesische Zulieferer in die Top 100 geschafft. Das Cluster der chinesischen Zulieferer kann sehr stark von der lokalen und nationalen Industriepolitik profitieren, die einerseits den chinesischen Binnenmarkt stärken soll und andererseits eine Expansion in internationale Leitmärkte befeuert.

So wächst der Beitrag der chinesischen Zulieferer an der internationalen Umsatzentwicklung stetig. Im Jahr 2018 lag er noch bei fünf Prozent, 2021 können die Chinesen bereits einen neunprozentigen Anteil für sich verbuchen. Der Zuwachs geht zu Lasten der deutschen und japanischen Zulieferer. Deutschland war am Gesamtumsatz 2018 mit stolzen 23 % beteiligt, Japan steuerte 27 % bei. Beide Nationen verzeichnen seither schmerzhafte Rückgänge. Die deutschen Zulieferer tragen nur noch 21 % zum globalen Gesamtumsatz der Branche bei, die Japaner 24 %.

Berylls prophezeit: Schreiben die Chinesen ihre Erfolgsgeschichte konsequent fort, werden sie im Jahr 2028 die Vorreiterrolle im weltweiten Zulieferer-Ranking einnehmen und die deutsche Konkurrenz aus der Spitzengruppe verdrängen.

Automobilzulieferer erholen sich vom Covid-Lockdown, aber Japan leidet

Im Covid-Lockdown-Jahr 2020 mussten Zulieferer und OEMs harte Umsatz- und Profitabilitätseinbrüche hinnehmen. So konnten nicht mehr als acht der in der Top 100 Übersicht gelisteten Unternehmen 2020 gegenüber 2019 überhaupt ein Umsatzwachstum aufweisen. Im vergangenen Jahr hat sich das Bild praktisch komplett gedreht. Lediglich zehn der 100 weltweit größten Zulieferer waren nicht in der Lage ihren Umsatz zu steigern. Zu diesen Low-Performern gehören: Yazaki, Panasonic, Mitsubishi Electric, GKN, Thyssen Krupp Automotive, NSK Group, NHK Spring, NGK Spark Plug und TS-Tech. Sieben von ihnen gehören zum japanischen Zulieferer-Cluster.

Dass 2021 ein erfolgreiches Jahr für die Branche war, zeigt sich auch darin, dass 58 Zulieferer 2021 bereits wieder höhere Umsätze als vor dem Ausbruch der Pandemie erwirtschaften. Im Vergleich zu 2020 hat sich die durchschnittliche Profitabilität von 2,6 auf 6,3 Prozent mehr als verdoppelt.

Allerdings ist der Erfolg nicht gleichermaßen auf die Branche verteilt. Er betrifft vor allem Firmen im Bereich der Halbleiterindustrie. Denn so paradox es klingen mag, an der positiven Gesamtmarkt-Entwicklung hat die Halbleiter-Knappheit einen großen Anteil. Was bei den OEMs zu einer Drosselung der Produktion und vollgeparkte Logistikflächen mit unfertigen Fahrzeugen führte, ermöglichte bei den Chip-Lieferanten 2021 Absatz-, Umsatz- und Profitrekorde. So konnten die Halbleiter-Hersteller ihre Automotive-Umsätze überproportional um durchschnittlich 34 % steigern. Sie erzielten Margen von 19 %, während der Top 100-Durchschnitt bei eher mageren 6,3 % lag und damit sogar unter dem der OEMs, die mit ihrer Ausrichtung auf das Premiumsegment einen Zehnjahreshöchstwert von 7,4 % erzielen konnten.

Umsatzentwicklung der Zulieferer  nach Region (TOP 100) 2020
Die Umsätze der Zulieferer nähern sich zwar dem Vor-corona-Niveau, allerdings legt vor allem China ein extremes Wachstum hin. Dagegen verlieren Japan aber auch Deutschland an Anteilen. (Bild: Berylls)

Welche Rohstoffe für die Zuliefererindustrie wie viel teurer geworden sind

Mit dem Ende der weltweiten Lockdowns erholte sich die Wirtschaft rasch und entwickelte einen nie dagewesenen Hunger auf Rohstoffe. Die Preise für verschiedene Metalle und Kunststoffe erreichten deshalb 2021 Rekordhöhen und vermiesten der Industrie das Geschäft. Betroffen waren nicht nur die für die Batterie- und Elektrofahrzeug-Produktion wichtigen Metalle wie Nickel, Kobalt und Lithium. Auch die Preise gängiger Industriemetalle und Kunststoffe stiegen von 2020 auf 2021 signifikant: Kupfer +23,5 %, Stahl +66,7 %, Aluminium +37,8 %, Magnesium +130,5 %, Messing +34,3 % und Polypropylen +94,4 %.

Die hohen Rohstoffpreise trafen die Zulieferer deswegen so hart, weil sie sie überwiegend nicht an ihre Kunden weitergeben konnten. Eine kurzfristige Änderung der Situation ist nicht zu erwarten, im Gegenteil, es ist mit einem weiteren Steigen der Preise zu rechnen, auch bedingt, durch den Krieg in der Ukraine. Das Embargo gegen Russland schneidet die Industrie von ihrem wichtigsten Lieferanten für Palladium und Nickel ab, gleichzeitig fällt die Ukraine zumindest teilweise als Lieferant für das Edelgas Neon aus, es ist ein wichtiger Bestandteil der Halbleiterproduktion.

Rohstoffpreisentwicklung in der Zulieferindustrie
Rohstoffpreisentwicklung in der Zulieferindustrie: 2021 war eine regelrechte Preisexplosion zu beobachten. (Bild: Berylls)

Was sich 2019 bereits abgezeichnet hatte, beschäftig die Branche mittlerweile vollumfänglich: Die E-Mobilität verändert die Strategie der Automobilzulieferer. Beispielsweise sollen die Aktivitäten von Bosch in diesem Bereich bis zum Jahr 2025 um 500 % wachsen. Aktuell gibt der weltgrößte Zulieferer an, im vergangenen Jahr in diesem Sektor eine Milliarde Euro Umsatz erwirtschaftet zu haben. ZF kann sich im Jahr 2021 ein Auftragsvolumen in Höhe von 14 Milliarden Euro sichern und baut damit seine Position bei elektrischen Komponenten weiter aus. Viele bedeutende Lieferanten für Komponenten des elektrischen Antriebsstrangs und des autonomen Fahrens kommen aus Deutschland. Neben den genannten Firmen Bosch und ZF, können auch Continental, Dräxlmaier und Leoni ihre Positionen im internationalen Vergleich verbessern und durchschnittliche Umsatzsteigerungen im zweistelligen Prozentbereich gegenüber dem Vorjahr realisieren. Dass die E-Mobilität, aber auch das autonome Fahren und die ADAS-Systeme Wachstumsmotoren sind, zeigt sich im Vergleich zum Branchendurchschnitt: Hersteller aus diesen Segmenten fahren im Durchschnitt eine zwölfprozentige Umsatzsteigerung ein. Aber der Weg zum Erfolg bleibt steinig, denn gleichzeitig fordert die Transformation hohe Entwicklungsausgaben mit mehrjährigen Amortisationsdauern. Das drückt die Profitabilität in den Anfangsjahren mit geringen Produktionsvolumina; sie liegt 2021 bei unterdurchschnittlichen 6 %.

Schwerpunktthema: E-Mobility

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(Bild: Adobe Stock, Hüthig)

In diesem Themenschwerpunkt „E-Mobility“ dreht sich alles um die Technologien in Elektrofahrzeugen, Hybriden und Ladesäulen: Von Halbleitern über Leistungselektronik bis E-Achse, von Batterie über Sicherheit bis Materialien und Leichtbau sowie Test und Infrastruktur. Hier erfahren Sie mehr.

Das waren die Top-Automobilzulieferer 2020

Beim Ranking fällt auf ist, dass Sondereffekte das Jahr 2020 in der Automobilindustrie geprägt haben – nicht nur Corona drückte dem vergangenen Jahr einen Stempel auf. Erstmals seit der Wirtschaftskrise im Jahr 2009 müssen sich die meisten der Top 100 Unternehmen nicht etwa um ein schwaches Wachstum sorgen, sondern um spürbare Umsatzrückgänge: Lediglich acht Unternehmen konnten ihre Umsätze im Vergleich zum Vorjahr steigern. Außerdem schafft die Elektromobilität neue Herausforderungen, die die Industrie in bisher ungekanntem Ausmaß verändern werden.

Chinesische Automobilzulieferer erobern die Top 10

Besonders die chinesischen Zulieferer stechen heraus; eine Entwicklung, die sich bereits in den vergangenen Jahren angebahnt hat. So belegt der Motorenspezialist Weichai Power mit Platz 10 die beste Platzierung, die je ein chinesisches Unternehmen seit Beginn der Studie erreicht hat.

Bereits im zehnten Jahr in Folge hat Berylls Strategy Advisors die 100 weltweit größten Automobilzulieferer im Rahmen der Top 100-Zuliefererstudie untersucht. Dabei gab es über die vergangenen zehn Jahre eine interessante Entwicklung: Die Einstiegshürde, um in das Feld der 100 größten Zulieferer zu gelangen, stieg von 1,6 Milliarden Euro Umsatz um fast 50 % auf 2,3 Milliarden Euro.

Bosch bleibt Nr. 1 der Zulieferer

Bosch verteidigt im sechsten Jahr in Folge den ersten Platz in der weltweiten Aufstellung der 100 größten Automobilzulieferer. Zwei weitere deutsche Unternehmen liegen auf den Plätzen 3 (Continental) und 4 (ZF Friedrichshafen). Magna wurde von ZF auf Platz 5 verwiesen, Continental hat den zweiten Platz aus dem Vorjahr an Denso abgegeben. Die Konkurrenten Michelin und Bridgestone haben 2020 nach mehreren Jahren mit sehr ähnlichen Zahlen nun die Plätze getauscht und liegen aktuell auf den Plätzen 8 und 9. Platz 10 belegt mit Weichai Power erstmals ein chinesischer Zulieferer.

Berylls Partner und Zuliefererexperte Dr. Jan Dannenberg: „Die Performance des Motorenspezialisten überrascht nur auf den ersten Blick. Sie war zwar selbst im schwierigen Jahr 2020 so gut, dass Weichai Power zu den ganz wenigen Umsatzgewinnern zählt, was nicht zuletzt auf dessen M&A-Aktivitäten zurückzuführen ist. Tatsächlich ist der chinesische Konzern aber ein guter Bekannter innerhalb der Top 100. 2011, in der ersten Auflage der Zulieferer-Studie, lag Weichai Power zwar noch auf Platz 25, hat allerding seither eine beeindruckende Entwicklung gezeigt, auch was die Transformation hin zu Themen der Elektromobilität angeht.“

Einige Unternehmen schlugen sich im Krisenjahr besser als andere, was vor allem auf die geographische Lage zurückzuführen ist. Zulieferer mit Sitz und/oder Abnehmern in Asien konnten von der früher wieder anziehenden Wirtschaft nach der Corona-Pandemie in diesen Ländern profitieren, was unter anderem Denso 2020 zur Silbermedaille verhalf.

Das sind die Top 100 der Automobilzulieferer 2020

Chinas Zulieferer wachsen stetig und sind fester Teil der Top 100

2020 haben es elf chinesische Zulieferer in die Top 100 geschafft, 2019 waren es noch sechs. Neben Weichai Power ist ein weiterer Motorenspezialist, AVIC Auto, aufgestiegen und hat sich in die Mitte der Liste auf Platz 53 vorgeschoben. China stellt außerdem verschiedene Hersteller in den Bereichen Interieur und Infotainment, etwa BHAP (Platz 28), Yanfeng (Platz 29), Joyson (Platz 37), China Fast Gear (Platz 75) und NBHX Group auf Platz 99. Mit Weichai Power, CATL und China Fast Gear kommen drei der acht Umsatzgewinner 2020 aus China.

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So ändert der Fokus auf Elektromobilität die Strategie von Unternehmen

Aufgrund der wachsenden Bedeutung der Elektromobilität und weiterer Zukunftstechnologien, passen Zulieferer ihre Strategien zunehmend an. Beispielsweise verspricht sich BorgWarner durch Akquisitionen, wie die von Delphi Technologies 2020, weiteres Wachstum und will zugleich mehr Entwicklungen im Elektro-Bereich realisieren. LG steigt aus dem Smartphone-Geschäft aus, um sich künftig auf die Wachstumsbereiche Bauteile für Elektrofahrzeuge, vernetzte Geräte und künstliche Intelligenz zu konzentrieren. Der deutsche Technologie-Zulieferer Infineon treibt seine Strategie zur Stärkung des Kerngeschäfts mit Halbleitern und der Erschließung neuer Wachstumsmärkte voran, was unter anderem zur Akquisition des Halbleiterherstellers Cypress im vergangenen Jahr führte.

Das Wachstum im Bereich Elektromobilität traf 2020 auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Automobilzulieferer hatten mit Umsatzrückgängen und Produktionspausen zu kämpfen und kamen zum Großteil um einen Stellenabbau nicht herum. Hersteller im Bereich Elektromobilität, etwa für Batterien oder Halbleiter, sind dagegen weiter auf Wachstumskurs. CATL sucht derzeit verstärkt nach neuen Mitarbeitern. Und gerade bei Batterien sind europäische OEMs abhängig von asiatischen Herstellern wie CATL, Panasonic, BYD oder LG Chem. Deutschland wird voraussichtlich in den kommenden Jahren zum europäischen Batteriezentrum ausgebaut, um diese Abhängigkeit aufzulösen. Dabei laufen bereits verschiedene Kooperationen mit Batteriespezialisten, sowohl seitens OEMs als auch mit Zulieferern.  Bis 2030 sollen in Deutschland bis zu 100.000 neue Arbeitsplätze in diesem Bereich geschaffen werden. Davon können auch deutsche Automobilzulieferer wie Dräxlmaier, Webasto oder Elring Klinger profitieren, die heute bereits als Lieferanten für Batterietechnologie auftreten.

So haben sich die Top 100 der Automobilzulieferer verändert

Seit zehn Jahren betrachtet Berylls jährlich die Top 100 der weltweiten Automobilzulieferer. In dieser Zeit hat sich die geographische Verteilung der großen Zulieferer massiv verändert: Es gab eine klare Verschiebungen in der Wichtigkeit von Zulieferern aus Deutschland, Japan und USA nach Asien. Asiatische Zulieferer (abgesehen von Japan) haben seit 2011 bei starkem Umsatzwachstum deutlich an Profitabilität eingebüßt, sind aber durch ihren hohen Umsatz zunehmend in den Top-100 vertreten. Hier sind vor allem die chinesischen Unternehmen zu nennen, die sich in den letzten zehn Jahren von einem auf elf Top 100-Kandidaten gesteigert haben und inzwischen für rund 66 Milliarden Euro Gesamtumsatz stehen.

Zum Zeitpunkt der ersten Berylls-Zuliefererstudie, im Jahr 2011, war die Branche nach der vorangegangenen weltweiten Finanzwirtschaftskrise im Aufschwung. Seitdem konnten die Top 100 Zulieferer Jahr für Jahr ihre Umsätze steigern, von 2011 an (663 Milliarden Euro) bis 2019 (914 Milliarden Euro) um insgesamt 38 %. Auch die Profitabilität der 100 größten Zulieferer verbesserte sich bis 2017 jedes Jahr, lag dabei von 2012 bis 2018 ständig über 7 %. Dr. Jan Dannenberg relativiert die scheinbar durchweg positiven Zahlen: „2020 liegen die Top 100 mit Gesamtumsätzen von knapp Euro 800 Milliarden zwar immernoch 20 Prozent über dem Niveau von vor zehn Jahren. Die Profitabilität hingegen hat ein Allzeittief von lediglich etwa 3 Prozent erreicht – wenngleich im Jahr 2020 zu großen Teilen pandemiebedingt.“

Fakten zu 10 Jahren Top 100 der Automobilzulieferer

Einige Kennzahlen verdeutlichen die enormen Entwicklungen, die sich innerhalb der zehn Jahre abgespielt haben. Die größten Umsatzgewinner seit 2011 sind ZF Friedrichshafen und Tenneco, die 2020 beide innerhalb der Top 15 zu finden sind. Bosch hat seit dem Jahr 2015 Continental auf Platz 1 abgelöst und verteidigt bislang jedes Jahr diese Position. 2011 bis 2014 lag dagegen Continental auf Platz 1, stets mit geringem Vorsprung vor Bosch. Im Zeitraum 2013 bis 2016 verzeichneten die Top 100-Unternehmen vier gänzlich verlustfreie Jahre.

In das Ranking der Top 100 Automobilzulieferer sind in den vergangenen zehn Jahren einige Unternehmen aufgestiegen, andere sind verschwunden. Ein Teil dieser Veränderungen geht auf M&A-Maßnahmen zurück. Konzerne wie Johnson Controls oder Honeywell haben ihre Automotive-Sektoren abgespalten. Zulieferer TRW, Delphi Technologies, Calsonic, Wabco oder der deutsche Klimaspezialist Behr sind übernommen worden. Den stetigen Umsatzsteigerungen der Top 100 konnten nicht alle Unternehmen folgen; fehlende Größe führte vielfach zum Ausstieg. Der Vergleich von 2020 zu 2011 zeigt die Diskrepanz. Schafften es 2011 noch Unternehmen mit einem Jahresumsatz von Euro 1,6 Milliarden in das Ranking, waren dafür 2020 mindestens Euro 2,3 Milliarden nötig. Derartige Umsatzsteigerungen konnten etwa IAC, Rheinmetall Automotive oder Cooper Standard nicht erreichen. Abspaltungen von Unternehmensteilen haben im Laufe der Jahre aber auch zu Neuzugängen geführt, wodurch aktuelle Vertreter der Top 100 wie Aptiv, Adient, Clarios oder Garret Motion entstanden sind. Immer wieder haben es Zulieferer aber auch durch starkes Umsatzwachstum aus eigener Kraft in die Liste der Größten geschafft. Zu diesen Erfolgsunternehmen gehören beispielsweise Flex-N-Gate, der chinesische Batteriehersteller CATL, Piston Group sowie die deutschen Vertreter Aunde, Freudenberg und Infineon.

Das waren die Top 100 Automobilzulieferer 2019: CATL rückt um 25 Plätze nach vorn

Bosch, Continental und Denso führen das 2019er-Ranking der global größten Automobilzulieferer von der Beratung Berylls Strategy Advisors wie im Vorjahr mit einigem Abstand vor Magna, ZF Friedrichshafen und Aisin an. Nach Hyundai Mobis konnte Bridgestone sich knapp vor Michelin behaupten und trägt die Reifenkrone. Valeo komplettiert die Top 10.

2020 könnten sich aber laut Berylls einige Überraschungen ergeben. Die Transformation rund um CASE (Connected, Autonomous, Shared, Electric) hat 2019 deutlich an Fahrt aufgenommen, der strukturelle Wandel ist in vollem Gange. Der viel besagte Wendepunkt von alter zu neuer automobiler Welt scheint zumindest in den Köpfen der Top-Manager zahlreicher Zulieferer angekommen zu sein. Neben Investitionen in die Zukunftstechnologien würden Unternehmens-Carve-outs und die Abwicklung von traditionellen Unternehmensteilen und Technologien vorangetrieben. Allein bei den fünf großen deutschen Automobilzulieferern Bosch, Continental, ZF Friedrichshafen, Mahle und Schaeffler wurden in den vergangenen drei Jahren über 40 Start-ups und Tech-Unternehmen übernommen oder mit Risikokapital ausgestattet.

Die damit erworbenen Kompetenzfelder wirkten laut Beratung wie eine CASE-Checkliste zur Zukunftssicherung der Automobilindustrie. Vehement wollen sich die großen Automobilzulieferkonzerne vom Mittelfeld und Marktbegleitern absetzen. Die Chancen der kleineren oder mittelständisch geprägten Konkurrenz, den Rückstand bei zentralen Innovationsfeldern aufzuholen, würden schwinden. Neue Systemkompetenz und Wertschöpfungstiefe bei Hightech-Komponenten, Software-Entwicklungskompetenz, global verteilte Entwicklungszentren, um auf Augenhöhe mit Technologieschmieden wie Samsung, Apple, Microsoft oder den Premium-OEMs zu kooperieren, sind der Anspruch, dem nur Spitzenplayer der Top 100 gerecht werden könnten.

Weitere chinesische Automobilzulieferer dürften ins Ranking kommen

Der Blick nach Südkorea zeigt neben positiven Währungseffekten ein starkes Wachstum fast aller südkoreanischen Vertreter in der Top 100 auf. Allen voran Hanon durch den Kauf des Geschäftsbereichs Fluid Pressure & Controls von Magna aber auch LG Electronics und Hyundai Mobis katapultierten sich unter die wachstumsstärksten Firmen des gesamten Feldes. Umsatzgewinner in China ist das Unternehmen CATL, das nach 2018 ein weiteres Highlight setzen und seinen extremen Wachstumskurs fortsetzen konnte (+55 Prozent Umsatz, +25 Plätze, jetzt Rang 43). Am Ende des Jahres 2019 stellt CATL mit 50 Prozent der gesamten chinesischen Batteriezellenkapazitäten einen neuen Rekord auf. Neben den mittlerweile sechs Vertretern in den Top 100, stehen weitere chinesische Automobilzulieferer mit ihrem Wachstumskurs vor dem Sprung in das Ranking.

Die sich abkühlende Konjunktur und gestiegene Investitionen für CASE drücken die Margen. 77 Prozent der Top 100 (56 von 73) mussten Gewinneinbußen im Jahr 2019 hinnehmen. Im Jahr 2018 waren es lediglich 68 Prozent (48 von 71). Bedenklich ist laut Berylls zudem der stärkere Rückgang der Gewinnmarge (EBIT bzw. Operating Profit). Lag der Rückgang 2018 im Vergleich zum Vorjahr noch bei 1,2 Prozentpunkten, stürzt er 2019 um weitere 1,5 Prozentpunkte im Jahresvergleich ab. Einzelne Unternehmen, wie beispielsweise Continental, Panasonic oder American Axle, verloren im Vergleich zu 2018 zwischen 5 bis 10 Prozentpunkten an Profitabilität. Mit Blick auf die deutschen Top 3 sei es für Continental ein schlechtes Jahr gewesen, das mit Stagnation beim Umsatz und Verlusten beendet wurde.

Die Bosch-Gruppe hielt zwar annähernd ihren Umsatz, verlor aber auf Gruppenebene 43 Prozent ihres Ergebnisses. Ein Großteil der Einbußen stammt dabei aus dem Automotivegeschäft, heißt es aus Firmenkreisen. Diese Zahlen stehen exemplarisch für 2019 und für die Folgen des Wandels. Vor allem vor dem Hintergrund, dass beide Unternehmen 2018 noch über 7 Milliarden EBIT erwirtschafteten.

Top 100 Automobilzulieferer: CATL rückt um 25 Plätze nach vorn
Top 100 Automobilzulieferer: CATL rückt um 25 Plätze nach vorn (Quelle: Berylls Strategy Advisors)
Das Jahr 2020 wird der Beratung zufolge hart. Ein Anstieg an Insolvenzen sei bereits absehbar und es könnte auch Unternehmen der Top 100 treffen. Bei möglichen Umsatzeinbrüchen von 20 bis 25 Prozent verbleibt der Industrie nur noch ein Bruchteil der Gewinne. Bis zu 90 Prozent der Top 100 könnten laut Berylls in die Verlustzone rutschen, einzig chinesische Zulieferer liegen noch auf einem Wachstumspfad und so könnten im Jahr 2020 aus den bisher sechs Zulieferern vermutlich zehn Teilnehmer aus dem Land der Mitte stammen.

Die zukünftige Entwicklung der Automobilindustrie, im Fokus liegen hier Produktionsstückzahlen und Fahrzeugklassen oder -segmente und -antriebe, ist nach wie vor mit großen Unsicherheiten verbunden. Jeder Automobilzulieferer müsse daher bereit sein, starke strukturelle Veränderungen in Kauf zu nehmen. Erfolgsfaktoren für eine intelligente Restrukturierung in 2020/21 sind dabei laut Berylls entscheidend:

  • Prozesssicherheit: Die Restrukturierung muss nachhaltig und pragmatisch umgesetzt werden, alle Stellhebel müssen verzahnt und Krisenursachen schnell identifiziert und abgestellt werden.
  • Restrukturierungsexpertise: Eigene Erfahrung und Ressourcen müssen um externe Expertise ergänzt werden. Erfahrung, Wissen und Netzwerkkompetenz zu allen Unternehmensfunktionen ist dabei essenziell.
  • Mobilitäts-Know-how: Neben der Industrieexpertise braucht es Ideen, wie es besser geht. Benchmarks zu Kosten, Ertragskraft, Finanzstrukturen etc. helfen, schnell die richtigen Einsparmöglichkeiten oder Strukturen zu identifizieren.
  • Stakeholder-Verständnis: Was wichtig für eine Bank ist, muss noch lange nicht wichtig für den OEM sein. Der Automobilzulieferer muss aber gerade in der Krise jedem gerecht werden. 

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