Ausnahmen möglich

Trumps Halbleiter-Zölle: Abschottung statt Subventionen

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Präsident Trump vor einer USA-Flagge
He did it again...Mal wieder versetzt der US-Präsident die weltweite Wirtschaft in Aufregung. Sein Ziel dieses Mal: Importierte Halbleiter.

Donald Trump hat angekündigt, Einfuhrzölle von 100 % auf Halbleiterchips zu erheben, die nicht in den USA gefertigt werden. Unternehmen mit US-Investitionen wie Apple könnten profitieren, während global Unsicherheit und wirtschaftlicher Druck wachsen.

Mit seiner jüngsten Ankündigung – hier können Sie den Wortlaut (etwa Minute 13) nachlesen – hat US-Präsident Donald Trump die Halbleiterwelt in Aufruhr versetzt: Ein Strafzoll von 100 % auf sämtliche importierten Chips soll in Zukunft all jene treffen, die ihre Produktion nicht in die Vereinigten Staaten verlagern oder dort zumindest glaubhaft investieren. „Wenn ihr nicht baut, kassieren wir später – garantiert“, so Trump sinngemäß bei einem Auftritt im Weißen Haus. Seine Botschaft: Wer sich nicht am amerikanischen Standort beteiligt, muss künftig doppelt zahlen.

Apple als Musterknabe: Milliarden für die Zollfreiheit

Bei seinem Auftritt begleitete ihn Apple-CEO Tim Cook. Das war kein Zufall. Cook verkündete vor Trump eine massive Investition von 100 Milliarden US-Dollar in die USA, unter anderem für die Erweiterung von Produktionsstätten und den Aufbau von Forschungskapazitäten. Das Ziel: Mehr US-Technologie, weniger Asien. Die Gegenleistung: Zollfreiheit auf Apple-Chips. Schon vorher hatte Apple eine 500-Milliarden-Investitionsoffensive gestartet – inklusive 20.000 neuer Arbeitsplätze und einer KI-Server-Fabrik in Texas.

FAQ – Häufige Fragen zu Trumps Zöllen auf Halbleiter

Was hat Trump angekündigt?
Einen 100 % Strafzoll auf importierte Halbleiter, sofern keine US-Produktion erfolgt.

Welche Firmen profitieren?
Apple (100 Mrd. $ Investition) und TSMC (US-Fab in Arizona) dürften verschont bleiben.

Was bedeutet das für europäische Firmen?
Sie geraten unter Zugzwang: Ohne US-Investitionen drohen Wettbewerbsnachteile im US-Markt.

Was ist neu an Trumps Ansatz?
Statt Subventionen (wie beim CHIPS Act) setzt er auf reinen wirtschaftlichen Druck.

Wie realistisch ist eine vollständige US-Chipproduktion?
Kaum. Die Lieferketten sind global – ein US-iPhone könnte laut Analysten 3.500 $ kosten.

Zuckerbrot und Peitsche aber ohne Fahrplan

Was Trump ankündigt, ist zwar politisch laut, aber juristisch noch leise. Eine formale Executive Order fehlt bisher, ebenso wie konkrete Regelungen. Das schafft mal wieder Trump-typisch Unsicherheit und gleichzeitig Handlungsdruck. Denn: Sollte die Maßnahme wie geplant umgesetzt werden, würden Elektronikprodukte in den USA deutlich teurer. Selbstverständlich am Ende auch für den Endkunden, also den potenziellen Wähler von Herr Trump. Denn schließlich kommen die meisten High-End-Chips aus Asien, etwa von TSMC oder Foxconn, das das Herzstück für iPhones & Co. liefert.

Doch auch hier zeigt sich Trumps Kalkül: TSMC baut derzeit ein Werk in Arizona – Investitionsvolumen: 165 Milliarden Dollar. Damit dürften die Taiwaner in die Gruppe der „Gnade-vor-Recht“-Unternehmen fallen.

Globale Reaktionen: Von Hoffnung bis Panik

Die internationale Halbleiterbranche reagierte prompt: Südkorea signalisiert Entspannung – Samsung und SK Hynix sollen laut Handelsministerium von Sonderkonditionen profitieren. Auf der anderen Seite steht die Philippinen: Deren Halbleiterverband warnt vor katastrophalen Folgen für das eigene Exportmodell.

Auch aus Europa kommen mahnende Stimmen. Frank Bösenberg, Geschäftsführer von Silicon Saxony, betont, dass die USA mit dieser Ankündigung einen industriepolitischen Paradigmenwechsel einleiten – weg von Subventionen, hin zu strategischem Protektionismus. „Das Ziel ist klar: Produktionskapazitäten sollen physisch zurück nach Nordamerika geholt werden. Das betrifft in erster Linie asiatische Hersteller, aber auch europäische Unternehmen werden sich strategisch neu ausrichten müssen – insbesondere solche, die stark in die globalen Lieferketten eingebunden sind“, so Bösenberg.

Gerade für Halbleiterstandorte wie Sachsen, die eine weiterhin wachsende Schlüsselrolle im europäischen Chip-Ökosystem einnehmen, sei die Entwicklung brisant. „Wenn globale Hersteller gezwungen werden, neue Werke in den USA zu errichten, fehlt dieses Kapital möglicherweise in Europa – trotz Chips Act. Das könnte unsere Wettbewerbsfähigkeit untergraben“, warnt er. Deshalb sei es entscheidend, dass Europa nicht in Passivität verfalle: „Wir brauchen eine abgestimmte industriepolitische Antwort, die Investitionssicherheit schafft und gleichzeitig technologische Souveränität stärkt. Wenn die USA mit Zwang arbeiten, müssen wir mit klarem Standortvorteil und politischer Stabilität dagegenhalten.“

Abschied von den Subventionen?

Interessant ist: Während Joe Biden und die EU in den letzten Jahren auf staatliche Subventionen zur Förderung der Halbleiterproduktion gesetzt hatten (USA: CHIPS and Science Act, EU Chips Act), setzt Trump jetzt auf Abschottung. Subventionen seien „Geldverschwendung“, so der Präsident. Lieber Druck durch Strafzölle als Zuckerbrot durch Steuergelder. Dass der Bau moderner Chipfabriken Jahre dauert, scheint für Trump zweitrangig. Wichtiger ist ihm die unmittelbare politische Schlagkraft. Ein Muster, das sich bei ihm leider wiederholt.

Technische Realität trifft politische Symbolik

Hinzu kommt, so einfach wie Trumps Ansage klingt, ist die Realität nicht. Die Elektronikindustrie ist hochgradig globalisiert. Lieferketten, Maschinen, Know-how – alles ist international verzahnt. Laut Analysten könnte ein in den USA gefertigtes iPhone bis zu 3.500 Dollar kosten. Auch Apple weiß, dass US-Fertigung aktuell nicht realistisch ist. Doch Trump ließ sich überzeugen, dass viele Komponenten ohnehin bereits in den USA hergestellt werden – wie etwa Spezialglas von Corning in Kentucky. Wenn es hilft.

TL;DR – Trumps Halbleiter-Zölle: Abschottung statt Subventionen

Trump plant Strafzölle von 100 % auf alle importierten Halbleiter, um Produktion in die USA zu zwingen. Apple wird dafür mit Zollfreiheit belohnt, andere wie TSMC hoffen auf Gnade durch laufende US-Investitionen. Die globale Elektronikindustrie steht vor erheblichen Verwerfungen. Europa droht, im Subventionswettlauf und geopolitischen Druck zerrieben zu werden.

Der Autor: Dr. Martin Large

Martin Large

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.

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