Spielerisch den Umgang mit Robotik ausprobieren - nur ein Angebot des Girls‘Day 2023, um Mädchen für technische Berufe zu interessieren.

Spielerisch den Umgang mit Robotik ausprobieren - nur ein Angebot des Girls‘Day 2023, um Mädchen für technische Berufe zu interessieren. (Bild: kompetenzz.de)

Auch wenn der Fachkräftemangel in Automatisierung und Maschinenbau immer drängender wird: Mädchen und junge Frauen in Deutschland schöpfen ihre Berufsmöglichkeiten nicht voll aus. Auch mit guten bis sehr guten Schulabschlüssen entscheiden sich Mädchen noch immer häufig für Berufe oder Studienfächer, in denen Frauen bereits überrepräsentiert sind. Der jährliche Girls'Day - in diesem Jahr am 27. April -  bietet daher praktische Einblicke in technische und naturwissenschaftliche Berufe, soll den Anteil der Mädchen und Frauen in diesen Bereichen stärken und fördern und zukunftsträchtige Berufsfelder für sie erschließen.

Welche Wirkung hat der Girls'Day?

Dieser Frage ist eine Studie des "Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V." nachgegangen, für die mehr als 5.000 Schülerinnen ab elf Jahren vor und nach ihrer Teilnahme am Aktionstag 2022 befragt wurden. Wesentliche Ergebnisse:

  • 94 % der Mädchen sind mit ihrer Teilnahme am Girls'Day zufrieden oder sehr zufrieden.
  • 68 % stimmen der Aussage zu: "Ich habe heute Tätigkeiten oder einen Beruf kennengelernt, die mich interessieren."
  • 42 % der Schülerinnen haben Lust, später in dem Unternehmen zu arbeiten, das sie am Girls’Day kennengelernt haben. 46 % der Mädchen sind noch unentschlossen.
  • Nach dem Girls'Day stieg der Anteil, der Mädchen, die sich einen IT-Beruf vorstellen können, von 12 auf 21 %. Das Interesse an technischen Berufen nahm von 6 auf 17 % zu.

Ein Beispiel für die Aktivitäten am Girls’Day:

Am 27. April 2023 können Mädchen am Fraunhofer-Institutszentrum Schloss Birlinghoven angewandte Wissenschaft kennenlernen. Schülerinnen der fünften bis zehnten Klasse sind eingeladen, gleich mehrere wissenschaftliche Disziplinen aus erster Hand kennenzulernen. Sie können in ein- bis zweistündigen Workshops Roboter programmieren, Künstliche Intelligenz (KI) erforschen oder erfahren, wie man Strom speichern kann. Interessierte Mädchen können sich unter girlsday@izb.fraunhofer.de unter Angabe von Anschrift, Telefonnummer, Alter sowie Schulname und -klasse anmelden. Jede Schülerin kann an zwei Workshops teilnehmen.

Alle Angebote lassen sich über die Website des Girls´Day finden.

Beste Informatik-Auszubildende kommt von Kuka

Der Blumenstrauß kam vom Roboter: Tamara Muras, Deutschlands beste Informatik-Auszubildende, kommt von Kuka.
Der Blumenstrauß kam vom Roboter: Tamara Muras, Deutschlands beste Informatik-Auszubildende, kommt von Kuka. (Bild: Kuka)

Dass junge Frauen in technischen Berufen exzellente Zukunftschancen haben, zeigt das Beispiel der 22-jährigen Tamara Muras. Die Auszubildende beim Robotik-Konzern Kuka hat sich mit ihrer Abschlussprüfung gegen rund 7.000 andere Informatik-Azubis durchgesetzt und als Bundesbeste ihrer Berufsrichtung abgeschlossen. Im September 2020 – mitten in der Coronapandemie – hatte sie ein Duales Verbundstudium als Fachinformatikerin für Anwendungsentwicklungen bei Kuka begonnen.

Ihre Ausbildung führte Tamara Muras in Bereiche wie Data Network, IT-Support, aber auch Forschung und Entwicklung: „Ein Highlight war der Roboter-Programmierkurs oder der Einblick in ein Mixed-Reality-Innovationsprojekt, bei dem mit Robotern und virtueller Realität gearbeitet wird.“

Fachkräftemangel in der Automatisierung

Frauenanteil in technischen Studiengängen steigt

Dass sich etwas ändert, zeigen die Zahlen der Studierendenstatistik (Destatis) zu Studienanfänger*innen im Wintersemester 2021/22: Unter den Top-20-Studiengängen der Frauen befinden sich mittlerweile sechs MINT-Studiengänge. Darunter die männlich dominierten Studienfächer Informatik und Bauingenieurwesen mit einem Frauenanteil von 19 Prozent bzw. 30 Prozent. Im Vergleich: Vor zehn Jahren waren nur fünf MINT-Studiengänge unter den Top 20 der Frauen, die Informatik war nicht dabei.

Frauen entscheiden sich zwar nach wie vor seltener für ein Studium von Mint-Fächern als Männer, doch ihr Anteil steigt: Lag er 2001 noch bei 30,8 %, so betrug er 2021 bereits 34,5 %. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Mint-Fächern: Am höchsten war der Frauenanteil 2021 in Innenarchitektur (88,2 %), am niedrigsten in Stahlbau (2,2 %). In Informatik lag der Frauenanteil unter den Studienanfängerinnen und Studienanfängern bei 21,8 %. Insgesamt gesehen beginnen mehr Frauen als Männer ein Studium: So lag der Frauenanteil unter allen Studierenden im 1. Hochschulsemester im Studienjahr 2021 bei 52,4 %.

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Nachholbedarf bei den Abschlüssen

Allerdings: Nur 22 % der Bachelor- und gleichwertigen Abschlüsse bei Mint wurden 2020 von Frauen gemacht, das war EU-weit der niedrigste Anteil. Von den Master- und gleichwertigen Abschlüssen im Mint-Bereich entfielen hierzulande 34 % auf Frauen; niedriger war der Anteil nur in Belgien (31 %) und Österreich (32 %).

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