Datenpflicht für Ladepunkte

ZVEI-Standpunkt: AFIR – Mehr Transparenz beim Laden

Seit April 2025 gilt in der EU ein einheitlicher Datenrahmen für öffentliche Ladepunkte. Die AFIR-Verordnung zwingt Betreiber zu mehr Transparenz – und legt mit standardisierten Schnittstellen die Basis für ein europaweites Laden ohne Barrieren.

AFIR, Alternative Fuels Infrastructure Regulation, EU directive requiring the construction of a dense network of chargers for electric vehicles on routes

Seit dem 14. April 2025 gilt in der EU ein verbindlicher Rechtsrahmen, der die Bereitstellung von Daten zur öffentlichen Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge regelt. Grundlage ist die Alternative Fuels Infrastructure Regulation (AFIR). Mit ihr will die EU Ladepunkte einfacher auffindbar, preistransparenter und somit leichter vergleichbar machen. Denn der Ladevorgang an öffentlichen Säulen ist mitunter von Unsicherheit geprägt, sowohl in Bezug auf die tatsächliche Verfügbarkeit als auch auf die Höhe der beim Laden anfallenden Kosten.

Datenbereitstellung

Mit Plug&Charge ließe sich ein zentrales Versprechen der E-Mobilität einlösen: ein unkompliziertes, transparentes Ladeerlebnis, das kaum noch vom Tanken abweicht.

Konkret verpflichtet AFIR die Betreiber öffentlich zugänglicher Ladepunkte, statische und dynamische Daten kostenfrei bereitzustellen. Statische Daten umfassen u. a. Angaben zum Standort und den Steckertypen. Änderungen dieser Informationen müssen innerhalb von 24 Stunden eingepflegt werden. Damit wird sichergestellt, dass Karten- und Navigationsdienste mit aktuellen Basisinformationen versorgt sind.

Noch relevanter für den Praxisbetrieb sind die dynamischen Daten. Sie bilden den aktuellen Status einer Ladesäule ab. Diese Informationen müssen innerhalb einer Minute aktualisiert werden. Ab dem 14. April 2026 kommt eine weitere Verpflichtung hinzu: Die Daten sind dann ausschließlich im standardisierten DATEX-II-Format bereitzustellen. Damit wird ein europaweit einheitlicher Standard geschaffen, der den Austausch und die Weiterverarbeitung erheblich erleichtert.

Um den Datenzugang für alle Marktteilnehmer zu bündeln, verlangt AFIR von den Mitgliedstaaten die Einrichtung nationaler Zugangspunkte. Deutschland hat diese Vorgabe mit der Mobilithek des Bundesverkehrsministeriums umgesetzt. Über diese Plattform sind Schnittstellen verfügbar, mit denen Anbieter, Forschungseinrichtungen oder Verbraucherorganisationen die Daten automatisiert abrufen können. Mit der Bereitstellung des DATEX-II-Datenprofils in der Mobilithek ist ein wichtiger Schritt vollzogen: Die technische Grundlage für eine standardisierte Datennutzung liegt vor.

Mehr Komfort fürs Laden

Zwar eröffnet die Mobilithek dafür die Grundlage, doch müssen Dienstleister, Start-ups oder Verbraucherschutz entsprechende Anwendungen wie Apps entwickeln. Vergleichbar wäre dies mit der Transparenzstelle für Kraftstoffpreise, die einen schnellen Überblick über die Tankstellenpreise bietet. Für den Ladebereich fehlt bislang jedoch ein entsprechendes Pendant.

Save the date: 30. Automobil-Elektronik Kongress

Logo Automobil-Elektronik Kongress (AEK), mit Datum für 2026, eine Veranstaltung von Ultima Media Germany, mit dem dazugehörigen Magazin Automobil-Elektronik

Am 16. und 17. Juni 2026 findet zum 30. Mal der Internationale Automobil-Elektronik Kongress (AEK) statt. Dieser Netzwerkkongress ist bereits seit vielen Jahren der Treffpunkt für die Top-Entscheider der Elektro-/Elektronik-Branche und bringt nun zusätzlich die Automotive-Verantwortlichen und die relevanten High-Level-Manager der Tech-Industrie zusammen, um gemeinsam das ganzheitliche Kundenerlebnis zu ermöglichen, das für die Fahrzeuge der Zukunft benötigt wird. Trotz dieser stark zunehmenden Internationalisierung wird der Automobil-Elektronik Kongress von den Teilnehmern immer noch als eine Art "automobiles Familientreffen" bezeichnet.

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Die regulatorischen Fortschritte ändern zudem nichts an einer zentralen Herausforderung: den Kosten. Elektromobilität kann sich langfristig nur durchsetzen, wenn sie auch finanziell attraktiver ist als der Verbrenner. Heute erfordert das Laden an öffentlichen Säulen häufig mehrere parallele Ladeverträge, um günstige Konditionen zu erhalten. Dies erhöht die Komplexität erheblich, insbesondere für jene, die vollständig auf die öffentliche Infrastruktur angewiesen sind.

Eine Antwort darauf bietet die Technologie „Plug&Charge“. Das Fahrzeug übernimmt dabei die Authentifizierung und Abrechnung automatisch, sobald es mit der Ladesäule verbunden wird. Grundlage ist die Kommunikationsnorm ISO 15118, die schrittweise verpflichtend wird. Damit eine Kommunikation via ISO 15118 und Funktionen wie Plug&Charge durchgängig funktionieren ist es notwendig, dass auch die Fahrzeuge solche Funktionen für alle Ladearten unterstützen. Die Backends auf der anderen Seite der Ladesäule müssen die empfangenen Informationen ebenfalls weiterverarbeiten können. Richtig umgesetzt könnte Plug&Charge nicht nur die Nutzerfreundlichkeit erhöhen, sondern auch Roaming-Gebühren reduzieren und Preisvergleiche automatisieren. Damit ließe sich ein zentrales Versprechen der Elektromobilität einlösen: ein unkompliziertes, kostentransparentes Ladeerlebnis, das kaum noch vom gewohnten Tanken abweicht.

Parallel dazu bleibt der weitere Ausbau der Infrastruktur entscheidend. Insbesondere beim Netzausbau sind zusätzliche Anstrengungen erforderlich, um eine zuverlässige Versorgung zu sichern. Die regulatorischen Leitplanken sind nun gesetzt, doch ohne Investitionen in Netze und Ladepunkte werden sie ihr Ziel nur bedingt erreichen.

Die AFIR-Novellierung erhöht somit die Transparenz im Markt und setzt den Rahmen für technische Standards, die europaweit gelten. Entscheidend wird nun sein, dass die Akteure entlang der Wertschöpfungskette die Vorgaben nicht nur formal erfüllen, sondern sie konsequent in marktfähige Lösungen übersetzen. Erst wenn Preistransparenz, Nutzerfreundlichkeit und Netzausbau zusammenkommen, kann die Elektromobilität ihren Durchbruch in der Breite erleben.

ZVEI-Gastkommentar: Was der ZVEI dazu sagt

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Der ZVEI vertritt als einer der größten deutschen Industrieverbände die wirtschafts-, technologie- und umweltpolitischen Interessen der deutschen Elektroindustrie und Digitalindustrie. Rund 870.000 Beschäftigte arbeiten in der Elektronikindustrie und erwirtschaften so einem Gesamtumsatz von etwa 181 Milliarden Euro, was sie zum zweitgrößten Industriezweig Deutschlands macht. Verschiedene Arbeitsgruppen arbeiten im ZVEI an der Umsetzung verschiedener Anliegen. Was das für Anliegen sind:

Autoren

Dipl.-Ing. Dirk Burghaus, Leiter Produktmanagement eMob bei Mennekes, Mitglied ZVEI-AK Ladeinfrastruktur und Netzintegration

Dennis Haub, Head of Standardisation & Regulatory Affairs e-Mobility bei Bender, Vorsitzender ZVEI-AK Lini