Proxima Fusion zielt auf nichts Geringeres als die Energie-Revolution. Mit neuer Technologie und Milliarden-Investitionen will das Start-Up den Traum von sauberer, unerschöpflicher Energie greifbar machen.(Bild: Proxima Fusion)
Ein Start-up aus Deutschland könnte die Energiewelt auf den Kopf stellen. Proxima Fusion entwickelt Stellaratoren, die saubere Fusionsenergie ermöglichen sollen. Wo das Unternehmen herkommt, wie viel Geld es einwirbt und was hinter Stellaris steckt.
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Fusionsenergie gilt als mögliche Energieversorgung der Zukunft. Und auch deutsche Start-Ups mischen mit, wenn es darum geht, die Energie von Morgen zu gewinnen. Proxima Fusion hat dabei ambitionierten Ziele: Gegründet als Spin-out des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik (IPP), entwickelt das Unternehmen eine neue Generation von Stellarator-Fusionskraftwerken. Diese vielversprechende Technologie soll eine saubere, sichere und nahezu unerschöpfliche Energiequelle liefern.
Die Technologie hinter den Stellaratoren von Proxima Fusion
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Stellaratoren sind spezielle Fusionsreaktoren, die Plasmen mit magnetischen Feldern stabil einschließen. Im Gegensatz zu Tokamaks, die auf toroidale Plasma-Ströme angewiesen sind, vermeiden Stellaratoren solche Ströme und minimieren damit das Risiko plötzlicher Störungen (Disruptionen). Diese Eigenschaft macht sie besonders robust und geeignet für einen kontinuierlichen Betrieb.
Proxima Fusion setzt auf eine Weiterentwicklung dieses Konzepts: Quasi-isodynamische (QI) Stellaratoren. Sie zeichnen sich durch optimierte Magnetfeldstrukturen aus, die eine stabile Plasmaeinschlussgeometrie bieten. Quasi-isodynamik bedeutet, dass die Magnetfelder so gestaltet sind, dass elektrische Ströme im Plasma in toroidaler Richtung nahezu eliminiert werden. Dadurch werden störende instabilitätsgetriebene Phänomene, wie sie bei anderen Fusionstechnologien auftreten können, vermieden. Dies macht den Betrieb sicherer und ermöglicht längere Betriebszeiten ohne aktive Stabilisierung. Quasi-isodynamik bedeutet, dass die Magnetfelder so gestaltet sind, dass elektrische Ströme im Plasma in toroidaler Richtung nahezu eliminiert werden. Dadurch werden störende instabilitätsgetriebene Phänomene, wie sie bei anderen Fusionstechnologien auftreten können, vermieden. Dies macht den Betrieb sicherer und ermöglicht längere Betriebszeiten ohne aktive Stabilisierung. Diese Technologie basiert auf Erkenntnissen aus dem Wendelstein 7-X-Experiment, das in den letzten Jahren mehrere Leistungsrekorde in der Fusionsforschung aufgestellt hat.
Proxima Fusion stellt Stellaris vor: Der Weg zum ersten kommerziellen Stellarator-Kraftwerk
Das Stellaris-Projekt ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit zwischen Proxima Fusion und dem Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP), das bereits mit dem erfolgreichen Wendelstein 7-X-Experiment die Grundlagen für moderne Stellarator-Technologien gelegt hat. Neben dem IPP sind auch renommierte Forschungseinrichtungen wie das Karlsruhe Institute of Technology, das Instituto Superior Técnico Lisboa und die University of Wisconsin-Madison an der Entwicklung beteiligt. Diese starke wissenschaftliche Partnerschaft unterstreicht die fundierte technische Basis des Projekts. Ihre Ergebnisse hat das Unternehmen auch als wissen
Technologisch bringt Stellaris bedeutende Fortschritte im Vergleich zu bisherigen Stellarator-Designs. Das neue Konzept ermöglicht einen höheren Energieausstoß pro Volumeneinheit und eine deutliche Reduktion der Reaktorgröße, da Hochtemperatur-Supraleiter (HTS) leistungsstärkere Magnetfelder erlauben. Zudem basiert das Design ausschließlich auf bereits existierenden Materialien, was den Bau beschleunigt und die Umsetzung vereinfacht.
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Überblick über Stellaris. Hier sind die nicht planaren modularen Spulen (grün), die Trägerstruktur (hellgrau) und der Kryostat (äußerste graue Schale) zu sehen. Der rote Bereich zeigt die Decke an. Die blauen „Streifen“ um das (rosa) Plasma zeigen die Lage der magnetischen Inseln, die zur Ablenkung des Plasmas am Rand dienen. Eine Schnittstelle für die Sektorspaltung ist blau dargestellt. Der Innenradius des Kryostaten beträgt 6,5 m, der Außenradius 18 m. Zur Veranschaulichung ist eine Person abgebildet.(Bild: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0920379625000705?via%3Dihub)
Wie ist der Zeitplan von Proxima Fusion?
Ein klarer Zeitplan für die Realisierung der Fusionstechnologie wurde ebenfalls definiert. Bereits 2027 will Proxima Fusion mit der Stellarator Model Coil (SMC) die HTS-Technologie für Stellaratoren vollständig absichern. 2031 soll der erste Stellarator mit Nettoenergiegewinn, Alpha, in Betrieb gehen. In den 2030er Jahren plant das Unternehmen dann die kommerzielle Nutzung von Fusionskraftwerken.
Proxima Fusion plant bis 2031 den ersten Stellarator mit Nettoenergiegewinn und strebt in den 2030er Jahren die kommerzielle Nutzung an. Die Technologie soll stabile, kontinuierliche Energie ohne Disruptionsrisiken bieten.(Bild: Napkin)
Überblick über ausgewählte Fusionsreaktoren: Wo sie stehen, was sie machen und wie weit sie sind.
Das deutsche Start-up Proxima Fusion mit Sitz in Münchenentwickelt innovative Stellaratoren als Fusionskraftwerke. Mit rund 30 Mitarbeitern, KI-gestützten Designs und Hochtemperatursupraleitern will das Unternehmen bis 2031 einen energiepositiven Prototyp fertigstellen.(Bild: Proxima Fusion)
Proxima Fusion befindet sich aktuell in der Entwicklungsphase. Mithilfe von 27 Millionen Euro privater Investitionen und öffentlichen Mitteln wird der erste Prototyp vorangetrieben. Die Technologie basiert auf dem Wendelstein 7-X-Experiment in Greifswald, das bereits mehrere Rekorde in der Fusionsforschung aufgestellt hat. Der Einsatz von KI und Hochtemperatursupraleitern optimiert den Designprozess und beschleunigt die Realisierung.(Bild: Screenshot aus https://www.youtube.com/watch?v=ymu8PhsrIJY)
ITER ist ein internationaler Tokamak-Fusionsreaktor, der den Ansatz der magnetischen Einkapselung verfolgt. Der Reaktor befindet sich in Cadarache, Frankreich, und rund 2.000 Mitarbeiter aus verschiedenen Ländern sind am Projekt beteiligt.(Bild: ITER)
Der aktuelle Projektstatus von ITER sah eigentlich vor, dass der erste Plasma-Versuch im Jahr 2025 stattfinden soll. Allerdings wird sich der Plan aufgrund von Problemen mit Schweißnähten und Rissen in der Fusionskammer verzögern.(Bild: Iter)
Der – im Vergleich zu Iter deutlich kleinere – Stellarator Wendelstein 7-X nutzt einen innovativen Ansatz zur magnetischen Einkapselung und Stabilisierung von Plasmen. Er befindet sich in Greifswald, Deutschland, und wird von etwa 400 Mitarbeitern des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik betrieben.(Bild: MPI für Plasmaphysik, Anja Ullmann)
2018 gelang es Wendelstein 7-X, ein Plasma für 100 Sekunden stabil zu halten, was als Durchbruch für die Stellarator-Technologie gilt. Nach einer Wartungsphase nahm der Kernfusions-Reaktor im September 2024 den Versuchsbetrieb mit deutlichen Verbesserungen wieder auf. Im Februar 2023 erreichte Wendelstein 7-X dann einen neuen Rekord: Ein Energieumsatz von 1,3 Gigajoule wurde für 480 Sekunden (8 Minuten) aufrechterhalten.Dies übertraf den vorherigen Bestwert um das 17-fache. Die Wissenschaftler planen, den Energieumsatz in den kommenden Jahren auf 18 Gigajoule zu steigern und das Plasma für eine halbe Stunde stabil zu halten.(Bild: MPI für Plasmaphysik, Jan Michael Hosan)
Die National Ignition Facility (NIF) nutzt den Trägheitseinschluss-Ansatz mit Hochleistungslasern, um Brennstoffpellets zur Fusion zu komprimieren. Die Anlage steht in Livermore, Kalifornien, USA, und beschäftigt über 1.000 Mitarbeiter.(Bild: National Ignition Facility)
Im Bild: Die Targetkammer, in der 192 Laserstrahlen mehr als 2 Millionen Joule ultravioletter Energie auf ein winziges Brennstoffpellet lieferten, um am 5. Dezember 2022 eine Fusionszündung in der NIF zu erzeugen. Dabei wurde mehr Energie durch die Fusion erzeugt, als durch die Laser eingebracht wurde.(Bild: Lawrence Livermore National Laboratory)
Das Large Helical Device (LHD) ist ein Stellarator, der seit 1998 zur Erforschung der Plasmaphysik und Fusionsenergie dient. Der Reaktor befindet sich in Toki, Gifu, Japan, und etwa 300 Wissenschaftler und Ingenieure arbeiten daran.(Bild: National Institutes of Natural Sciences, National Institute for Fusion Science)
2023 konnte im Large Helical Device (LHD) in Japan erstmals die Kernfusion von Wasserstoff und Bor in einem Magneteinschluss-Plasma erfolgreich nachgewiesen werden, ein bedeutender Schritt in Richtung sauberer, nicht-radioaktiver Fusionskraftwerke. Durch das Einbringen von Borkörnchen ins Plasma und das Beschießen mit energiereichen Protonen gelang es, eine signifikante Menge an Heliumkernen zu erzeugen, was die Fusionsreaktion bestätigte. Die Forscher sehen in diesen Ergebnissen eine Basis für die Entwicklung sichererer und umweltfreundlicherer Fusionsreaktoren. TAE Technologies plant bis 2030, Prototypen für Reaktoren zu entwickeln, die auf diesem Konzept basieren und möglicherweise mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen.(Bild: National Institutes of Natural Sciences, National Institute for Fusion Science)
Der OMEGA-Laser, der zur Erforschung der Trägheitsfusion verwendet wird, steht in Rochester, New York, USA. Über 1.000 Mitarbeiter, darunter 450 Wissenschaftler und Ingenieure, arbeiten an diesem Projekt des Laboratory for Laser Energetics (LLE).(Bild: Laboratory for Laser Energetics)
Das OMEGA-Lasersystem der University of Rochester hat erfolgreich neue Fortschritte in der Trägheitsfusion erzielt und damit als potenzieller "Zündfunke" für größere Fusionsreaktionen gedient. Mit nur 28 Kilojoule Laserenergie wurden winzige Kapseln mit Deuterium und Tritium so komprimiert, dass ein Plasma entstand, das Fusionsreaktionen ermöglichte.(Bild: Laboratory for Laser Energetics)
Der Korea Superconducting Tokamak Advanced Research (KSTAR) verfolgt den supraleitenden Tokamak-Ansatz zur Untersuchung der Plasmaphysik und Fusionsenergie. Die Anlage befindet sich in Daejeon, Südkorea, und es sind rund 150 Wissenschaftler und Ingenieure beteiligt.(Bild: Von Michel Maccagnan -Eigenes Werk,CC BY-SA 3.0,Link)
Im Jahr 2020 gelang es KSTAR – „Koreas künstliche Sonne“ – , ein Plasma für 20 Sekunden bei über 100 Millionen Grad Celsius aufrechtzuerhalten, was als großer Meilenstein in der Plasmaphysik gilt. Ende März 2024 brannte das Plasma im Reaktor sogar für 48 Sekunden bei 100 Millionen Grad Celsius.)(Bild: Korea Institute of Fusion Energy (KFE))
Der Experimental Advanced Superconducting Tokamak (EAST) verwendet ebenfalls supraleitende Technologie, um Langzeit-Plasmaentladungen zu erforschen. Der Reaktor steht in Hefei, China, mit mehr als 200 Forschern und Technikern im Team.(Bild: Institute of Plasma Physics at Hefei Institutes of Physical Science, Chinese Academy of Sciences)
Im Mai 2023 erreichte EAST einen bedeutenden Durchbruch: Es gelang, ein Plasma für 403 Sekunden (etwa 6,7 Minuten) bei einer Temperatur von 120 Millionen °C aufrechtzuerhalten.. "Key issues for long-pulse high-βNoperation with theExperimental Advanced Superconducting Tokamak(EAST)". Nuclear Fusion 57 (5): 056021.DOI:10.1088/1741-4326/aa626c.ISSN0029-5515. Figure 5,CC BY 3.0,Link)(Bild: Modifiziert nach Xiang Gao, Yao Yang, Tao Zhang, Haiqing Liu, Guoqiang Li, Tingfeng Ming, Zixi Liu, Yumin Wang, Long Zeng, Xiang Han et al. - (2017-03-24). "Key issues for long-pulse high-βNoperation with theExperimental Advanced Superconducting Tokamak(EAST)". Nuclear Fusion 57 (5): 056021.DOI:10.1088/1741-4326/aa626c.ISSN0029-5515. Figure 5,CC BY 3.0,Link)
SMART (SMall Aspect Ratio Tokamak) ist ein neu entwickelter, kompakter Tokamak-Fusionsreaktor an der Universität Sevilla in Spanien.Entwickelt und betrieben wird er vom Plasma Science and Fusion Technology Laboratory unter der Leitung von Professor Manuel García Muñoz und Professorin Eleonora Viezzer. Mit einem geringen Aspektverhältnis und den Abmessungen von nur 1,6 × 1,6 Metern stellt SMART eine innovative Plattform für die Erforschung neuer Plasmageometrien dar, insbesondere der negativen Triangularität.(Bild: Universität Sevilla)
Im Januar 2025 gelang dem SMART-Tokamak erstmals die Erzeugung von Plasma, ein bedeutender Meilenstein in der Fusionsforschung. Durch den Einsatz negativer Triangularität testet der Reaktor ein neuartiges Design, das den Weg zu kleineren und effizienteren Fusionskraftwerken ebnen könnte. Die gewonnenen Daten aus den ersten Plasmatests werden mit Hochgeschwindigkeitskameras im sichtbaren Spektrum aufgezeichnet und analysiert, um die Stabilität und Leistungsfähigkeit des Plasmas zu bewerten.(Bild: https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1741-4326/ad8a70)
Zap Energy ist ein in Everett, Washington, ansässiges Unternehmen, das an einer kostengünstigen und kompakten Fusionslösung arbeitet. Das Team um die Gründer Benj Conway, Brian A. Nelson und Uri Shumlak setzt auf die Sheared-Flow-Stabilized Z-Pinch-Technologie, die ohne supraleitende Magnete auskommt und eine wirtschaftlich tragfähige Fusion ermöglichen soll.(Bild: Zap Energy)
Der aktuelle Entwicklungsstand von Zap Energy sieht mit dem Century-Projekt die erste vollintegrierte Demonstration relevanter Fusionskraftwerk-Technologien vor. Während wichtige Meilensteine wie eine stabile Plasmaerzeugung und hohe Neutronenausbeuten erreicht wurden, stehen noch weitere Herausforderungen bevor, darunter die Skalierung der Technologie und die Entwicklung robuster Materialien für den Langzeitbetrieb.(Bild: Zap Energy)
Was unterscheidet Proxima Fusion von anderen Unternehmen?
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Im Vergleich zu anderen Fusions-Start-ups setzt Proxima Fusion eben auf den Ansatz der Quasi-isodynamischen Stellaratoren, während viele Marktbegleiter weiterhin auf Tokamak-Designs oder andere Fusionskonzepte fokussiert sind. Der Vorteil des Stellarator-Ansatzes liegt in seiner inhärenten Stabilität, die keine ständige aktive Stabilisierung des Plasmas erfordert. Damit will Proxima Fusion einige der größten Herausforderungen vermeiden, denen Tokamak-Systeme gegenüberstehen, wie etwa das Risiko plötzlicher Plasmaunterbrechungen.
Darüber hinaus hebt sich Proxima durch den intensiven Einsatz von KI und fortschrittlichen Simulationstools ab, um die Entwicklungskosten zu senken und den Designprozess zu beschleunigen. Auch der Einsatz von Hochtemperatursupraleitern (HTS) ist ein Alleinstellungsmerkmal, das kompaktere und effizientere Reaktoren ermöglicht. Diese Kombination aus einzigartiger Technologie und modernsten Optimierungsmethoden gibt Proxima Fusion einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Proxima Fusion nutzt KI und Simulation
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Ein Schüssel zum Erfolg von Proxima Fusion ist der intensive Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) und Simulationstechniken. Mit dem Projekt "AI for Fusion Engineering" entwickelt das Unternehmen gemeinsam mit der Universität Bonn, der Technischen Universität München und dem Forschungszentrum Jülich innovative Werkzeuge zur Optimierung von Stellaratoren. Diese Ansätze beschleunigen den Designprozess erheblich und reduzieren die Kosten für die Entwicklung.
KI-gestützte Modelle wie Physics-Informed Neural Networks erlauben es, komplexe physikalische Prozesse in Stellaratoren vorherzusagen und zu optimieren. Mit diesen Modellen können Ingenieure verschiedene Designs simulieren und so die besten Konfigurationen ermitteln, bevor teure Prototypen gebaut werden.
Stellaris ist ein neuartiger Stellarator-Entwurf mit Hochtemperatur-Supraleitern (HTS), modularen Spulen und einer optimierten Plasmakonfiguration, die auf den sogenannten SQuID-Designs basiert. Ziel ist es, eine stabile, unterbrechungsfreie Fusionsenergiequelle zu schaffen, die für eine kommerzielle Nutzung geeignet ist. Das Gerät soll rund 2700 MW Fusionsleistung erzeugen, was nach Wärmeumwandlung etwa 1 GW elektrische Leistung ergibt.
Ein zentraler Aspekt von Stellaris ist das innovative Spulen- und Magnetfeld-Design. Die Plasmaeinschlusskonfiguration wurde so optimiert, dass sie hohe Effizienz bei gleichzeitig reduziertem Energieverlust bietet. Darüber hinaus setzt der Reaktor auf eine sektorweise Wartungslösung, die es ermöglicht, Komponenten effizient auszutauschen, ohne die gesamte Struktur zu demontieren.
Neben der physikalischen und technischen Analyse wird auch die Wärmeableitung durch den Insel-Divertor untersucht, der sich bereits in Wendelstein 7-X bewährt hat. Die Kombination dieser Technologien soll Stellaris zu einem zukunftsfähigen Konzept für Fusionskraftwerke machen.
Da das Paper zahlreiche technische Details enthält, stellt dieser Überblick nur eine grobe Zusammenfassung dar.
Hochtemperatursupraleiter: Ein technologischer Meilenstein
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Ein weiterer entscheidender Baustein sind Hochtemperatursupraleitende (HTS) Magnete, die bei höheren Temperaturen und magnetischen Feldstärken arbeiten als herkömmliche Supraleiter. Diese Technologie ermöglicht kompaktere und effizientere Reaktordesigns und erweitert den Spielraum für innovative Geometrien. HTS-Materialien bestehen aus keramischen Verbindungen, die bei Temperaturen von bis zu -200 °C supraleitend bleiben, was im Vergleich zu klassischen Supraleitern ein deutlicher Vorteil ist.
Die Verwendung von HTS erlaubt es, stärkere magnetische Felder zu erzeugen, die für die Stabilisierung des Plasmas in Stellaratoren entscheidend sind. Dies reduziert nicht nur die Größe und die Kosten der Magnetspulen, sondern verbessert auch die Gesamteffizienz des Reaktors. Proxima Fusion arbeitet eng mit führenden Forschungseinrichtungen zusammen, um die Herausforderungen der Fertigung dieser komplexen Magnetstrukturen zu bewältigen. Hierbei wird unter anderem daran gearbeitet, die HTS-Bänder in die dreidimensionalen, verdrehten Formen zu bringen, die für Stellarator-Magnete erforderlich sind.
Zusätzlich ist Proxima Fusion an der Entwicklung von Demonstrationsmagneten beteiligt, die repräsentative Feldstärken und gespeicherte Energien nachweisen sollen. Diese Projekte sind wesentliche Schritte, um das Risiko in der Magnetentwicklung zu minimieren und die Technologie für den Einsatz in kommerziellen Kraftwerken zu skalieren.
Ein Blick auf die Geschichte von Proxima Fusion
Proxima Fusion wurde mit der Vision gegründet, die jahrzehntelange Forschung im Bereich der Kernfusion endlich in die Praxis zu überführen. Das Start-up entstand 2023 aus dem Max-Planck-Institut für Plasmaphysik und wird von einem hochkarätigen Team aus Wissenschaftlern und Ingenieuren geleitet. Zu den Gründern zählen Experten des MIT, von Google und der Max-Planck-Gesellschaft.
Finanziell ist das Unternehmen auf soliden Beinen. In mehreren Finanzierungsrunden sammelte Proxima Fusion insgesamt mehr als 27 Millionen Euro ein, unterstützt durch Investoren wie den High-Tech-Gründerfonds, Bayern Kapital und Redalpine. Darüber hinaus profitiert das Start-up von öffentlichen Mitteln in Höhe von 1,3 Milliarden Euro, die in das Fusionsreaktor-Experiment Wendelstein 7-X in Greifswald geflossen sind. Kürzlich hat Proxima Fusion eine weitere Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in Höhe von 6,5 Millionen Euro erhalten, um die Entwicklung von Stellarator-Fusionskraftwerken mithilfe von KI voranzutreiben.
Der Zeitplan: Vom Prototyp zur Energieversorgung
Proxima Fusion verfolgt ehrgeizige Ziele: Bereits 2031 soll ein Prototyp fertiggestellt sein, der mehr Energie produziert, als er verbraucht. Bis Ende der 2030er Jahre plant das Unternehmen, erste kommerzielle Stellarator-Fusionskraftwerke in Betrieb zu nehmen. Diese sollen eine stabile Grundlastfähigkeit bieten – ein entscheidender Vorteil gegenüber vielen erneuerbaren Energien.
Der Erfolg hängt jedoch nicht nur von technologischen Fortschritten ab. Wie Proxima-Gründer Jorrit Lion bei der Verleihung des Gründerszene Awards 2024 betonte, sind eine enge Zusammenarbeit mit der Politik und der Industrie sowie ein klarer regulatorischer Rahmen entscheidend, um die Technologie auf den Markt zu bringen.
Wo laut Proxima Risiken liegen
Proxima Fusion sieht verschiedene Risiken, darunter:
Regulatorische Herausforderungen: Die Genehmigung neuer Kraftwerkstechnologien ist ein komplexer und oft langwieriger Prozess. Proxima Fusion arbeitet daher eng mit politischen Entscheidungsträgern zusammen, um rechtliche Hürden frühzeitig zu adressieren.
Technologische Unsicherheiten: Trotz der vielversprechenden Fortschritte bleibt die Entwicklung stabiler und kosteneffizienter Stellaratoren eine große Herausforderung. Hier setzen Proximas KI-gestützte Optimierungsmethoden an, um Risiken in der Designphase zu minimieren.
Wirtschaftliche Risiken: Die hohen Investitionskosten für Forschung und Entwicklung könnten abschreckend wirken. Proxima sichert die Finanzierung durch strategische Partnerschaften und öffentliche Fördermittel ab.
Die langfristige Skalierbarkeit will das Unternehmen durch die kontinuierliche Verbesserung der Produktionsprozesse und die Automatisierung in der Herstellung gewährleisten. Durch die enge Integration von Simulationen und Fertigungsprozessen wollen sie kosteneffiziente Designs schneller realisieren.
Was wäre wenn? Integration in bestehende Energienetze
Proxima Fusion plant, Stellaratoren durch gezielte Kooperationen mit Energieversorgern und Netzbetreibern nahtlos in bestehende Energienetze zu integrieren. Stellarator-Kraftwerke sind darauf ausgelegt, eine stabile Grundlast bereitzustellen, was sie zu einer idealen Ergänzung für erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraft macht, die oft von Wetterbedingungen abhängen. Zudem werden Konzepte zur Flexibilität der Einspeisung entwickelt, um den schwankenden Energiebedarf in modernen Stromnetzen zu bedienen.
Kernfusion als Potenzial für die Zukunft
Die Aussicht auf unerschöpfliche, saubere Energie durch Kernfusion könnte eine globale Revolution auslösen. Stellarator-Fusionskraftwerke haben das Potenzial, den CO2-Ausstoß drastisch zu reduzieren und eine zuverlässige Energiequelle für die kommenden Generationen bereitzustellen. Proxima Fusion steht an der Spitze dieser Bewegung und könnte Deutschland als weltweiten Technologieführer etablieren.
Der Autor: Dr. Martin Large
(Bild: Hüthig)
Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.