Markus Blume, MdL, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst (l.), übergibt den Pioneer Award der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 2025 an Prof. Dr.-Ing. Gerhard P. Fettweis, TU Dresden (m). Rechts: Prof. Dr. Markus Schwaiger, Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

Markus Blume, MdL, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst (l.), übergibt den Pioneer Award der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 2025 an Prof. Dr.-Ing. Gerhard P. Fettweis, TU Dresden (m). Rechts: Prof. Dr. Markus Schwaiger, Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Bild: Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst)

Der Pioneer Award 2025 der Bayerischen Akademie der Wissenschaften geht an Gerhard P. Fettweis für seine Arbeiten zu Mobilfunkstandards und energieeffizienter Datenübertragung.

Was war ausschlaggebend für die Auszeichnung?

Die Bayerische Akademie der Wissenschaften hat Gerhard P. Fettweis mit dem Pioneer Award 2025 ausgezeichnet. In der offiziellen Begründung wird seine nachhaltige Wirkung auf die Entwicklung der Mobilfunktechnologie hervorgehoben. Die Arbeiten von Fettweis gelten als wegweisend für die Standards 3G, 4G, 5G und 6G. Ein besonderer Fokus seiner Forschung lag dabei auf der Entwicklung neuer Übertragungsverfahren, die eine hohe Datenrate bei gleichzeitig geringer Latenz und geringem Energieverbrauch ermöglichen. Diese Kombination ist zentral für Anwendungen, die in Echtzeit funktionieren müssen, etwa beim hochautomatisierten Fahren oder bei der Integration von Radarsensorik in bestehende Mobilfunksysteme.

Neben den technologischen Aspekten wurde auch der gesellschaftliche Nutzen seiner Arbeit in den Mittelpunkt gestellt. Durch die Kombination aus technischer Innovation und breiter Anwendbarkeit hat Fettweis Forschungsergebnisse hervorgebracht, die sowohl für die Industrie als auch für die Zivilgesellschaft von hoher Relevanz sind. In der offiziellen Begründung wird zudem betont, dass seine Konzepte die Grundlage für sichere und vertrauenswürdige digitale Infrastrukturen legen – eine Voraussetzung für die Akzeptanz und Leistungsfähigkeit zukünftiger digitaler Gesellschaften.

Welche Rolle spielt das „Taktile Internet“?

Das sogenannte „Taktile Internet“ nimmt eine Schlüsselstellung in der Forschungsagenda von Gerhard P. Fettweis ein. In der offiziellen Begründung zum Pioneer Award wird es als ein zentrales Konzept hervorgehoben, das in besonderer Weise die Brücke zwischen Grundlagenforschung und praktischer Anwendung schlägt. Dabei handelt es sich um ein Netzwerkmodell, das extrem kurze Reaktionszeiten – unterhalb einer Millisekunde – mit hoher Ausfallsicherheit kombiniert. Diese technischen Eigenschaften sind essenziell für Anwendungen, die auf sofortige Rückmeldung angewiesen sind, darunter Fernoperationen, Robotik oder industrielle Steuerungssysteme.

Das Taktile Internet geht über herkömmliche Kommunikationsstrukturen hinaus, da es eine direkte Mensch-Maschine-Interaktion in Echtzeit ermöglicht. In diesem Zusammenhang wird es als technologische Grundlage für eine Vielzahl zukünftiger Entwicklungen betrachtet – nicht zuletzt im Kontext der 6G-Technologie, bei der Kommunikation und Sensorik enger miteinander verknüpft werden. Fettweis hat diesen Ansatz maßgeblich geprägt und in der wissenschaftlichen und industriellen Community verankert. Seine Arbeiten tragen dazu bei, aus einem visionären Konzept eine technisch umsetzbare Realität zu machen.

Wie sieht die Zukunftsperspektive seiner Forschung aus?

Im Rahmen der 6G-Forschung verfolgt Fettweis das Ziel, den Energiebedarf von Mobilfunksystemen signifikant zu senken. Dabei wird auch die gleichzeitige Nutzung von Mobilfunksignalen für Kommunikation und Ortung untersucht. Dieser interdisziplinäre Forschungsansatz zielt darauf, technologische Effizienz mit gesellschaftlicher Relevanz zu verbinden.

Welche Bedeutung hat der Pioneer Award?

Der mit 300.000 Euro dotierte Pioneer Award der Bayerischen Akademie der Wissenschaften würdigt internationale Forschung, die technologisch innovativ ist und gesellschaftliche Wirkung entfaltet. Im Jahr 2025 liegt der Schwerpunkt auf Informations- und Kommunikationstechnologien. Die Auszeichnung wird durch die Ulrich L. Rohde Stiftung finanziert und soll den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Anwendung fördern.

Wie läuft das Auswahlverfahren ab?

Die Preisträgerauswahl erfolgt in einem mehrstufigen Verfahren durch ein unabhängiges Gremium unter Leitung des Präsidenten der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bewertet werden wissenschaftliche Exzellenz, gesellschaftliche Anschlussfähigkeit sowie der erfolgreiche Transfer in praxisnahe Lösungen. Eine internationale Ausschreibung bildet die Basis der Entscheidungsfindung.

Über den Preisträger Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Gerhard P. Fettweis

Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Gerhard P. Fettweis ist seit 1994 Inhaber des Vodafone Stiftungslehrstuhls für Mobile Nachrichtensysteme an der Technischen Universität Dresden. Seine wissenschaftliche Arbeit konzentriert sich auf die Entwicklung drahtloser Kommunikationssysteme, insbesondere im Bereich der Mobilfunkstandards von 3G bis 6G. Mit grundlegenden Beiträgen zur zuverlässigen, latenzarmen und energieeffizienten Datenübertragung hat er die technologische Entwicklung maßgeblich beeinflusst.

Seine akademische Laufbahn begann mit einem Studium an der RWTH Aachen, gefolgt von einer Tätigkeit als Wissenschaftler am IBM Almaden Research Center in San Jose, Kalifornien. Anschließend war er bei Teknekron Communications Systems Inc. in den USA tätig. Internationale Stationen als Gastwissenschaftler und Visiting Professor führten ihn unter anderem an die University of California, Berkeley.

Fettweis ist Mitbegründer von über zehn Technologieunternehmen, darunter Signalion, heute Teil von National Instruments, sowie Inradios und Radioplan. Er war zudem langjähriges Mitglied in Aufsichtsräten und Beratungsgremien namhafter Unternehmen wie National Instruments, Jenoptik, NXP Semiconductors und Funkwerk AG.

Am Barkhausen Institut in Dresden wirkt er seit 2018 als Scientific Director & CEO und forscht an vertrauenswürdigen IoT-Plattformen für das Taktile Internet. Weitere Tätigkeiten umfassen Mitgliedschaften in wissenschaftlichen Gremien und Fachgesellschaften, darunter IEEE und acatech. Für seine Arbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Stuart Meyer Memorial Award und dem Alcatel-Lucent Innovation Award.

Mit seinem interdisziplinären Forschungsansatz, der technologische Leistungsfähigkeit mit gesellschaftlicher Relevanz verbindet, zählt Fettweis zu den führenden Persönlichkeiten auf dem Gebiet der Informations- und Kommunikationstechnik.

Der Autor: Dr. Martin Large

Martin Large
(Bild: Hüthig)

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.

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