Innovation für Energie der Zukunft

Wie private Initiativen die Kernfusion antreiben

Veröffentlicht Geändert
Helions Trenta-Fusionsgenerator
Im Gegensatz zu Tokamak- und Stellarator-Reaktoren erzeugt Helions Trenta-Fusionsgenerator Strom direkt aus dem Fusionsprozess. Das Unternehmen ist eines von vielen, die privat finanziert werden.

Private Unternehmen drängen mit innovativen Konzepten in die Kernfusionsforschung und versprechen eine schnellere und kosteneffizientere Umsetzung. Doch können sie die riesigen Herausforderungen meistern, um die Energiezukunft zu gestalten?

Der Traum (nicht nur in der Politik) von der Kernfusion als unerschöpfliche Energiequelle ist ein gigantisches Unterfangen, das nicht nur staatliche Forschungsprojekte wie ITER vorantreiben. Die Einführung zur Kernfusion hat bereits gezeigt, dass enorme Investitionen und technologische Fortschritte nötig sind, um diese Vision zu verwirklichen. Neben internationalen Kooperationen haben sich auch zahlreiche private Unternehmen in den letzten Jahren in das Rennen um die Fusionsenergie eingeschaltet. Private Unternehmen und Investoren wie Bill Gates, Jeff Bezos und George Soros stecken Milliarden in die Entwicklung dieser Zukunftstechnologie. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die innovativen Ansätze dieser Unternehmen und wie sie versuchen, die Kernfusion schneller und wirtschaftlicher umzusetzen.

Der Aufstieg privater Unternehmen in der Fusionsforschung

Neben großen staatlich geförderten Projekten wie ITER setzen auch private Unternehmen auf die Kernfusion. Laut dem "Global Fusion Industry Report 2024" der Fusion Industry Association gibt es weltweit 45 Unternehmen, die an der Kommerzialisierung der Fusionsenergie arbeiten. Diese Unternehmen verteilen sich auf verschiedene Länder, wobei die USA mit Abstand führend sind. Die genaue Verteilung der Start-ups zeigt die starke internationale Dynamik in diesem innovativen Bereich:

  • USA: 25 Unternehmen
  • Vereinigtes Königreich: 3 Unternehmen
  • Deutschland: 3 Unternehmen
  • Japan: 3 Unternehmen
  • China: 3 Unternehmen
  • Schweiz: 2 Unternehmen
  • Australien, Kanada, Frankreich, Israel, Neuseeland, Schweden: je 1 Unternehmen

Dabei verfolgen die 45 erfassten Unternehmen weltweit unterschiedliche technologische Ansätze zur Fusionsenergie. Die Verteilung ist wie folgt:

  • Magnetischer Einschluss:

    • Tokamak/Sphärischer Tokamak: Mindestens 10 Unternehmen
    • Stellarator: Mindestens 3 Unternehmen
    • Field-Reversed Configuration (FRC): Mindestens 3 Unternehmen
  • Inertialer Einschluss:

    • Lasergetriebene Inertialfusion: Mindestens 5 Unternehmen
    • Schockgetriebene Inertialfusion: Mindestens 1 Unternehmen
  • Magneto-Inertialer Einschluss:

    • Plasma Jet Driven Magneto Inertial Fusion (PJMIF): Mindestens 1 Unternehmen
    • Z-Pinch: Mindestens 1 Unternehmen
  • Elektrostatische Ansätze:

    • Dense Plasma Focus: Mindestens 1 Unternehmen
  • Hybride Ansätze: Mindestens 2 Unternehmen

Diese Vielfalt an technologischen Ansätzen unterstreicht die Innovationskraft und die unterschiedlichen Strategien, die private Unternehmen weltweit verfolgen, um die Herausforderungen der Fusionsenergie zu meistern.

Firmen wie Helion Energy, Tokamak Energy, Novatron und Commonwealth Fusion Systems arbeiten an innovativen Konzepten, die kosteneffizienter und schneller umsetzbar sein sollen. Ihre Ansätze basieren oft auf neuen Technologien, wie Hochtemperatur-Supraleitern, die stärkere Magnetfelder erzeugen und weniger aufwändige Kühlung benötigen. Mehr über die technologische Entwicklung von Tokamaks und Stellaratoren lesen Sie hier.

Welche technologischen Ansätze verfolgen private Fusionsunternehmen?

Tokamaks und Stellaratoren

Beim Tokamak wird das Plasma durch einen Stromfluss stabilisiert, der im Inneren des Plasmas erzeugt wird. Die torusförmige Bauweise (ähnlich einem Donut) und die starken Magnetfelder stellen sicher, dass das Plasma nicht mit den Wänden des Reaktors in Kontakt kommt.

  • Tokamak Energy in Großbritannien setzt auf den kompakten „ST80-HTS“, einen Tokamak, der Hochtemperatur-Supraleiter verwendet. Diese werden mit flüssigem Stickstoff statt mit Helium gekühlt, was günstiger und praktischer ist. Der „ST80-HTS“ soll bis 2026 fertiggestellt sein und bis in die frühen 2030er Jahre einen netzfähigen Reaktor liefern.

  • Commonwealth Fusion Systems in den USA arbeitet an SPARC, einem Tokamak, der magnetische Felder von über 12 Tesla erzeugt und das Plasma auf etwa 80 Millionen Kelvin erhitzt. SPARC dient als Prototyp für einen späteren kommerziellen Reaktor und soll 2025 in Betrieb gehen.

Eine Weiterentwicklung des magnetisches Einschluss stellt der Stellarator dar, der durch eine verdrehte Magnetfeldgeometrie eine bessere Stabilität des Plasmas ermöglicht. Unternehmen wie Type One Energy und Renaissance Fusion setzen auf diese Technologie und planen, diese komplexe, aber potenziell effizientere Methode für kostengünstigere und stabilere Fusionsreaktoren zu nutzen.

Die Trägheitsfusion basiert auf der komprimierenden Wirkung hoher Kräfte auf eine kleine Brennstoffkapsel, bis eine Fusion ausgelöst wird. Diese Methode wird in der National Ignition Facility (NIF) verwendet und von Unternehmen wie First Light Fusion weiterentwickelt.

  • First Light Fusion arbeitet mit kinetischer Energie, um eine Projektil-basierte Kapsel zu komprimieren. Diese Methode, inspiriert von der Natur, nutzt ein 22 Meter langes Geschütz, das ein Projektil mit hoher Geschwindigkeit auf eine Kapsel schießt. Erste Versuche zeigen, dass diese Technik Fusion ermöglichen könnte, wenngleich noch viele technische Herausforderungen bestehen.

Diese Methode vermeidet den Bedarf an großen Magnetfeldern, was die Komplexität und die Kosten des Systems verringern könnte, wenn sie weiterentwickelt wird.

Milliardenförderung und deutsche Innovationskraft

Das Münchener Startup Proxima Fusion, ein Spin-Out des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik, profitiert sowohl von privaten als auch öffentlichen Investitionen. Neben 20 Millionen Euro aus einer Seed-Runde 2024 und weiteren Finanzierungsbeiträgen wurde das Unternehmen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 6,5 Millionen Euro gefördert. Gemeinsam mit Partnern wie dem Forschungszentrum Jülich, der Universität Bonn und der Technischen Universität München treibt Proxima Fusion die Entwicklung von Stellaratoren voran – Fusionsreaktoren, die saubere Energie liefern sollen. Das Ziel: Bis Ende der 2030er Jahre soll der erste kommerzielle Fusionsreaktor in Europa ans Netz gehen.

KI als Schlüsseltechnologie für Fusionsenergie

Ein zentraler Fokus von Proxima Fusion liegt auf dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz, um Stellaratoren effizienter zu gestalten. Mit maschinellem Lernen sollen die komplexen Geometrien der Reaktoren optimiert und numerische Simulationen deutlich beschleunigt werden. Diese Technologie ermöglicht es, stabilere Plasmaflüsse sicherzustellen und neue Designkonzepte schneller umzusetzen. Durch die Zusammenarbeit mit führenden deutschen Forschungseinrichtungen verbindet Proxima Fusion wissenschaftliche Spitzenleistung mit modernster Computertechnologie, um die Energie der Zukunft zu realisieren.

Hier lesen Sie mehr zur Geschichte und den Plänen zur Fusionsenergie Made in Germany.

Überblick über ausgewählte Fusionsreaktoren: Wo sie stehen, was sie machen und wie weit sie sind.

Das deutsche Start-up Proxima Fusion mit Sitz in München entwickelt innovative Stellaratoren als Fusionskraftwerke. Mit rund 30 Mitarbeitern, KI-gestützten Designs und Hochtemperatursupraleitern will das Unternehmen bis 2031 einen energiepositiven Prototyp fertigstellen.
Das deutsche Start-up Proxima Fusion mit Sitz in Münchenentwickelt innovative Stellaratoren als Fusionskraftwerke. Mit rund 30 Mitarbeitern, KI-gestützten Designs und Hochtemperatursupraleitern will das Unternehmen bis 2031 einen energiepositiven Prototyp fertigstellen.
Proxima Fusion befindet sich aktuell in der Entwicklungsphase. Mithilfe von 27 Millionen Euro privater Investitionen und öffentlichen Mitteln wird der erste Prototyp vorangetrieben. Die Technologie basiert auf dem Wendelstein 7-X-Experiment in Greifswald, das bereits mehrere Rekorde in der Fusionsforschung aufgestellt hat. Der Einsatz von KI und Hochtemperatursupraleitern optimiert den Designprozess und beschleunigt die Realisierung.
Proxima Fusion befindet sich aktuell in der Entwicklungsphase. Mithilfe von 27 Millionen Euro privater Investitionen und öffentlichen Mitteln wird der erste Prototyp vorangetrieben. Die Technologie basiert auf dem Wendelstein 7-X-Experiment in Greifswald, das bereits mehrere Rekorde in der Fusionsforschung aufgestellt hat. Der Einsatz von KI und Hochtemperatursupraleitern optimiert den Designprozess und beschleunigt die Realisierung.
ITER ist ein internationaler Tokamak-Fusionsreaktor, der den Ansatz der magnetischen Einkapselung verfolgt. Der Reaktor befindet sich in Cadarache, Frankreich, und rund 2.000 Mitarbeiter aus verschiedenen Ländern sind am Projekt beteiligt.
ITER ist ein internationaler Tokamak-Fusionsreaktor, der den Ansatz der magnetischen Einkapselung verfolgt. Der Reaktor befindet sich in Cadarache, Frankreich, und rund 2.000 Mitarbeiter aus verschiedenen Ländern sind am Projekt beteiligt.
Der aktuelle Projektstatus von ITER sieht vor, dass der erste Plasma-Versuch im Jahr 2025 stattfinden soll. Ein bedeutender Meilenstein wurde kürzlich mit dem erfolgreichen Einbau der kryogenen Abschirmung erreicht.
Der aktuelle Projektstatus von ITER sah eigentlich vor, dass der erste Plasma-Versuch im Jahr 2025 stattfinden soll. Allerdings wird sich der Plan aufgrund von Problemen mit Schweißnähten und Rissen in der Fusionskammer verzögern.
Die letzte Naht an der stählernen Außenhaut von Wendelstein 7-X wurde im Mai 2013 geschlossen. Der Kern der Anlage ist im Rohbau fertig.
Der – im Vergleich zu Iter deutlich kleinere – Stellarator Wendelstein 7-X nutzt einen innovativen Ansatz zur magnetischen Einkapselung und Stabilisierung von Plasmen. Er befindet sich in Greifswald, Deutschland, und wird von etwa 400 Mitarbeitern des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik betrieben.
Blick in das Plasmagefäß von Wendelstein 7X nach Umbauarbeiten im November 2021
2018 gelang es Wendelstein 7-X, ein Plasma für 100 Sekunden stabil zu halten, was als Durchbruch für die Stellarator-Technologie gilt. Nach einer Wartungsphase nahm der Kernfusions-Reaktor im September 2024 den Versuchsbetrieb mit deutlichen Verbesserungen wieder auf. Im Februar 2023 erreichte Wendelstein 7-X dann einen neuen Rekord: Ein Energieumsatz von 1,3 Gigajoule wurde für 480 Sekunden (8 Minuten) aufrechterhalten.Dies übertraf den vorherigen Bestwert um das 17-fache. Die Wissenschaftler planen, den Energieumsatz in den kommenden Jahren auf 18 Gigajoule zu steigern und das Plasma für eine halbe Stunde stabil zu halten.
National Ignition Facility
Die National Ignition Facility (NIF) nutzt den Trägheitseinschluss-Ansatz mit Hochleistungslasern, um Brennstoffpellets zur Fusion zu komprimieren. Die Anlage steht in Livermore, Kalifornien, USA, und beschäftigt über 1.000 Mitarbeiter.
Die Targetkammer der National Ignition Facility des LLNL, in der 192 Laserstrahlen mehr als 2 Millionen Joule ultravioletter Energie auf ein winziges Brennstoffpellet lieferten, um am 5. Dezember 2022 eine Fusionszündung zu erzeugen.
Im Bild: Die Targetkammer, in der 192 Laserstrahlen mehr als 2 Millionen Joule ultravioletter Energie auf ein winziges Brennstoffpellet lieferten, um am 5. Dezember 2022 eine Fusionszündung in der NIF zu erzeugen. Dabei wurde mehr Energie durch die Fusion erzeugt, als durch die Laser eingebracht wurde.
Das Large Helical Device (LHD) ist ein Stellarator, der zur Erforschung der Plasmaphysik und Fusionsenergie dient. Der Reaktor befindet sich in Toki, Gifu, Japan, und etwa 300 Wissenschaftler und Ingenieure arbeiten daran.
Das Large Helical Device (LHD) ist ein Stellarator, der seit 1998 zur Erforschung der Plasmaphysik und Fusionsenergie dient. Der Reaktor befindet sich in Toki, Gifu, Japan, und etwa 300 Wissenschaftler und Ingenieure arbeiten daran.
Large Helical Device (LHD)
2023 konnte im Large Helical Device (LHD) in Japan erstmals die Kernfusion von Wasserstoff und Bor in einem Magneteinschluss-Plasma erfolgreich nachgewiesen werden, ein bedeutender Schritt in Richtung sauberer, nicht-radioaktiver Fusionskraftwerke. Durch das Einbringen von Borkörnchen ins Plasma und das Beschießen mit energiereichen Protonen gelang es, eine signifikante Menge an Heliumkernen zu erzeugen, was die Fusionsreaktion bestätigte. Die Forscher sehen in diesen Ergebnissen eine Basis für die Entwicklung sichererer und umweltfreundlicherer Fusionsreaktoren. TAE Technologies plant bis 2030, Prototypen für Reaktoren zu entwickeln, die auf diesem Konzept basieren und möglicherweise mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen.
Das Omega Laser Facility am Laboratory for Laser Energetics (LLE) der Universität Rochester
Der OMEGA-Laser, der zur Erforschung der Trägheitsfusion verwendet wird, steht in Rochester, New York, USA. Über 1.000 Mitarbeiter, darunter 450 Wissenschaftler und Ingenieure, arbeiten an diesem Projekt des Laboratory for Laser Energetics (LLE).
Das Omega Laser Facility am Laboratory for Laser Energetics (LLE) der Universität Rochester
Das OMEGA-Lasersystem der University of Rochester hat erfolgreich neue Fortschritte in der Trägheitsfusion erzielt und damit als potenzieller "Zündfunke" für größere Fusionsreaktionen gedient. Mit nur 28 Kilojoule Laserenergie wurden winzige Kapseln mit Deuterium und Tritium so komprimiert, dass ein Plasma entstand, das Fusionsreaktionen ermöglichte.
Der Korea Superconducting Tokamak Advanced Research (KSTAR)
Der Korea Superconducting Tokamak Advanced Research (KSTAR) verfolgt den supraleitenden Tokamak-Ansatz zur Untersuchung der Plasmaphysik und Fusionsenergie. Die Anlage befindet sich in Daejeon, Südkorea, und es sind rund 150 Wissenschaftler und Ingenieure beteiligt.
Der Korea Superconducting Tokamak Advanced Research (KSTAR)
Im Jahr 2020 gelang es KSTAR – „Koreas künstliche Sonne“ – , ein Plasma für 20 Sekunden bei über 100 Millionen Grad Celsius aufrechtzuerhalten, was als großer Meilenstein in der Plasmaphysik gilt. Ende März 2024 brannte das Plasma im Reaktor sogar für 48 Sekunden bei 100 Millionen Grad Celsius.)
Der EAST-Tokamak für die Fusionsforschung am Institut für Plasmaphysik der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (ASIPP) in Hefei, China
Der Experimental Advanced Superconducting Tokamak (EAST) verwendet ebenfalls supraleitende Technologie, um Langzeit-Plasmaentladungen zu erforschen. Der Reaktor steht in Hefei, China, mit mehr als 200 Forschern und Technikern im Team.
Plasma im EAST
Im Mai 2023 erreichte EAST einen bedeutenden Durchbruch: Es gelang, ein Plasma für 403 Sekunden (etwa 6,7 Minuten) bei einer Temperatur von 120 Millionen °C aufrechtzuerhalten.. "Key issues for long-pulse high-βNoperation with theExperimental Advanced Superconducting Tokamak(EAST)". Nuclear Fusion 57 (5): 056021.DOI:10.1088/1741-4326/aa626c.ISSN0029-5515. Figure 5,CC BY 3.0,Link)
Erstes Plasma im SMART-Tokamak, aufgenommen mit einer superschnellen Kamera im sichtbaren Spektrum
SMART (SMall Aspect Ratio Tokamak) ist ein neu entwickelter, kompakter Tokamak-Fusionsreaktor an der Universität Sevilla in Spanien.Entwickelt und betrieben wird er vom Plasma Science and Fusion Technology Laboratory unter der Leitung von Professor Manuel García Muñoz und Professorin Eleonora Viezzer. Mit einem geringen Aspektverhältnis und den Abmessungen von nur 1,6 × 1,6 Metern stellt SMART eine innovative Plattform für die Erforschung neuer Plasmageometrien dar, insbesondere der negativen Triangularität.
Beispiele für verschiedene Gleichgewichte, die bei SMART erreicht werden können.
Im Januar 2025 gelang dem SMART-Tokamak erstmals die Erzeugung von Plasma, ein bedeutender Meilenstein in der Fusionsforschung. Durch den Einsatz negativer Triangularität testet der Reaktor ein neuartiges Design, das den Weg zu kleineren und effizienteren Fusionskraftwerken ebnen könnte. Die gewonnenen Daten aus den ersten Plasmatests werden mit Hochgeschwindigkeitskameras im sichtbaren Spektrum aufgezeichnet und analysiert, um die Stabilität und Leistungsfähigkeit des Plasmas zu bewerten.
Century hat sich zum Ziel gesetzt, drei Hauptaspekte des Zap-Energiekonzepts zu integrieren und zu testen: sich wiederholende gepulste Stromversorgungen, dem Plasma zugewandte zirkulierende Flüssigmetallwände und Technologie zur Abschwächung von Elektrodenschäden.
Zap Energy ist ein in Everett, Washington, ansässiges Unternehmen, das an einer kostengünstigen und kompakten Fusionslösung arbeitet. Das Team um die Gründer Benj Conway, Brian A. Nelson und Uri Shumlak setzt auf die Sheared-Flow-Stabilized Z-Pinch-Technologie, die ohne supraleitende Magnete auskommt und eine wirtschaftlich tragfähige Fusion ermöglichen soll.
Der Z-Pinch-Effekt ist ein elektromagnetisches Phänomen, bei dem elektrische Ströme Magnetfelder erzeugen, die so stark sind, dass sie Materie komprimieren. Zap will diesen Effekt nutzen, um die Fusionsforschung voranzutreiben und die Idee der Fusionsenergie Wirklichkeit werden zu lassen. Dabei ist das Unternehmen über die Theoriephase hinaus.
Der aktuelle Entwicklungsstand von Zap Energy sieht mit dem Century-Projekt die erste vollintegrierte Demonstration relevanter Fusionskraftwerk-Technologien vor. Während wichtige Meilensteine wie eine stabile Plasmaerzeugung und hohe Neutronenausbeuten erreicht wurden, stehen noch weitere Herausforderungen bevor, darunter die Skalierung der Technologie und die Entwicklung robuster Materialien für den Langzeitbetrieb.

Wie vereinen Hybridansätze Feld- und Trägheitskonfinierung?

Hybridmethoden kombinieren magnetische und trägheitsbasierte Konfinierung, um die Energiedichte und Effizienz zu steigern. Unternehmen wie General Fusion und Helion Energy haben solche Ansätze entwickelt und setzen auf eine Kombination aus Magnetfeldern und Druckkräften.

  • General Fusion in Kanada komprimiert eine plasmagefüllte Kammer mit Dampfkolben. Diese Methode ist nicht nur vergleichsweise kompakt, sondern dank des Einsatzes von flüssigem Blei und Lithium auch besonders langlebig und strahlungssicher.

  • Helion Energy in den USA nutzt eine Kombination aus Deuterium und Helium-3, um Plasma zu erhitzen und direkt elektrische Energie zu erzeugen. Dies könnte den Energiegewinn pro Fusion erheblich steigern.

Welche alternativen Ansätze gibt es noch in der Fusionsforschung?

Neben den klassischen Methoden experimentieren einige Unternehmen mit völlig neuen Ansätzen. So setzt TAE Technologies – unterstützt durch Google – auf die Kollision von Plasma-Strahlen, während ZAP Energy die Z-Pinch-Technologie nutzt, bei der elektrische Felder das Plasma so stark komprimieren, dass Fusion entsteht. Beide Methoden könnten sich als kostengünstige Alternativen erweisen, da sie mit einer kleineren Infrastruktur auskommen.

Der Autor: Dr. Martin Large

Martin Large

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.

Weitere Artikel von Martin Large