Elektronik-Fertigung

09. Okt. 2024 | 09:48 Uhr | von Petra Gottwald

Ein Blick hinter die Kulissen

Wie Zollner die Digitalisierung vorantreibt

Zollner – ein mittelständisches Unternehmen aus dem oberpfälzischen Zandt mit globalem Footprint. Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen und (digitalen) Pläne des Unternehmens und erfahren mehr über Branche, Kunden und Erfolge.

Luftaufnahme vom Zollner Hauptgebäude im oberpfälzischen Zandt

Wie nutzt Zollner die Digitalisierung als Erfolgsstrategie? Ein Blick auf Technologien, Prozesse und nachhaltige Innovationen. (Bild: Zollner)

Das 1965 gegründete Familienunternehmen zählt heute zu den weltweit 15 größten EMS-Anbietern und ist mittlerweile an 24 Standorten in der Welt zuhause. Seit der Gründung vor fast 60 Jahren hat sich das Unternehmen zu einem der führenden EMS-Dienstleister entwickelt. Zu seinen Kernkompetenzen gehören die Elektronik- und Mechatronikfertigung sowie Design- und Entwicklungsdienstleistungen, die auf verschiedene Branchen wie Automotive, Industrieelektronik, Healthcare & Lifesciences und Luftfahrt & Verteidigung ausgerichtet sind. Mit weltweit 24 Standorten und mehr als 13.000 Mitarbeitern kann Zollner seinen Kunden umfassende EMS-Lösungen bieten.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei Zollner?

Ein zentrales Thema in der strategischen Ausrichtung  ist die digitale Transformation. In der Elektronikfertigung sind Effizienz, Qualität und Flexibilität von entscheidender Bedeutung, und die Digitalisierung eröffnet neue Wege, um diese Herausforderungen zu meistern. Zollner hat früh erkannt, dass die Integration digitaler Technologien in allen Bereichen des Unternehmens entscheidend ist, um auch künftig wettbewerbsfähig zu bleiben. Dabei spielen Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), Internet of Things (IoT), sowie Big Data-Analysen eine zentrale Rolle.

Christian Lorenz, Director Digital & Security bei Zollner, Zandt
Zitat

„Durch eine gezielte Entwicklung von Datenfähigkeiten, die Etablierung gemeinsamer Datenplattformen und den Einsatz von KI können Unternehmen die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen.“

Christian Lorenz, Director Digital & Security bei Zollner, Zandt
(Bild: Zollner)

Die Implementierung der digitalen Transformation erfolgt bei dem EMSler auf mehreren Ebenen. Auf der Fertigungsebene wird zunehmend auf Industrie 4.0- Standards gesetzt. Das bedeutet, dass Produktionsprozesse automatisiert und durch Echtzeit-Datenanalysen

optimiert werden. So lassen sich Maschinen und Systeme effizienter steuern und überwachen, was nicht nur die Produktivität erhöht, sondern auch die Fehlerquote senkt. Zudem ermöglicht dies eine schnellere Reaktion auf Veränderungen in der Produktion und Lieferkette.

Optimierte Produktionsprozesse – modernste Technologien ermöglichen eine kontinuierliche Verbesserung der Fertigungsqualität und -effizienz bei Zollner.
Optimierte Produktionsprozesse – modernste Technologien ermöglichen eine kontinuierliche Verbesserung der Fertigungsqualität und -effizienz bei Zollner. (Bild: Zollner)

So setzt Zollner die Transformation um

Die Elektronikindustrie steht vor der gewaltigen Aufgabe, sich für die Zukunft zu rüsten und dabei nicht nur aktuelle Technologien zu integrieren, sondern auch strategische Schritte zur langfristigen Digitalisierung zu unternehmen. Dazu meint Christian Lorenz, Director Digital & Security bei Zollner, dass es nicht ausreicht, lediglich die IT-Betriebe zu modernisieren. Vielmehr müsse eine umfassende Transformation stattfinden, die alle Unternehmensbereiche betrifft und so aussehen könnte:

  • Datenfähigkeit entwickeln: „Um für die Zukunft gewappnet zu sein, müssen Unternehmen eine gewisse Datenfähigkeit entwickeln, die sie sonst nicht erreichen würden, weil jeder in seinen Silos tickt“, erklärte Lorenz. Dies bedeutet, dass Unternehmen Daten nicht nur sammeln, sondern auch sinnvoll nutzen und miteinander verknüpfen müssen.
  • Datenplattformen etablieren: Lorenz hob hervor, dass eine gemeinsame Datenplattform unerlässlich ist. „Wir müssen aufhören, in Prozesssilos zu denken, und eine technische sowie organisatorische Grundlage schaffen, die eine einheitliche Datenbasis bietet.“
  • Stammdaten pflegen: Die Pflege und Standardisierung von Stammdaten sei ein oft unterschätzter, aber entscheidender Faktor. „Ohne eindeutige Stammdaten haben wir nur Probleme“, so Lorenz. Diese Daten seien die Grundlage für jegliche Automatisierung und Digitalisierung.
  • Prozessautomatisierung und KI: Der Einsatz von KI und Automatisierung ist ein weiterer wichtiger Schritt. „Wir müssen Prozesse automatisieren, um effizienter zu arbeiten und menschliche Fehler zu minimieren“, betonte Lorenz. Dies umfasse sowohl wirtschaftliche als auch technische Prozesse.

Wie fördert der digitale Zwilling Effizienz und Innovation?

Ein treffendes Beispiel für den digitalen Fortschritt ist der Einsatz des digitalen Zwillings. Dieser ist ein virtuelles Abbild eines physischen Produkts, Prozesses oder Systems, das in Echtzeit mit dem Original verbunden ist. Durch diese Technologie kann Zollner Produktionsanlagen, Maschinen und sogar ganze Produktionslinien digital simulieren und überwachen, um sie zu optimieren, bevor Änderungen in der realen Welt erfolgen.

Der digitale Zwilling ermöglicht es, eventuelle Störungen im Produktionsprozess früh zu erkennen und zu beheben, bevor sie auftreten. Zudem lassen sich mit der Technologie verschiedene Szenarien durchspielen, um die bestmöglichen Produktionsabläufe zu identifizieren. Dies führt neben der Effizienzsteigerung auch zu Kostensenkungen und einer höheren Produktqualität.

Darüber hinaus wird der digitale Zwilling in Zandt nicht nur in der Fertigung, sondern auch in der Produktentwicklung genutzt. Entwickler können virtuelle Prototypen erstellen und diese in unterschiedlichen Szenarien testen, ohne physische Modelle produzieren zu müssen. Dies beschleunigt die Entwicklungsprozesse und ermöglicht es dem Unternehmen, schneller auf Marktanforderungen zu reagieren.

Mitarbeiter haben bei Zollner eine zentrale Bedeutung in der digitalen Transformation

Bei all diesen technologischen Entwicklungen steht der Mensch im Mittelpunkt. Die Mitarbeiter von Zollner sind entscheidend für den Erfolg der digitalen Transformation. Das Unternehmen legt großen Wert darauf, seine Belegschaft kontinuierlich weiterzubilden und auf die Anforderungen der Digitalisierung vorzubereiten. Dies geschieht durch gezielte Schulungen und Weiterbildungsprogramme, die die Mitarbeiter in die Lage versetzen, mit neuen Technologien wie KI, Datenanalyse und Automatisierung umzugehen.

Zusammen stark: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meistern alle Herausforderungen gemeinsam und sind mit der Schlüssel zu digitalen Transformation.
Zusammen stark: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meistern alle Herausforderungen gemeinsam und sind mit der Schlüssel zu digitalen Transformation. (Bild: Zollner)

Gleichzeitig fördert das oberpfälzische Unternehmen eine innovative Unternehmenskultur, in der die Mitarbeiter ermutigt werden, neue Ideen einzubringen und bestehende Prozesse kritisch zu hinterfragen. Durch diese Kombination aus technologischem Fortschritt und einem starken Fokus auf die Mitarbeiter kann Zollner  die digitale Transformation erfolgreich gestalten.

Wie integriert Zollner Nachhaltigkeit in seine Strategie?

Zollner integriert Nachhaltigkeit fest in seine Unternehmensstrategie. Als globaler Hersteller hat das Unternehmen zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um seinen ökologischen Fußabdruck zu verringern. Dazu gehören die Optimierung der Produktionsprozesse, die Reduzierung des Energieverbrauchs sowie der verstärkte Einsatz erneuerbarer Energien. Zollner fördert nachhaltige Lieferketten und stellt sicher, dass auch Zulieferer ökologische Standards einhalten. Das Unternehmen strebt an, den CO₂-Ausstoß zu senken und den Materialverbrauch durch Recycling-Technologien zu reduzieren, um sowohl Umwelt als auch Effizienz zu fördern.

Die Autorin: Dipl. Ing. Dipl. Wirt. Ing (FH) Petra Gottwald

Petra Gottwald / Redaktion all-electronics
(Bild: Petra Gottwald)

Die Doppel-Ingenieurin (Textiltechnik und Wirtschaft) hat nur ein Ziel: Sie möchte Menschen für technische Themen begeistern - ob sie wollen oder nicht. So kommt es schon 'mal vor, dass sie ihren Freunden die komplexe Herstellung einer Leiterplatte in einer packenden Story erzählt oder wie man Elektronik in Textilien einbaut. Privat düst sie auf leisen Sohlen durch die Gegend, denn sie hat seit 2016 ein Faible für Elektromobilität und will mit ihrem Wissen Interessierten die Reichweitenangst beim voll-elektrischen Fahren nehmen.

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