„Die Kunden erwarten ein Fahrzeug, das kontinuierlich aktualisiert wird und sich nahtlos in ihre digitalen Ökosysteme einfügt“, erklärt Christian Salzmann, BMW, auf seinem Vortrag auf dem 28. Automobil-Elektronik Kongress.

„Die Kunden erwarten ein Fahrzeug, das kontinuierlich aktualisiert wird und sich nahtlos in ihre digitalen Ökosysteme einfügt“, erklärt Christian Salzmann, BMW, auf seinem Vortrag auf dem 28. Automobil-Elektronik Kongress. (Bild: Matthias Baumgartner)

Chris Saltzman, VP Global SW-Strategy, -Platform and -Factory bei BMW, betonte auf dem diesjährigen Automobil-Elektronik Kongress, dass Software zunehmend das Herzstück moderner Fahrzeuge bildet. Der Begriff "Software Defined Vehicle" (SDV) spiegelt diese Entwicklung wider, da Software mittlerweile eine zentrale Rolle bei der Konzeption und Entwicklung neuer Fahrzeuge spielt. Im Fokus stehen dabei nicht nur Sicherheits- und Konnektivitätsfunktionen, sondern auch die Nutzererfahrung und die Fähigkeit zur Autonomie.

Warum ist die Komplexität bei SDVs so hoch?

Die Entwicklung von SDVs ist laut Saltzman eine der komplexesten Herausforderungen der Automobilindustrie. In den letzten zehn Jahren hat sich die Komplexität der Fahrzeugsoftware vervierfacht, während die Anforderungen an die Sicherheit um das Achtfache gestiegen sind. Die Zahl der Softwarecontainer, die in den Fahrzeugen eingesetzt werden, hat sich in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. Diese Entwicklung zeigt, dass der Softwareanteil an der Gesamtentwicklung von Fahrzeugen exponentiell zunimmt.

Saltzman erklärte weiter, dass diese Komplexität nicht nur durch die schiere Menge an Features verursacht wird, sondern auch durch die Notwendigkeit, diese Features in eine sichere und effiziente Systemarchitektur zu integrieren.

Vortrag von Christian Salzmann, BMW

Wie begegnet BMW der Herausforderung der Standardisierung?

Saltzman betonte, dass BMW in den letzten Jahren große Fortschritte bei der Standardisierung und der Entwicklung von Tools zur Softwareentwicklung gemacht hat. Dabei hob er die Bedeutung der sogenannten „Software Factory“ hervor, eine Entwicklungsumgebung, die es den Entwicklern ermöglicht, gemeinsam und effizient an Projekten zu arbeiten. Er unterstrich, dass die Standardisierung von Lösungen und Prozessen der Schlüssel zur Bewältigung der enormen Komplexität ist.

Dennoch sieht Saltzman in der Automobilindustrie noch erhebliches Potenzial zur Verbesserung. Insbesondere die Integration und Validierung von Software, die in vielen Projekten und Organisationen mehrfach durchgeführt wird, bezeichnete er als ineffizient und nicht wertschöpfend. Hier sieht BMW Möglichkeiten, durch verstärkte Zusammenarbeit und den Einsatz von Open-Source-Lösungen Zeit und Ressourcen zu sparen.

Save the date: 29. Automobil-Elektronik Kongress

Am 24. und 25. Juni 2025 findet zum 29. Mal der Internationale Automobil-Elektronik Kongress (AEK) in Ludwigsburg statt. Dieser Netzwerkkongress ist bereits seit vielen Jahren der Treffpunkt für die Top-Entscheider der Elektro-/Elektronik-Branche und bringt nun zusätzlich die Automotive-Verantwortlichen und die relevanten High-Level-Manager der Tech-Industrie zusammen, um gemeinsam das ganzheitliche Kundenerlebnis zu ermöglichen, das für die Fahrzeuge der Zukunft benötigt wird. Trotz dieser stark zunehmenden Internationalisierung wird der Automobil-Elektronik Kongress von den Teilnehmern immer noch als eine Art "automobiles Familientreffen" bezeichnet.

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Im Channel zum Automobil-Elektronik Kongress finden Sie Rück- und Vorberichterstattungen sowie relevanten Themen rund um die Veranstaltung.

Zitat

Die Komplexität der Fahrzeugsoftware hat sich in den letzten zehn Jahren vervierfacht, während die Anforderungen an die Sicherheit um das Achtfache gestiegen sind.

Christian Salzmann, BMW, zur Komplexität der Fahrzeugsoftware

Wie kann Open Source zur Lösung der Probleme beitragen?

Ein weiterer zentraler Punkt von Saltzmans Vortrag war die Rolle von Open-Source-Software in der Entwicklung von SDVs. Er stellte klar, dass Open Source nicht als Ersatz für bestehende Standards wie AUTOSAR betrachtet werden sollte, sondern als ergänzendes Werkzeug. Open Source bietet die Möglichkeit, gemeinsame Lösungen zu entwickeln und zu teilen, wodurch der Integrationsaufwand reduziert wird.

Saltzman betonte jedoch, dass Open Source allein nicht ausreiche. Es bedarf eines klar definierten Geschäftsmodells, das den Anforderungen der Automobilindustrie gerecht wird und sicherstellt, dass die notwendigen Qualifikationen und Sicherheitsstandards erfüllt werden.

Welche Modelle schlägt BMW vor?

BMW hat bereits begonnen, die Idee eines „Stack Maintainers“ zu entwickeln, eine Rolle, die für die Integration und Qualifikation von Open-Source-Komponenten verantwortlich ist. Dieser Ansatz, ähnlich dem, was Google mit Android im Smartphone-Bereich erreicht hat, könnte auch in der Automobilindustrie erfolgreich sein. Saltzman erklärte, dass BMW bereits mit mehreren Partnern an der Entwicklung solcher Modelle arbeitet und aktiv die Teilnahme an der Eclipse Software-Defined-Vehicle-Initiative vorantreibt.

Zitat

Open Source bietet uns die Möglichkeit, gemeinsame Lösungen zu entwickeln und zu teilen, wodurch der Integrationsaufwand reduziert wird.

Christian Salzmann, BMW, zu Open Source

Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit in der Zukunft der SDVs?

Zusammenarbeit war ein wiederkehrendes Thema in Saltzmans Vortrag. Er erinnerte daran, dass BMW sich seit Jahren für die Zusammenarbeit in nicht-differenzierenden Bereichen der Automobilindustrie einsetzt. Dies ist auch bei der Entwicklung von SDVs von zentraler Bedeutung. Saltzman schloss seinen Vortrag mit einem Aufruf zur verstärkten Zusammenarbeit in der Branche, um die Herausforderungen der Komplexität gemeinsam zu bewältigen und den Kunden ein herausragendes digitales Erlebnis zu bieten.

 

FAQ-Box: Die wichtigsten Erkenntnisse des Vortrags von Chris Saltzman

Was ist ein "Software Defined Vehicle" (SDV)? Ein SDV ist ein Fahrzeug, dessen Funktionen und Steuerungen maßgeblich durch Software definiert und gesteuert werden.

Warum ist Software für die Fahrzeugentwicklung so wichtig? Software ermöglicht die Steuerung und Verwaltung aller Fahrzeugfunktionen und bietet Vorteile wie Wiederverwendbarkeit und Upgradefähigkeit, die für eine tiefgreifende Integration in digitale Ökosysteme sorgen.

Welche Herausforderungen bringt die zunehmende Softwarekomplexität mit sich? Die Komplexität der Software wächst stetig, was neue Plattformen, Tools und APIs erfordert, um diese Komplexität zu bewältigen.

Wie können neue Kollaborationsmodelle helfen? Modelle wie Open Source ermöglichen es, Lösungen effizient zu teilen und zu standardisieren, was die Entwicklungsprozesse beschleunigt und qualitativ verbessert.

Über Christian Salzmann

Christian Salzmann ist Vice President bei der BMW Group, verantwortlich für die globale Software-Strategie, -Fabrik und -Plattformen. Nach dem Abschluss seines Masterstudiums in Informatik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der University of Massachusetts Dartmouth sowie einer Forschungszeit an der University of South Australia, promovierte er an der Technischen Universität München.

Seit 2003 ist Salzmann bei der BMW Group tätig, wo er zunächst als Teamleiter für Software-Infrastruktur bei BMW Car IT begann. Im Laufe seiner Karriere übernahm er verschiedene Führungspositionen, darunter Leiter der Zentral-Gateway-Steuergeräte, Leiter der Softwareentwicklung für Karosserie und ADAS, sowie Leiter der Softwareentwicklung für Automobil-Kernfunktionen. Von 2017 bis 2019 leitete er die Softwareplattform für ADAS und autonomes Fahren und war gleichzeitig Geschäftsführer von BMW Car IT.

Von 2019 bis 2024 war er als Senior Vice President für Connected Company, Elektronik und autonomes Fahren bei BMW China tätig und fungierte zudem als Vorsitzender des Vorstands von BMW ArcherMind Information Technology Co., Ltd. Seit 2024 ist er in seiner aktuellen Rolle als Vice President Global Software Strategy, -Factory und -Platforms bei der BMW Group tätig, wo er seine umfangreiche Erfahrung und sein Fachwissen in die Weiterentwicklung moderner Automobiltechnologien einbringt.

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