
Ole Mende, Audi (l.) und Bodo Specht, VW, bei ihrem Vortrag "Change in Electrical Systems: Time to Switch on 48V?" auf dem 12. Kongress "Bordnetze im Automobil" (Bild: Matthias Baumgartner)
Die Automobilindustrie steht bei Bordnetzen vor einem gewaltigen Umbruch. Das haben Dr. Bodo Specht von Volkswagen und Dr. Uli Mende von Audi bei ihrem Vortrag auf dem Bordnetz Kongress klar vermittelt: Die Zeit ist reif für den Umstieg auf 48-Volt-Bordnetze. Warum das so ist, was die Vorteile der 48-Volt-Technologie sind und welche Herausforderungen noch bewältig werden müssen, erfahren Sie in dieser Zusammenfassung.
Warum reden wir über 48-Volt-Bordnetze im Auto?
Die Diskussion um 48-Volt-Bordnetze wird geführt, weil die steigenden Energieanforderungen moderner Fahrzeuge mit den traditionellen 12-Volt-Systemen schwer zu bewältigen sind. Mit jedem neuen Fahrzeugmodell wachsen die Anforderungen an Leistung für Fahrfunktionen, Komfort und weitere elektrische Verbraucher. Das 48-Volt-System bietet eine höhere Leistungsfähigkeit und Effizienz, die notwendig ist, um den steigenden Energiebedarf effektiv zu decken und die technologische Weiterentwicklung in der Automobilindustrie zu unterstützen. „Die Funktionalitäten nehmen zu, die Energiebedarfe steigen, und die Architekturen werden komplexer. Am Ende des Tages müssen diese Architekturen auch mit Strom versorgt werden“, erklärte Dr. Specht. Die bisherigen 12-Volt-Systeme stoßen an ihre Grenzen, was Leistungsfähigkeit und Effizienz betrifft.
Was sind die Vorteile der 48-Volt-Technologie?
Die beiden Vortragenden stellten vor allem vier Vorteile heraus:
- Höhere Energieeffizienz: Durch die höhere Spannung können die Stromstärken niedriger gehalten werden, was die Leitungsverluste signifikant reduziert.
- Bessere Leistungsfähigkeit: Mit 48 Volt lassen sich leistungsstärkere Systeme und Komponenten im Fahrzeug integrieren, was insbesondere für fortschrittliche Fahrfunktionen und Energiebedarfe nützlich ist.
- Kosten- und Ressourceneffizienz: Durch geringere Leitungsquerschnitte und den reduzierten Materialeinsatz wie Kupfer kann langfristig gespart werden.
- Umwelt- und Nachhaltigkeitsvorteile: Weniger Materialverbrauch führt zu niedrigeren CO2-Emissionen in der Produktion und Betrieb durch geringere Verluste.

Dr. Uli Mende zur Notwendigkeit der Umstellung:
„Wir glauben, dass 48 Volt aus unserer Sicht ein wettbewerbsdifferenzierendes Merkmal sein werden. Wir haben mehr Verbraucher und stellen fest, dass die Energiequellen, die wir heute haben, entweder erheblich ausgebaut werden müssen oder wir doppelte Systeme benötigen.“
Alle Infos zum Bordnetze im Automobil Kongress

Der 13. Kongress "Bordnetze im Automobil" wird am 6. bis 7. Mai 2025 in Ludwigsburg, stattfinden. Die Vorbereitungen sind bereits im Gange. Sind Sie gespannt? Registrieren Sie sich jetzt und sichern Sie sich Ihr Ticket. Mit dem Code "82510115-AE15" sparen Sie 15 % auf den regulären Preis.
Weitere Informationen zum Bordnetze im Automobil Kongress finden Sie hier sowie auf dem LinkedIn-Kanal.
Welche Herausforderungen gibt es bei der Umstellung?
Dr. Mende beleuchtet die Herausforderungen der Umstellung auf 48-Volt-Systeme im Automobilsektor, besonders im Hinblick auf die Anpassung bestehender 12-Volt-Steuergeräte. Er betont: „Die Bestandssteuergeräte auf 12 Volt stellen einen erheblichen Investitionsaufwand dar, den wir möglichst klein halten wollen.“ Zusätzlich sind umfassende Entwicklungsarbeiten in den Bereichen Elektronik und Steuerung erforderlich. Eine erfolgreiche Einführung und breite Akzeptanz von 48-Volt-Systemen setzt zudem die Entwicklung von standardisierten Komponenten und Schnittstellen voraus. Die anfänglich höheren Investitionen zur Entwicklung und Integration dieser Systeme sowie die Notwendigkeit einer Marktakzeptanz, um eine kosteneffiziente Produktion zu ermöglichen, werden als wesentliche Herausforderungen gesehen. Es ist daher entscheidend, dass die Industrie eine gemeinsame Strategie entwickelt, um die notwendige kritische Masse für eine effiziente Umsetzung zu erreichen.

Dr. Bodo Specht über die bisherigen Versuche:
„In den 90er Jahren haben wir den ersten Versuch gestartet, die Bordnetzspannung auf 42 Volt anzuheben. Die Angst vor Lichtbögen und die hohen Investitionen haben uns damals so viele Sorgen bereitet, dass das Thema gescheitert ist.“
Wie geht es weiter?
Die Industrie steht vor der Aufgabe, durch Kooperation und Standardisierung die Weichen für eine breite Einführung von 48-Volt-Systemen zu stellen. Dabei geht es um die Weiterentwicklung der Systeme, die Schaffung von Industriestandards und schließlich um die breite Einführung der neuen Technologie in neue Fahrzeugmodelle. Der Dialog und die Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg sind entscheidend, um die technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen zu meistern und die Vorteile der 48-Volt-Technologie voll auszuschöpfen. Wir brauchen ein industrieübergreifendes Commitment für 48 Volt“, so Dr. Specht.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vortrag
Warum ist die Umstellung auf 48 Volt notwendig?
Die Umstellung ist notwendig, um den steigenden Energiebedarf moderner Fahrzeuge zu decken und die Effizienz zu erhöhen.
Welche Vorteile bietet die 48-Volt-Technologie?
Erhöhte Leistung und Effizienz, Kosteneinsparungen durch geringeren Materialeinsatz und eine bessere Umweltbilanz.
Welche Herausforderungen müssen bewältigt werden?
Die Anpassung bestehender Systeme und die Standardisierung neuer Komponenten sind die größten Herausforderungen.
Wie sieht die Zukunft der Bordnetzarchitekturen aus?
Langfristig wird ein vollständig auf 48 Volt arbeitendes Bordnetz angestrebt, unterstützt durch zonale Konzepte und neue Energieverteiler.
Über Dr. Ole Mende
Ole Mende ist derzeit als Direktor für Elektrische Verteilungssysteme bei Audi AG tätig. In dieser Rolle leitet er die Entwicklung und Implementierung von fortschrittlichen Verdrahtungssystemen und elektrischen Architekturen, die für die modernen Fahrzeugkonzepte von Audi entscheidend sind. Mende hat eine führende Rolle bei der Automatisierung der Produktion von Kabelbäumen und der Implementierung neuer Standards, die als branchenweite Enabler für End-to-End-Lösungen dienen.
Über Bodo Specht
Bodo Specht ist derzeit Leiter der Fahrzeug-Bordnetzentwicklung bei Volkswagen. In dieser Position ist er verantwortlich für die Entwicklung und Optimierung der elektrischen Systeme, die in den Fahrzeugen des Unternehmens verwendet werden. Vor seiner aktuellen Rolle war Specht bei Audi tätig, wo er die Entwicklung von Kabelbaumsystemen leitete.
Der Autor: Dr. Martin Large

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.