Schaeffler-Flaggen vor Firmengebäude

(Bild: Schaeffler)

Update, 15.03.2024: Schaeffler und Vitesco schließen Verschmelzungsvertrag

Schaeffler und Vitesco haben mit Zustimmung der jeweiligen Aufsichtsräte einen Verschmelzungsvertrag abgeschlossen. Dieser legt die Bedingungen der Verschmelzung von Vitesco auf Schaeffler rechtsverbindlich fest. Mit dem unterzeichneten Vertrag wurde das bereits veröffentlichte vorläufige Umtauschverhältnis von 5:57 verbindlich bestätigt. Demnach erhalten die Vitesco-Aktionäre für eine Vitesco-Aktie 11,4 Schaeffler-Aktien.

Die Wirksamkeit des Verschmelzungsvertrags steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Hauptversammlungen beider Gesellschaften. Schaeffler geht davon aus, die Transaktion im vierten Quartal 2024 abschließen zu können.

Update, 28.11.2023: Schaeffler und Vitesco unterzeichnen Vereinbarung zum Unternehmenzusammenschluss

Schaeffler und Vitesco haben ein Business Combination Agreement (BCA) unterzeichnet, um eine führende Motion Technology Company zu gründen. Zeitgleich können die Aktionäre noch über das Übernahmeangebot abstimmen, das Schaeffler auf 94 Euro pro Aktie angehoben hat. Stimmen die Aktionäre zu, entsteht einer der größten Zulieferer mit einem Umsatz von rund 25 Milliarden Euro und 120.000 Mitarbeitenden.

Auch ein neuer, neunköpfiger Vorstand ist geplant, geleitet von Klaus Rosenfeld, dem Vorstandsvorsitzenden von Schaeffler. Die E-Mobilitäts-Sparte wird von Thomas Stierle, einem Manager von Vitesco, geführt.

Abgeschlossen soll die Transaktion im vierten Quartal 2024.

Update, 16.11.2023: Übernahmeangebot liegt Investoren zur Abstimmung vor

Nach Freigabe der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) hat Schaeffler am 15.11.2023 das Angebot zum Erwerb alles ausstehenden Aktien von Viteso veröffentlicht. Aktionäre können jetzt bis einschließlich 15. Dezember 2023 über das Angebot von 91 Euro pro Aktie abstimmen. Viele Investoren schätzen den Kaufpreis allerdings als zu gering ein.

Der Top-100-Zulieferer Schaeffler gab bekannt, seinen deutschen Wettbewerber Vitesco übernehmen zu wollen. Das Erwerbsangebot von Schaeffler beläuft sich auf 91 Euro pro Aktie, was nach Unternehmensangaben 20 Prozent über dem 3-Monatsdurschnittskurs lag. Vitesco, ehemals die Antriebssparte von Continental, wird damit mit 3,64 Milliarden Euro bewertet. Geplant ist mit der Übernahme eine führende Motion Technology Company mit vier fokussierten Sparten zu schaffen. Das kombinierte Unternehmen wird über 120.000 Mitarbeitende beschäftigen und über 44 Forschungs- und Entwicklungszentren sowie mehr als 100 Produktionswerke in allen großen Weltregionen verfügen.

Nicole Ahner
(Bild: Hüthig)

Das Entstehen eines Giganten – ein Kommentar von Dr. Ing Nicole Ahner

Schaeffler will Vitesco übernehmen – was für eine Nachricht! Sollte der Deal tatsächlich Realität werden, entsteht ein neuer Gigant im Automotive-Sektor. Immerhin hätte das Unternehmen dann 120.000 Mitarbeiter, über 40 Entwicklungszentren und mehr als 100 Werke. Rein vom Portfolio her macht die Übernahme durchaus Sinn, denn beide Unternehmen sind gerade bei der Elektromobilität ziemlich komplementär unterwegs, und genau in diesem Sektor strebt das neue Unternehmen dann natürlich nichts anderes als die Marktführerschaft an.

Insgesamt scheint es kaum Widerstand gegen die Fusion zu geben, selbst aus Richtung Gewerkschaften steht man durchaus hinter der Fusion. Die IG Metall hält die Verschmelzung für sinnvoll. Die Frage ist nur, ob auch alle Arbeitsplätze erhalten bleiben können. Wir sind gespannt und halten Sie auf dem Laufenden.

Übernahme soll Aktienstruktur vereinfachen

Die Übernahme soll als dreistufige Transaktion durchgeführt werden, wobei das Erwerbsangebot der Schritt ist für die Verschmelzung von Vitesco mit Schaeffler ist. Nach erfolgreicher Übernahme sollen die Vorzugsaktien in stimmberechtigte Stammaktien umgewandelt werden. Vorbehaltlich der Zustimmung der Aktionäre wird der Abschluss der Gesamttransaktion im vierten Quartal 2024 erwartet. Die Transaktion führt zu einer vereinfachten Aktionärsstruktur von Schaeffler mit nur einer Aktiengattung mit vollen Stimmrechten, einer verbesserten Liquidität in der Aktie und einem erhöhten Streubesitz von voraussichtlich etwa 30 Prozent. Schaeffler erwartet, dass die Schaeffler-Aktie nach der Transaktion in den MDAX und den MSCI Europe aufgenommen wird.

Schaeffler erhofft sich mit dem Zusammenschluss, die Wettbewerbsfähigkeit erheblich verbessern wird und weist darauf hin, dass Schaeffler und Vitesco gerade bei der Elektrifizierung über ein sehr komplementäres Technologieportfolio verfügen. Das kombinierten Unternehmen will dann in diesem Bereich eine lückenlose Produktpalette anzubieten und so das beschleunigte Wachstumspotenzial der Elektromobilität zu nutzen.

Gliederung in vier Geschäftsbereiche

Mit der Transaktion beabsichtigt Schaeffler, sein Geschäfts- und Technologieportfolio zu erweitern, insbesondere im Bereich der Elektromobilität, und eine führende Motion Technology Company zu schaffen. Diese soll aus vier fokussierten Sparten bestehen:

(1) In der Sparte E-Mobility sollen komplementären Kompetenzen von Schaeffler und Vitesco gebündelt werden.

(2) Die Sparte Powertrain & Chassis soll die etablierten Geschäftsfelder beider Unternehmen im Bereich der konventionellen Antriebe und Fahrwerksysteme einnehmen.

(3) Die Sparte Vehicle Lifetime Solutions soll die Automotive-Aftermarket-Aktivitäten von Vitesco mit der bestehenden Aftermarket-Plattform von Schaeffler vereinen und so einen integrierten Plattform-Anbieter schaffen.

(4) Die Sparte Bearings & Industrial Solutions wird aus der bisherigen Sparte Industrial und dem Unternehmensbereich Automotive Bearings bestehen.

Das Synergiepotenzial der Transaktion schätzt Schaeffler auf jährlich 600 Millionen Euro, das im Jahr 2029 vollständig erreicht werden soll. Auf Basis der Jahreszahlen von 2022 wird Schaeffler nach dem Zusammenschluss einen erwarteten Jahresumsatz von rund 25 Milliarden Euro.

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