
Chinas neue AV-Regulierungen lassen die Alarmglocken bei Tesla schrillen. Ohne das Unternehmen namentlich zu nennen, trifft Peking genau die Systeme, die Elon Musks Marke einst revolutionär machten. (Bild: railwayfx @ AdobeStock)
Der Drache lässt die Muskeln spielen. Nach dem teilweisen Stopp von Exporten bei seltenen Erden, hat China in der dynamischen Welt der autonomen Fahrtechnologien kürzlich drastische regulatorische Änderungen vorgenommen, die besonders für Tesla weitreichende Konsequenzen haben könnten. Wie der Beitrag "Has China Just Banned Tesla?" von Junko Yoshida zeigt, scheinen die neuen Richtlinien speziell auf die Geschäftspraktiken des US-amerikanischen Elektroautoherstellers abzuzielen – aber ohne das Unternehmen explizit zu nennen.
Die neuen chinesischen Regulierungen im Detail
Also. Was ist genau passiert? Das chinesische Ministerium für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) hat am 16. April 2025 umfassende Einschränkungen für autonome Fahrtechnologien vorgestellt. Diese Maßnahmen kommen kurz nach einem tödlichen Unfall mit einem Xiaomi SU7, bei dem drei Menschen ums Leben kamen. Doch wie Yoshida betont: „Schließen Sie nicht daraus, dass chinesische Regulierungsbehörden Xiaomi im Visier hatten. Tesla ist vielmehr das Ziel der neuen AV-Richtlinie.“
Die wichtigsten Punkte der neuen Regulierungen umfassen:
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Verbot öffentlicher Beta-Testprogramme: „Öffentliche Tests, ob mit Tausenden oder Zehntausenden von Nutzern, müssen durch offizielle Genehmigungskanäle gehen“, wie aus den MIIT-Dokumenten hervorgeht.
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Strenge Regulierung der Marketingterminologie: Begriffe wie "autonomes Fahren", "intelligentes Fahren" oder "fortschrittliches intelligentes Fahren" sind in Marketingmaterialien nicht mehr erlaubt.
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Verbot von Remote-Parking- und Abruffunktionen: Funktionen, die ohne Fahreraufsicht operieren, werden nicht mehr für Produkte genehmigt.
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Durchsetzung strenger Hands-on-Anforderungen: Fahrer müssen die Hände am Lenkrad behalten; bei längerer Nichtbeachtung müssen Risikominderungsstrategien aktiviert werden.
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Starke Einschränkungen für OTA-Updates: Over-the-Air-Updates werden stark reguliert, um „häufige OTA-Updates zu reduzieren und das Versionsrisikomanagement zu verbessern.“
Warum Tesla besonders betroffen ist
Diese Maßnahmen treffen genau die Kernelemente, die Tesla von seinen Wettbewerbern unterscheiden. „Diese Punkte, die jetzt eingeschränkt werden, sind die unverwechselbaren Merkmale, die Tesla lange Zeit zu 'Tesla' gemacht haben“, schreibt Yoshida. Solange diese unreguliert blieben, konnte Elon Musk seine Marke deutlich von der Konkurrenz abheben – nicht nur in China, sondern weltweit.
Tesla hat bereits reagiert, indem es den Namen seiner FSD-Software (Full Self-Driving) in China geändert hat. Laut CnEVPost wurde der Name des Software-Pakets von "FSD Intelligent Assisted Driving" (FSD) zu "Intelligent Assisted Driving" geändert – ein deutliches Zeichen dafür, dass das Unternehmen sich den neuen Regeln anpassen muss.
Ein Wandel in Chinas Haltung gegenüber Tesla
Die Beziehung zwischen China und Tesla scheint sich zu wandeln. „Unter den Chinesen – selbst der Regierung – war Tesla lange Zeit eine verehrte Fahrzeugmarke. Tesla war schließlich ein wichtiger Beschleuniger für EV/AV-Innovationen in China“, erklärt Yoshida. Doch die jüngste Welle von AV-Regulierungsmaßnahmen signalisiert eine drastische Änderung in der Haltung der chinesischen Regulierungsbehörden gegenüber Tesla.
Besonders auffällig: Tesla hatte große Hoffnungen, die Nutzung von FSD in China bis Ende dieses Jahres zu verbreiten. Doch ein FSD-Test in China, der nur eine Woche dauerte, wurde am 24. März abrupt ausgesetzt. Grace Tao, Teslas Vizepräsidentin für China, beschrieb die Aussetzung als eine "Pause" und führte sie auf eine Änderung der chinesischen Politik zurück, die eine strengere Aufsicht für NOA-Software-Updates (Navigation on Autopilot) vorschreibt.
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Zudem gab es 2025 auch die 2. ACC in Amerika, die dritte folgt am 25. und 26. März 2024 in Detroit.
Chinas eigene AV-Ambitionen
Interessanterweise steht diese verschärfte Regulierung im Kontrast zu Chinas eigenen Ambitionen im Bereich autonomer Fahrzeuge. Wie China Daily berichtet, hat Peking im Januar 2025 neue Vorschriften für autonome Fahrzeuge genehmigt, die am 1. April 2025 in Kraft treten sollen. Diese Vorschriften "fördern und unterstützen ausdrücklich Maßnahmen für technologische Innovation und industrielle Entwicklung im Bereich autonomer Fahrzeuge."
Dies deutet darauf hin, dass China nicht generell gegen autonome Fahrtechnologien ist, sondern vielmehr die Kontrolle über deren Entwicklung und Einsatz behalten möchte – möglicherweise zum Vorteil einheimischer Hersteller wie BYD, Nio, Xpeng und anderer.
Globale Implikationen für Sicherheitsstandards
Die chinesischen Regulierungen könnten auch weitreichende Auswirkungen auf globale Sicherheitsstandards haben. Jack Stilgoe, Professor am University College London, merkt gegenüber Forbes an: „Wenn die USA einen Ansatz verfolgen würden, der wie Chinas neue Regeln funktioniert – und vor der Freigabe neuer Software Tests verlangt – dann würde Teslas Ansatz, den die meisten Experten für rücksichtslos halten, plötzlich unmöglich werden.“
Junko Yoshida stellt eine provokante Frage: „Ist die USA bereit – und ernsthaft gewillt –, mit China in Sachen Sicherheit gleichzuziehen?“
Ein neues Kapitel für autonome Fahrzeuge in China
Die neuen Regulierungen markieren ein neues Kapitel für autonome Fahrzeuge in China. Sie zeigen, dass die chinesische Regierung bereit ist, klare Grenzen zu setzen, selbst für etablierte internationale Akteure wie Tesla. Dies könnte ein Vorbote für ähnliche regulatorische Entwicklungen in anderen Märkten sein, da Regierungen weltweit mit den Herausforderungen der autonomen Fahrtechnologie konfrontiert werden.
Für Tesla bedeutet dies eine erhebliche Anpassung seiner Strategie in einem seiner wichtigsten Märkte. Für die Branche insgesamt könnte es ein Signal sein, dass der unregulierte "Wild West"-Ansatz bei der Entwicklung und Vermarktung autonomer Fahrtechnologien zu Ende geht.
Der Autor: Dr. Martin Large

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.