Highlights der IAA Transportation: elektrische Nutzfahrzeuge kommen
Alfred VollmerAlfredVollmer
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Diese Variante des brandneuen ID Buzz gehörte zu den Klein(st)fahrzeugen auf der IAA Transportation 2022. Dieser Beitrag zeigt das ganze Spektrum vom Lastenrad bis zur Fernverkehrs-Zugmaschine für den Auflieger – und zwar alles rein elektrisch angetrieben. Die Energie kommt aus der Batterie oder aus Wasserstoff, und beim hochautomatisierten Fahren gibt es auch viel Neues.(Bild: Alfred Vollmer)
Die IAA 2022 hat es deutlich gezeigt: der Übergang zur Elektromobilität kommt – auch bei Nutzfahrzeugen. Bei welchen Ausstellern das besonders klar wurde und wie unser Redakteur die Messe erlebte, lesen Sie hier.
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Fragen und Antworten zur IAA Transportation 2022
Frage 1: Was war das Hauptthema der IAA Transportation 2022?
Das Hauptthema der IAA Transportation 2022 war die Elektromobilität, insbesondere im Bereich der Nutzfahrzeuge. Die Messe zeigte ein breites Spektrum an elektrisch angetriebenen Fahrzeugen, von Kleinstfahrzeugen bis hin zu schweren Zugmaschinen für 40-Tonner.
Frage 2: Welche neuen Technologien wurden auf der IAA Transportation 2022 vorgestellt?
Es wurden verschiedene neue Technologien vorgestellt, darunter Batterie- und Ladetechnik, Wasserstoffantriebe und autonome Fahrsysteme. Es gab auch eine Vielzahl von Lösungen für Klein- und Kleinst-Nutzfahrzeuge.
Frage 3: Wie hat sich die Präsenz von Elektromobilität im Vergleich zu vor vier Jahren verändert?
Im Vergleich zu vor vier Jahren war die Präsenz von Elektromobilität auf der IAA Transportation 2022 deutlich stärker. Fast alle Aussteller stellten ihre E-Fahrzeuge sehr prominent in den Vordergrund, und es gab viele mehr Lösungen im Bereich der Elektromobilität.
Frage 4: Welche Rolle spielte China auf der IAA Transportation 2022?
Chinesische Aussteller präsentierten eine Reihe von attraktiven Exponaten und gingen teilweise mit ganz anderen Ansätzen an die Elektromobilität heran als die Europäer. Ihre Präsenz und ihr Auftritt deuteten darauf hin, dass sie ein ernsthafter Wettbewerber für die europäischen Hersteller werden könnten.
Frage 5: Was sind die Aussichten für die Zukunft der Elektromobilität im Nutzfahrzeugbereich?
Die Aussichten für die Zukunft der Elektromobilität im Nutzfahrzeugbereich sind sehr positiv. Die Hersteller nehmen die Elektromobilität sehr ernst, und der Markt verlangt nach CO2-neutralen Lösungen. Es wird erwartet, dass die Zahl der elektrisch angetriebenen Nutzfahrzeuge in den kommenden Jahren weiter steigen wird.
Auf der IAA Transportation 2022 in Hannover war wirklich das ganze Spektrum der Elektromobilität vertreten – von Kleinstfahrzeugen (ab E-Lastenrad) über Kleintransporter, Verteiler-Lkws und Busse für den Nahverkehr bis zu Fernreisebussen und schweren Zugmaschinen für 40-Tonner. Auch wenn es sich im Vorfeld bereits angedeutet hatte, war etwas trotzdem beeindruckend: Das waren keine Insellösungen einzelner Hersteller, sondern teils bereits sehr seriennahe Prototypen von vielen verschiedenen Herstellern. Auch die Aussteller von Aufbauten haben sich im großen Stil auf die neue Energiequelle ausgerichtet und nutzen jetzt Elektromotoren zum Antrieb von Hydraulikpumpen, Kühlaggregaten etc.
Um ihnen einen Eindruck von der Bandbreite in den Bereichen E-Mobilität, Nutzfahrzeugen und weiteren Aspekten zu geben. Haben wir für jeden der Teilbereiche eine kleine Bildergalerie zusammengestellt. Über dieses Menü kommen sie schnell zu den einzelnen Punkten:
Kommentar: Für mich war die IAA 2022 ein Elektromobilitäts-Feuerwerk
(Bild: Hüthig)
Ich bin mit sehr großen Erwartungen auf die IAA Transportation 2022 gereist, aber was ich dort an Lösungen im Bereich Elektromobilität gesehen habe, hat meine kühnsten Vorstellungen bei weitem übertroffen – und das ist bei einem Elektroingenieur, der seit über 30 Jahren als Technikjournalist arbeitet, wirklich sehr schwer. Teilweise musste ich schon regelrecht nach den Fahrzeugen mit Verbrennerantrieb (in der Regel Diesel) suchen. Die Hersteller meinen es also wirklich ernst mit der Elektromobilität. Allerdings verlangt der Markt auch danach, denn nur wenn die Logistikkette CO2-neutral arbeitet, kann auch ein Produkt als CO2-neutral gelten.
Während ich vor vier Jahren noch regelrecht nach rein elektrisch angetriebenen Lösungen im Nutzfahrzeugbereich suchen musste, waren in diesem Jahr die Verbrennerfahrzeuge schon die Vorstufe von Exoten, denn fast alle Aussteller stellten ihre E-Fahrzeuge sehr prominent in den Vordergrund. Offensichtlich konnte sich es praktisch kein Aussteller mehr leisten, auf E-Mobilitätslösungen zu verzichten. Interessanterweise hatten in diesem Jahr einige Unternehmen große Stände mit E-Lösungen, die vor vier Jahren noch gar nicht auf meiner Besuchsliste standen.
Nicht nur Daimler bot aktiv die Möglichkeit, rein elektrisch betriebene Lkws auf dem Messegelände Probe zu fahren.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Auch die Hersteller von Aufbauten – vom Kran bis zum (Tief-)Kühlaufleger – haben sich auf den elektrischen Antrieb eingestellt.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Jeder OEM hat seine eigene Topologie- und Verkabelungsstrategie, hier zum Beispiel ein schwerer Verteiler-Lkw von DAF.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Nicht nur Volvo zeigte rein batteriebetrieben Zugmaschinen für den Fernlastverkehr bis in den 40-Tonnen-Bereich, mit denen keine „ungeplanten Stopps“, also keine ausschließlich technisch notwendigen Ladestopps mehr notwendig sind: Die Pflichtpausen der Fahrer reichen aus, um die Batterien wieder aufzuladen – eine entsprechend leistungsfähige Ladestation am Rastpunkt vorausgesetzt.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Daimlers rein elektrische Zugmaschine für den Fernverkehr…(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
…sieht definitiv nicht nach einem Versuchsaufbau aus.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Und das Unternehmen Nikola (so hieß der Erfinder, Physiker und Elektroingenieur Tesla mit Vornamen), das sich bereits sehr früh für den rein batteriegetriebenen Fernschwerverkehr stark gemacht hat, ..(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
… zeigte eine offensichtlich schon ziemlich seriennahe Zugmaschine für den Einsatz bis 44 t mit hochintegriertem Aufbau für eine Reichweite bis 530 km bei 738 kWh Batteriekapazität…(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
… sowie den passenden Antrieb als Einzelexponat. Die E-Achse bringt eine Dauerleistung von 480 kW.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Mit seiner Weltpremiere Cetrax2 bringt ZF eine Lösung für den direkten Austausch des Dieselaggregats durch eine Elektromaschine. Der Motor bietet 360 kW Dauerleistung und ein maximales Antriebsdrehmoment von bis zu 24.700 Nm. Der rechts vorn im Bild sichtbare Wechselrichter für Cetrax2 arbeitet mit SiC-Technologie bei 800 V und ist daher für diese Leistungsklasse extrem kompakt.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Viele Zulieferer zeigten integrierte Achsantriebe für die Bereiche Kleintransporter, Busse sowie leichte bis schwere Lkw.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Batterie und Laden: Auch Megawatt-Ladestation light
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Alle E-Fahrzeuge verfügen über Batterien, und diese müssen nicht nur eine (sehr) hohe Leistungsdichte aufweisen und den widrigen Umgebungsbedingen im Dauer-Straßenbetrieb trotzen, sondern auch regelmäßig geladen werden. Daher war es nur all zu logisch, dass diverse Hersteller von (DC-)Ladestationen ihre Produkte zeigten. Eine Ladestation hatte sogar eine große integrierte Batterie.
E-Mobility: Laden
(Bild: AdobeStock_39293318)
Wo und wie lässt sich ein E-Auto aufladen? Welche Leistungselektronik steck in einer Ladesäule? Wie wird die Ladesäule intelligent? Halbleiter, Hochvolt-Komponenten, Stecker, Kabel, Wallboxen, Kommunikation, Infrastruktur, Standards, Services und mehr. Die Technologien dahinter finden Sie hier.
Zwar prägten die HPC-Lader (High Performance Charging, Hochleistungs-Laden) das Messebild, aber immerhin gab es ein Hochleistungs-DC-Ladesystem zu sehen, das über einen „dreieckigen“ Megawatt-Ladestecker verfügte. Aber nicht nur über klassische Steckverbinder sondern auch über Oberleitungen beziehungsweise über Pantographen zur Nutzung an Haltestellen kann die Energie in die Fahrzeuge kommen, wie entsprechende Exponate zeigten.
„Natürlich“ gab es auch bei den Batterien selbst interessante Lösungen, die vom Wiederausgraben bereits totgeglaubter Lösungen über hochdicht gepackte Module bis zu neuen Zelltechnologien reichen.
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Die Neuheiten der IAA Transportation 2022 bei Batterie- und Ladetechnik
Während eine Batterie für einen Pkw zum Beispiel so aussehen kann (hier eine von Webasto in Deutschland entwickelte und in Korea für Hyundai/Kia gefertigte Variante), …(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
…sind im Nutzfahrzeugbereich eher Batterien im Format eines klassischen Lkw-Dieseltanks üblich. Hier im Bild oben Webastos 35-kWh-Serienbatterie und unten rechts der Prototyp einer 45-kWh-Variante, die 2024 als Plug-and-Play-Ersatz in Serie gehen soll. Links hinten oben ein HVH genannter 12-kW-Heizer, der aktuell mit 800-V-Anschluss in einem Pkw in Serie ist.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Derchinesische Batterie(zellen)hersteller CATLstellte unter anderem seine MTV (Module to Vehicle genannten Module vor, die mit 305 Wh/l eine sehr hohe Energiedichte aufweisen.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
In Zukunftwill CATL auch eine Natrium-Eisen-Batterie auf den Markt bringen, die in der ersten Generation eine Energiedichte von 160 Wh/kg, in der zweiten Generation von 200 Wh/kg aufweisen soll, aber eine um 80 % höher Effizienz bei der Systemintegration aufweisen soll. Bei tiefen Temperaturen um -20 °C spezifiziert CATL die Natrium-Eisen-Batterie mit einer um 90 % höheren Entladungs-Performance, und binnen 15 Minuten soll ein Schnellladen auf über 80 % möglich sein (jeweils im Vergleich zu LFP).Was weitere chinesische Hersteller auf der IAA zeigten.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
CATL stellte sogar ein Batterie-Tauschsystem vor, bei dem der „Battery Swap“ binnen fünf Minuten erledigt sein soll – eine alte Idee taucht also mit neuen Parametern wieder auf.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Gerade in Lkws gibt es hohe Impulsbelastungen, die sich in Superkondensatoren gut in beide Richtungen abpuffern lassen.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Ein solcher einzelner Supercap liefert für 2 s eine Leistung von 20 kW oder nimmt diese Leistung auf. Damit lässt sich die Batterie schonen.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Zum Beispiel auf dem Lido in Venedig fahren bereits ausschließlich Elektrobusse im Linienbetrieb, die an den Endhaltestellen über einen Pantographen geladen werden. Siemens zeigte in Hannover erstmals seine Variante dieses Stromabnehmers.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Im Vorfeld groß angekündigt, aber auf der Messe nur in einem kleinen Modell sichtbar war das von Continental favorisierte Oberleitungs-Konzept für den Fernverkehr.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Daher standen die Ladestationen – vor allem die HPCs (High Power Charging) genannten Gleichstom-Hochleistungsladesäulen an sehr vielen Ständen, hier bei Siemens, denn der Markt braucht in sehr kurzer Zeit sehr viele neue DC-Schnelllader.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Um im Geschäft mitmischen zu können bringen sich auch die klassischen Mineralölkonzerne wie Aral oder Shell in Position.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Kreisel stellte mit Chimero eine Ladestation vor, die am CCS-Stecker bis zu 240 kW zur Verfügung stellt und über eine interne 115-kWh-Speicherbatterie verfügt. Das soll beim simultanen Multicharging genauso nützlich sein wie zum Kappen von Leistungsspitzen.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Der einzige Ort, an dem die Redaktion eine wirklich auf die Nutzfahrzeuge ausgerichtete Megawatt-Ladesäule entdeckte, war der Stand der NOW GmbH(Lesen Sie auch: Was NOW auf der Chargetec präsentierte). Allerdings liefert die Ladesäule selbst „nur“ bis zu 300 kW, aber immerhin…(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
…ist sie mit dem MCS-Ladestecker für das Megawatt Charging System ausgestattet, der auf Ladeleistungen von bis zu 3000 kW ausgelegt ist.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Als Reaktion auf diesen Beitrag erhielten wir von Siemens dieses Bild mit der Rückmeldung, dass am Stand von Daimler bereits eine Ladestation mit dem neuen Megawatt-Ladestecker zu sehen war.(Bild: Siemens)
Wasserstoff für Nutzfahrzeuge: keine Randerscheinung sondern Zukunftsmarkt
Immer dann, wenn lange Betriebszeiten in Kombination mit besonders hohen Leistungen gefragt sind, kommen die Batterien an ihre Grenzen, so dass eine Brennstoffzelle (Fuel Cell), die als Range-Extender arbeitet durchaus attraktiv sein kann. Entsprechend zahlreich waren daher auch die Lösungen mit großen Wasserstofftanks. Allerdings gab es auch ein paar Verbrennungsmotoren zu sehen, die ausschließlich Wasserstoff als Treibstoff nutzen.
Allerdings gab es auch ein paar Verbrennungsmotoren zu sehen, die ausschließlich Wasserstoff als Treibstoff nutzen, und auch beim Wasserstofftank selbst tut sich etwas. Bosch-Geschäftsführer Dr.-Ing. Markus Heyn verkündete auf der IAA Transportation seine Erwartung, dass „bis 2025 voraussichtlich mehr als 40.000“ Wasserstoff-Lkws mit Bosch-Technik auf den Straßen unterwegs sein werden, und „Ende der Dekade soll der Betrieb eines Brennstoffzellen-Trucks nicht mehr kosten als ein Diesel“.
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Vom Tank bis zum Antrieb: Wasserstofflösungen aller Art auf der IAA Transportation
Die Tatsache, dass selbst das amerikanische Unternehmen Cummins – quasi das absolute Urgestein im Bereich Nutzfahrzeug-Dieselmotoren für den nordamerikanischen Markt – jetzt an der prominentesten Stelle seines Standes eine Lösung für einen E-Antrieb mit Brennstoffzelle und Pufferbatterie ausstellte, zeigt, dass der Paradigmenwechsel hin zur Elektromobilität jetzt stattgefunden hat.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Auch Unternehmen wie Daimler Truck zeigten Wasserstofflösungen für den Schwerlast-Fernverkehr.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Newcomer Quantron aus der Nähe von Augsburg zeigte nicht nur diverse große E-Busse und E-Lkws mit Batterien als Energiequelle sondern auch Varianten mit Brennstoffzelle.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Dieses Beispiel zeigt, dass die Wasserstofftanks nicht immer zwischen den Rädern platziert sein müssen. Hier sitzen Sie direkt hinter der Fahrerkabine, und auf der Messe sind sogar die Anschlussleitungen durch ein Fenster sichtbar.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Iveco stellte nicht nur Elektrobusse …(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
…sondern auch einen wasserstoffbetriebenen Transporter aus, …(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
… dessen Technologie von Hyundai stammt. Vorn rechts sieht man schon, dass die Brennstoffzelle eine signifikante Kühlung benötigt.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Exakt zur Kühlung von Brennstoffzellen und größeren Batterien stellte Harry Husted, CTO von Borgwarner, auf der IAA Transportation einen Hochleistungslüfter vor, der eine Dauerleistung von 40 kW (60 kW spitze) aufweist.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Hier der 40-kW-Lüfter als Exponat. Zum Vergleich: ein Pkw-Kühlerlüfter hat meist einen Anschlusswert von bis zu 800 W (12 V/70 A).(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Während auffallend viele OEMs große Wasserstofftanks von Nproxx an ihren Exponaten verbaut hatten, die für einen Nenndruck von 700 bar ausgelegt sind und oft den Platz von zwei Lkw-Dieseltanks beanspruchen, zeigte der kanadische Hersteller Linamar einen Wasserstoff-Speicher, dessen Form und Dimension sich nach Kundenwunsch konfigurieren lässt.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Forvia kombinierte erstmals Lösungen von Hella und Faurecia auf einem Stand. Dieses Exponat ist ein Kältetank für flüssigen Wasserstoff (Liquid H2), der in Bezug auf das Volumen eine 80 % höhere Packungsdichte als die üblichen 700-bar-Tanks aufweist. Im Innern befindet sich dann 20 K (-253 °C) kalter Wasserstoff, der einen Druck von bis zu 20 bar haben darf. Der doppelte Stahltank mit Vakuumisolation kann in vollem Zustand bis zu 72 Stunden seinen Inhalt speichern bevor dann auf Grund von Überdruck Wasserstoff über ein Ventil abgegeben werden muss. Der Prototyp entstand in Kooperation mit Air Liquide, und 2027 soll SOP sein.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Zwischen den Hallen stand diese Wasserstoff-Tankstelle, die direkt aus einem Sattelschlepper-Auflieger gespeist wurde.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Der Verbrennungsmotor ist allerdings noch nicht ganz tot. Cummins zeigte einen ICE-Motor, der ausschließlich mit Wasserstoff betrieben wurde, …(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
…wobei Cummins nicht das einzige Unternehmen ist, das auf die Kombination aus Verbrenner und Wasserstoff setzt.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Wie sich China auf der IAA Transportation 2022 präsentierte
Diverse attraktive Exponate stammen von chinesischen Ausstellern, die teilweise mit ganz anderen Ansätzen an die Elektromobilität herangingen als die Europäer. Auf jeden Fall wurde durch die Präsenz und die Art des Auftritts der chinesischen Fahrzeughersteller klar, dass hier ein ernsthafter Wettbewerb mit den europäischen Herstellern entstehen wird.
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Die chinesischen Hersteller präsentierten sich in diesem Jahr mit einem großen Selbstverständnis in diversen Klassen. So zeigt Dongfeng vom Dreitonner (rechts mit 42-kWh-Batterie und 30/70-kW-Motor) über den 3,5-Tonner (2. von rechts) mit 42/100-kW-Motor und 67-kW-Batterie sowie den 4,25-Tonner (60/120 kW Motorleistung und 81 kWh Batterie) bis zum ganz links sichtbaren Lkw, der 7,5 bis 12 t auf die Waage drückt und 136 kW Leistung bringt, ein recht breites Spektrum. Da über die Batteriegröße nichts gesagt wurde handelt es sich beim Captain Nebula wohl um ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Auch SAIC Motors stellte ein Lkw-Chassis für die 7,5-Tonnen-Klasse vor, das…(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
…offensichtlich auf Basis eines Verbrennerfahrzeugs im Austauschverfahren entwickelt wurde.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Für viele Besucher war der ausgesprochen große, rein elektrisch angetriebene SUV von Maxus ein Hingucker.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Nur in diesem Super-Breitwand-Format wird deutlich, wie offensiv der chinesische Hersteller BYD seine rein elektrischen Busse und (schweren) Verteiler-Lkw präsentiert.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
IAA 2022 zeigt: Klein(st)-Nutzfahrzeuge sind im Kommen
Eine Fülle von Klein- und Kleinst-Nutzfahrzeugen konnten die Besucher auf der Messe bestaunen, wobei der Produktionsstart zahlreicher Modelle in diesem Kalenderjahr liegt.
Dass die Brennstoffzelle nicht nur für den Schwerverkehr geeignet ist, unterstreicht Renault mit seiner Hyvia genannten Serie.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Ford stellte auf weit über 50 % seines Stands den E-Transit in den Mittelpunkt. Der Konzern bewirbt das Fahrzeug auf dem Weg vom Messebahnhof zur den Ausstellungshallen als „Game Changer“.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Wenn die E-Transporter so beworben werden, dann kann es sich nicht mehr nur um Prototypen handeln.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Volkswagen stellte den vollelektrischen ID Buzz ganz in den Fokus seines Messestands, aber nicht nur dort…(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
…war der neue Kleinbus zu sehen.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Dieser Kleinsttransporter trägt 1000 kg Nutzlast, fährt maximal 60 bzw. 80 km/h schnell und kommt bis zu 150 km weit. Ähnliche Exponate gab es an vielen Messeständen.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Ohne Worte, aber definitiv ein rein elektrisch betriebener Kleinsttransporter.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Das Spektrum in Hannover reichte bis zu transporttechnisch aufgerüsteten Lastenfahrrädern, bei denen mit reiner Muskelkraft wohl nur noch sehr wenig vorwärts ginge.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Autonom fahrende Nutzfahrzeuge auf der IAA 2022
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Der Mangel an Lkw- und Busfahrern prägt die Branche, so dass mehrere Firmen auf der IAA Transportation 2022 ihre autonom fahrenden Lösungen präsentierten. Der „Business Case“ für autonom fahrende Nutzfahrzeuge existiert, und auch wenn das Fahrzeug durch die Level-4-Funktion um einen fünfstelligen Betrag teurer wird, kann sich die Investition oft ziemlich schnell amortisieren.
Diese Zugmaschine für den Fernverkehr wird zwar mit Erdgas betrieben, aber sie entlastet den Fahrer sehr, weil sie unter anderem die Spur mit einer Genauigkeit von wenigen Zentimetern einhält, so dass der Fahrer während der Fahrt Büroarbeiten erledigen oder TV schauen darf. Die Sensoren erfassen Objekte in 300 m Entfernung genauso wie 10 cm vor dem Fahrzeug – und zwar praktisch mit 360-Grad-Rundumsicht.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Dieser Bus ist bereits autonom (mit Sicherheitsfahrer) in den USA sowie in Europa unterwegs. In der norwegischen Stadt Stavanger (das Zentrum der Ölförderung des Landes!) tut er im Linienbetrieb mit einer Reichweite von 300 km seinen Dienst. Die Fahrzeugelektrik (Batterie, Inverter, Motor) stammen von BMW, der elektronische „Fahrer“ von Adastec.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Derartige autonom fahrende Kleinbusse (People Mover) lassen sich physikalisch zu einer Art autonomen Straßen-Trambahn verbinden.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Ein autonomer Transporter kann ein ganz anderes Design als herkömmliche Fahrzeuge haben, aber…(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
… ohne Fahrer ist eben eine Kommandozentrale als Fallback-Ebene erforderlich.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Der vollautonome Müllsammler.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Grundlage für das autonome oder automatisierte Fahren sind entsprechende Sensoren und Algorithmen. Hier hat sich die Intel-Tochter Mobileye einen Namen gemacht, und sie will sich auch im Nutzfahrzeugbereich etablieren.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Wohl nur die wenigsten Besucher haben auf der Messe das Startup Adasky entdeckt, das diesen hochkompakten Infrarot-Sensor vorstellte, der im Rahmen der Sensorfusion einen wesentlichen Beitrag leisten kann, weil er gerade bei sehr schlechten Sichtverhältnissen (Nacht etc.) noch weit nach vorn schauen kann.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Ebenfalls ein Startup ist das israelische Unternehmen Upstream, das sich auf den Bereich Cybersecurity für Nutzfahrzeuge und Pkws spezialisiert hat.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Was der Redaktion sonst noch auf der IAA Transportation vor die Linse kam, das sehen Sie hier.
Magna stattete dieses für Flughafenfeuerwehren konzipierte Löschfahrzeug mit 100 % elektrischen Antrieb aus. Aus Redundanzgründen sind darin zwei Hochvoltsysteme verbaut. Für die Wasserpumpe und als Range Extender ist allerdings noch ein Verbrennungsmotor eingebaut.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Die heimliche Attraktion am Magna-Stand war jedoch die Heckklappe des ID Buzz, die aus einem Thermoplast gefertigt ist. Sie ist leicht, stabil und kehrt unter Wärmeeinwirkung nach einer kleinen Kollision oft wieder in ihre ursprüngliche Form zurück. Und zur Freude der optischen Designer ermöglicht sie ganz andere Formen als Stahlblech.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
In den Hallen mit den Aufbauten gab es viele rein mechanische Lösungen zu sehen, aber auch zahlreiche rein elektrisch betriebene Hilfsaggregate. Die Branche scheint sich komplett auf den Elektrobetrieb umgestellt zu haben.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Die Türen von Lieferdienst-Fahrzeugen lassen sich jetzt bequem per NFC-Token oder Bluetooth öffnen und automatisch verschließen. Diese Produkte sind mittlerweile in Serie.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Die Dekra stellte jüngst fest, dass fast jeder fünfte Lkw-Fahrer in Zentraleuropa nicht angeschnallt ist. Mit diesem Simulator will die Berufsgenossenschaft zeigen, wie wichtig der Gurt ist: Ganz links mit einem Aufprallsimulator und rechts …(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
…mit einem Überschlagsimulator.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Ohne Worte(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Eaton stellte ein System vor, mit dem sich die Anschlussleistung ganzer Gebäudekomplexe, auf denen sich auch Ladestationen befinden können, managen lässt – eine Funktionalität, die in Zukunft für ein stabiles Stromnetz von zentraler Bedeutung ist.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Summa Sumarum: Die IAA Transportation 2022 zeigt, dass ein bisher völlig ungekannter Wind in der Nutzfahrzeug-Branche hin zu rein elektrisch angetriebenen Fahrzeugen bläst, die zunehmend höher automatisiert unterwegs sind; und die asiatischen Hersteller sorgen bestimmt dafür, dass dieser kräftige Wind anhält.(Bild: Alfred Vollmer / Redaktion all-electronics.de)
Der Autor: Alfred Vollmer
(Bild: Hüthig)
Alfred Vollmer interessiert sich nicht nur für Technik per se in vielen Facetten und Einzelheiten sondern auch dafür, wie sich diese Technik im wirtschaftlich-gesellschaftlichen Rahmen sinnvoll anwenden, umsetzen und nutzen lässt. Der Dipl.-Ing. hat bereits während des Studiums der Elektrotechnik sein Faible fürs Schreiben entdeckt und ist mit über 30 Jahren Branchenerfahrung ein bestens vernetztes Urgestein der europäischen (Automobil-)Elektronik-Fachpresse. Er fragt gerne detailliert nach und lässt dabei auch die ökologischen Aspekte nicht aus. Mit vielen seiner (Elektrotechnik-)Prognosen lag er richtig, aber manchmal sorgten auch sehr spezifische Marktmechanismen dafür, dass es ganz anders kam…