
Schock in Oberösterreich. Panasonic macht sein Werk in Enns dicht, 140 Jobs sind in Gefahr – ein weiteres Kapitel im Niedergang der europäischen Elektronikindustrie. (Bild: arliftatoz2205 @ AdobeStock)
Die geplante Schließung des Panasonic-Werks in Enns, Oberösterreich, bis Ende Dezember 2025 markiert einen bedeutenden Einschnitt für die regionale Elektronikindustrie. Rund 140 Mitarbeiter sind von dieser Entscheidung betroffen. Der Hauptgrund für die Schließung ist der drastische Rückgang des europäischen Marktanteils in der Produktion von Leiterplattenmaterial. Während Europa noch vor 20 Jahren etwa 20 % des Weltmarktes abdeckte, sind es heute nur noch 2 %.
Ursachen für die Werksschließung
Panasonic begründet die Schließung mit den veränderten Marktbedingungen und dem internationalen Wettbewerbsdruck. Der massive Rückgang ist primär auf die Verlagerung der Produktion nach Asien zurückzuführen. Länder wie China, Taiwan und Südkorea dominieren inzwischen den Markt für Leiterplattenmaterial, da dort die Herstellungskosten für Löhne, Energie und Rohstoffe deutlich niedriger sind. Zudem profitieren asiatische Unternehmen von Skaleneffekten, die ihnen eine wesentlich effizientere und günstigere Produktion ermöglichen.
Ein weiterer Faktor ist die sinkende Wettbewerbsfähigkeit europäischer Werke. Während asiatische Produzenten durch ihre Größe und optimierte Lieferketten oft effizienter arbeiten, kämpfen europäische Unternehmen mit steigenden Energiekosten, strengeren Umweltauflagen und höheren Löhnen. Auch Panasonic blieb davon nicht verschont. Nach eigenen Angaben sei in das Werk in Enns seit längerem nicht mehr investiert worden, sodass die Schließung letztlich unvermeidlich war.
Auswirkungen auf Mitarbeiter und Region
Die Schließung des Werks trifft nicht nur die 140 Mitarbeiter, sondern auch die gesamte Region. Panasonic hat angekündigt, gemeinsam mit dem Betriebsrat an sozialverträglichen Lösungen zu arbeiten. Dazu gehören:
- Abfindungen und Sozialpläne für betroffene Mitarbeiter
- Umschulungs- und Weiterbildungsprogramme
- Unterstützung bei der Arbeitssuche durch Kooperationen mit anderen Unternehmen in der Region
Ob das Werk nach der Schließung verkauft oder einer anderen Nutzung zugeführt wird, ist derzeit noch offen. Die Entscheidung könnte maßgeblich von potenziellen Investoren abhängen.
Ein Zeichen für den Wandel der Branche
Die Elektronikbranche befindet sich im Umbruch. Die Abwanderung der Produktion nach Asien hat nicht nur Panasonic getroffen. Auch andere europäische Hersteller stehen vor großen Herausforderungen. Petra Preining, Finanzvorständin des steirischen Leiterplattenherstellers AT&S, brachte es kürzlich gegenüber dem ORF auf den Punkt: „Der extreme Preisdruck ist in der Branche allgegenwärtig.“
Dieser Druck hat dazu geführt, dass von den ehemals über 500 Leiterplattenherstellern in Europa nur noch knapp 190 übrig geblieben sind. Wer am Markt bestehen will, muss entweder hochspezialisierte Nischenprodukte anbieten oder über außergewöhnlich effiziente Produktionsverfahren verfügen.
Zukunftsperspektiven für die Region
Mit der Werksschließung verliert Enns einen wichtigen Arbeitgeber, doch die Region hat durchaus Potenzial für neue wirtschaftliche Entwicklungen. Mögliche Strategien zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen könnten sein:
- Ansiedlung neuer Industrie- und Technologieunternehmen
- Förderung von Start-ups im Bereich Elektronik und Automatisierung
- Investitionen in Weiterbildung und Umschulung von Fachkräften
Wirtschaft, Politik und Bildungsinstitutionen müssen nun gemeinsam daran arbeiten, den Strukturwandel erfolgreich zu gestalten. Denn eines ist klar: Der globale Elektronikmarkt verändert sich rapide – und Europa muss darauf eine nachhaltige Antwort finden.
Der Autor: Dr. Martin Large

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.