Was macht eigentlich... Marius Heller als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer FFB? Hier erzählt er, wo er seine Ausbildung begonnen hat, was zu seinen Aufgaben gehört und was er seinem jüngeren Ich empfehlen würde.
Ein Blick hinter die Kulissen der Batterieproduktion: Ein Wissenschaftler der Fraunhofer FFB erzählt, wie Technologien für die E-Mobilität entstehen, welche Highlights der Job mit sich bringt und welchen Rat er dem Nachwuchs gibt.
Anzeige
Elektronik ist das Herzstück vieler Innovationen, die unser Leben prägen – von nachhaltiger Mobilität bis hin zu smarter Technologie. Aber wie sieht der Arbeitsalltag hinter den Kulissen aus? In diesem Interview geben wir Einblicke in den Job eines wissenschaftlichen Mitarbeiters an der Fraunhofer-Einrichtung für Batteriezellen-Forschung (FFB) in Münster. Hier trifft Wissenschaft auf Praxis, wenn es darum geht, Lösungen für die Zukunft der Batterieproduktion zu entwickeln. Erfahren Sie von Marius Heller, welche Aufgaben und Highlights dieser Beruf mit sich bringt und warum er gerade für technikbegeisterte Nachwuchskräfte eine faszinierende Perspektive bietet.
Herr Heller, welche Position haben Sie bei Fraunhofer?
Der Job bringt eine steile Lernkurve mit sich, gepaart mit viel Verantwortung und interdisziplinären Fragestellungen. Aus wissenschaftlicher Perspektive geht es darum, Probleme zu erkennen, sie systematisch zu analysieren und daraus anwendungsnahe Lösungen oder Methoden zu entwickeln. Ziel ist es, einen innovativen Beitrag für die Wirtschaft zu schaffen und Mehrwert durch praxisnahe Forschung zu generieren.
Anzeige
Was macht eigentlich ein...? – Jobs in der Elektronik
(Bild: golubovy @ AdobeStock)
Kaum ein Industriezweig bietet so viele verschiedene Karrieremöglichkeiten wie die Elektronikbranche. Ob Programmierer in der Automatisierung, Entwickler für Elektronik-Systeme, Chip-Designer oder vielleicht doch lieber technischer Redakteur in Marketing und PR – die Auswahl an Jobs in der Elektronik ist riesig. Wir haben mit Entwicklern und Elektrotechnikern gesprochen:
Unsere Institution wurde 2020 ins Leben gerufen, und ich hatte die Chance, den Aufbau von Beginn an zu begleiten. Dabei konnte ich meinen Beitrag leisten, eine neue Fraunhofer-Einrichtung aufzubauen und das Themenfeld der Batterieproduktion für den Standort Deutschland zugänglich zu machen. Die Aufgaben sind sehr vielseitig:
Projektmanagement: Das Leiten von R&D-Teams im internationalen Umfeld zur erfolgreichen Umsetzung von Großprojekten.
Planung und Beschaffung: Anforderungsmanagement für den Aufbau der Fabrikinfrastruktur und insbesondere Beschaffung von Maschinen zur hochautomatisierten Fertigung der Batteriezellen.
Forschung und Entwicklung: Neue Forschungs- und Entwicklungsprojekte initiieren und durchführen, wobei Teildisziplinen Maschinenentwicklung, Prozessoptimierung und Experimentelle Untersuchungen sind.
Bildung: Betreuung und Ausbildung von Praktikanten, studentischen Hilfskräften und Abschlussarbeiten (Bachelor und Master).
Wissenstransfer: Schreiben von wissenschaftlichen Publikationen und die Übertragung von Wissen und Technologien in die Industrie
Anzeige
Alles geschieht dabei im Kontext der Innovation – also Dinge nicht wie gehabt durchzuführen, sondern bestenfalls bestehende Prozesse zu optimieren und neue Wege zu gehen.
Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag aus?
Zum Glück gibt es keinen „typischen“ Arbeitsalltag. Allerdings ist ein Muster erkennbar: In den Früh- und Abendstunden finden meist Fokusphasen statt, während der Vormittag und Nachmittag von vielen Abstimmungen und Workshops geprägt sind. Der Arbeitsort ist dabei ebenfalls variabel: Er kann in der Fabrik, im Büro, im Home-Office oder an anderen nationalen Orten sein – darüber hinaus auch international, bei Partnern oder auf Konferenzen.
Welche Highlights bringt der Job mit sich?
Anzeige
Die Fraunhofer-Gesellschaft, und damit auch die Fraunhofer FFB, bietet die Möglichkeit, das eigene Wissen im Rahmen einer Promotion zu vertiefen und in einer bestimmten Fachdisziplin zur Expertin oder zum Experten zu werden. Ich kooperiere hierfür mit der RWTH Aachen, um meine wissenschaftlichen Erkenntnisse aus den Forschungs- und Entwicklungsprojekten in meine Dissertation einfließen zu lassen. Darüber hinaus gibt es bei der Fraunhofer-Gesellschaft weitere Anreize, das erlangte Wissen oder die entwickelten Technologien zu verwerten und beispielsweise in die freie Wirtschaft zu transferieren. So besteht die Möglichkeit, Schutzrechte anzumelden, um die eigenen Ideen in eine Ausgründung oder im Rahmen eines Lizenzmodells zu verwerten, wo man als Erfinder auch entsprechend von partizipiert. In diesem Zusammenhang erhalte ich neben finanzieller Unterstützung auch intensive Beratungen und Coachings, um ein Spin-Off zu gründen. Gegenstand der Gründungsidee ist das Dissertationsthema – so spielt alles zusammen.
Die Batteriezellfertigung von morgen
(Bild: Fraunhofer FFB)
Marius Heller ist Teil des Projektteams von DryCell Automation. Die Ausgründung des Fraunhofer FFB entwickelt modulare, hochautomatisierte Transporteinheiten und kontaminationsfreie Schleusentechnologien für einen flexiblen Materialfluss in der Batteriezellfertigung. Der Betrieb von großen Rein- und Trockenräumen entlang der Batteriezellfertigung ist sehr energieintensiv. Daher geht der Trend dahin, die Reinraumgröße auf die Anlage selbst zu beschränken. DryCell Automation stellt hierfür eine integrierte Materialflusslösung bereit, die einen qualitativ hochwertigen Produktionsprozess in Anlageneinhausungen ermöglicht und damit das zu behandelnde Luftvolumen erheblich reduziert. Die Betriebskosten für Trocken- und Reinräume lassen sich so um bis zu 55 % senken. Die luftgesteuerten Transporteinheiten und die zugehörigen roboterbasierten Maschinenmodule von DryCell Automation ermöglichen den Transport und die Lagerung hochempfindlicher Produkte zwischen den mikroklimatisierten Anlagen. Damit sind sie ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit, auch im Hinblick auf zukünftige Zellchemien.
Was haben Sie studiert bzw. welche Qualifikationen haben Sie und wieso haben Sie sich dafür entschieden?
Ich habe die Berufsausbildung Industriemechaniker im Bereich der industriellen Antriebstechnik abgeschlossen. Ich war hier vor allem im Bereich der erneuerbaren Energien, der Montage von Windturbinen, tätig. Anschließend habe ich Maschinenbau an der RWTH Aachen studiert, mit den Schwerpunkten Energietechnik und Automatisierungstechnik. Nachdem ich als Ingenieur in der freien Wirtschaft gearbeitet hatte, habe ich mich dazu entschieden, eine Promotion zu beginnen. Einen großen Anteil an dieser Entscheidung hatte sicherlich meine Wissbegierde.
Anzeige
Was ist das Thema Ihrer Dissertation?
Ich gestale eine Methode für die Fertigung in Mini-Environments am Anwendungsbeispiel der Batteriezellproduktion. Hier geht es um das effiziente Zusammenspiel von sehr trockener Atmosphäre und hochautomatisierter Produktion. Konkret arbeite ich daran, die derzeit üblichen großen und kostenintensiven Rein- und Trockenräume durch lokal begrenzte Produkt- und Maschineneinhausungen zu ergänzen oder sogar zu ersetzen. Hiermit möchte ich meinen Beitrag leisten, die Batteriezellfertigung von morgen neu zu gestalten und für die Fabriken erheblich zu optimieren hinsichtlich Investitions- und vor allem Energiekosten. Dies führt nicht nur zu signifikanten ökonomischen Einsparungen, sondern reduziert auch den CO2-Ausstoß der Fertigung.
Kritisches Denken und Kreativität bilden die Grundlage, um problembasiert neue Ideen zu entwickeln. Diese Fähigkeiten werden ergänzt durch Innovationskraft, Teamfähigkeit und Eigenverantwortung, um die Ideen in die Praxis umzusetzen.
Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit und der Austausch mit Kollegen und anderen Fachleuten in Ihrem Arbeitsumfeld?
Zusammenarbeit und Austausch fördern unter anderem einen Perspektivwechsel, denn Wissenschaft lebt vom Austausch und von unterschiedlichen Blickwinkeln. Dies spiegelt sich dann auch in der Qualität der Ergebnisse wider. Besonders durch den fachübergreifenden Austausch können Synergien geknüpft werden, denn heutige Systeme und Technologien sind in der Regel sehr komplex. Durch den bewussten Austausch in interdisziplinären Teams stärkt man das gemeinsame Verständnis heutiger Herausforderungen.
Wie trägt Elektronik-Entwicklung Ihrer Meinung nach zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen bei?
Die Elektronik-Entwicklung ist eine zentrale Komponente unseres Alltags und treibt viele Innovationen voran, die gesellschaftliche Herausforderungen lösen können. Sie ermöglicht effizientere Energienutzung, nachhaltige Mobilität und smarte Technologien, die das Leben erleichtern. Durch ihre wirtschaftliche Bedeutung und ihren Beitrag zu globalen Lösungen wie der Energiewende hat sie einen äußerst positiven Einfluss auf die Gesellschaft und ihre Zukunft.
Welchen Rat würden Sie Nachwuchskräften in Ihrem Bereich geben?
Mein Rat an Nachwuchskräfte lautet: Neugier und Offenheit für Neues sowie der Mut, über den Tellerrand zu blicken, schaffen ideale Voraussetzungen. Wer mit Freude und Begeisterung arbeitet, meistert Herausforderungen leichter, bleibt motiviert und inspiriert – und kann so sein volles Potenzial entfalten.
Welchen Rat würden Sie Ihrem jüngeren Ich geben, was sollte es anders machen oder was wieder genauso?
Starte mit einer Berufsausbildung: Eine berufliche Ausbildung bietet eine hervorragende Grundlage, um die Praxis und die Abläufe in einem bestimmten Berufsfeld von Grund auf zu verstehen. Im Rahmen meiner Ausbildung habe ich bereits gelernt, wie wichtig es ist, theoretisches Wissen mit praktischen Erfahrungen zu kombinieren. Die Vorteile sind vielfältig, sei es von Soft Skills oder ein besseres Verständnis für Prozesse und Zusammenhänge, die später in einer akademischen Laufbahn oft als selbstverständlich vorausgesetzt werden. Durch meine Ausbildung konnte ich zudem mein Verständnis für technische und betriebliche Zusammenhänge schärfen, was mir sowohl im Studium als auch im späteren Berufsleben sehr geholfen hat. Dieser Praxisbezug ist ein Vorteil, den ich nicht missen möchte.
Der Autor: Dr. Martin Large
(Bild: Hüthig)
Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.