Wartungstechniker im Reinraum einer Halbleiterfertigung

Wie sieht der Job eines Wartungstechnikers in der Halbleiterei aus? Wie ist der entsprechende Werdegang? Antworten gibt Sven Mager von GlobalFoundries im Interview. (Bild: GlobalFoundries)

Sven Mager als Wartungstechniker bei GlobalFoundries in Aktion in seinem Arbeitsplatz, dem Reinraum.
Sven Mager als Wartungstechniker bei GlobalFoundries in Aktion in seinem Arbeitsplatz, dem Reinraum. (Bild: GlobalFoundries)

In der schnelllebigen Welt der Halbleiterfertigung spielt ein erfahrener Wartungstechniker eine entscheidende Rolle. Wir sprachen mit Sven Mager, Principal Maintenance Technician bei GlobalFoundries , der nach der Insolvenz von Qimonda bei GlobalFoundries einen Neuanfang wagte. Vom Techniker hat er sich bis zum Team Lead Shift hochgearbeitet. In unserem Gespräch verrät er, was seinen Job ausmacht, welche Herausforderungen und Aufgaben damit verbunden sind und wie wichtig Weiterbildung in diesem Bereich ist. Er gibt uns dabei einen Einblick in seinen Arbeitsalltag, seine Motivation und seine Sicht auf die Zukunft der Elektronik.

Welche Position haben Sie im Unternehmen und wie kam es dazu?

Sven Mager: Ich bin als Principal Maintenance Technician tätig. Nach der Insolvenz von Qimonda 2009 habe ich bei GlobalFoundries als Techniker begonnen und mich dort vom Techniker über den Senior Techniker bis hin zum Principal Techniker und Team Lead Shift, also Teamleiter, weiterentwickelt.

Welche Tätigkeiten und Aufgaben umfasst diese Position?

Zu meinen Hauptaufgaben gehören die komplexe Fehlersuche und -behebung an unseren High-Tech-Fertigungsanlagen, die Durchführung vorbeugender Wartungsmaßnahmen sowie die vollständige Dokumentation von Reparatur-, Wartungs- und Losbearbeitungszuständen. Außerdem gehört die Kommunikation mit Fremdfirmen und Lieferanten zu meinem Arbeitsalltag. Dabei bezeichne ich den Job als Wartungstechniker in der Halbleiterindustrie gerne als das ‚Who is Who‘ der Mechatronik. Er hat so ziemlich alles zu bieten, von der Arbeit mit modernster Roboter-, Netzwerk- und Computertechnik, über Hochvakuum, bis hin zur Lasertechnik.

Was macht eigentlich ein...? – Jobs in der Elektronik

Elektronik Entwickler Karriere
(Bild: golubovy @ AdobeStock)

Kaum ein Industriezweig bietet so viele verschiedene Karrieremöglichkeiten wie die Elektronikbranche. Ob Programmierer in der Automatisierung, Entwickler für Elektronik-Systeme, Chip-Designer oder vielleicht doch lieber technischer Redakteur in Marketing und PR – die Auswahl an Jobs in der Elektronik ist riesig. Wir haben mit Entwicklern und Elektrotechnikern gesprochen:

Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie aus?

Mein Arbeitstag beginnt mit der Schichtübergabe, gefolgt von Meetings zur Prioritätenfestlegung und Arbeitseinteilung. Danach starte ich mit der Arbeit an den Anlagen, inklusive der erforderlichen Dokumentation. Der Tag endet dann so, wie er begonnen hat, mit einer weiteren Schichtübergabe.

Warum ist es gerade in der Halbleiterei etwas Besonderes, Mechatroniker zu sein?

Man arbeitet in einer Branche, wo es im technischen Bereich nahezu alles gibt: Angefangen vom hochpräzisen Waferhandling, über verschiedene Robotersysteme bis hin zum Laser, Plasma Hochvakuum, Ätzen usw. ist nahezu alles vorhanden. Selbstverständlich wird das ganze durch alle möglichen klassischen Systeme abgerundet. Wie zum Beispiel Wasserkühlung über Wärmetauscher, Gasflusssysteme mit hochpräzisen MFCs (mass flow controllern), elektropneumatische Steuerungen bis hin zum Säurebad. Ehrlicherweise muss man aber sagen, dass man nicht in allen Bereichen gleichzeitig arbeitet, sondern sich für bestimmte Anlagen spezialisiert. Diese Spezialisierung erfolgt oft durch Trainings beim Anlagenhersteller. Da kann es bei GlobalFoundries schnell mal passieren, dass man als Wartungstechniker zu einem Training nach Amerika oder Asien entsendet wird.

Welche Herausforderungen bringen die Chemikalien und Gefahrstoffe mit sich?

Hier ist besondere Sorgfalt geboten. Daher ist es hier oberstes Gebot, sich an Vorschriften und Sicherheitsbestimmungen zu halten. Es gibt beispielsweise Anlagen, die unter bestimmten Umständen nur unter Atemschutz geöffnet werden dürfen. Andere Maschinen brauchen wiederum lange Spülprozesse, um gefährdende Gase oder Säuren zu neutralisieren, bis eine Öffnung möglich ist. Die persönliche Schutzausrüstung spielt hier auch eine wichtige Rolle. Für Techniker in der Nasschemie ist das Tragen von säurefesten Handschuhen, Schutzbrille und Face Shield zum Beispiel ein absolutes Muss.

Welche Ausbildung und welche Qualifikationen haben Sie, und was hat Sie dazu bewogen?

Ursprünglich bin ich als Quereinsteiger im Jahr 2000 in der Halbleiterei als Operator gestartet. Dort habe ich meine Liebe zur Instandhaltung und zur Branche entdeckt, sodass ich eine Weiterbildung zum Mechatroniker und schließlich zum Elektrotechnikmeister absolviert habe. Die Meisterausbildung habe ich in Niedersachsen in Vollzeit absolviert, was in etwa ein Jahr dauert. Die Meisterprüfung habe ich dann bei der IHK Hannover abgelegt.

Welche Eigenschaften sind Ihrer Meinung nach für Ihren Beruf wichtig?

Wichtig sind technisches Verständnis, die Liebe zum Schrauben und Basteln sowie ein Interesse an Computern und Software. Interessierte sollten auch teamfähig sein inklusive zwischenmenschlichen und kommunikativen Fähigkeiten. Nicht zu vergessen sind gute Englischkenntnisse und die Bereitschaft, im Schichtsystem zu arbeiten. Das ist nicht für jeden etwas.

Kurz Profil: Wartungstechniker

Wartungstechniker:innen sind für die regelmäßige Wartung und Inspektion von technischen Geräten und Systemen, Maschinen und Anlagen verantwortlich. Ihr Ziel ist es, dass diese möglichst zuverlässig und effizient arbeiten. So stellen sie sicher, dass Produktions- und Liefertermine eingehalten werden.

Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit Kollegen und anderen Fachleuten in Ihrem Arbeitsumfeld?

Die Zusammenarbeit ist extrem wichtig, da die Anlagen und Maschinen so komplex sind, dass viele Probleme nur gemeinsam mit Ingenieuren, Technikern und Mitarbeitern der Herstellerfirmen gelöst werden können.

Wie gut hat Ihre Ausbildung Sie auf das Berufsleben vorbereitet?

Die Weiterbildung zum Elektrotechnikmeister und Mechatroniker war sehr sinnvoll für das Verständnis und die Grundlagen. Die Ausbildung ist zum Beispiel wichtig für den Umgang und das Troubleshooting an elektrischen, elektronischen oder auch pneumatischen Baugruppen an den Anlagen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Sicherheit. Man arbeitet oftmals an Maschinen, die unter Strom und Spannung stehen. Als Mechatroniker oder Meister/Techniker ist man ausgebildete Elektrofachkraft und weiß daher genau „was man da gerade macht“. Jedoch ist das Lernen vor Ort und "Learning by Doing" ebenso wichtig – ich würde sagen, das Verhältnis ist 50/50.

Welche Technologien oder Trends in der Elektronik begeistern Sie derzeit am meisten?

Mich begeistern vor allem KI und Vollautomatisierung im Rahmen der Industrie 4.0, was bei GlobalFoundries vehement vorangetrieben wird. So läuft unsere Produktion nahezu komplett vollautomatisiert und selbstständig ab. Händisches Eingreifen gibt es nur noch bei technischen Störungen. In den riesigen Reinräumen trifft man zu manchen Zeiten nahezu keinen Menschen mehr. Selbst die Qualifizierung der Tools ist automatisiert und wird von unseren KI-Systemen selbständig ausgewertet. Als Techniker ist man da insofern betroffen, dass die KI beispielsweise die Anlage, wegen einer Abweichung der festgelegten Spezifikationen, selbstständig aus der Produktion nimmt und dem Wartungstechniker mitteilt, dass hier Instandhaltungsmaßnahmen nötig sind.

Karriere in der Elektronik: Welche Möglichkeiten es gibt und was sich verdienen lässt

Frau sitzt vor einem Monitor und schaut ein Leiterplatten-Layout. Ein Mann schaut mit ihr zusammen auf den Bildschirm

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Wie trägt die Elektronik-Entwicklung zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen bei?

Die Elektronik-Entwicklung kann den Fachkräftemangel durch den Einsatz von KI adressieren, das Gesundheitssystem entlasten, etwa durch Wearables und in Bereichen wie Bildung, Mobilität und Energiemanagement unterstützen.

Welche Highlights bringt der Job mit sich?

Besonders gefällt mir die Vielfalt in meinem Arbeitsalltag, die sowohl durch enge Zusammenarbeit mit Ingenieuren und Lieferanten, als auch durch viel selbstständiges Arbeiten geprägt ist. Aber auch die Kommunikation mit Fremdfirmen und Kollegen, die ständige Möglichkeit, Neues zu lernen, sowie gute Arbeitsbedingungen und Bezahlung.

Welchen Rat würden Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben?

Der Job des Elektrotechnikmeisters beziehungsweise Mechatroniker ist definitiv ein Job mit Zukunft. In unserer Region schließe ich so etwas wie Arbeitslosigkeit mit so einem Profil nahezu aus.

Der Autor: Dr. Martin Large

Martin Large
(Bild: Hüthig)

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.

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